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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Arni. Der Bhain. Der gemeine Büffel.
stehen. Die Färbung des Arni, welcher mit langen Haaren bedeckt ist, soll, wie die aller Büffel,
bräunlichschwarz sein.

Ueber Lebensweise und Sitten dieses Thieres ist sogut als Nichts bekannt. Der Arni gilt
nächst dem Tiger als das furchtbarste Thier der indischen Urwälder, und feine Jagd als die
gefährlichste von allen. Williamson erzählt, daß ein Arni in blinder Wuth auf einen Jäger
losstürzte, welcher sich auf dem Rücken eines Elefanten sicher wähnte, zu seiner großen Verwun-
derung aber sehen mußte, daß der rasende Ochse den Elefanten auf die Hörner zu nehmen ver-
suchte und dem Riesen des Waldes sicherlich empfindliche Wunden beigebracht haben würde,
wenn nicht zur rechten Zeit ein anderer Jäger ihm eine Kugel auf die rechte Stelle geschos-
sen hätte.

Trotz der unbändigen Wuth des wilden Arni hat man doch versucht, ihn zu zähmen und ein
befriedigendes Ergebniß erzielt. Jn Vorder- und Hinterindien sollen viele zahme Büffel dieser Art
sowohl zum Feldbau, als zum Reiten und zur Milcherzeugung benutzt werden.

Ein anderer Büffel, den man ebenfalls noch nicht kennt, ist der Bhain, welcher sich durch
etwas geringere Größe und sparsamere Behaarung unterscheiden soll. Jn zahlreichen Herden be-
wohnt er wild die sandigen Ufer des Ganges, schwimmt oft in ansehnlichen Gesellschaften den Fluß
hinab, treibend, geradezu schlafend sich der Strömung überlassend, und wird den Fahrzeugen oft sehr
gefährlich. Während des Schwimmens soll er oft untertauchen und Wasserpflanzen mit den Hör-
nern vom Grunde losreißen, welche er dann beim Weiterschwimmen gemächlich verzehrt. Er soll
ebenfalls hier und da auch gezähmt vorkommen.

Der gemeine Büffel (Bubalus vulgaris), von Vielen als Abart des Arni betrachtet, be-
wohnt im wilden Zustande ebenfalls Jndien. Weder im Leibesbau noch in der Färbung unterscheidet
er sich von dem gezähmten. Der Leib ist schwach gestreckt, voll und gerundet, der Hals kurz und
dick, vorn gefaltet, nicht aber gewammt. Der Kopf ist kürzer und breiter, als beim Rinde, die
Stirn groß, die Schnauze kurz; die Beine sind mittellang, stark und kräftig; der Schwanz ist
ziemlich lang. Der Widerrist erhebt sich fast höckerartig, der Rücken ist gesenkt, das Kreuz hoch
und abschüssig, die Brust ziemlich schmal, der Bauch voll, die Weichen sind eingezogen, die Au-
gen klein, aber von wildem und trotzigen Ausdruck, die Ohren lang und breit, außen kurz be-
haart, innen mit langen Haarbüscheln besetzt, seitlich und wagrecht gestellt; die Hörner sind lang,
stark, an der Wurzel ziemlich dick und breit, dann verschmälert und in eine stumpfe Spitze en-
dend. Am Grunde nahe zusammenstehend, wenden sie sich seitlich und abwärts, sodann nach
rück- und aufwärts; mit den Enden krümmen sie sich nach oben und zugleich nach ein- und vor-
wärts; hierdurch bilden sie ein Dreieck. Nur das letzte Drittel ist gerundet; auf der Oberfläche
sind sie vom Grund bis gegen die Mitte stark quergerunzelt, nach der Spitze und der Hinterseite
aber fast vollkommen glatt. Die Hufe sind gewölbt, groß und breit. Das Euter des Weibchens
hat vier Zitzen, welche fast in einer Querreihe gestellt sind. Die Behaarung ist spärlich, steif und
fast borstenartig, an den Schultern, längs der ganzen Vorderseite des Halses, auf der Stirn und
an der Schwanzquaste verlängert. Hinterrücken, Kreuz, Brust und Bauch, die Schenkel und der
größte Theil der Beine sind fast völlig kahl. Jm allgemeinen ist das Thier dunkelschwarzgrau
oder schwarz gefärbt, in der Weichengegend aber röthlich. Die Haut ist schwarz, die Haare ziehen
bald ins Blaugraue, bald ins Bräunliche oder Rothbraune. Höchst selten kommen weißgefärbte oder
gefleckte Stücke vor.

