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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Benehmen. Fähigkeiten. Fortpflanzung. Nutzen. Jagd. Fang.
häufig unterliegen; dennoch sieht man sie diese Geschwüre sich mit den Nägeln wüthend aufreißen, ohne
daß sie dabei irgend ein Zeichen des Schmerzes äußerten.

Ueber die Fortpflauzungszeit des einsamen Coati scheint bis jetzt noch Nichts bekannt zu sein.
Das Weibchen des geselligen wirft, wie Reugger angiebt, im Oktober d. h. im südamerikanischen
Frühling, drei bis fünf Junge in eine Baum- oder Erdhöhle, einen mit dichtem Gestrüpp bewachsenen
Graben oder in einen andern Schlupfwinkel. Hier hält es die Brut so lange versteckt, bis sie ihm
auf allen seinen Streifereien folgen kann. Dazu bedarf es nicht viel Zeit; denn man trifft öfters ganz
junge Thiere, welche kaum ihre Schneidezähne erhalten haben, unter den Trupps der älteren an. --
Die Begattung geschieht, wie ich an gefangenen beobachtete, wie bei den Hunden oder den Pavianen.
Letzteren ähneln die Nasenbären besonders darin, daß sie sehr oft Begattungsversuche machen, ohne daß
es ihnen wirklich Ernst wäre. Das Weibchen läßt sich auch, wenn es das Männchen mit sich herum-
schleppt, in seinen Geschäften nicht stören; es versucht letzteres höchstens ab und zu beißend abzuwehren;
doch auch ihm scheint es damit nicht Ernst zu sein.

Nur die wilden Jndianer benutzen Fell und Fleisch der Rüsselbären und jagen ihnen deshalb
eifrig nach. Aus den Fellen verfertigen sie kleine Beutel; das Fleisch, zumal das von jüngeren Thieren
stammende, halten sie für einen Leckerbissen; auch europäische Gaumen finden es, wenn es ordentlich
zubereitet wurde, wohlschmeckend. Die weißen Bewohner Südamerikas und Mejikos jagen die Coatis
blos des Vergnügens wegen. Man durchstreift mit einer Meute guter Hunde die Waldungen und
läßt durch diese eine Bande aufsuchen. Beim Anblick der Hunde flüchten die Rüsselbären unter
Geschrei auf die nächsten Bäume, werden dort verbellt und können nun leicht herabgeschossen werden.
Doch verlangen sie einen guten Schuß, wenn man sie wirklich in seine Gewalt bekommen will; denn
die verwundeten legen sich in eine Gabel der Aeste nieder und müssen dann mühselig herabgeholt
werden. Zuweilen springen verfolgte Coatis wieder auf den Boden herab und suchen laufend zu
entfliehen oder einen andern Baum zu gewinnen; dann aber werden sie von den Hunden leicht ein-
geholt und trotz alles Widerstandes getödtet. Ein einzelner Hund freilich vermag gegen einen Rüssel-
bären nicht viel auszurichten. Zumal der Einsiedler weiß sich seiner scharfen Zähne gut zu bedienen.
Er dreht sich, wenn ihm der Hund nahe kommt, muthig gegen seinen Feind, schreit wüthend und beißt
furchtbar um sich. Jedenfalls verkauft er seine Haut theuer genug; manchmal macht er fünf bis sechs
Hunde kampfunfähig, ehe er der Uebermacht erliegt.

Jn allen Ländern des Verbreitungskreises unserer Thiere hält man sie häufig gefangen. Saus-
sure
sagt, daß sie unter allen Vierfüßlern einer gewissen Größe diejenigen sind, deren man am
leichtesten habhaft werden kann. Bei den Jndianern sind gefangene eine ganz gewöhnliche Erscheinung.
Auch nach Europa werden sie sehr häufig gebracht. Es kostet nicht viel Mühe, die Rüsselbären, auch
wenn sie noch sehr jung sind, aufzuziehen. Mit Milch und Früchten lassen sie sich leicht ernähren;
später reicht man ihnen Fleisch, welches sie ebenso gern gekocht, als roh verzehren. Das Rindfleisch
scheinen sie allen anderen Fleischarten vorzuziehen. Aus großem Geflügel und kleinen Säugethieren
machen sie sich Nichts, obwohl sie auch diese Nahrung nicht verschmähen. Sie sind durchaus nicht
fleischgierig, sondern gern mit Pflanzennahrung zufrieden. Ganz gegen die Art anderer Raubthiere
versuchen sie niemals, dem Hausgeflügel nachzustellen, und beweisen damit, daß sie sich im freien Zu-
stande mehr von Pflanzennahrung und Kerbthieren, als von dem Fleisch der Wirbelthiere ernähren.
An Wasser darf man die gezähmten nicht Mangel leiden lassen, sie nehmen dasselbe oft und in
Menge zu sich.

