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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Siebenschläser.
meinen ähnelt ihr Leibesbau denen der Eichhörnchen. Die Wirbelsäule zählt bei ihnen 13 rippen-
tragende, 6 wirbellose, 3 Kreuz- und 22 bis 25 Schwanzwirbel. Der Blinddarm fehlt.

Man kennt bis jetzt kaum mehr als ein halbes Dutzend sicher unterschiedene Arten dieser
Familie, sämmtlich Bewohner der alten Welt. Hügelige und bergige Gegenden und hier Wälder
und Vorwälder, Haine und Gärten sind ihre Aufenthaltsorte. Sie leben auf und in den Bäumen,
seltener in selbstgegrabenen Erdhöhlen unter Baumwurzeln oder in Fels- und Mauerspalten, unter
allen Umständen möglichst verborgen. Bei weitem die meisten durchschlafen den ganzen Tag und
gehen nur während des Morgen- und Abenddunkels ihrer Nahrung nach. Aus diesem Grunde be-
kommt man sie auch selten und blos zufällig zu sehen. Wenn sie einmal ausgeschlafen haben, sind
sie höchst bewegliche Thiere. Sie können vortrefflich laufen und noch besser klettern, nicht aber auch,
wie die Hörnchen, besonders große Sprünge ausführen.

Jn gemäßigten Gegenden verfallen sie mit Eintritt der kälteren Jahreszeit in Erstarrung, und
verbringen schlafend den ganzen Winter in ihren Nestern. Manche häufen sich für diese Zeit Nah-
rungsvorräthe auf und zehren von ihnen, wenn sie zeitweilig erwachen; andere bedürfen Dies nicht
einmal, da sie vorher sich so gemästet haben, daß sie von ihrem Fette leben können. Jhre Nahrung

[Abbildung] Der Siebenschläfer (Glis vulgaris).
besteht in Früchten und Sämereien aller Art; die meisten nehmen auch Kerbthiere, Eier und junge
Vögel zu sich. Beim Fressen sitzen sie, wie die Eichhörnchen, auf dem Hintern und führen die Speise
mit den Vorderfüßen zum Munde.

Die meisten lieben die Geselligkeit und halten sich deshalb paarweise zusammen; andere sind
ziemlich unverträglich. Das Weibchen wirft während des Sommers in ein zierliches Nest ihre
Jungen, gewöhnlich vier bis fünf, und erzieht sie mit großer Liebe. Jung eingefangen werden alle
Schläfer leidlich zahm; doch dulden sie es nicht gern, daß man sie berührt, und alt eingefangene
lassen sich Dies nie gefallen.

Der Nutzen, welchen diese Familie liefert, ist gering, der Schaden aber auch unbeträchtlich.

Man theilt gegenwärtig die Schläfer in vier Sippen ein, von denen drei auch bei uns Vertreter
haben; die vierte gehört Afrika an. Alle diese Sippen sind arm an Arten; doch ist es wahrscheinlich,
daß man hier noch Entdeckungen machen wird.

Die erste Sippe wird von dem großen Bilch oder Siebenschläfer (Glis vulgaris oder
Myoxus Glis) gebildet. Er gehört zu den Thieren, welche dem Namen nach weit besser bekannt sind,
als von Gestalt und Ansehen. Jeder, welcher sich mit der alten Geschichte beschäftigt hat, kennt

Der Siebenſchläſer.
meinen ähnelt ihr Leibesbau denen der Eichhörnchen. Die Wirbelſäule zählt bei ihnen 13 rippen-
tragende, 6 wirbelloſe, 3 Kreuz- und 22 bis 25 Schwanzwirbel. Der Blinddarm fehlt.

Man kennt bis jetzt kaum mehr als ein halbes Dutzend ſicher unterſchiedene Arten dieſer
Familie, ſämmtlich Bewohner der alten Welt. Hügelige und bergige Gegenden und hier Wälder
und Vorwälder, Haine und Gärten ſind ihre Aufenthaltsorte. Sie leben auf und in den Bäumen,
ſeltener in ſelbſtgegrabenen Erdhöhlen unter Baumwurzeln oder in Fels- und Mauerſpalten, unter
allen Umſtänden möglichſt verborgen. Bei weitem die meiſten durchſchlafen den ganzen Tag und
gehen nur während des Morgen- und Abenddunkels ihrer Nahrung nach. Aus dieſem Grunde be-
kommt man ſie auch ſelten und blos zufällig zu ſehen. Wenn ſie einmal ausgeſchlafen haben, ſind
ſie höchſt bewegliche Thiere. Sie können vortrefflich laufen und noch beſſer klettern, nicht aber auch,
wie die Hörnchen, beſonders große Sprünge ausführen.

Jn gemäßigten Gegenden verfallen ſie mit Eintritt der kälteren Jahreszeit in Erſtarrung, und
verbringen ſchlafend den ganzen Winter in ihren Neſtern. Manche häufen ſich für dieſe Zeit Nah-
rungsvorräthe auf und zehren von ihnen, wenn ſie zeitweilig erwachen; andere bedürfen Dies nicht
einmal, da ſie vorher ſich ſo gemäſtet haben, daß ſie von ihrem Fette leben können. Jhre Nahrung

[Abbildung] Der Siebenſchläfer (Glis vulgaris).
beſteht in Früchten und Sämereien aller Art; die meiſten nehmen auch Kerbthiere, Eier und junge
Vögel zu ſich. Beim Freſſen ſitzen ſie, wie die Eichhörnchen, auf dem Hintern und führen die Speiſe
mit den Vorderfüßen zum Munde.

