fraßen namentlich Reis- und Rosinenpudding sehr gern, nebenbei aber auch Fische und Fleisch, ob- wohl ihnen diese Nahrung ebenso unnatürlich scheinen mochte, als den Pferden und Rindern, welche im höheren Norden von Amerika und Europa ja auch mit Fischköpfen und anderen ähnlichen Dingen gefüttert werden. Auch Klein hatte einen Biber so gezähmt, daß er ihm wie ein Hund nachlief und ihn aufsuchte, wenn er abwesend war. Buffon bekam einen aus Canada und hielt ihn jahrelang, aufangs ganz im Trocknen. Dieser schloß sich zwar Niemand an, war aber sanft und ließ sich auf- nehmen und herumtragen. Bei Tische verlangte er mit einem schwachen, kläglichen Tone und mit einem Zeichen seiner Hand auch Etwas zu fressen, das trug er dann fort und verzehrte es im Ver- borgenen.
Prinz Mar von Wied fand einen zahmen Biber auf Fort Union, "so groß, wie ein zwei- jähriges Schwein, gewiß vier Fuß lang, aber blind." Er ging im ganzen Hause herum und war gegen bekannte Personen sehr zutraulich, versuchte aber, alle ihm unbekannten Leute zu beißen.
Hier und da hat man daran gedacht, der gänzlichen Ausrottung des merkwürdigen Thieres vor- zubeugen und deshalb in mehreren Flüssen und Teichen besondere Biberzuchten angelegt. Eine solche Biberhege befindet sich jetzt noch bei Rothenhof in Böhmen, auf den Besitzungen des Fürsten Schwarzenberg an der Moldau, andere in den großen Teichen der Lustschlösser Hallbrunn in Salz- burg und Schönau in Oesterreich. Jn Nymphenburg in Baiern hat man auch seit langem Biber gehalten. Hier sah Lenz noch im Jahre 1837 mehrere Biber. Sie bewohnten einen kleinen Teich mit festen Mauern, an deren Seiten sie sich trockene Hüttchen gebaut hatten. Der eine lebt bereits seit 33, der andere seit 35 Jahren in der Gefangenschaft, und der Wärter erzählte dem genannten, berühmten Forscher, daß man früher einen 50 Jahre lang gehabt hätte. "Diese Biber," sagt Lenz, "hatten ein sehr nettes Nestchen, welches aus lauter schmalen, langen Spänen von Weidenbäumen bestand, die sie mit ihren Zähnen geschnitten, als ob es mit einem Messer oder mit einem Hobel ge- schehen wäre. Die Salweide, wovon sie Blätter und Rinde genießen, ziehen sie allen anderen Holz- arten vor, fressen aber auch ziemlich gern von Haselbusch, Brod und Obst. Das eine Weibchen warf vier Mal zwei und ein Mal ein Junges. Leider sind aber diese Anstalten ihrem Verfall ziemlich nahe gekommen, und ebendeshalb ist es schwer, das so merkwürdige Thier für unsere Thiergärten zu erhalten. --
Jn bevölkerten Gegenden wird es wohl unmöglich sein, die Biberzuchten mit größerem Erfolge anzulegen, da kaum ein anderes Thier den Wilddieben soviel Gewinn verspricht, als dieser Nager. Man jagt die Biber überall mit großem Eifer. Jn Amerika erlegt man sie mit dem Feuergewehr und fängt sie in Fallen und Wuhnen. Das Schießen ist langweilig und unsicher; die Fallen der ver- schiedensten Art, welche man durch frische Zweige ködert, versprechen mehr. Jm Winter haut man Wuhnen in das Eis und schlägt die Biber todt, wenn sie dahin kommen, um zu athmen. Auch eist man wohl in der Nähe ihrer Hütten ein Stück des Flusses oder Baches auf, spannt ein starkes Netz darüber, bricht dann die Burgen auf und jagt die erschreckten Nager da hinein. Vernünftige Jäger lassen immer einige Biber übrig und begnügen sich mit einer gewissen Anzahl: an den Grenzorten aber, wo mehrere Stämme sich in das Gebiet theilen, ist Dies nicht der Fall, dort nimmt Jeder so- viel, als er kann. Dieser Jagd halber entstehen oft große Streitigkeiten unter den verschiedenen Stämmen, welche zuweilen in blutigen Fehden enden und auf beiden Seiten viele Opfer fordern. Die Jagd und noch mehr der Fang haben übrigens ihre Gefahren; denn der Biber wehrt sich ver- zweifelt und bringt seinen Verfolgern oft außerordentlich bösartige Wunden bei.
