meisten lernen ihn kaum kennen. Bei einiger Pflege halten fast alle längere Zeit in der Gefangen- schaft aus. Jhre Ernährung verursacht durchaus keine Schwierigkeiten. Einzelne Arten werden, wenn sie zahlreich in die Pflanzungen einfallen, oft ziemlich schädlich, die Anderen nützen durch ihr Fell und ihr Fleisch, und so gleicht sich der Schaden, den sie anrichten, durch den Nutzen so ziemlich wieder aus.
Als die bewegungsfähigsten Kletterbeutler müssen wir wohl die Flugbeutelbilche (Belideus) ansehen. Sie zeigen in ihrer Gestalt eine so täuschende Aehnlichkeit mit den bekannteren Flug- eichhörnchen, daß sie mit diesen verwechselt werden könnten, wenn nicht das Gebiß sie wesentlich von den Nagern unterschiede. Die behaarte Flug- oder Flatterhaut an den Seiten des Rumpfes zwischen den vorderen und hinteren Gliedmaßen ist jedenfalls ihr Hauptkennzeichen. Der Körper ist gestreckt, der Kopf klein, die Schnauze zugespitzt. Die Augen sind groß und vorstehend, die auf- rechtgestellten Ohren zugespitzt. Der sehr lange Schwanz ist buschig, zuweilen auch zweizeilig behaart;
[Abbildung]
Das Zuckereichhorn oder das fliegende Eichhorn (Belideus seiureus).
der Pelz ist weich und fein. Keine Art erreicht zwei Fuß Leibeslänge; die meisten werden kaum einen Fuß lang. Der Bau des Gebisses, der Ohren, der Flughäute und des Schwanzes ordnen sie noch in kleinere Gruppen.
Als den bekanntesten Flugbeutelbilch darf man wohl das Zuckereichhorn oder das fliegende Eichhorn in Norfolk (Belideus seiureus) betrachten; denn aus dem Namen schon geht hervor, daß diese Art ein volksthümliches Thier geworden ist. Man kann nicht leugnen, daß der Name, welchen ihm die ersten Einsiedler gaben, passend gewählt ist, und auch die Wissenschaft hat Dies anerkannt, wie die lateinische Benennung beweist. Nicht blos in der Gestalt, sondern auch in der Größe ähnelt das Thier unseren Eichkätzchen, noch mehr dem Taguan oder dem sibirischen Flugeichhorn. Der gestreckte und schlanke Leib erscheint durch die Flughaut, welche sich zwischen beiden Beinen ausspannt, breiter, als er ist. Der Hals ist kurz und ziemlich dick, der flache Kopf endet in eine kurze und ziemlich spitze Schnauze; der Schwanz ist sehr lang, rundlich und schlaff und dabei sehr buschig. Die aufrecht-
Die Kletterbeutelthiere, Flugbeutler oder Kuſus.
meiſten lernen ihn kaum kennen. Bei einiger Pflege halten faſt alle längere Zeit in der Gefangen- ſchaft aus. Jhre Ernährung verurſacht durchaus keine Schwierigkeiten. Einzelne Arten werden, wenn ſie zahlreich in die Pflanzungen einfallen, oft ziemlich ſchädlich, die Anderen nützen durch ihr Fell und ihr Fleiſch, und ſo gleicht ſich der Schaden, den ſie anrichten, durch den Nutzen ſo ziemlich wieder aus.
Als die bewegungsfähigſten Kletterbeutler müſſen wir wohl die Flugbeutelbilche (Belideus) anſehen. Sie zeigen in ihrer Geſtalt eine ſo täuſchende Aehnlichkeit mit den bekannteren Flug- eichhörnchen, daß ſie mit dieſen verwechſelt werden könnten, wenn nicht das Gebiß ſie weſentlich von den Nagern unterſchiede. Die behaarte Flug- oder Flatterhaut an den Seiten des Rumpfes zwiſchen den vorderen und hinteren Gliedmaßen iſt jedenfalls ihr Hauptkennzeichen. Der Körper iſt geſtreckt, der Kopf klein, die Schnauze zugeſpitzt. Die Augen ſind groß und vorſtehend, die auf- rechtgeſtellten Ohren zugeſpitzt. Der ſehr lange Schwanz iſt buſchig, zuweilen auch zweizeilig behaart;
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Das Zuckereichhorn oder das fliegende Eichhorn (Belideus seiureus).
der Pelz iſt weich und fein. Keine Art erreicht zwei Fuß Leibeslänge; die meiſten werden kaum einen Fuß lang. Der Bau des Gebiſſes, der Ohren, der Flughäute und des Schwanzes ordnen ſie noch in kleinere Gruppen.
