Gulden; gegenwärtig kostet es bereits 10 Gulden und darüber. Das Fell ist überall hochgeschätzt und zwar bereits seit alten Zeiten. Man rupft es vor dem Gebrauch d. h. zieht alle Grannenhaare aus und läßt blos das Wollhaar übrig. Die Grannen werden zu Hüten verarbeitet oder gesponnen und zu Handschuhen, Streifen und Tüchern verwebt. Ein Fell liefert bis 11/2 Pfund solcher Haare, welche ungefähr 18 Thaler werth sind. Das ganze Fell kostet in erster Hand 8 bis 20 Thaler, das Fleisch gilt als besonders gut, wenn sich der Biber mit Seerosen geäßt hat; das des Schwanzes betrachtet man als vorzüglichen Leckerbissen, für welchen man in früheren Zeiten die sehr bedeutende Summe von 6 Gulden zahlte. Die Pfaffen erklärten den Biber als ein "fischähnliches Thier" und deshalb geeig- net, während der Fasten genossen zu werden, bezahlten daher auch in der fleischarmen Zeit einen Biber- braten um so besser. Von den vielerlei Verwendungen des Biberkörpers ist man mehr und mehr zurückgekommen, wenn auch der Aberglaube noch seine Rolle spielt. Hier und da werden noch immer Fett und Blut des Bibers als Heilmittel benutzt. Die sibirischen Weiber betrachten die Knochen als Schutzmittel gegen den Fußschmerz, die Zähne als ein Halsgeschmeide, welches das Zahnen der Kin- der erleichtert, die Zahnschmerzen benimmt u. s. w.
Bei den amerikanischen Wilden steht der Biber in sehr hohem Ansehen. Sie schreiben ihm fast ebensoviel Verstand zu, als dem Menschen, und behaupten, daß das vorzügliche Thier unbedingt auch eine unsterbliche Seele haben müsse, der übrigen Märchen gar nicht zu gedenken, welche sie sich über unser Thier zusammengedacht haben.
Die Springmäuse (Dipodes), welche nach unserer Eintheilung die neunte Familie bilden, erinnern in ihrem ganzen Bau lebhaft an die Kängurus. Dasselbe Mißverhältniß des Leibes, wel- ches wir bei diesen kennen lernten, zeigt sich auch bei ihnen. Der hintere Theil des Körpers ist verstärkt, und die Hinterbeine überragen die vorderen wohl drei Mal an Länge. Auch der Schwanz ähnelt denen der Kängurus. Er ist verhältnißmäßig ebensolang, aber gewöhnlich am hinteren Ende zweizeilig bequastet. Dagegen unterscheidet die Springmäuse ihr Kopf wesentlich von den Spring- beutelthieren. Er ist sehr dick und trägt die verhältnißmäßig längsten Schnurren aller Säugethiere überhaupt: Schnurren, welche oft ebenso lang sind, als der Körper selbst. Große Augen deuten auf das nächtliche Leben der Thiere; sie sind aber lebhaft und anmuthig wie bei wenig anderen nächt- lich lebenden Geschöpfen. Die mittelgroßen, aufrechtstehenden Ohren sind löffelförmig von ein Drittel bis zu ganzer Kopflänge, der Hals ist sehr dick und unbeweglich. An den kleinen Vorderpfoten finden sich gewöhnlich fünf Zehen, an den hinteren drei, zuweilen mit einer oder zwei Afterzehen. Der Pelz ist dicht und weich, bei den verschiedenen Arten und Sippen sehr übereinstimmend, nämlich dem Sande ähnlich gefärbt. Auch der innere Leibesbau hat manches ganz Eigenthümliche. Den Schädel kennzeichnet der breite Hirnkasten und die ungeheuren Gehörblasen. Die Halswirbel ver- wachsen, mit Ausnahme des Atlas, oft in ein einziges Knochenstück. Die Wirbelsäule besteht aus elf bis zwölf Rückenwirbeln, sieben bis acht Lendenwirbeln und drei bis vier Krenzwirbeln; die Zahl der Schwanzwirbel steigt bis auf dreißig. Jm übrigen Gerippe ist der Mittelfuß der merkwürdigste Theil. Die verschiedenen, neben einanderliegenden Knochen verschmelzen nämlich in einen einzigen, sehr langen, an dessen Ende die Gelenkköpfe für die einzelnen Zehen stehen. Diese Bildung ist wohl der Klasse der Vögel eigenthümlich, in der Klasse der Säugethiere aber eine ganz vereinzelte. Das Gebiß ist durchaus nicht auffällig gebildet und ähnelt dem der übrigen Nager. Die Nagezähne sind bei einigen glatt, bei anderen gefurcht; die gewöhnliche Zahl der Backenzähne beträgt drei für jede Reihe, doch findet man zuweilen noch einen stummelhaften Zahn vor den eigentlichen Backzähnen.