Auch dieser Büffel ist ein großer Wasserfreund und findet sich deshalb nur in den sumpfigsten
Flußniederungen, wo er zwischen dem hohen Riedgras sich seine Nahrung sucht. Das schlechteste
Futter, welches alle anderen Thiere verschmähen, ist für ihn noch immer gut genug. Seine Be-
wegungen sind zwar plump, aber kräftig und ausdauernd; namentlich im Schwimmen ist er

Der Arni. Der Bhain. Der gemeine Büffel.
ſtehen. Die Färbung des Arni, welcher mit langen Haaren bedeckt iſt, ſoll, wie die aller Büffel,
bräunlichſchwarz ſein.

Ueber Lebensweiſe und Sitten dieſes Thieres iſt ſogut als Nichts bekannt. Der Arni gilt
nächſt dem Tiger als das furchtbarſte Thier der indiſchen Urwälder, und feine Jagd als die
gefährlichſte von allen. Williamſon erzählt, daß ein Arni in blinder Wuth auf einen Jäger
losſtürzte, welcher ſich auf dem Rücken eines Elefanten ſicher wähnte, zu ſeiner großen Verwun-
derung aber ſehen mußte, daß der raſende Ochſe den Elefanten auf die Hörner zu nehmen ver-
ſuchte und dem Rieſen des Waldes ſicherlich empfindliche Wunden beigebracht haben würde,
wenn nicht zur rechten Zeit ein anderer Jäger ihm eine Kugel auf die rechte Stelle geſchoſ-
ſen hätte.

Trotz der unbändigen Wuth des wilden Arni hat man doch verſucht, ihn zu zähmen und ein
befriedigendes Ergebniß erzielt. Jn Vorder- und Hinterindien ſollen viele zahme Büffel dieſer Art
ſowohl zum Feldbau, als zum Reiten und zur Milcherzeugung benutzt werden.

Ein anderer Büffel, den man ebenfalls noch nicht kennt, iſt der Bhain, welcher ſich durch
etwas geringere Größe und ſparſamere Behaarung unterſcheiden ſoll. Jn zahlreichen Herden be-
wohnt er wild die ſandigen Ufer des Ganges, ſchwimmt oft in anſehnlichen Geſellſchaften den Fluß
hinab, treibend, geradezu ſchlafend ſich der Strömung überlaſſend, und wird den Fahrzeugen oft ſehr
gefährlich. Während des Schwimmens ſoll er oft untertauchen und Waſſerpflanzen mit den Hör-
nern vom Grunde losreißen, welche er dann beim Weiterſchwimmen gemächlich verzehrt. Er ſoll
ebenfalls hier und da auch gezähmt vorkommen.