Der junge Nasenbär wird selten in einem Käfig gehalten. Gewöhnlich legt man ihm ein Leder-
halsband an und bindet ihn mit einem Riemen im Hof an einen Baum; bei anhaltendem Regenwetter
bringt man ihn unter Dach. Dabei hat man nicht zu befürchten, daß er den Riemen, welcher ihn
fesselt, zu zernagen sucht.

Den größten Theil des Tages über ist das Thier in unaufhörlicher Bewegung; nur die Mittags-
stunde bringt es schlafend zu, wie die Nacht. Wenn die Hitze groß ist, ruht es der Länge nach aus-

Benehmen. Fähigkeiten. Fortpflanzung. Nutzen. Jagd. Fang.
häufig unterliegen; dennoch ſieht man ſie dieſe Geſchwüre ſich mit den Nägeln wüthend aufreißen, ohne
daß ſie dabei irgend ein Zeichen des Schmerzes äußerten.

Ueber die Fortpflauzungszeit des einſamen Coati ſcheint bis jetzt noch Nichts bekannt zu ſein.
Das Weibchen des geſelligen wirft, wie Reugger angiebt, im Oktober d. h. im ſüdamerikaniſchen
Frühling, drei bis fünf Junge in eine Baum- oder Erdhöhle, einen mit dichtem Geſtrüpp bewachſenen
Graben oder in einen andern Schlupfwinkel. Hier hält es die Brut ſo lange verſteckt, bis ſie ihm
auf allen ſeinen Streifereien folgen kann. Dazu bedarf es nicht viel Zeit; denn man trifft öfters ganz
junge Thiere, welche kaum ihre Schneidezähne erhalten haben, unter den Trupps der älteren an. —
Die Begattung geſchieht, wie ich an gefangenen beobachtete, wie bei den Hunden oder den Pavianen.
Letzteren ähneln die Naſenbären beſonders darin, daß ſie ſehr oft Begattungsverſuche machen, ohne daß
es ihnen wirklich Ernſt wäre. Das Weibchen läßt ſich auch, wenn es das Männchen mit ſich herum-
ſchleppt, in ſeinen Geſchäften nicht ſtören; es verſucht letzteres höchſtens ab und zu beißend abzuwehren;
doch auch ihm ſcheint es damit nicht Ernſt zu ſein.

Nur die wilden Jndianer benutzen Fell und Fleiſch der Rüſſelbären und jagen ihnen deshalb
eifrig nach. Aus den Fellen verfertigen ſie kleine Beutel; das Fleiſch, zumal das von jüngeren Thieren
ſtammende, halten ſie für einen Leckerbiſſen; auch europäiſche Gaumen finden es, wenn es ordentlich
zubereitet wurde, wohlſchmeckend. Die weißen Bewohner Südamerikas und Mejikos jagen die Coatis
blos des Vergnügens wegen. Man durchſtreift mit einer Meute guter Hunde die Waldungen und
läßt durch dieſe eine Bande aufſuchen. Beim Anblick der Hunde flüchten die Rüſſelbären unter
Geſchrei auf die nächſten Bäume, werden dort verbellt und können nun leicht herabgeſchoſſen werden.
Doch verlangen ſie einen guten Schuß, wenn man ſie wirklich in ſeine Gewalt bekommen will; denn
die verwundeten legen ſich in eine Gabel der Aeſte nieder und müſſen dann mühſelig herabgeholt
werden. Zuweilen ſpringen verfolgte Coatis wieder auf den Boden herab und ſuchen laufend zu
entfliehen oder einen andern Baum zu gewinnen; dann aber werden ſie von den Hunden leicht ein-
geholt und trotz alles Widerſtandes getödtet. Ein einzelner Hund freilich vermag gegen einen Rüſſel-
bären nicht viel auszurichten. Zumal der Einſiedler weiß ſich ſeiner ſcharfen Zähne gut zu bedienen.
Er dreht ſich, wenn ihm der Hund nahe kommt, muthig gegen ſeinen Feind, ſchreit wüthend und beißt
furchtbar um ſich. Jedenfalls verkauft er ſeine Haut theuer genug; manchmal macht er fünf bis ſechs
Hunde kampfunfähig, ehe er der Uebermacht erliegt.

