Die Schrotmäuse oder die Trugratten. -- Der Schweif- oder Sumpfbiber.
Selbst beim Fressen vertragen sie sich gut und spielen und balgen sich unter einander, ohne jemals die heitere Laune zu verlieren. Bei Verfolgung zeigt sich die Ferkelratte muthiger, als man glauben möchte und wie alle Nager beißt sie heftig um sich, wenn sie ergriffen wird.
Ueber die Paarungszeit und die Zahl der Jungen fehlen bisjetzt noch alle Beobachtungen. Die Nahrung besteht in Früchten, Blättern und Rinden. Gefangene zeigten besondere Neigung zu stark- riechenden Pflanzen, wie Münze, Melisse und anderen, welche die übrigen Nager meist verschmähen. Dabei trinken alle nur wenig Wasser, obwohl sie es nicht gern entbehren.
Jn manchen Gegenden Cubas verfolgt man die Hutia-Conga des Fleisches wegen und nament- lich die Neger sind leidenschaftlich dieser Jagd ergeben. Sie suchen ihr Wild entweder auf den Bäumen auf und wissen es dort auf den Aesten geschickt genug zu fangen, oder setzen ihm nachts Hunde auf die Fährte, welche es wegen seines langsamen Laufes bald einholen und leicht überwälti- gen. Jn früheren Zeiten sollen sich die Einwohner zu dieser Jagd ihrer eingeborenen, wilden Hunde, der schakalähnlichen Carrasissi, welche heutzutage nur noch in Guyana leben, bedient und anstatt der Laternen Leuchtkäfer benutzt haben, welche sie den sie begleitenden Frauen in das lockige Haar setzten.
Die Leibeslänge einer erwachsenen Hutia-Conga beträgt etwas über 11/2 Fuß, die Schwanz- länge ungefähr 8 Zoll, die Höhe am Widerrist 6 bis 7 Zoll, das Gewicht schwankt zwischen 12 bis 16 Pfund. Die Färbung des Pelzes ist gelbgrau und braun, am Kreuze mehr rothbraun, an der Brust und am Bauche schmuzig braungrau; die Pfoten sind schwarz, die Ohren dunkel, die Brust und ein Längsstreifen in der Mitte des Bauches grau. Oft ist die Oberseite sehr dunkel; dann sind die Haare an der Wurzel blaßgrau, hierauf tief schwarz, sodann röthlich gelb und an der Spitze wieder schwarz. An den Seiten, namentlich in der Schultergegend, treten einzelne weiße Haare hervor, welche etwas stärker sind. Bei jungen Thieren spielt das Braun mehr in das Grünliche und dann tritt eine feine schwarze Sprenkelung hervor.
Zu unserer Familie gehört auch der Schweif- oder Sumpfbiber (Myopotamus Coypu). Sein Name ist bezeichnend; denn der Coypu erinnert lebhaft an den gemeinen Biber in Gestalt und Wesen. Der lange, runde Schwanz und Eigenthümlichkeiten des inneren Leibesbaues unterscheiden aber beide Thiere und rechtfertigen ihre getrennte Stellung in der Reihe der Nager. Der Leib des Sumpfbibers ist untersetzt, der Hals kurz und dick, der Kopf dick, kurz und breit, stumpfschnäuzig und platt am Scheitel; die Augen sind mittelgroß, rund und vorstehend, die Ohren klein, rund und etwas höher als breit; die Oberlippe ist ungespalten. Die Gliedmaßen sind kurz und kräftig, die hinteren ein wenig länger, als die vorderen. Beide Füße sind fünfzehig, die Zehen an den Hinter- füßen aber bedeutend länger, als die der vorderen, durch eine breite Schwimmhaut verbundenen, während jene frei sind. Alle Zehen sind mit langen, stark gekrümmten und spitzen Krallen bewaffnet. Nur die innere Zehe der Vorderfüße hat einen flachen Nagel. Der lange Schwanz ist an der Wurzel sehr dick und nimmt gegen das Ende allmählich ab; er ist drehrund, wirbelartig geschuppt und ziemlich reichlich mit dichten, anliegenden, starken Borstenhaaren besetzt. Die übrige Behaarung ist dicht, ziemlich lang und weich und besteht aus einem im Wasser fast undurchdringlichen, kurzen, weichen, flaumartigen Wollhaar und längeren, weichen, schwachglänzenden Grannen, welche die Färbung be- stimmen, weil sie das Wollhaar vollständig bedecken. Jm Gebiß erinnern die sehr großen, breiten Nagezähne an den Zahnbau des Bibers; die vier Backzähne aber haben im allgemeinen ganz das Ge- präge der vorhergehenden Sippen und Arten.
