tigen Geschöpfen, welche einstmals unsere Erde bevölkerten. Jetzt stehen sie allein, fast jeder für sich selbst, weit getrennt von den übrigen, welche wir mit ihnen zu einer Ordnung rechnen. Die Verbindungsglieder sind eben ausgestorben. Auch in ihrer Reihe machte die Natur keine Sprünge: ein Glied reihte sich an das andere; jetzt aber sind die Lücken zwischen ihnen gewaltige geworden.
Die Vielhufer sind gegenwärtig die einzigen Riefen unter den Landsäugethieren. Ein plum- per, massiger Leibesbau kennzeichnet sie. Auch die zierlichsten unter ihnen zeigen, anderen Klassen- verwandten gegenüber, dieses Merkmal. Die Glieder sind kurz und dick, die Füße drei- bis fünf- zehig. Jede Zehe ist mit einem besonderen Huf umschlossen. Bei fast sämmtlichen Arten verlängert sich der Antlitztheil mehr oder weniger, und bei einigen streckt sich die Nase in auf- fallender Länge als Nüssel hervor. Der Hals ist kurz, vom Leibe kaum abgesetzt; der Schwanz erreicht selten das Fersengelenk; die Ohren schwanken in weiten Grenzen; die Augen sind durch- schnittlich klein, gleichsam verkümmert. Eine dicke, oft nur mit wenigen, seltener mit dichter stehen- den Borsten bedeckte, auf große Stellen hin fast ganz kahle Haut umhüllt den Leib; eine einzige Fa- milie nur erinnert noch an die pelzbekleideten Vielhufer der Vorwelt.
Der innere Leibesbau steht mit der Massenhaftigkeit des ganzen Thieres im Einklang. Alle Knochen sind schwer, massig, riesenhaft. Am Schädel überwiegt der Antlitztheil gewöhnlich den hirntragenden beträchtlich; bei einigen findet aber auch das Umgekehrte statt. Die Halswirbel sind kurz, ihre Dorn- und Querfortsätze sehr entwickelt, obgleich nicht so, wie an den 13 bis 21 Rücken- wirbeln, den 3 bis 8 Lendenwirbeln und den 4 bis 8 meist innig mit einander verwachsenen Kreuz- wirbeln. Die Zahl der Schwanzwirbel schwankt zwischen 7 und 27. Die Rippen sind breit und nicht auffallend gekrümmt; nur die wenigsten heften sich vorn an das Brustbein an. Das Schlüssel- bein fehlt, und das Bein kann deshalb nur als Stütze des Körpers gebraucht werden. Fast alle übrigen Knochen kennzeichnen sich durch ihre Kürze und Dicke. Das Gebiß ist sehr verschieden. Ge- wöhnlich finden sich alle drei Zahnarten; ausnahmsweise fehlen aber, wenigstens theilweise, die Schneide- oder Eckzähne. Die Backzähne zeichnen sich durch ihre Falten und Höcker aus. Der Magen ist ziemlich einfach; bei einigen jedoch in zwei Abtheilungen geschieden. Der Darmschlauch mißt gewöhnlich die zehnfache Länge des Leibes. --
Die Dickhäuter bevölkerten unsere Erde zuerst in der Tertiärzeit. Der größte Theil aller da- mals lebenden aber verschwand bereits vor der Diluvialzeit und wurde durch andere Arten und Sippen der Ordnung ersetzt, von denen einige bis auf unsere Tage herübergekommen sind. Vormals bewohnten sie die ganze Oberfläche der Erde; gegenwärtig leben sie nur in warmen Ländern, zumeist in feuchten, schattigen, hauptsächlich in den Urwaldungen unter den Wendekreisen. Sie ähneln sich vielfach, unterscheiden sich aber noch weit mehr, so daß wir jedenfalls wohl thun, wenn wir das Allgemeine so kurz als möglich behandeln und dafür alsbald zur ausführlichen Betrachtung der hauptsächlichsten Familien übergehen.