Der große Nutzen, welchen der Biber gewährt, gleicht den Schaden, welchen er anrichtet, fast aus. Man muß dabei festhalten, daß der Biber vorzugsweise unbevölkerte Gegenden bewohnt und am liebsten nur dünne Schößlinge von Holzarten fällt, welche rasch wieder nachwachsen. Da- gegen bezahlt er mit Fell und Fleisch und mit dem Bibergeil nicht blos den angerichteten Schaden, sondern auch alle Mühe und Beschwerden der Jagd sehr reichlich. Noch immer bildet der Bibergeil einen bedeutenden Handelsgegenstand. Vor 40 Jahren bezahlte man ein Loth desselben mit einem
Der Biber.
fraßen namentlich Reis- und Roſinenpudding ſehr gern, nebenbei aber auch Fiſche und Fleiſch, ob- wohl ihnen dieſe Nahrung ebenſo unnatürlich ſcheinen mochte, als den Pferden und Rindern, welche im höheren Norden von Amerika und Europa ja auch mit Fiſchköpfen und anderen ähnlichen Dingen gefüttert werden. Auch Klein hatte einen Biber ſo gezähmt, daß er ihm wie ein Hund nachlief und ihn aufſuchte, wenn er abweſend war. Buffon bekam einen aus Canada und hielt ihn jahrelang, aufangs ganz im Trocknen. Dieſer ſchloß ſich zwar Niemand an, war aber ſanft und ließ ſich auf- nehmen und herumtragen. Bei Tiſche verlangte er mit einem ſchwachen, kläglichen Tone und mit einem Zeichen ſeiner Hand auch Etwas zu freſſen, das trug er dann fort und verzehrte es im Ver- borgenen.
Prinz Mar von Wied fand einen zahmen Biber auf Fort Union, „ſo groß, wie ein zwei- jähriges Schwein, gewiß vier Fuß lang, aber blind.‟ Er ging im ganzen Hauſe herum und war gegen bekannte Perſonen ſehr zutraulich, verſuchte aber, alle ihm unbekannten Leute zu beißen.
Hier und da hat man daran gedacht, der gänzlichen Ausrottung des merkwürdigen Thieres vor- zubeugen und deshalb in mehreren Flüſſen und Teichen beſondere Biberzuchten angelegt. Eine ſolche Biberhege befindet ſich jetzt noch bei Rothenhof in Böhmen, auf den Beſitzungen des Fürſten Schwarzenberg an der Moldau, andere in den großen Teichen der Luſtſchlöſſer Hallbrunn in Salz- burg und Schönau in Oeſterreich. Jn Nymphenburg in Baiern hat man auch ſeit langem Biber gehalten. Hier ſah Lenz noch im Jahre 1837 mehrere Biber. Sie bewohnten einen kleinen Teich mit feſten Mauern, an deren Seiten ſie ſich trockene Hüttchen gebaut hatten. Der eine lebt bereits ſeit 33, der andere ſeit 35 Jahren in der Gefangenſchaft, und der Wärter erzählte dem genannten, berühmten Forſcher, daß man früher einen 50 Jahre lang gehabt hätte. „Dieſe Biber,‟ ſagt Lenz, „hatten ein ſehr nettes Neſtchen, welches aus lauter ſchmalen, langen Spänen von Weidenbäumen beſtand, die ſie mit ihren Zähnen geſchnitten, als ob es mit einem Meſſer oder mit einem Hobel ge- ſchehen wäre. Die Salweide, wovon ſie Blätter und Rinde genießen, ziehen ſie allen anderen Holz- arten vor, freſſen aber auch ziemlich gern von Haſelbuſch, Brod und Obſt. Das eine Weibchen warf vier Mal zwei und ein Mal ein Junges. Leider ſind aber dieſe Anſtalten ihrem Verfall ziemlich nahe gekommen, und ebendeshalb iſt es ſchwer, das ſo merkwürdige Thier für unſere Thiergärten zu erhalten. —