Die meiſten lieben die Geſelligkeit und halten ſich deshalb paarweiſe zuſammen; andere ſind
ziemlich unverträglich. Das Weibchen wirft während des Sommers in ein zierliches Neſt ihre
Jungen, gewöhnlich vier bis fünf, und erzieht ſie mit großer Liebe. Jung eingefangen werden alle
Schläfer leidlich zahm; doch dulden ſie es nicht gern, daß man ſie berührt, und alt eingefangene
laſſen ſich Dies nie gefallen.

Der Nutzen, welchen dieſe Familie liefert, iſt gering, der Schaden aber auch unbeträchtlich.

Man theilt gegenwärtig die Schläfer in vier Sippen ein, von denen drei auch bei uns Vertreter
haben; die vierte gehört Afrika an. Alle dieſe Sippen ſind arm an Arten; doch iſt es wahrſcheinlich,
daß man hier noch Entdeckungen machen wird.

Die erſte Sippe wird von dem großen Bilch oder Siebenſchläfer (Glis vulgaris oder
Myoxus Glis) gebildet. Er gehört zu den Thieren, welche dem Namen nach weit beſſer bekannt ſind,
als von Geſtalt und Anſehen. Jeder, welcher ſich mit der alten Geſchichte beſchäftigt hat, kennt

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[103/0117] Der Siebenſchläſer. meinen ähnelt ihr Leibesbau denen der Eichhörnchen. Die Wirbelſäule zählt bei ihnen 13 rippen- tragende, 6 wirbelloſe, 3 Kreuz- und 22 bis 25 Schwanzwirbel. Der Blinddarm fehlt. Man kennt bis jetzt kaum mehr als ein halbes Dutzend ſicher unterſchiedene Arten dieſer Familie, ſämmtlich Bewohner der alten Welt. Hügelige und bergige Gegenden und hier Wälder und Vorwälder, Haine und Gärten ſind ihre Aufenthaltsorte. Sie leben auf und in den Bäumen, ſeltener in ſelbſtgegrabenen Erdhöhlen unter Baumwurzeln oder in Fels- und Mauerſpalten, unter allen Umſtänden möglichſt verborgen. Bei weitem die meiſten durchſchlafen den ganzen Tag und gehen nur während des Morgen- und Abenddunkels ihrer Nahrung nach. Aus dieſem Grunde be- kommt man ſie auch ſelten und blos zufällig zu ſehen. Wenn ſie einmal ausgeſchlafen haben, ſind ſie höchſt bewegliche Thiere. Sie können vortrefflich laufen und noch beſſer klettern, nicht aber auch, wie die Hörnchen, beſonders große Sprünge ausführen. Jn gemäßigten Gegenden verfallen ſie mit Eintritt der kälteren Jahreszeit in Erſtarrung, und verbringen ſchlafend den ganzen Winter in ihren Neſtern. Manche häufen ſich für dieſe Zeit Nah- rungsvorräthe auf und zehren von ihnen, wenn ſie zeitweilig erwachen; andere bedürfen Dies nicht einmal, da ſie vorher ſich ſo gemäſtet haben, daß ſie von ihrem Fette leben können. Jhre Nahrung [Abbildung Der Siebenſchläfer (Glis vulgaris).] beſteht in Früchten und Sämereien aller Art; die meiſten nehmen auch Kerbthiere, Eier und junge Vögel zu ſich. Beim Freſſen ſitzen ſie, wie die Eichhörnchen, auf dem Hintern und führen die Speiſe mit den Vorderfüßen zum Munde. Die meiſten lieben die Geſelligkeit und halten ſich deshalb paarweiſe zuſammen; andere ſind ziemlich unverträglich. Das Weibchen wirft während des Sommers in ein zierliches Neſt ihre Jungen, gewöhnlich vier bis fünf, und erzieht ſie mit großer Liebe. Jung eingefangen werden alle Schläfer leidlich zahm; doch dulden ſie es nicht gern, daß man ſie berührt, und alt eingefangene laſſen ſich Dies nie gefallen. Der Nutzen, welchen dieſe Familie liefert, iſt gering, der Schaden aber auch unbeträchtlich. Man theilt gegenwärtig die Schläfer in vier Sippen ein, von denen drei auch bei uns Vertreter haben; die vierte gehört Afrika an. Alle dieſe Sippen ſind arm an Arten; doch iſt es wahrſcheinlich, daß man hier noch Entdeckungen machen wird. Die erſte Sippe wird von dem großen Bilch oder Siebenſchläfer (Glis vulgaris oder Myoxus Glis) gebildet. Er gehört zu den Thieren, welche dem Namen nach weit beſſer bekannt ſind, als von Geſtalt und Anſehen. Jeder, welcher ſich mit der alten Geſchichte beſchäftigt hat, kennt

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/117>, abgerufen am 25.11.2024.