Der gemeine Büffel (Bubalus vulgaris), von Vielen als Abart des Arni betrachtet, be-
wohnt im wilden Zuſtande ebenfalls Jndien. Weder im Leibesbau noch in der Färbung unterſcheidet
er ſich von dem gezähmten. Der Leib iſt ſchwach geſtreckt, voll und gerundet, der Hals kurz und
dick, vorn gefaltet, nicht aber gewammt. Der Kopf iſt kürzer und breiter, als beim Rinde, die
Stirn groß, die Schnauze kurz; die Beine ſind mittellang, ſtark und kräftig; der Schwanz iſt
ziemlich lang. Der Widerriſt erhebt ſich faſt höckerartig, der Rücken iſt geſenkt, das Kreuz hoch
und abſchüſſig, die Bruſt ziemlich ſchmal, der Bauch voll, die Weichen ſind eingezogen, die Au-
gen klein, aber von wildem und trotzigen Ausdruck, die Ohren lang und breit, außen kurz be-
haart, innen mit langen Haarbüſcheln beſetzt, ſeitlich und wagrecht geſtellt; die Hörner ſind lang,
ſtark, an der Wurzel ziemlich dick und breit, dann verſchmälert und in eine ſtumpfe Spitze en-
dend. Am Grunde nahe zuſammenſtehend, wenden ſie ſich ſeitlich und abwärts, ſodann nach
rück- und aufwärts; mit den Enden krümmen ſie ſich nach oben und zugleich nach ein- und vor-
wärts; hierdurch bilden ſie ein Dreieck. Nur das letzte Drittel iſt gerundet; auf der Oberfläche
ſind ſie vom Grund bis gegen die Mitte ſtark quergerunzelt, nach der Spitze und der Hinterſeite
aber faſt vollkommen glatt. Die Hufe ſind gewölbt, groß und breit. Das Euter des Weibchens
hat vier Zitzen, welche faſt in einer Querreihe geſtellt ſind. Die Behaarung iſt ſpärlich, ſteif und
faſt borſtenartig, an den Schultern, längs der ganzen Vorderſeite des Halſes, auf der Stirn und
an der Schwanzquaſte verlängert. Hinterrücken, Kreuz, Bruſt und Bauch, die Schenkel und der
größte Theil der Beine ſind faſt völlig kahl. Jm allgemeinen iſt das Thier dunkelſchwarzgrau
oder ſchwarz gefärbt, in der Weichengegend aber röthlich. Die Haut iſt ſchwarz, die Haare ziehen
bald ins Blaugraue, bald ins Bräunliche oder Rothbraune. Höchſt ſelten kommen weißgefärbte oder
gefleckte Stücke vor.

Auch dieſer Büffel iſt ein großer Waſſerfreund und findet ſich deshalb nur in den ſumpfigſten
Flußniederungen, wo er zwiſchen dem hohen Riedgras ſich ſeine Nahrung ſucht. Das ſchlechteſte
Futter, welches alle anderen Thiere verſchmähen, iſt für ihn noch immer gut genug. Seine Be-
wegungen ſind zwar plump, aber kräftig und ausdauernd; namentlich im Schwimmen iſt er