Jn bevölkerten Gegenden wird es wohl unmöglich ſein, die Biberzuchten mit größerem Erfolge anzulegen, da kaum ein anderes Thier den Wilddieben ſoviel Gewinn verſpricht, als dieſer Nager. Man jagt die Biber überall mit großem Eifer. Jn Amerika erlegt man ſie mit dem Feuergewehr und fängt ſie in Fallen und Wuhnen. Das Schießen iſt langweilig und unſicher; die Fallen der ver- ſchiedenſten Art, welche man durch friſche Zweige ködert, verſprechen mehr. Jm Winter haut man Wuhnen in das Eis und ſchlägt die Biber todt, wenn ſie dahin kommen, um zu athmen. Auch eiſt man wohl in der Nähe ihrer Hütten ein Stück des Fluſſes oder Baches auf, ſpannt ein ſtarkes Netz darüber, bricht dann die Burgen auf und jagt die erſchreckten Nager da hinein. Vernünftige Jäger laſſen immer einige Biber übrig und begnügen ſich mit einer gewiſſen Anzahl: an den Grenzorten aber, wo mehrere Stämme ſich in das Gebiet theilen, iſt Dies nicht der Fall, dort nimmt Jeder ſo- viel, als er kann. Dieſer Jagd halber entſtehen oft große Streitigkeiten unter den verſchiedenen Stämmen, welche zuweilen in blutigen Fehden enden und auf beiden Seiten viele Opfer fordern. Die Jagd und noch mehr der Fang haben übrigens ihre Gefahren; denn der Biber wehrt ſich ver- zweifelt und bringt ſeinen Verfolgern oft außerordentlich bösartige Wunden bei.
Der große Nutzen, welchen der Biber gewährt, gleicht den Schaden, welchen er anrichtet, faſt aus. Man muß dabei feſthalten, daß der Biber vorzugsweiſe unbevölkerte Gegenden bewohnt und am liebſten nur dünne Schößlinge von Holzarten fällt, welche raſch wieder nachwachſen. Da- gegen bezahlt er mit Fell und Fleiſch und mit dem Bibergeil nicht blos den angerichteten Schaden, ſondern auch alle Mühe und Beſchwerden der Jagd ſehr reichlich. Noch immer bildet der Bibergeil einen bedeutenden Handelsgegenſtand. Vor 40 Jahren bezahlte man ein Loth deſſelben mit einem
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[176/0192]
Der Biber.
fraßen namentlich Reis- und Roſinenpudding ſehr gern, nebenbei aber auch Fiſche und Fleiſch, ob-
wohl ihnen dieſe Nahrung ebenſo unnatürlich ſcheinen mochte, als den Pferden und Rindern, welche
im höheren Norden von Amerika und Europa ja auch mit Fiſchköpfen und anderen ähnlichen Dingen
gefüttert werden. Auch Klein hatte einen Biber ſo gezähmt, daß er ihm wie ein Hund nachlief und
ihn aufſuchte, wenn er abweſend war. Buffon bekam einen aus Canada und hielt ihn jahrelang,
aufangs ganz im Trocknen. Dieſer ſchloß ſich zwar Niemand an, war aber ſanft und ließ ſich auf-
nehmen und herumtragen. Bei Tiſche verlangte er mit einem ſchwachen, kläglichen Tone und mit
einem Zeichen ſeiner Hand auch Etwas zu freſſen, das trug er dann fort und verzehrte es im Ver-
borgenen.
Prinz Mar von Wied fand einen zahmen Biber auf Fort Union, „ſo groß, wie ein zwei-
jähriges Schwein, gewiß vier Fuß lang, aber blind.‟ Er ging im ganzen Hauſe herum und war
gegen bekannte Perſonen ſehr zutraulich, verſuchte aber, alle ihm unbekannten Leute zu beißen.
