auf, und springen mit bewunderungswürdiger Behendigkeit und Sicherheit von einem Zweige nach dem anderen, dabei über ziemlich weite Entfernungen setzend.
Unser Bild stellt den gelbfüßigen Beutelbilch oder die gelbe Beutelmaus (Antechinus fla- vipes) dar, ein Thierchen, welches nur wenig über fünf Zoll lang wird und einen drei Zoll langen Schwanz besitzt. Der ziemlich reichliche und weiche Pelz ist im Grunde tiefgrau, außen aber schwärz-
[Abbildung]
Der gelbfüßige Beutelbilch (Antechinus flavipes).
lich mit gelber Sprenkelung, an den Seiten roth- oder ecker-, unten lichter gelb, Kinn und Brust sind weißlich, der Schwanz ist licht, hier und da aber dunkler gesprenkelt.
An diese Sippe können wir noch den Ameisen- oder Spitzbeutler (Myrmecobius fasciatus) reihen, obwohl dieser von Manchen zu der folgenden Familie gezählt wird. Er gilt als Vertreter einer eigenen Sippe und steht bis jetzt als solcher einzig da. Sein Körper ist lang, der Kopf sehr spitz, die Hinterfüße sind vierzehig, die Vorderfüße fünfzehig; die Hinterbeine sind etwas länger, als die Vorderbeine. Die Sohlen sind behaart, die Zehen getrennt. Der Schwanz ist schlaff, lang und zottig. Das Weibchen hat keine Tasche, aber acht in einen Kreis geordnete Zitzen. Auffallend ist das reiche Gebiß; denn die Zahl der Zähne beträgt nicht weniger als 52, mehr, als die der übrigen Säugethiere, mit alleiniger Ausnahme des Armadills und einiger Walthiere.
Der gestreifte Ameisenbeutler ist uns erst seit kurzer Zeit bekannt geworden und die Kennt- niß, welche wir über sein Leben besitzen, deshalb noch ziemlich gering. Man darf ihn mit Recht als eines der schönsten und auffallendsten Beutelthiere betrachten. Jn der Größe ähnelt er ungefähr unserem gemeinen Eichhörnchen. Seine Gestalt weist ihn der Familie der Raubbeutelthiere zu, ob- gleich das Gebiß dieser Einordnung widerspricht. Allein er steht überhaupt so eigenthümlich und selbständig da, daß man, wenn man alle seine Kennzeichen berücksichtigen wollte, für ihn eine eigene Familie bilden müßte. Die Länge seines Leibes beträgt zehn Zoll, die des Schwanzes sieben Zoll, die Höhe am Widerrist zehn Zoll. Ein reichlicher Pelz bedeckt den Körper, der Kopf ist kurz, der Schwanz dagegen lang, schwarz und zottig behaart. Unter dem langen, ziemlich rauhen Gren- nenhaar liegt dichtes, kurzes Wollhaar, Schnurren stehen an den Seiten der Oberlippen und Borsten- haare unterhalb der Augen. Die Färbung und Zeichnung erinnert entfernt an den Zebrawolf und hat dem Ameisenbeutler seinen lateinischen Namen verschafft. Die Färbung ist höchst eigenthümlich. Das Ockergelb des vorderen Oberkörpers, welches durch eingemengte weiße Haare lichter erscheint, geht nach hinten zu allmählich in ein tiefes Schwarz über, welches den größten Theil der hinteren
Die Raubbeutelthiere.
auf, und ſpringen mit bewunderungswürdiger Behendigkeit und Sicherheit von einem Zweige nach dem anderen, dabei über ziemlich weite Entfernungen ſetzend.
Unſer Bild ſtellt den gelbfüßigen Beutelbilch oder die gelbe Beutelmaus (Antechinus fla- vipes) dar, ein Thierchen, welches nur wenig über fünf Zoll lang wird und einen drei Zoll langen Schwanz beſitzt. Der ziemlich reichliche und weiche Pelz iſt im Grunde tiefgrau, außen aber ſchwärz-
[Abbildung]
Der gelbfüßige Beutelbilch (Antechinus flavipes).
lich mit gelber Sprenkelung, an den Seiten roth- oder ecker-, unten lichter gelb, Kinn und Bruſt ſind weißlich, der Schwanz iſt licht, hier und da aber dunkler geſprenkelt.
An dieſe Sippe können wir noch den Ameiſen- oder Spitzbeutler (Myrmecobius fasciatus) reihen, obwohl dieſer von Manchen zu der folgenden Familie gezählt wird. Er gilt als Vertreter einer eigenen Sippe und ſteht bis jetzt als ſolcher einzig da. Sein Körper iſt lang, der Kopf ſehr ſpitz, die Hinterfüße ſind vierzehig, die Vorderfüße fünfzehig; die Hinterbeine ſind etwas länger, als die Vorderbeine. Die Sohlen ſind behaart, die Zehen getrennt. Der Schwanz iſt ſchlaff, lang und zottig. Das Weibchen hat keine Taſche, aber acht in einen Kreis geordnete Zitzen. Auffallend iſt das reiche Gebiß; denn die Zahl der Zähne beträgt nicht weniger als 52, mehr, als die der übrigen Säugethiere, mit alleiniger Ausnahme des Armadills und einiger Walthiere.