Die Eintheilung der Vielhufer hat ihre großen Schwierigkeiten, und deshalb sind auch die mei- sten Forscher noch heutigen Tages verschiedener Ansicht. Alle aber stimmen in dem Einen über- ein: sie erkennen die erste Stelle zu den Elefanten oder Rüsselthieren (Proboscidea). Von den vielen Arten dieser Familie, welche unsere Erde bevölkerten, sind nur noch zwei oder vielleicht drei auf unsere Zeiten gekommen. Aber gerade die Elefanten sind es, welche die Jetztwelt so recht eigentlich mit der Vorwelt verbinden; denn ihrer Familie gehörten die Riesen an, deren Leichen mit Haut und Haar das Eis Sibiriens uns durch Hunderttausende von Jahren aufbewahrte. Es erleichtert das Verständniß der ganzen Familie, wenn wir zunächst einen Blick auf diese ausgestorbenen Arten werfen. Sie haben auch in anderer Hinsicht noch ihre Bedeutung für die Jetztwelt; denn sie sind es, welche noch heutigen Tages die größte Masse des Elfenbeins liefern, welches überhaupt in den Han- del kommt.
Die Elefanten.
tigen Geſchöpfen, welche einſtmals unſere Erde bevölkerten. Jetzt ſtehen ſie allein, faſt jeder für ſich ſelbſt, weit getrennt von den übrigen, welche wir mit ihnen zu einer Ordnung rechnen. Die Verbindungsglieder ſind eben ausgeſtorben. Auch in ihrer Reihe machte die Natur keine Sprünge: ein Glied reihte ſich an das andere; jetzt aber ſind die Lücken zwiſchen ihnen gewaltige geworden.
Die Vielhufer ſind gegenwärtig die einzigen Riefen unter den Landſäugethieren. Ein plum- per, maſſiger Leibesbau kennzeichnet ſie. Auch die zierlichſten unter ihnen zeigen, anderen Klaſſen- verwandten gegenüber, dieſes Merkmal. Die Glieder ſind kurz und dick, die Füße drei- bis fünf- zehig. Jede Zehe iſt mit einem beſonderen Huf umſchloſſen. Bei faſt ſämmtlichen Arten verlängert ſich der Antlitztheil mehr oder weniger, und bei einigen ſtreckt ſich die Naſe in auf- fallender Länge als Nüſſel hervor. Der Hals iſt kurz, vom Leibe kaum abgeſetzt; der Schwanz erreicht ſelten das Ferſengelenk; die Ohren ſchwanken in weiten Grenzen; die Augen ſind durch- ſchnittlich klein, gleichſam verkümmert. Eine dicke, oft nur mit wenigen, ſeltener mit dichter ſtehen- den Borſten bedeckte, auf große Stellen hin faſt ganz kahle Haut umhüllt den Leib; eine einzige Fa- milie nur erinnert noch an die pelzbekleideten Vielhufer der Vorwelt.
Der innere Leibesbau ſteht mit der Maſſenhaftigkeit des ganzen Thieres im Einklang. Alle Knochen ſind ſchwer, maſſig, rieſenhaft. Am Schädel überwiegt der Antlitztheil gewöhnlich den hirntragenden beträchtlich; bei einigen findet aber auch das Umgekehrte ſtatt. Die Halswirbel ſind kurz, ihre Dorn- und Querfortſätze ſehr entwickelt, obgleich nicht ſo, wie an den 13 bis 21 Rücken- wirbeln, den 3 bis 8 Lendenwirbeln und den 4 bis 8 meiſt innig mit einander verwachſenen Kreuz- wirbeln. Die Zahl der Schwanzwirbel ſchwankt zwiſchen 7 und 27. Die Rippen ſind breit und nicht auffallend gekrümmt; nur die wenigſten heften ſich vorn an das Bruſtbein an. Das Schlüſſel- bein fehlt, und das Bein kann deshalb nur als Stütze des Körpers gebraucht werden. Faſt alle übrigen Knochen kennzeichnen ſich durch ihre Kürze und Dicke. Das Gebiß iſt ſehr verſchieden. Ge- wöhnlich finden ſich alle drei Zahnarten; ausnahmsweiſe fehlen aber, wenigſtens theilweiſe, die Schneide- oder Eckzähne. Die Backzähne zeichnen ſich durch ihre Falten und Höcker aus. Der Magen iſt ziemlich einfach; bei einigen jedoch in zwei Abtheilungen geſchieden. Der Darmſchlauch mißt gewöhnlich die zehnfache Länge des Leibes. —
Die Dickhäuter bevölkerten unſere Erde zuerſt in der Tertiärzeit. Der größte Theil aller da- mals lebenden aber verſchwand bereits vor der Diluvialzeit und wurde durch andere Arten und Sippen der Ordnung erſetzt, von denen einige bis auf unſere Tage herübergekommen ſind. Vormals bewohnten ſie die ganze Oberfläche der Erde; gegenwärtig leben ſie nur in warmen Ländern, zumeiſt in feuchten, ſchattigen, hauptſächlich in den Urwaldungen unter den Wendekreiſen. Sie ähneln ſich vielfach, unterſcheiden ſich aber noch weit mehr, ſo daß wir jedenfalls wohl thun, wenn wir das Allgemeine ſo kurz als möglich behandeln und dafür alsbald zur ausführlichen Betrachtung der hauptſächlichſten Familien übergehen.