Der Coypu oder Sumpfbiber erreicht ungefähr die Größe des Fischotters. Seine Leibes- länge beträgt über 11/2 Fuß und die des Schwanzes fast ebensoviel, die Höhe am Widerrist beinahe einen Fuß; doch findet man zuweilen recht alte Männchen, welche 3 Fuß lang werden. Die
Die Schrotmäuſe oder die Trugratten. — Der Schweif- oder Sumpfbiber.
Selbſt beim Freſſen vertragen ſie ſich gut und ſpielen und balgen ſich unter einander, ohne jemals die heitere Laune zu verlieren. Bei Verfolgung zeigt ſich die Ferkelratte muthiger, als man glauben möchte und wie alle Nager beißt ſie heftig um ſich, wenn ſie ergriffen wird.
Ueber die Paarungszeit und die Zahl der Jungen fehlen bisjetzt noch alle Beobachtungen. Die Nahrung beſteht in Früchten, Blättern und Rinden. Gefangene zeigten beſondere Neigung zu ſtark- riechenden Pflanzen, wie Münze, Meliſſe und anderen, welche die übrigen Nager meiſt verſchmähen. Dabei trinken alle nur wenig Waſſer, obwohl ſie es nicht gern entbehren.
Jn manchen Gegenden Cubas verfolgt man die Hutia-Conga des Fleiſches wegen und nament- lich die Neger ſind leidenſchaftlich dieſer Jagd ergeben. Sie ſuchen ihr Wild entweder auf den Bäumen auf und wiſſen es dort auf den Aeſten geſchickt genug zu fangen, oder ſetzen ihm nachts Hunde auf die Fährte, welche es wegen ſeines langſamen Laufes bald einholen und leicht überwälti- gen. Jn früheren Zeiten ſollen ſich die Einwohner zu dieſer Jagd ihrer eingeborenen, wilden Hunde, der ſchakalähnlichen Carraſiſſi, welche heutzutage nur noch in Guyana leben, bedient und anſtatt der Laternen Leuchtkäfer benutzt haben, welche ſie den ſie begleitenden Frauen in das lockige Haar ſetzten.
Die Leibeslänge einer erwachſenen Hutia-Conga beträgt etwas über 1½ Fuß, die Schwanz- länge ungefähr 8 Zoll, die Höhe am Widerriſt 6 bis 7 Zoll, das Gewicht ſchwankt zwiſchen 12 bis 16 Pfund. Die Färbung des Pelzes iſt gelbgrau und braun, am Kreuze mehr rothbraun, an der Bruſt und am Bauche ſchmuzig braungrau; die Pfoten ſind ſchwarz, die Ohren dunkel, die Bruſt und ein Längsſtreifen in der Mitte des Bauches grau. Oft iſt die Oberſeite ſehr dunkel; dann ſind die Haare an der Wurzel blaßgrau, hierauf tief ſchwarz, ſodann röthlich gelb und an der Spitze wieder ſchwarz. An den Seiten, namentlich in der Schultergegend, treten einzelne weiße Haare hervor, welche etwas ſtärker ſind. Bei jungen Thieren ſpielt das Braun mehr in das Grünliche und dann tritt eine feine ſchwarze Sprenkelung hervor.
