Jm Süden mag der Serwal und im Sudahn die Falbkatze dem widerstandsunfähigen Zwerg ebenfalls nachstellen, und höchst wahrscheinlich nimmt auch der Raubadler hier und da wenigstens ein Kälbchen weg. Ob die in Afrika so häufigen Schakale und Füchse, sowie die wilden Hunde- arten ebenfalls zu den Feinden des Beni Jsrael und seiner Verwandten gezählt werden müssen, wage ich nicht zu behaupten; ich kann blos sagen, daß ich Schakale und Füchse in den von Beni Jsrael bewohnten Dickichten häufig gesehen habe.
Von den verwandten Antilopen will ich noch dem Bleichbock der Ansiedler (Scopophorus Urebi oder Antilope scoparia) einige Worte widmen. Das Thier ist kaum schwächer, als unser Reh: nämlich 31/2 Fuß lang, auf den Schultern 2 Fuß und am Kreuze noch etwas darüber hoch, und durch seine zierlichen und regelmäßigen Formen besonders ausgezeichnet. Die Färbung ist ein lichtes Fuchsroth oder Gelbbraun auf der Oberseite und ein fast schneeiges Weiß auf der Unterseite, d. h. am Unterleibe, der Jnnen- und Hinterseite der Beine. Auch ein Fleck über den Augen, die Lippen, das Kinn und die Jnnenseite der Ohren sind weißlich, während die Ränder der letzteren schwarzbraun erscheinen. Das kleine, fast gerade aufsteigende, erst schwach nach hinten, dann etwas nach vorn geneigte, dünne Gehörn, welches, wie bei den Zwergantilopen, nur der Bock trägt, ist am Grunde etwa neun Mal deutlich geringelt. An den Vorderläufen hängen ziemlich lange Kniebüschel herab. Der Schwanz ist kurz, aber gequastet.
Das Leben des Bleichbocks schildert am besten Kapitän Drayson in seinen "Jagdbildern aus Südafrika".
"Während die meisten Thiere, und zumal die Antilopen, dem Menschen ausweichen, so gut sie kön- nen, während die großen Antilopen am Kap sich gern bis hundert Meilen weit von den Wohnsitzen der Pflanzer aufhalten, gibt es einige, welche thun, als kennten sie gar keine Furcht vor dem Erzfeinde der Thiere, einige, welche ihren Wohnsitzen anhängen, solange sie es im Stande sind, oder solange sie nicht ihre Zutraulichkeit mit dem Leben bezahlen müssen. Vielleicht sind manche Gegenden diesen Thieren so einladend, daß unmittelbar, nachdem eine gewisse Oertlichkeit frei wurde, andere dersel- ben Art von unbekannten Orten herkommen, um den Platz in Besitz zu nehmen. So ist es mit dem Bleichböckchen oder Urebi. Dieses schmucke, zierliche Geschöpf hält sich in der nächsten Nähe der Ortschaften auf, gerade da, wo es täglich gezwungen wird, vor seinem schlimmsten Feinde zu flüchten."
"Wenn ein Jäger Tag für Tag sein Gebiet durchstreift und dabei alle Bleichböckchen, welche ihm vorkommen, niedergestreckt hat, braucht er wahrhaftig keine fünf Tage zu warten, ehe er wiederum ein Wild erbeuten kann; denn wenn er nach dieser Zeit von neuem zur Jagd hinausgeht, findet er sicherlich wiederum mehrere dieser kleinen Antilopen, welche sich rings um die Dörfer angesiedelt haben. Man trifft sie gewöhnlich paarweise in den Ebenen, und auch wenn sie verfolgt werden, suchen sie sel- ten den Busch oder Wald zu erreichen. Jhr gewöhnlicher Stand ist das lange Gras, welches zurück- bleibt, nachdem man die Steppe angezündet hat, oder die zerklüfteten Wände der Hügel, wo sie sich zwischen Felsen und Steinen verbergen."
