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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Das langschwänzige Schuppenthier.
Röthliche spielend; die einzelnen Schuppen sind am Grunde schwarzbraun und an den Rändern gelb-
lich gesäumt. Die Borstenhaare sind schwarz.

Die einzige ausführlichere Nachricht über die Lebensart gab Desmarchais: "Jn Guinea findet
man in den Wäldern ein vierfüßiges Thier, welches die Neger Quoggelo nennen. Es ist vom Hals
bis zur Spitze des Schwanzes mit Schuppen bedeckt, welche fast wie die Blätter der Artischoken ge-
staltet sind, nur etwas spitziger. Sie liegen gedrängt auf einander, sind dick und stark genug, um das
Thier gegen die Krallen und Zähne anderer Thiere zu beschützen, welche es angreifen. Die Leo-
parden
verfolgen es unaufhörlich und haben keine Mühe, es zu erreichen, da es bei weitem nicht so

[Abbildung] Das langschwänzige Schuppenthier (Manls tetradactyla).
schnell läuft, als sie. Es flieht zwar; weil es aber bald eingeholt ist und weder seine Klauen, noch
sein Maul eine Waffe gegen die fürchterlichen Zähne und Klauen dieser Thiere ihm Schutz gewähren,
so kugelt es sich zusammen und schlägt den Schwanz unter den Bauch, daß es überall die Spitzen der
Schuppen nach außen kehrt. Die großen Katzen wälzen es sanft mit ihren Klauen hin und her,
stechen sich aber, sobald sie rauher zugreifen, und sind gezwungen, es in Ruhe zu lassen. Die Neger
schlagen es mit Stöcken todt, ziehen es ab, verkaufen die Haut an die Weißen und essen sein
Fleisch. Dieses ist sehr weiß und zart, was ich gern glaube, wenn es wahr ist, daß es blos von
Ameisen lebt, gewiß einer zarten und schmackhaften Speise! Jn seiner Schnauze, welche man mit
einem Entenschnabel vergleichen könnte, liegt eine sehr lange, klebrige Zunge, welche es in die Löcher

Das langſchwänzige Schuppenthier.
Röthliche ſpielend; die einzelnen Schuppen ſind am Grunde ſchwarzbraun und an den Rändern gelb-
lich geſäumt. Die Borſtenhaare ſind ſchwarz.

Die einzige ausführlichere Nachricht über die Lebensart gab Desmarchais: „Jn Guinea findet
man in den Wäldern ein vierfüßiges Thier, welches die Neger Quoggelo nennen. Es iſt vom Hals
bis zur Spitze des Schwanzes mit Schuppen bedeckt, welche faſt wie die Blätter der Artiſchoken ge-
ſtaltet ſind, nur etwas ſpitziger. Sie liegen gedrängt auf einander, ſind dick und ſtark genug, um das
Thier gegen die Krallen und Zähne anderer Thiere zu beſchützen, welche es angreifen. Die Leo-
parden
verfolgen es unaufhörlich und haben keine Mühe, es zu erreichen, da es bei weitem nicht ſo

[Abbildung] Das langſchwänzige Schuppenthier (Manls tetradactyla).
ſchnell läuft, als ſie. Es flieht zwar; weil es aber bald eingeholt iſt und weder ſeine Klauen, noch
ſein Maul eine Waffe gegen die fürchterlichen Zähne und Klauen dieſer Thiere ihm Schutz gewähren,
ſo kugelt es ſich zuſammen und ſchlägt den Schwanz unter den Bauch, daß es überall die Spitzen der
Schuppen nach außen kehrt. Die großen Katzen wälzen es ſanft mit ihren Klauen hin und her,
ſtechen ſich aber, ſobald ſie rauher zugreifen, und ſind gezwungen, es in Ruhe zu laſſen. Die Neger
ſchlagen es mit Stöcken todt, ziehen es ab, verkaufen die Haut an die Weißen und eſſen ſein
Fleiſch. Dieſes iſt ſehr weiß und zart, was ich gern glaube, wenn es wahr iſt, daß es blos von
Ameiſen lebt, gewiß einer zarten und ſchmackhaften Speiſe! Jn ſeiner Schnauze, welche man mit
einem Entenſchnabel vergleichen könnte, liegt eine ſehr lange, klebrige Zunge, welche es in die Löcher

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[313/0333] Das langſchwänzige Schuppenthier. Röthliche ſpielend; die einzelnen Schuppen ſind am Grunde ſchwarzbraun und an den Rändern gelb- lich geſäumt. Die Borſtenhaare ſind ſchwarz. Die einzige ausführlichere Nachricht über die Lebensart gab Desmarchais: „Jn Guinea findet man in den Wäldern ein vierfüßiges Thier, welches die Neger Quoggelo nennen. Es iſt vom Hals bis zur Spitze des Schwanzes mit Schuppen bedeckt, welche faſt wie die Blätter der Artiſchoken ge- ſtaltet ſind, nur etwas ſpitziger. Sie liegen gedrängt auf einander, ſind dick und ſtark genug, um das Thier gegen die Krallen und Zähne anderer Thiere zu beſchützen, welche es angreifen. Die Leo- parden verfolgen es unaufhörlich und haben keine Mühe, es zu erreichen, da es bei weitem nicht ſo [Abbildung Das langſchwänzige Schuppenthier (Manls tetradactyla).] ſchnell läuft, als ſie. Es flieht zwar; weil es aber bald eingeholt iſt und weder ſeine Klauen, noch ſein Maul eine Waffe gegen die fürchterlichen Zähne und Klauen dieſer Thiere ihm Schutz gewähren, ſo kugelt es ſich zuſammen und ſchlägt den Schwanz unter den Bauch, daß es überall die Spitzen der Schuppen nach außen kehrt. Die großen Katzen wälzen es ſanft mit ihren Klauen hin und her, ſtechen ſich aber, ſobald ſie rauher zugreifen, und ſind gezwungen, es in Ruhe zu laſſen. Die Neger ſchlagen es mit Stöcken todt, ziehen es ab, verkaufen die Haut an die Weißen und eſſen ſein Fleiſch. Dieſes iſt ſehr weiß und zart, was ich gern glaube, wenn es wahr iſt, daß es blos von Ameiſen lebt, gewiß einer zarten und ſchmackhaften Speiſe! Jn ſeiner Schnauze, welche man mit einem Entenſchnabel vergleichen könnte, liegt eine ſehr lange, klebrige Zunge, welche es in die Löcher

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/333>, abgerufen am 23.11.2024.