Brehm, Thierleben. II. 12
Die Springmäuſe.
Gulden; gegenwärtig koſtet es bereits 10 Gulden und darüber. Das Fell iſt überall hochgeſchätzt und zwar bereits ſeit alten Zeiten. Man rupft es vor dem Gebrauch d. h. zieht alle Grannenhaare aus und läßt blos das Wollhaar übrig. Die Grannen werden zu Hüten verarbeitet oder geſponnen und zu Handſchuhen, Streifen und Tüchern verwebt. Ein Fell liefert bis 1½ Pfund ſolcher Haare, welche ungefähr 18 Thaler werth ſind. Das ganze Fell koſtet in erſter Hand 8 bis 20 Thaler, das Fleiſch gilt als beſonders gut, wenn ſich der Biber mit Seeroſen geäßt hat; das des Schwanzes betrachtet man als vorzüglichen Leckerbiſſen, für welchen man in früheren Zeiten die ſehr bedeutende Summe von 6 Gulden zahlte. Die Pfaffen erklärten den Biber als ein „fiſchähnliches Thier‟ und deshalb geeig- net, während der Faſten genoſſen zu werden, bezahlten daher auch in der fleiſcharmen Zeit einen Biber- braten um ſo beſſer. Von den vielerlei Verwendungen des Biberkörpers iſt man mehr und mehr zurückgekommen, wenn auch der Aberglaube noch ſeine Rolle ſpielt. Hier und da werden noch immer Fett und Blut des Bibers als Heilmittel benutzt. Die ſibiriſchen Weiber betrachten die Knochen als Schutzmittel gegen den Fußſchmerz, die Zähne als ein Halsgeſchmeide, welches das Zahnen der Kin- der erleichtert, die Zahnſchmerzen benimmt u. ſ. w.
Bei den amerikaniſchen Wilden ſteht der Biber in ſehr hohem Anſehen. Sie ſchreiben ihm faſt ebenſoviel Verſtand zu, als dem Menſchen, und behaupten, daß das vorzügliche Thier unbedingt auch eine unſterbliche Seele haben müſſe, der übrigen Märchen gar nicht zu gedenken, welche ſie ſich über unſer Thier zuſammengedacht haben.