"Wirklich reizend ist die Art und Weise ihrer Flucht, wenn sie aufgeschreckt oder gestört werden. Sie fliehen mit der größten Schnelligkeit dahin, springen dann plötzlich mehrere Fuß hoch in die Luft, werden von neuem flüchtig und machen nochmals einen Luftsprung, wahrscheinlich in der Ab- sicht, ihre nächste Umgebung besser zu überschauen; denn sie sind zu klein, als daß sie über das Gras wegäugen könnten. Manchmal, besonders, wenn irgend ein verdächtiger Gegenstand bei dem ersten Sprunge entdeckt wurde, schnellt der Bleichbock mehrere Male nach einander auf, und dann will es auch dem unbefangenen Auge erscheinen, als ob er ein mit Schwingen begabtes Geschöpf wäre und die Kraft habe, sich in der Luft schwebend zu erhalten. Wenn z. B. ein Hund auf seiner Fährte ist und ihm eifrig durch das lange Gras folgt, springt er wiederholt nach einander hoch auf,
Die Antilopen. — Der Bleichbock.
Jm Süden mag der Serwal und im Sudahn die Falbkatze dem widerſtandsunfähigen Zwerg ebenfalls nachſtellen, und höchſt wahrſcheinlich nimmt auch der Raubadler hier und da wenigſtens ein Kälbchen weg. Ob die in Afrika ſo häufigen Schakale und Füchſe, ſowie die wilden Hunde- arten ebenfalls zu den Feinden des Beni Jſrael und ſeiner Verwandten gezählt werden müſſen, wage ich nicht zu behaupten; ich kann blos ſagen, daß ich Schakale und Füchſe in den von Beni Jſrael bewohnten Dickichten häufig geſehen habe.
Von den verwandten Antilopen will ich noch dem Bleichbock der Anſiedler (Scopophorus Urebi oder Antilope scoparia) einige Worte widmen. Das Thier iſt kaum ſchwächer, als unſer Reh: nämlich 3½ Fuß lang, auf den Schultern 2 Fuß und am Kreuze noch etwas darüber hoch, und durch ſeine zierlichen und regelmäßigen Formen beſonders ausgezeichnet. Die Färbung iſt ein lichtes Fuchsroth oder Gelbbraun auf der Oberſeite und ein faſt ſchneeiges Weiß auf der Unterſeite, d. h. am Unterleibe, der Jnnen- und Hinterſeite der Beine. Auch ein Fleck über den Augen, die Lippen, das Kinn und die Jnnenſeite der Ohren ſind weißlich, während die Ränder der letzteren ſchwarzbraun erſcheinen. Das kleine, faſt gerade aufſteigende, erſt ſchwach nach hinten, dann etwas nach vorn geneigte, dünne Gehörn, welches, wie bei den Zwergantilopen, nur der Bock trägt, iſt am Grunde etwa neun Mal deutlich geringelt. An den Vorderläufen hängen ziemlich lange Kniebüſchel herab. Der Schwanz iſt kurz, aber gequaſtet.
Das Leben des Bleichbocks ſchildert am beſten Kapitän Drayſon in ſeinen „Jagdbildern aus Südafrika‟.