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[629/0661] Der Arni. Der Bhain. Der gemeine Büffel. ſtehen. Die Färbung des Arni, welcher mit langen Haaren bedeckt iſt, ſoll, wie die aller Büffel, bräunlichſchwarz ſein. Ueber Lebensweiſe und Sitten dieſes Thieres iſt ſogut als Nichts bekannt. Der Arni gilt nächſt dem Tiger als das furchtbarſte Thier der indiſchen Urwälder, und feine Jagd als die gefährlichſte von allen. Williamſon erzählt, daß ein Arni in blinder Wuth auf einen Jäger losſtürzte, welcher ſich auf dem Rücken eines Elefanten ſicher wähnte, zu ſeiner großen Verwun- derung aber ſehen mußte, daß der raſende Ochſe den Elefanten auf die Hörner zu nehmen ver- ſuchte und dem Rieſen des Waldes ſicherlich empfindliche Wunden beigebracht haben würde, wenn nicht zur rechten Zeit ein anderer Jäger ihm eine Kugel auf die rechte Stelle geſchoſ- ſen hätte. Trotz der unbändigen Wuth des wilden Arni hat man doch verſucht, ihn zu zähmen und ein befriedigendes Ergebniß erzielt. Jn Vorder- und Hinterindien ſollen viele zahme Büffel dieſer Art ſowohl zum Feldbau, als zum Reiten und zur Milcherzeugung benutzt werden. Ein anderer Büffel, den man ebenfalls noch nicht kennt, iſt der Bhain, welcher ſich durch etwas geringere Größe und ſparſamere Behaarung unterſcheiden ſoll. Jn zahlreichen Herden be- wohnt er wild die ſandigen Ufer des Ganges, ſchwimmt oft in anſehnlichen Geſellſchaften den Fluß hinab, treibend, geradezu ſchlafend ſich der Strömung überlaſſend, und wird den Fahrzeugen oft ſehr gefährlich. Während des Schwimmens ſoll er oft untertauchen und Waſſerpflanzen mit den Hör- nern vom Grunde losreißen, welche er dann beim Weiterſchwimmen gemächlich verzehrt. Er ſoll ebenfalls hier und da auch gezähmt vorkommen. Der gemeine Büffel (Bubalus vulgaris), von Vielen als Abart des Arni betrachtet, be- wohnt im wilden Zuſtande ebenfalls Jndien. Weder im Leibesbau noch in der Färbung unterſcheidet er ſich von dem gezähmten. Der Leib iſt ſchwach geſtreckt, voll und gerundet, der Hals kurz und dick, vorn gefaltet, nicht aber gewammt. Der Kopf iſt kürzer und breiter, als beim Rinde, die Stirn groß, die Schnauze kurz; die Beine ſind mittellang, ſtark und kräftig; der Schwanz iſt ziemlich lang. Der Widerriſt erhebt ſich faſt höckerartig, der Rücken iſt geſenkt, das Kreuz hoch und abſchüſſig, die Bruſt ziemlich ſchmal, der Bauch voll, die Weichen ſind eingezogen, die Au- gen klein, aber von wildem und trotzigen Ausdruck, die Ohren lang und breit, außen kurz be- haart, innen mit langen Haarbüſcheln beſetzt, ſeitlich und wagrecht geſtellt; die Hörner ſind lang, ſtark, an der Wurzel ziemlich dick und breit, dann verſchmälert und in eine ſtumpfe Spitze en- dend. Am Grunde nahe zuſammenſtehend, wenden ſie ſich ſeitlich und abwärts, ſodann nach rück- und aufwärts; mit den Enden krümmen ſie ſich nach oben und zugleich nach ein- und vor- wärts; hierdurch bilden ſie ein Dreieck. Nur das letzte Drittel iſt gerundet; auf der Oberfläche ſind ſie vom Grund bis gegen die Mitte ſtark quergerunzelt, nach der Spitze und der Hinterſeite aber faſt vollkommen glatt. Die Hufe ſind gewölbt, groß und breit. Das Euter des Weibchens hat vier Zitzen, welche faſt in einer Querreihe geſtellt ſind. Die Behaarung iſt ſpärlich, ſteif und faſt borſtenartig, an den Schultern, längs der ganzen Vorderſeite des Halſes, auf der Stirn und an der Schwanzquaſte verlängert. Hinterrücken, Kreuz, Bruſt und Bauch, die Schenkel und der größte Theil der Beine ſind faſt völlig kahl. Jm allgemeinen iſt das Thier dunkelſchwarzgrau oder ſchwarz gefärbt, in der Weichengegend aber röthlich. Die Haut iſt ſchwarz, die Haare ziehen bald ins Blaugraue, bald ins Bräunliche oder Rothbraune. Höchſt ſelten kommen weißgefärbte oder gefleckte Stücke vor. Auch dieſer Büffel iſt ein großer Waſſerfreund und findet ſich deshalb nur in den ſumpfigſten Flußniederungen, wo er zwiſchen dem hohen Riedgras ſich ſeine Nahrung ſucht. Das ſchlechteſte Futter, welches alle anderen Thiere verſchmähen, iſt für ihn noch immer gut genug. Seine Be- wegungen ſind zwar plump, aber kräftig und ausdauernd; namentlich im Schwimmen iſt er

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/661>, abgerufen am 23.11.2024.