Zu unſerer Familie gehört auch der Schweif- oder Sumpfbiber (Myopotamus Coypu). Sein Name iſt bezeichnend; denn der Coypu erinnert lebhaft an den gemeinen Biber in Geſtalt und Weſen. Der lange, runde Schwanz und Eigenthümlichkeiten des inneren Leibesbaues unterſcheiden aber beide Thiere und rechtfertigen ihre getrennte Stellung in der Reihe der Nager. Der Leib des Sumpfbibers iſt unterſetzt, der Hals kurz und dick, der Kopf dick, kurz und breit, ſtumpfſchnäuzig und platt am Scheitel; die Augen ſind mittelgroß, rund und vorſtehend, die Ohren klein, rund und etwas höher als breit; die Oberlippe iſt ungeſpalten. Die Gliedmaßen ſind kurz und kräftig, die hinteren ein wenig länger, als die vorderen. Beide Füße ſind fünfzehig, die Zehen an den Hinter- füßen aber bedeutend länger, als die der vorderen, durch eine breite Schwimmhaut verbundenen, während jene frei ſind. Alle Zehen ſind mit langen, ſtark gekrümmten und ſpitzen Krallen bewaffnet. Nur die innere Zehe der Vorderfüße hat einen flachen Nagel. Der lange Schwanz iſt an der Wurzel ſehr dick und nimmt gegen das Ende allmählich ab; er iſt drehrund, wirbelartig geſchuppt und ziemlich reichlich mit dichten, anliegenden, ſtarken Borſtenhaaren beſetzt. Die übrige Behaarung iſt dicht, ziemlich lang und weich und beſteht aus einem im Waſſer faſt undurchdringlichen, kurzen, weichen, flaumartigen Wollhaar und längeren, weichen, ſchwachglänzenden Grannen, welche die Färbung be- ſtimmen, weil ſie das Wollhaar vollſtändig bedecken. Jm Gebiß erinnern die ſehr großen, breiten Nagezähne an den Zahnbau des Bibers; die vier Backzähne aber haben im allgemeinen ganz das Ge- präge der vorhergehenden Sippen und Arten.
Der Coypu oder Sumpfbiber erreicht ungefähr die Größe des Fiſchotters. Seine Leibes- länge beträgt über 1½ Fuß und die des Schwanzes faſt ebenſoviel, die Höhe am Widerriſt beinahe einen Fuß; doch findet man zuweilen recht alte Männchen, welche 3 Fuß lang werden. Die
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Die Schrotmäuſe oder die Trugratten. — Der Schweif- oder Sumpfbiber.
Selbſt beim Freſſen vertragen ſie ſich gut und ſpielen und balgen ſich unter einander, ohne jemals
die heitere Laune zu verlieren. Bei Verfolgung zeigt ſich die Ferkelratte muthiger, als man glauben
möchte und wie alle Nager beißt ſie heftig um ſich, wenn ſie ergriffen wird.
Ueber die Paarungszeit und die Zahl der Jungen fehlen bisjetzt noch alle Beobachtungen. Die
Nahrung beſteht in Früchten, Blättern und Rinden. Gefangene zeigten beſondere Neigung zu ſtark-
riechenden Pflanzen, wie Münze, Meliſſe und anderen, welche die übrigen Nager meiſt verſchmähen.
Dabei trinken alle nur wenig Waſſer, obwohl ſie es nicht gern entbehren.
Jn manchen Gegenden Cubas verfolgt man die Hutia-Conga des Fleiſches wegen und nament-
lich die Neger ſind leidenſchaftlich dieſer Jagd ergeben. Sie ſuchen ihr Wild entweder auf den
Bäumen auf und wiſſen es dort auf den Aeſten geſchickt genug zu fangen, oder ſetzen ihm nachts
Hunde auf die Fährte, welche es wegen ſeines langſamen Laufes bald einholen und leicht überwälti-
gen. Jn früheren Zeiten ſollen ſich die Einwohner zu dieſer Jagd ihrer eingeborenen, wilden Hunde,
der ſchakalähnlichen Carraſiſſi, welche heutzutage nur noch in Guyana leben, bedient und anſtatt
der Laternen Leuchtkäfer benutzt haben, welche ſie den ſie begleitenden Frauen in das lockige Haar
ſetzten.