„Während die meiſten Thiere, und zumal die Antilopen, dem Menſchen ausweichen, ſo gut ſie kön- nen, während die großen Antilopen am Kap ſich gern bis hundert Meilen weit von den Wohnſitzen der Pflanzer aufhalten, gibt es einige, welche thun, als kennten ſie gar keine Furcht vor dem Erzfeinde der Thiere, einige, welche ihren Wohnſitzen anhängen, ſolange ſie es im Stande ſind, oder ſolange ſie nicht ihre Zutraulichkeit mit dem Leben bezahlen müſſen. Vielleicht ſind manche Gegenden dieſen Thieren ſo einladend, daß unmittelbar, nachdem eine gewiſſe Oertlichkeit frei wurde, andere derſel- ben Art von unbekannten Orten herkommen, um den Platz in Beſitz zu nehmen. So iſt es mit dem Bleichböckchen oder Urebi. Dieſes ſchmucke, zierliche Geſchöpf hält ſich in der nächſten Nähe der Ortſchaften auf, gerade da, wo es täglich gezwungen wird, vor ſeinem ſchlimmſten Feinde zu flüchten.‟
„Wenn ein Jäger Tag für Tag ſein Gebiet durchſtreift und dabei alle Bleichböckchen, welche ihm vorkommen, niedergeſtreckt hat, braucht er wahrhaftig keine fünf Tage zu warten, ehe er wiederum ein Wild erbeuten kann; denn wenn er nach dieſer Zeit von neuem zur Jagd hinausgeht, findet er ſicherlich wiederum mehrere dieſer kleinen Antilopen, welche ſich rings um die Dörfer angeſiedelt haben. Man trifft ſie gewöhnlich paarweiſe in den Ebenen, und auch wenn ſie verfolgt werden, ſuchen ſie ſel- ten den Buſch oder Wald zu erreichen. Jhr gewöhnlicher Stand iſt das lange Gras, welches zurück- bleibt, nachdem man die Steppe angezündet hat, oder die zerklüfteten Wände der Hügel, wo ſie ſich zwiſchen Felſen und Steinen verbergen.‟
„Wirklich reizend iſt die Art und Weiſe ihrer Flucht, wenn ſie aufgeſchreckt oder geſtört werden. Sie fliehen mit der größten Schnelligkeit dahin, ſpringen dann plötzlich mehrere Fuß hoch in die Luft, werden von neuem flüchtig und machen nochmals einen Luftſprung, wahrſcheinlich in der Ab- ſicht, ihre nächſte Umgebung beſſer zu überſchauen; denn ſie ſind zu klein, als daß ſie über das Gras wegäugen könnten. Manchmal, beſonders, wenn irgend ein verdächtiger Gegenſtand bei dem erſten Sprunge entdeckt wurde, ſchnellt der Bleichbock mehrere Male nach einander auf, und dann will es auch dem unbefangenen Auge erſcheinen, als ob er ein mit Schwingen begabtes Geſchöpf wäre und die Kraft habe, ſich in der Luft ſchwebend zu erhalten. Wenn z. B. ein Hund auf ſeiner Fährte iſt und ihm eifrig durch das lange Gras folgt, ſpringt er wiederholt nach einander hoch auf,
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Die Antilopen. — Der Bleichbock.
Jm Süden mag der Serwal und im Sudahn die Falbkatze dem widerſtandsunfähigen Zwerg
ebenfalls nachſtellen, und höchſt wahrſcheinlich nimmt auch der Raubadler hier und da wenigſtens
ein Kälbchen weg. Ob die in Afrika ſo häufigen Schakale und Füchſe, ſowie die wilden Hunde-
arten ebenfalls zu den Feinden des Beni Jſrael und ſeiner Verwandten gezählt werden müſſen, wage
ich nicht zu behaupten; ich kann blos ſagen, daß ich Schakale und Füchſe in den von Beni Jſrael
bewohnten Dickichten häufig geſehen habe.
Von den verwandten Antilopen will ich noch dem Bleichbock der Anſiedler (Scopophorus Urebi
oder Antilope scoparia) einige Worte widmen. Das Thier iſt kaum ſchwächer, als unſer Reh:
nämlich 3½ Fuß lang, auf den Schultern 2 Fuß und am Kreuze noch etwas darüber hoch, und durch
ſeine zierlichen und regelmäßigen Formen beſonders ausgezeichnet. Die Färbung iſt ein lichtes
Fuchsroth oder Gelbbraun auf der Oberſeite und ein faſt ſchneeiges Weiß auf der Unterſeite, d. h.
am Unterleibe, der Jnnen- und Hinterſeite der Beine. Auch ein Fleck über den Augen, die Lippen,
das Kinn und die Jnnenſeite der Ohren ſind weißlich, während die Ränder der letzteren ſchwarzbraun
erſcheinen. Das kleine, faſt gerade aufſteigende, erſt ſchwach nach hinten, dann etwas nach vorn
geneigte, dünne Gehörn, welches, wie bei den Zwergantilopen, nur der Bock trägt, iſt am Grunde
etwa neun Mal deutlich geringelt. An den Vorderläufen hängen ziemlich lange Kniebüſchel herab.