Die Eintheilung der Vielhufer hat ihre großen Schwierigkeiten, und deshalb ſind auch die mei- ſten Forſcher noch heutigen Tages verſchiedener Anſicht. Alle aber ſtimmen in dem Einen über- ein: ſie erkennen die erſte Stelle zu den Elefanten oder Rüſſelthieren (Proboscidea). Von den vielen Arten dieſer Familie, welche unſere Erde bevölkerten, ſind nur noch zwei oder vielleicht drei auf unſere Zeiten gekommen. Aber gerade die Elefanten ſind es, welche die Jetztwelt ſo recht eigentlich mit der Vorwelt verbinden; denn ihrer Familie gehörten die Rieſen an, deren Leichen mit Haut und Haar das Eis Sibiriens uns durch Hunderttauſende von Jahren aufbewahrte. Es erleichtert das Verſtändniß der ganzen Familie, wenn wir zunächſt einen Blick auf dieſe ausgeſtorbenen Arten werfen. Sie haben auch in anderer Hinſicht noch ihre Bedeutung für die Jetztwelt; denn ſie ſind es, welche noch heutigen Tages die größte Maſſe des Elfenbeins liefern, welches überhaupt in den Han- del kommt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0719"n="685"/><fwplace="top"type="header">Die Elefanten.</fw><lb/>
tigen Geſchöpfen, welche einſtmals unſere Erde bevölkerten. Jetzt ſtehen ſie <hirendition="#g">allein,</hi> faſt jeder für<lb/>ſich ſelbſt, weit getrennt von den übrigen, welche wir mit ihnen zu einer Ordnung rechnen. Die<lb/>
Verbindungsglieder ſind eben ausgeſtorben. Auch in ihrer Reihe machte die Natur keine Sprünge:<lb/>
ein Glied reihte ſich an das andere; jetzt aber ſind die Lücken zwiſchen ihnen gewaltige geworden.</p><lb/><p>Die Vielhufer ſind gegenwärtig die einzigen Riefen unter den Landſäugethieren. Ein plum-<lb/>
per, maſſiger Leibesbau kennzeichnet ſie. Auch die zierlichſten unter ihnen zeigen, anderen Klaſſen-<lb/>
verwandten gegenüber, dieſes Merkmal. Die Glieder ſind kurz und dick, die Füße drei- bis fünf-<lb/>
zehig. <hirendition="#g">Jede Zehe iſt mit einem beſonderen Huf umſchloſſen.</hi> Bei faſt ſämmtlichen<lb/>
Arten verlängert ſich der Antlitztheil mehr oder weniger, und bei einigen ſtreckt ſich die Naſe in auf-<lb/>
fallender Länge als Nüſſel hervor. Der Hals iſt kurz, vom Leibe kaum abgeſetzt; der Schwanz<lb/>
erreicht ſelten das Ferſengelenk; die Ohren ſchwanken in weiten Grenzen; die Augen ſind durch-<lb/>ſchnittlich klein, gleichſam verkümmert. Eine dicke, oft nur mit wenigen, ſeltener mit dichter ſtehen-<lb/>
den Borſten bedeckte, auf große Stellen hin faſt ganz kahle Haut umhüllt den Leib; eine einzige Fa-<lb/>
milie nur erinnert noch an die pelzbekleideten Vielhufer der Vorwelt.</p><lb/><p>Der innere Leibesbau ſteht mit der Maſſenhaftigkeit des ganzen Thieres im Einklang. Alle<lb/>
Knochen ſind ſchwer, maſſig, rieſenhaft. Am Schädel überwiegt der Antlitztheil gewöhnlich den<lb/>
hirntragenden beträchtlich; bei einigen findet aber auch das Umgekehrte ſtatt. Die Halswirbel ſind<lb/>
kurz, ihre Dorn- und Querfortſätze ſehr entwickelt, obgleich nicht ſo, wie an den 13 bis 21 Rücken-<lb/>
wirbeln, den 3 bis 8 Lendenwirbeln und den 4 bis 8 meiſt innig mit einander verwachſenen Kreuz-<lb/>