Hier und da hat man daran gedacht, der gänzlichen Ausrottung des merkwürdigen Thieres vor-
zubeugen und deshalb in mehreren Flüſſen und Teichen beſondere Biberzuchten angelegt. Eine ſolche
Biberhege befindet ſich jetzt noch bei Rothenhof in Böhmen, auf den Beſitzungen des Fürſten
Schwarzenberg an der Moldau, andere in den großen Teichen der Luſtſchlöſſer Hallbrunn in Salz-
burg und Schönau in Oeſterreich. Jn Nymphenburg in Baiern hat man auch ſeit langem Biber
gehalten. Hier ſah Lenz noch im Jahre 1837 mehrere Biber. Sie bewohnten einen kleinen Teich
mit feſten Mauern, an deren Seiten ſie ſich trockene Hüttchen gebaut hatten. Der eine lebt bereits
ſeit 33, der andere ſeit 35 Jahren in der Gefangenſchaft, und der Wärter erzählte dem genannten,
berühmten Forſcher, daß man früher einen 50 Jahre lang gehabt hätte. „Dieſe Biber,‟ ſagt Lenz,
„hatten ein ſehr nettes Neſtchen, welches aus lauter ſchmalen, langen Spänen von Weidenbäumen
beſtand, die ſie mit ihren Zähnen geſchnitten, als ob es mit einem Meſſer oder mit einem Hobel ge-
ſchehen wäre. Die Salweide, wovon ſie Blätter und Rinde genießen, ziehen ſie allen anderen Holz-
arten vor, freſſen aber auch ziemlich gern von Haſelbuſch, Brod und Obſt. Das eine Weibchen
warf vier Mal zwei und ein Mal ein Junges. Leider ſind aber dieſe Anſtalten ihrem Verfall ziemlich
nahe gekommen, und ebendeshalb iſt es ſchwer, das ſo merkwürdige Thier für unſere Thiergärten
zu erhalten. —
Jn bevölkerten Gegenden wird es wohl unmöglich ſein, die Biberzuchten mit größerem Erfolge
anzulegen, da kaum ein anderes Thier den Wilddieben ſoviel Gewinn verſpricht, als dieſer Nager.
Man jagt die Biber überall mit großem Eifer. Jn Amerika erlegt man ſie mit dem Feuergewehr
und fängt ſie in Fallen und Wuhnen. Das Schießen iſt langweilig und unſicher; die Fallen der ver-
ſchiedenſten Art, welche man durch friſche Zweige ködert, verſprechen mehr. Jm Winter haut man
Wuhnen in das Eis und ſchlägt die Biber todt, wenn ſie dahin kommen, um zu athmen. Auch eiſt
man wohl in der Nähe ihrer Hütten ein Stück des Fluſſes oder Baches auf, ſpannt ein ſtarkes Netz
darüber, bricht dann die Burgen auf und jagt die erſchreckten Nager da hinein. Vernünftige Jäger
laſſen immer einige Biber übrig und begnügen ſich mit einer gewiſſen Anzahl: an den Grenzorten
aber, wo mehrere Stämme ſich in das Gebiet theilen, iſt Dies nicht der Fall, dort nimmt Jeder ſo-
viel, als er kann. Dieſer Jagd halber entſtehen oft große Streitigkeiten unter den verſchiedenen
Stämmen, welche zuweilen in blutigen Fehden enden und auf beiden Seiten viele Opfer fordern.
Die Jagd und noch mehr der Fang haben übrigens ihre Gefahren; denn der Biber wehrt ſich ver-
zweifelt und bringt ſeinen Verfolgern oft außerordentlich bösartige Wunden bei.
Der große Nutzen, welchen der Biber gewährt, gleicht den Schaden, welchen er anrichtet,
faſt aus. Man muß dabei feſthalten, daß der Biber vorzugsweiſe unbevölkerte Gegenden bewohnt
und am liebſten nur dünne Schößlinge von Holzarten fällt, welche raſch wieder nachwachſen. Da-
gegen bezahlt er mit Fell und Fleiſch und mit dem Bibergeil nicht blos den angerichteten Schaden,
ſondern auch alle Mühe und Beſchwerden der Jagd ſehr reichlich. Noch immer bildet der Bibergeil
einen bedeutenden Handelsgegenſtand. Vor 40 Jahren bezahlte man ein Loth deſſelben mit einem
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/192>, abgerufen am 27.11.2024.
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