Der geſtreifte Ameiſenbeutler iſt uns erſt ſeit kurzer Zeit bekannt geworden und die Kennt- niß, welche wir über ſein Leben beſitzen, deshalb noch ziemlich gering. Man darf ihn mit Recht als eines der ſchönſten und auffallendſten Beutelthiere betrachten. Jn der Größe ähnelt er ungefähr unſerem gemeinen Eichhörnchen. Seine Geſtalt weiſt ihn der Familie der Raubbeutelthiere zu, ob- gleich das Gebiß dieſer Einordnung widerſpricht. Allein er ſteht überhaupt ſo eigenthümlich und ſelbſtändig da, daß man, wenn man alle ſeine Kennzeichen berückſichtigen wollte, für ihn eine eigene Familie bilden müßte. Die Länge ſeines Leibes beträgt zehn Zoll, die des Schwanzes ſieben Zoll, die Höhe am Widerriſt zehn Zoll. Ein reichlicher Pelz bedeckt den Körper, der Kopf iſt kurz, der Schwanz dagegen lang, ſchwarz und zottig behaart. Unter dem langen, ziemlich rauhen Gren- nenhaar liegt dichtes, kurzes Wollhaar, Schnurren ſtehen an den Seiten der Oberlippen und Borſten- haare unterhalb der Augen. Die Färbung und Zeichnung erinnert entfernt an den Zebrawolf und hat dem Ameiſenbeutler ſeinen lateiniſchen Namen verſchafft. Die Färbung iſt höchſt eigenthümlich. Das Ockergelb des vorderen Oberkörpers, welches durch eingemengte weiße Haare lichter erſcheint, geht nach hinten zu allmählich in ein tiefes Schwarz über, welches den größten Theil der hinteren
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Die Raubbeutelthiere.
auf, und ſpringen mit bewunderungswürdiger Behendigkeit und Sicherheit von einem Zweige nach
dem anderen, dabei über ziemlich weite Entfernungen ſetzend.
Unſer Bild ſtellt den gelbfüßigen Beutelbilch oder die gelbe Beutelmaus (Antechinus fla-
vipes) dar, ein Thierchen, welches nur wenig über fünf Zoll lang wird und einen drei Zoll langen
Schwanz beſitzt. Der ziemlich reichliche und weiche Pelz iſt im Grunde tiefgrau, außen aber ſchwärz-
[Abbildung Der gelbfüßige Beutelbilch (Antechinus flavipes).]
lich mit gelber Sprenkelung, an den Seiten roth- oder ecker-, unten lichter gelb, Kinn und Bruſt
ſind weißlich, der Schwanz iſt licht, hier und da aber dunkler geſprenkelt.
An dieſe Sippe können wir noch den Ameiſen- oder Spitzbeutler (Myrmecobius fasciatus)
reihen, obwohl dieſer von Manchen zu der folgenden Familie gezählt wird. Er gilt als Vertreter
einer eigenen Sippe und ſteht bis jetzt als ſolcher einzig da. Sein Körper iſt lang, der Kopf ſehr
ſpitz, die Hinterfüße ſind vierzehig, die Vorderfüße fünfzehig; die Hinterbeine ſind etwas länger,
als die Vorderbeine. Die Sohlen ſind behaart, die Zehen getrennt. Der Schwanz iſt ſchlaff, lang
und zottig. Das Weibchen hat keine Taſche, aber acht in einen Kreis geordnete Zitzen. Auffallend
iſt das reiche Gebiß; denn die Zahl der Zähne beträgt nicht weniger als 52, mehr, als die der übrigen
Säugethiere, mit alleiniger Ausnahme des Armadills und einiger Walthiere.
Der geſtreifte Ameiſenbeutler iſt uns erſt ſeit kurzer Zeit bekannt geworden und die Kennt-
niß, welche wir über ſein Leben beſitzen, deshalb noch ziemlich gering. Man darf ihn mit Recht als
eines der ſchönſten und auffallendſten Beutelthiere betrachten. Jn der Größe ähnelt er ungefähr
unſerem gemeinen Eichhörnchen. Seine Geſtalt weiſt ihn der Familie der Raubbeutelthiere zu, ob-
gleich das Gebiß dieſer Einordnung widerſpricht. Allein er ſteht überhaupt ſo eigenthümlich und
ſelbſtändig da, daß man, wenn man alle ſeine Kennzeichen berückſichtigen wollte, für ihn eine
eigene Familie bilden müßte. Die Länge ſeines Leibes beträgt zehn Zoll, die des Schwanzes ſieben
Zoll, die Höhe am Widerriſt zehn Zoll. Ein reichlicher Pelz bedeckt den Körper, der Kopf iſt kurz,
der Schwanz dagegen lang, ſchwarz und zottig behaart. Unter dem langen, ziemlich rauhen Gren-
nenhaar liegt dichtes, kurzes Wollhaar, Schnurren ſtehen an den Seiten der Oberlippen und Borſten-
haare unterhalb der Augen. Die Färbung und Zeichnung erinnert entfernt an den Zebrawolf und
hat dem Ameiſenbeutler ſeinen lateiniſchen Namen verſchafft. Die Färbung iſt höchſt eigenthümlich.
Das Ockergelb des vorderen Oberkörpers, welches durch eingemengte weiße Haare lichter erſcheint,
geht nach hinten zu allmählich in ein tiefes Schwarz über, welches den größten Theil der hinteren
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/24>, abgerufen am 23.11.2024.
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