wirbeln. Die Zahl der Schwanzwirbel ſchwankt zwiſchen 7 und 27. Die Rippen ſind breit und<lb/>
nicht auffallend gekrümmt; nur die wenigſten heften ſich vorn an das Bruſtbein an. Das Schlüſſel-<lb/>
bein fehlt, und das Bein kann deshalb nur als Stütze des Körpers gebraucht werden. Faſt alle<lb/>
übrigen Knochen kennzeichnen ſich durch ihre Kürze und Dicke. Das Gebiß iſt ſehr verſchieden. Ge-<lb/>
wöhnlich finden ſich alle drei Zahnarten; ausnahmsweiſe fehlen aber, wenigſtens theilweiſe, die<lb/>
Schneide- oder Eckzähne. Die Backzähne zeichnen ſich durch ihre Falten und Höcker aus. Der<lb/>
Magen iſt ziemlich einfach; bei einigen jedoch in zwei Abtheilungen geſchieden. Der Darmſchlauch<lb/>
mißt gewöhnlich die zehnfache Länge des Leibes. —</p><lb/><p>Die Dickhäuter bevölkerten unſere Erde zuerſt in der Tertiärzeit. Der größte Theil aller da-<lb/>
mals lebenden aber verſchwand bereits vor der Diluvialzeit und wurde durch andere Arten und<lb/>
Sippen der Ordnung erſetzt, von denen einige bis auf unſere Tage herübergekommen ſind. Vormals<lb/>
bewohnten ſie die ganze Oberfläche der Erde; gegenwärtig leben ſie nur in warmen Ländern, zumeiſt<lb/>
in feuchten, ſchattigen, hauptſächlich in den Urwaldungen unter den Wendekreiſen. Sie ähneln ſich<lb/>
vielfach, unterſcheiden ſich aber noch weit mehr, ſo daß wir jedenfalls wohl thun, wenn wir das<lb/>
Allgemeine ſo kurz als möglich behandeln und dafür alsbald zur ausführlichen Betrachtung der<lb/>
hauptſächlichſten Familien übergehen.</p><lb/><p>Die Eintheilung der Vielhufer hat ihre großen Schwierigkeiten, und deshalb ſind auch die mei-<lb/>ſten Forſcher noch heutigen Tages verſchiedener Anſicht. Alle aber ſtimmen in dem Einen über-<lb/>
ein: ſie erkennen die erſte Stelle zu den <hirendition="#g">Elefanten</hi> oder <hirendition="#g">Rüſſelthieren</hi> (<hirendition="#aq">Proboscidea</hi>). Von<lb/>
den vielen Arten dieſer Familie, welche unſere Erde bevölkerten, ſind nur noch zwei oder vielleicht<lb/>
drei auf unſere Zeiten gekommen. Aber gerade die Elefanten ſind es, welche die Jetztwelt ſo recht<lb/>
eigentlich mit der Vorwelt verbinden; denn ihrer Familie gehörten die Rieſen an, deren Leichen mit Haut<lb/>
und Haar das Eis Sibiriens uns durch Hunderttauſende von Jahren aufbewahrte. Es erleichtert<lb/>
das Verſtändniß der ganzen Familie, wenn wir zunächſt einen Blick auf dieſe ausgeſtorbenen Arten<lb/>
werfen. Sie haben auch in anderer Hinſicht noch ihre Bedeutung für die Jetztwelt; denn ſie ſind es,<lb/>
welche noch heutigen Tages die größte Maſſe des Elfenbeins liefern, welches überhaupt in den Han-<lb/>
del kommt.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[685/0719]
Die Elefanten.
tigen Geſchöpfen, welche einſtmals unſere Erde bevölkerten. Jetzt ſtehen ſie allein, faſt jeder für
ſich ſelbſt, weit getrennt von den übrigen, welche wir mit ihnen zu einer Ordnung rechnen. Die
Verbindungsglieder ſind eben ausgeſtorben. Auch in ihrer Reihe machte die Natur keine Sprünge:
ein Glied reihte ſich an das andere; jetzt aber ſind die Lücken zwiſchen ihnen gewaltige geworden.