Als den bekannteſten Flugbeutelbilch darf man wohl das Zuckereichhorn oder das fliegende Eichhorn in Norfolk (Belideus seiureus) betrachten; denn aus dem Namen ſchon geht hervor, daß dieſe Art ein volksthümliches Thier geworden iſt. Man kann nicht leugnen, daß der Name, welchen ihm die erſten Einſiedler gaben, paſſend gewählt iſt, und auch die Wiſſenſchaft hat Dies anerkannt, wie die lateiniſche Benennung beweiſt. Nicht blos in der Geſtalt, ſondern auch in der Größe ähnelt das Thier unſeren Eichkätzchen, noch mehr dem Taguan oder dem ſibiriſchen Flugeichhorn. Der geſtreckte und ſchlanke Leib erſcheint durch die Flughaut, welche ſich zwiſchen beiden Beinen ausſpannt, breiter, als er iſt. Der Hals iſt kurz und ziemlich dick, der flache Kopf endet in eine kurze und ziemlich ſpitze Schnauze; der Schwanz iſt ſehr lang, rundlich und ſchlaff und dabei ſehr buſchig. Die aufrecht-
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Die Kletterbeutelthiere, Flugbeutler oder Kuſus.
meiſten lernen ihn kaum kennen. Bei einiger Pflege halten faſt alle längere Zeit in der Gefangen-
ſchaft aus. Jhre Ernährung verurſacht durchaus keine Schwierigkeiten. Einzelne Arten werden,
wenn ſie zahlreich in die Pflanzungen einfallen, oft ziemlich ſchädlich, die Anderen nützen durch
ihr Fell und ihr Fleiſch, und ſo gleicht ſich der Schaden, den ſie anrichten, durch den Nutzen ſo
ziemlich wieder aus.
Als die bewegungsfähigſten Kletterbeutler müſſen wir wohl die Flugbeutelbilche (Belideus)
anſehen. Sie zeigen in ihrer Geſtalt eine ſo täuſchende Aehnlichkeit mit den bekannteren Flug-
eichhörnchen, daß ſie mit dieſen verwechſelt werden könnten, wenn nicht das Gebiß ſie weſentlich von
den Nagern unterſchiede. Die behaarte Flug- oder Flatterhaut an den Seiten des Rumpfes
zwiſchen den vorderen und hinteren Gliedmaßen iſt jedenfalls ihr Hauptkennzeichen. Der Körper iſt
geſtreckt, der Kopf klein, die Schnauze zugeſpitzt. Die Augen ſind groß und vorſtehend, die auf-
rechtgeſtellten Ohren zugeſpitzt. Der ſehr lange Schwanz iſt buſchig, zuweilen auch zweizeilig behaart;
[Abbildung Das Zuckereichhorn oder das fliegende Eichhorn (Belideus seiureus).]
der Pelz iſt weich und fein. Keine Art erreicht zwei Fuß Leibeslänge; die meiſten werden kaum einen
Fuß lang. Der Bau des Gebiſſes, der Ohren, der Flughäute und des Schwanzes ordnen ſie noch in
kleinere Gruppen.
Als den bekannteſten Flugbeutelbilch darf man wohl das Zuckereichhorn oder das fliegende
Eichhorn in Norfolk (Belideus seiureus) betrachten; denn aus dem Namen ſchon geht hervor, daß
dieſe Art ein volksthümliches Thier geworden iſt. Man kann nicht leugnen, daß der Name, welchen
ihm die erſten Einſiedler gaben, paſſend gewählt iſt, und auch die Wiſſenſchaft hat Dies anerkannt, wie
die lateiniſche Benennung beweiſt. Nicht blos in der Geſtalt, ſondern auch in der Größe ähnelt das
Thier unſeren Eichkätzchen, noch mehr dem Taguan oder dem ſibiriſchen Flugeichhorn. Der geſtreckte
und ſchlanke Leib erſcheint durch die Flughaut, welche ſich zwiſchen beiden Beinen ausſpannt, breiter,
als er iſt. Der Hals iſt kurz und ziemlich dick, der flache Kopf endet in eine kurze und ziemlich ſpitze
Schnauze; der Schwanz iſt ſehr lang, rundlich und ſchlaff und dabei ſehr buſchig. Die aufrecht-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/42>, abgerufen am 23.11.2024.
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