Die Springmäuſe (Dipodes), welche nach unſerer Eintheilung die neunte Familie bilden, erinnern in ihrem ganzen Bau lebhaft an die Kängurus. Daſſelbe Mißverhältniß des Leibes, wel- ches wir bei dieſen kennen lernten, zeigt ſich auch bei ihnen. Der hintere Theil des Körpers iſt verſtärkt, und die Hinterbeine überragen die vorderen wohl drei Mal an Länge. Auch der Schwanz ähnelt denen der Kängurus. Er iſt verhältnißmäßig ebenſolang, aber gewöhnlich am hinteren Ende zweizeilig bequaſtet. Dagegen unterſcheidet die Springmäuſe ihr Kopf weſentlich von den Spring- beutelthieren. Er iſt ſehr dick und trägt die verhältnißmäßig längſten Schnurren aller Säugethiere überhaupt: Schnurren, welche oft ebenſo lang ſind, als der Körper ſelbſt. Große Augen deuten auf das nächtliche Leben der Thiere; ſie ſind aber lebhaft und anmuthig wie bei wenig anderen nächt- lich lebenden Geſchöpfen. Die mittelgroßen, aufrechtſtehenden Ohren ſind löffelförmig von ein Drittel bis zu ganzer Kopflänge, der Hals iſt ſehr dick und unbeweglich. An den kleinen Vorderpfoten finden ſich gewöhnlich fünf Zehen, an den hinteren drei, zuweilen mit einer oder zwei Afterzehen. Der Pelz iſt dicht und weich, bei den verſchiedenen Arten und Sippen ſehr übereinſtimmend, nämlich dem Sande ähnlich gefärbt. Auch der innere Leibesbau hat manches ganz Eigenthümliche. Den Schädel kennzeichnet der breite Hirnkaſten und die ungeheuren Gehörblaſen. Die Halswirbel ver- wachſen, mit Ausnahme des Atlas, oft in ein einziges Knochenſtück. Die Wirbelſäule beſteht aus elf bis zwölf Rückenwirbeln, ſieben bis acht Lendenwirbeln und drei bis vier Krenzwirbeln; die Zahl der Schwanzwirbel ſteigt bis auf dreißig. Jm übrigen Gerippe iſt der Mittelfuß der merkwürdigſte Theil. Die verſchiedenen, neben einanderliegenden Knochen verſchmelzen nämlich in einen einzigen, ſehr langen, an deſſen Ende die Gelenkköpfe für die einzelnen Zehen ſtehen. Dieſe Bildung iſt wohl der Klaſſe der Vögel eigenthümlich, in der Klaſſe der Säugethiere aber eine ganz vereinzelte. Das Gebiß iſt durchaus nicht auffällig gebildet und ähnelt dem der übrigen Nager. Die Nagezähne ſind bei einigen glatt, bei anderen gefurcht; die gewöhnliche Zahl der Backenzähne beträgt drei für jede Reihe, doch findet man zuweilen noch einen ſtummelhaften Zahn vor den eigentlichen Backzähnen.
Brehm, Thierleben. II. 12
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Die Springmäuſe.
Gulden; gegenwärtig koſtet es bereits 10 Gulden und darüber. Das Fell iſt überall hochgeſchätzt
und zwar bereits ſeit alten Zeiten. Man rupft es vor dem Gebrauch d. h. zieht alle Grannenhaare
aus und läßt blos das Wollhaar übrig. Die Grannen werden zu Hüten verarbeitet oder geſponnen
und zu Handſchuhen, Streifen und Tüchern verwebt. Ein Fell liefert bis 1½ Pfund ſolcher Haare,
welche ungefähr 18 Thaler werth ſind. Das ganze Fell koſtet in erſter Hand 8 bis 20 Thaler, das Fleiſch
gilt als beſonders gut, wenn ſich der Biber mit Seeroſen geäßt hat; das des Schwanzes betrachtet man
als vorzüglichen Leckerbiſſen, für welchen man in früheren Zeiten die ſehr bedeutende Summe von 6
Gulden zahlte. Die Pfaffen erklärten den Biber als ein „fiſchähnliches Thier‟ und deshalb geeig-
net, während der Faſten genoſſen zu werden, bezahlten daher auch in der fleiſcharmen Zeit einen Biber-
braten um ſo beſſer. Von den vielerlei Verwendungen des Biberkörpers iſt man mehr und mehr
zurückgekommen, wenn auch der Aberglaube noch ſeine Rolle ſpielt. Hier und da werden noch immer
Fett und Blut des Bibers als Heilmittel benutzt. Die ſibiriſchen Weiber betrachten die Knochen als
Schutzmittel gegen den Fußſchmerz, die Zähne als ein Halsgeſchmeide, welches das Zahnen der Kin-
der erleichtert, die Zahnſchmerzen benimmt u. ſ. w.