Die Vielhufer ſind gegenwärtig die einzigen Riefen unter den Landſäugethieren. Ein plum-
per, maſſiger Leibesbau kennzeichnet ſie. Auch die zierlichſten unter ihnen zeigen, anderen Klaſſen-
verwandten gegenüber, dieſes Merkmal. Die Glieder ſind kurz und dick, die Füße drei- bis fünf-
zehig. Jede Zehe iſt mit einem beſonderen Huf umſchloſſen. Bei faſt ſämmtlichen
Arten verlängert ſich der Antlitztheil mehr oder weniger, und bei einigen ſtreckt ſich die Naſe in auf-
fallender Länge als Nüſſel hervor. Der Hals iſt kurz, vom Leibe kaum abgeſetzt; der Schwanz
erreicht ſelten das Ferſengelenk; die Ohren ſchwanken in weiten Grenzen; die Augen ſind durch-
ſchnittlich klein, gleichſam verkümmert. Eine dicke, oft nur mit wenigen, ſeltener mit dichter ſtehen-
den Borſten bedeckte, auf große Stellen hin faſt ganz kahle Haut umhüllt den Leib; eine einzige Fa-
milie nur erinnert noch an die pelzbekleideten Vielhufer der Vorwelt.
Der innere Leibesbau ſteht mit der Maſſenhaftigkeit des ganzen Thieres im Einklang. Alle
Knochen ſind ſchwer, maſſig, rieſenhaft. Am Schädel überwiegt der Antlitztheil gewöhnlich den
hirntragenden beträchtlich; bei einigen findet aber auch das Umgekehrte ſtatt. Die Halswirbel ſind
kurz, ihre Dorn- und Querfortſätze ſehr entwickelt, obgleich nicht ſo, wie an den 13 bis 21 Rücken-
wirbeln, den 3 bis 8 Lendenwirbeln und den 4 bis 8 meiſt innig mit einander verwachſenen Kreuz-
wirbeln. Die Zahl der Schwanzwirbel ſchwankt zwiſchen 7 und 27. Die Rippen ſind breit und
nicht auffallend gekrümmt; nur die wenigſten heften ſich vorn an das Bruſtbein an. Das Schlüſſel-
bein fehlt, und das Bein kann deshalb nur als Stütze des Körpers gebraucht werden. Faſt alle
übrigen Knochen kennzeichnen ſich durch ihre Kürze und Dicke. Das Gebiß iſt ſehr verſchieden. Ge-
wöhnlich finden ſich alle drei Zahnarten; ausnahmsweiſe fehlen aber, wenigſtens theilweiſe, die
Schneide- oder Eckzähne. Die Backzähne zeichnen ſich durch ihre Falten und Höcker aus. Der
Magen iſt ziemlich einfach; bei einigen jedoch in zwei Abtheilungen geſchieden. Der Darmſchlauch
mißt gewöhnlich die zehnfache Länge des Leibes. —
Die Dickhäuter bevölkerten unſere Erde zuerſt in der Tertiärzeit. Der größte Theil aller da-
mals lebenden aber verſchwand bereits vor der Diluvialzeit und wurde durch andere Arten und
Sippen der Ordnung erſetzt, von denen einige bis auf unſere Tage herübergekommen ſind. Vormals
bewohnten ſie die ganze Oberfläche der Erde; gegenwärtig leben ſie nur in warmen Ländern, zumeiſt
in feuchten, ſchattigen, hauptſächlich in den Urwaldungen unter den Wendekreiſen. Sie ähneln ſich
vielfach, unterſcheiden ſich aber noch weit mehr, ſo daß wir jedenfalls wohl thun, wenn wir das
Allgemeine ſo kurz als möglich behandeln und dafür alsbald zur ausführlichen Betrachtung der
hauptſächlichſten Familien übergehen.
Die Eintheilung der Vielhufer hat ihre großen Schwierigkeiten, und deshalb ſind auch die mei-
ſten Forſcher noch heutigen Tages verſchiedener Anſicht. Alle aber ſtimmen in dem Einen über-
ein: ſie erkennen die erſte Stelle zu den Elefanten oder Rüſſelthieren (Proboscidea). Von
den vielen Arten dieſer Familie, welche unſere Erde bevölkerten, ſind nur noch zwei oder vielleicht
drei auf unſere Zeiten gekommen. Aber gerade die Elefanten ſind es, welche die Jetztwelt ſo recht
eigentlich mit der Vorwelt verbinden; denn ihrer Familie gehörten die Rieſen an, deren Leichen mit Haut
und Haar das Eis Sibiriens uns durch Hunderttauſende von Jahren aufbewahrte. Es erleichtert
das Verſtändniß der ganzen Familie, wenn wir zunächſt einen Blick auf dieſe ausgeſtorbenen Arten
werfen. Sie haben auch in anderer Hinſicht noch ihre Bedeutung für die Jetztwelt; denn ſie ſind es,
welche noch heutigen Tages die größte Maſſe des Elfenbeins liefern, welches überhaupt in den Han-
del kommt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/719>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.