Jn allen Ländern des Verbreitungskreiſes unſerer Thiere hält man ſie häufig gefangen. Sauſ-
ſure
ſagt, daß ſie unter allen Vierfüßlern einer gewiſſen Größe diejenigen ſind, deren man am
leichteſten habhaft werden kann. Bei den Jndianern ſind gefangene eine ganz gewöhnliche Erſcheinung.
Auch nach Europa werden ſie ſehr häufig gebracht. Es koſtet nicht viel Mühe, die Rüſſelbären, auch
wenn ſie noch ſehr jung ſind, aufzuziehen. Mit Milch und Früchten laſſen ſie ſich leicht ernähren;
ſpäter reicht man ihnen Fleiſch, welches ſie ebenſo gern gekocht, als roh verzehren. Das Rindfleiſch
ſcheinen ſie allen anderen Fleiſcharten vorzuziehen. Aus großem Geflügel und kleinen Säugethieren
machen ſie ſich Nichts, obwohl ſie auch dieſe Nahrung nicht verſchmähen. Sie ſind durchaus nicht
fleiſchgierig, ſondern gern mit Pflanzennahrung zufrieden. Ganz gegen die Art anderer Raubthiere
verſuchen ſie niemals, dem Hausgeflügel nachzuſtellen, und beweiſen damit, daß ſie ſich im freien Zu-
ſtande mehr von Pflanzennahrung und Kerbthieren, als von dem Fleiſch der Wirbelthiere ernähren.
An Waſſer darf man die gezähmten nicht Mangel leiden laſſen, ſie nehmen daſſelbe oft und in
Menge zu ſich.

Der junge Naſenbär wird ſelten in einem Käfig gehalten. Gewöhnlich legt man ihm ein Leder-
halsband an und bindet ihn mit einem Riemen im Hof an einen Baum; bei anhaltendem Regenwetter
bringt man ihn unter Dach. Dabei hat man nicht zu befürchten, daß er den Riemen, welcher ihn
feſſelt, zu zernagen ſucht.

Den größten Theil des Tages über iſt das Thier in unaufhörlicher Bewegung; nur die Mittags-
ſtunde bringt es ſchlafend zu, wie die Nacht. Wenn die Hitze groß iſt, ruht es der Länge nach aus-