Bei den amerikaniſchen Wilden ſteht der Biber in ſehr hohem Anſehen. Sie ſchreiben ihm faſt
ebenſoviel Verſtand zu, als dem Menſchen, und behaupten, daß das vorzügliche Thier unbedingt
auch eine unſterbliche Seele haben müſſe, der übrigen Märchen gar nicht zu gedenken, welche ſie
ſich über unſer Thier zuſammengedacht haben.
Die Springmäuſe (Dipodes), welche nach unſerer Eintheilung die neunte Familie bilden,
erinnern in ihrem ganzen Bau lebhaft an die Kängurus. Daſſelbe Mißverhältniß des Leibes, wel-
ches wir bei dieſen kennen lernten, zeigt ſich auch bei ihnen. Der hintere Theil des Körpers iſt
verſtärkt, und die Hinterbeine überragen die vorderen wohl drei Mal an Länge. Auch der Schwanz
ähnelt denen der Kängurus. Er iſt verhältnißmäßig ebenſolang, aber gewöhnlich am hinteren Ende
zweizeilig bequaſtet. Dagegen unterſcheidet die Springmäuſe ihr Kopf weſentlich von den Spring-
beutelthieren. Er iſt ſehr dick und trägt die verhältnißmäßig längſten Schnurren aller Säugethiere
überhaupt: Schnurren, welche oft ebenſo lang ſind, als der Körper ſelbſt. Große Augen deuten
auf das nächtliche Leben der Thiere; ſie ſind aber lebhaft und anmuthig wie bei wenig anderen nächt-
lich lebenden Geſchöpfen. Die mittelgroßen, aufrechtſtehenden Ohren ſind löffelförmig von ein Drittel
bis zu ganzer Kopflänge, der Hals iſt ſehr dick und unbeweglich. An den kleinen Vorderpfoten
finden ſich gewöhnlich fünf Zehen, an den hinteren drei, zuweilen mit einer oder zwei Afterzehen.
Der Pelz iſt dicht und weich, bei den verſchiedenen Arten und Sippen ſehr übereinſtimmend, nämlich
dem Sande ähnlich gefärbt. Auch der innere Leibesbau hat manches ganz Eigenthümliche. Den
Schädel kennzeichnet der breite Hirnkaſten und die ungeheuren Gehörblaſen. Die Halswirbel ver-
wachſen, mit Ausnahme des Atlas, oft in ein einziges Knochenſtück. Die Wirbelſäule beſteht aus
elf bis zwölf Rückenwirbeln, ſieben bis acht Lendenwirbeln und drei bis vier Krenzwirbeln; die Zahl
der Schwanzwirbel ſteigt bis auf dreißig. Jm übrigen Gerippe iſt der Mittelfuß der merkwürdigſte
Theil. Die verſchiedenen, neben einanderliegenden Knochen verſchmelzen nämlich in einen einzigen,
ſehr langen, an deſſen Ende die Gelenkköpfe für die einzelnen Zehen ſtehen. Dieſe Bildung iſt
wohl der Klaſſe der Vögel eigenthümlich, in der Klaſſe der Säugethiere aber eine ganz vereinzelte.
Das Gebiß iſt durchaus nicht auffällig gebildet und ähnelt dem der übrigen Nager. Die Nagezähne
ſind bei einigen glatt, bei anderen gefurcht; die gewöhnliche Zahl der Backenzähne beträgt drei
für jede Reihe, doch findet man zuweilen noch einen ſtummelhaften Zahn vor den eigentlichen
Backzähnen.
Brehm, Thierleben. II. 12
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/193>, abgerufen am 27.11.2024.
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