Der Schwanz iſt kurz, aber gequaſtet.
Das Leben des Bleichbocks ſchildert am beſten Kapitän Drayſon in ſeinen „Jagdbildern aus
Südafrika‟.
„Während die meiſten Thiere, und zumal die Antilopen, dem Menſchen ausweichen, ſo gut ſie kön-
nen, während die großen Antilopen am Kap ſich gern bis hundert Meilen weit von den Wohnſitzen der
Pflanzer aufhalten, gibt es einige, welche thun, als kennten ſie gar keine Furcht vor dem Erzfeinde
der Thiere, einige, welche ihren Wohnſitzen anhängen, ſolange ſie es im Stande ſind, oder ſolange
ſie nicht ihre Zutraulichkeit mit dem Leben bezahlen müſſen. Vielleicht ſind manche Gegenden dieſen
Thieren ſo einladend, daß unmittelbar, nachdem eine gewiſſe Oertlichkeit frei wurde, andere derſel-
ben Art von unbekannten Orten herkommen, um den Platz in Beſitz zu nehmen. So iſt es mit dem
Bleichböckchen oder Urebi. Dieſes ſchmucke, zierliche Geſchöpf hält ſich in der nächſten Nähe der
Ortſchaften auf, gerade da, wo es täglich gezwungen wird, vor ſeinem ſchlimmſten Feinde zu flüchten.‟
„Wenn ein Jäger Tag für Tag ſein Gebiet durchſtreift und dabei alle Bleichböckchen, welche ihm
vorkommen, niedergeſtreckt hat, braucht er wahrhaftig keine fünf Tage zu warten, ehe er wiederum
ein Wild erbeuten kann; denn wenn er nach dieſer Zeit von neuem zur Jagd hinausgeht, findet er
ſicherlich wiederum mehrere dieſer kleinen Antilopen, welche ſich rings um die Dörfer angeſiedelt haben.
Man trifft ſie gewöhnlich paarweiſe in den Ebenen, und auch wenn ſie verfolgt werden, ſuchen ſie ſel-
ten den Buſch oder Wald zu erreichen. Jhr gewöhnlicher Stand iſt das lange Gras, welches zurück-
bleibt, nachdem man die Steppe angezündet hat, oder die zerklüfteten Wände der Hügel, wo ſie ſich
zwiſchen Felſen und Steinen verbergen.‟
„Wirklich reizend iſt die Art und Weiſe ihrer Flucht, wenn ſie aufgeſchreckt oder geſtört werden.
Sie fliehen mit der größten Schnelligkeit dahin, ſpringen dann plötzlich mehrere Fuß hoch in die
Luft, werden von neuem flüchtig und machen nochmals einen Luftſprung, wahrſcheinlich in der Ab-
ſicht, ihre nächſte Umgebung beſſer zu überſchauen; denn ſie ſind zu klein, als daß ſie über das
Gras wegäugen könnten. Manchmal, beſonders, wenn irgend ein verdächtiger Gegenſtand bei dem
erſten Sprunge entdeckt wurde, ſchnellt der Bleichbock mehrere Male nach einander auf, und dann
will es auch dem unbefangenen Auge erſcheinen, als ob er ein mit Schwingen begabtes Geſchöpf
wäre und die Kraft habe, ſich in der Luft ſchwebend zu erhalten. Wenn z. B. ein Hund auf ſeiner
Fährte iſt und ihm eifrig durch das lange Gras folgt, ſpringt er wiederholt nach einander hoch auf,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/550>, abgerufen am 23.11.2024.
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