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[635/0713] Benehmen. Fähigkeiten. Fortpflanzung. Nutzen. Jagd. Fang. häufig unterliegen; dennoch ſieht man ſie dieſe Geſchwüre ſich mit den Nägeln wüthend aufreißen, ohne daß ſie dabei irgend ein Zeichen des Schmerzes äußerten. Ueber die Fortpflauzungszeit des einſamen Coati ſcheint bis jetzt noch Nichts bekannt zu ſein. Das Weibchen des geſelligen wirft, wie Reugger angiebt, im Oktober d. h. im ſüdamerikaniſchen Frühling, drei bis fünf Junge in eine Baum- oder Erdhöhle, einen mit dichtem Geſtrüpp bewachſenen Graben oder in einen andern Schlupfwinkel. Hier hält es die Brut ſo lange verſteckt, bis ſie ihm auf allen ſeinen Streifereien folgen kann. Dazu bedarf es nicht viel Zeit; denn man trifft öfters ganz junge Thiere, welche kaum ihre Schneidezähne erhalten haben, unter den Trupps der älteren an. — Die Begattung geſchieht, wie ich an gefangenen beobachtete, wie bei den Hunden oder den Pavianen. Letzteren ähneln die Naſenbären beſonders darin, daß ſie ſehr oft Begattungsverſuche machen, ohne daß es ihnen wirklich Ernſt wäre. Das Weibchen läßt ſich auch, wenn es das Männchen mit ſich herum- ſchleppt, in ſeinen Geſchäften nicht ſtören; es verſucht letzteres höchſtens ab und zu beißend abzuwehren; doch auch ihm ſcheint es damit nicht Ernſt zu ſein. Nur die wilden Jndianer benutzen Fell und Fleiſch der Rüſſelbären und jagen ihnen deshalb eifrig nach. Aus den Fellen verfertigen ſie kleine Beutel; das Fleiſch, zumal das von jüngeren Thieren ſtammende, halten ſie für einen Leckerbiſſen; auch europäiſche Gaumen finden es, wenn es ordentlich zubereitet wurde, wohlſchmeckend. Die weißen Bewohner Südamerikas und Mejikos jagen die Coatis blos des Vergnügens wegen. Man durchſtreift mit einer Meute guter Hunde die Waldungen und läßt durch dieſe eine Bande aufſuchen. Beim Anblick der Hunde flüchten die Rüſſelbären unter Geſchrei auf die nächſten Bäume, werden dort verbellt und können nun leicht herabgeſchoſſen werden. Doch verlangen ſie einen guten Schuß, wenn man ſie wirklich in ſeine Gewalt bekommen will; denn die verwundeten legen ſich in eine Gabel der Aeſte nieder und müſſen dann mühſelig herabgeholt werden. Zuweilen ſpringen verfolgte Coatis wieder auf den Boden herab und ſuchen laufend zu entfliehen oder einen andern Baum zu gewinnen; dann aber werden ſie von den Hunden leicht ein- geholt und trotz alles Widerſtandes getödtet. Ein einzelner Hund freilich vermag gegen einen Rüſſel- bären nicht viel auszurichten. Zumal der Einſiedler weiß ſich ſeiner ſcharfen Zähne gut zu bedienen. Er dreht ſich, wenn ihm der Hund nahe kommt, muthig gegen ſeinen Feind, ſchreit wüthend und beißt furchtbar um ſich. Jedenfalls verkauft er ſeine Haut theuer genug; manchmal macht er fünf bis ſechs Hunde kampfunfähig, ehe er der Uebermacht erliegt. Jn allen Ländern des Verbreitungskreiſes unſerer Thiere hält man ſie häufig gefangen. Sauſ- ſure ſagt, daß ſie unter allen Vierfüßlern einer gewiſſen Größe diejenigen ſind, deren man am leichteſten habhaft werden kann. Bei den Jndianern ſind gefangene eine ganz gewöhnliche Erſcheinung. Auch nach Europa werden ſie ſehr häufig gebracht. Es koſtet nicht viel Mühe, die Rüſſelbären, auch wenn ſie noch ſehr jung ſind, aufzuziehen. Mit Milch und Früchten laſſen ſie ſich leicht ernähren; ſpäter reicht man ihnen Fleiſch, welches ſie ebenſo gern gekocht, als roh verzehren. Das Rindfleiſch ſcheinen ſie allen anderen Fleiſcharten vorzuziehen. Aus großem Geflügel und kleinen Säugethieren machen ſie ſich Nichts, obwohl ſie auch dieſe Nahrung nicht verſchmähen. Sie ſind durchaus nicht fleiſchgierig, ſondern gern mit Pflanzennahrung zufrieden. Ganz gegen die Art anderer Raubthiere verſuchen ſie niemals, dem Hausgeflügel nachzuſtellen, und beweiſen damit, daß ſie ſich im freien Zu- ſtande mehr von Pflanzennahrung und Kerbthieren, als von dem Fleiſch der Wirbelthiere ernähren. An Waſſer darf man die gezähmten nicht Mangel leiden laſſen, ſie nehmen daſſelbe oft und in Menge zu ſich. Der junge Naſenbär wird ſelten in einem Käfig gehalten. Gewöhnlich legt man ihm ein Leder- halsband an und bindet ihn mit einem Riemen im Hof an einen Baum; bei anhaltendem Regenwetter bringt man ihn unter Dach. Dabei hat man nicht zu befürchten, daß er den Riemen, welcher ihn feſſelt, zu zernagen ſucht. Den größten Theil des Tages über iſt das Thier in unaufhörlicher Bewegung; nur die Mittags- ſtunde bringt es ſchlafend zu, wie die Nacht. Wenn die Hitze groß iſt, ruht es der Länge nach aus-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/713>, abgerufen am 24.11.2024.