Die Leibeslänge einer erwachſenen Hutia-Conga beträgt etwas über 1½ Fuß, die Schwanz-
länge ungefähr 8 Zoll, die Höhe am Widerriſt 6 bis 7 Zoll, das Gewicht ſchwankt zwiſchen 12 bis 16
Pfund. Die Färbung des Pelzes iſt gelbgrau und braun, am Kreuze mehr rothbraun, an der Bruſt
und am Bauche ſchmuzig braungrau; die Pfoten ſind ſchwarz, die Ohren dunkel, die Bruſt und ein
Längsſtreifen in der Mitte des Bauches grau. Oft iſt die Oberſeite ſehr dunkel; dann ſind die
Haare an der Wurzel blaßgrau, hierauf tief ſchwarz, ſodann röthlich gelb und an der Spitze wieder
ſchwarz. An den Seiten, namentlich in der Schultergegend, treten einzelne weiße Haare hervor,
welche etwas ſtärker ſind. Bei jungen Thieren ſpielt das Braun mehr in das Grünliche und dann
tritt eine feine ſchwarze Sprenkelung hervor.
Zu unſerer Familie gehört auch der Schweif- oder Sumpfbiber (Myopotamus Coypu).
Sein Name iſt bezeichnend; denn der Coypu erinnert lebhaft an den gemeinen Biber in Geſtalt und
Weſen. Der lange, runde Schwanz und Eigenthümlichkeiten des inneren Leibesbaues unterſcheiden
aber beide Thiere und rechtfertigen ihre getrennte Stellung in der Reihe der Nager. Der Leib des
Sumpfbibers iſt unterſetzt, der Hals kurz und dick, der Kopf dick, kurz und breit, ſtumpfſchnäuzig
und platt am Scheitel; die Augen ſind mittelgroß, rund und vorſtehend, die Ohren klein, rund und
etwas höher als breit; die Oberlippe iſt ungeſpalten. Die Gliedmaßen ſind kurz und kräftig, die
hinteren ein wenig länger, als die vorderen. Beide Füße ſind fünfzehig, die Zehen an den Hinter-
füßen aber bedeutend länger, als die der vorderen, durch eine breite Schwimmhaut verbundenen, während
jene frei ſind. Alle Zehen ſind mit langen, ſtark gekrümmten und ſpitzen Krallen bewaffnet. Nur
die innere Zehe der Vorderfüße hat einen flachen Nagel. Der lange Schwanz iſt an der Wurzel ſehr
dick und nimmt gegen das Ende allmählich ab; er iſt drehrund, wirbelartig geſchuppt und ziemlich
reichlich mit dichten, anliegenden, ſtarken Borſtenhaaren beſetzt. Die übrige Behaarung iſt dicht,
ziemlich lang und weich und beſteht aus einem im Waſſer faſt undurchdringlichen, kurzen, weichen,
flaumartigen Wollhaar und längeren, weichen, ſchwachglänzenden Grannen, welche die Färbung be-
ſtimmen, weil ſie das Wollhaar vollſtändig bedecken. Jm Gebiß erinnern die ſehr großen, breiten
Nagezähne an den Zahnbau des Bibers; die vier Backzähne aber haben im allgemeinen ganz das Ge-
präge der vorhergehenden Sippen und Arten.
Der Coypu oder Sumpfbiber erreicht ungefähr die Größe des Fiſchotters. Seine Leibes-
länge beträgt über 1½ Fuß und die des Schwanzes faſt ebenſoviel, die Höhe am Widerriſt beinahe
einen Fuß; doch findet man zuweilen recht alte Männchen, welche 3 Fuß lang werden. Die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/228>, abgerufen am 17.02.2025.
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