linie zieht ein heller, bräunlichgelber Streifen, gebildet durch Spitzen der Borstenhaare. Die Ohren sind schwärzlich.
Es scheint, daß der Hirscheber schon den Alten bekannt gewesen wäre, wenigstens haben sich die Sprachforscher bemüht, einige unverständliche Namen auf ihn zu bringen. Schädel des Babirusa kannte man schon seit mehreren hundert Jahren, Bälge aber kamen nur höchst selten nach Europa, und Dies ist heute noch der Fall. Frühere Abbildungen des Babirusa waren Zerrbilder und die Naturgeschichte des Thieres eine Zusammenreihung der allersonderbarsten Fabeln. Seitdem aber einige lebende Hirscheber nach Europa gekommen und dort in den Thiergärten beobachtet worden sind, hat man Abbildung und Beschreibung möglichst zu berichtigen gesucht, obwohl letzterer, was das Wildleben anlangt, immer noch mancherlei Fabeln anhaften mögen.
Außer Celebes, welches als das eigentliche Vaterland des Thieres angesehen werden muß, fin- det es sich auch noch auf den kleineren Jnseln Buru und Malado, sowie auf einigen Xurillen, zu- mal auf Xulli, Mangli und Bangahi, während es auf den unmittelbar daneben liegenden Molukken und den großen westlichen Sundainseln und ebenso auf dem hinterindischen Festlande zu fehlen scheint. Möglich ist, daß es auch in Neuguinea und Neuirland vorkommt; wenigstens fanden einige Reisenden dort die unverkennbaren Hauzähne des Hirschebers in den Händen der Eingeborenen. Auf Celebes und dem Jnneren Burus ist der Babirusa häufig. Seine Lebensweise ist die an- derer Schweine, nur ist er vielleicht ein noch größerer Wasserfreund, als die übrigen Arten. Sumpfige Wälder, Rohrgebüsche, Brüche und Seen, auf denen viel Wasserpflanzen wachsen, sind seine Lieblingsorte. Hier rudelt er sich zu größeren oder kleineren Gesellschaften zusammen, schläft bei Tage und geht nachts auf Fraß aus, alles Genießbare mitnehmend. Der Gang ist ein rascher Trab, der Lauf leichter als bei dem Wildschweine, obgleich er selbstverständlich nicht mit der köst- lichen Bewegung der Hirsche wetteifern kann, wie man früher behaupten wollte. Weil man noth- wendigerweise doch die auffallend gebildeten Eckzähne des Ebers erklären muß, wird gesagt, daß er sich manchmal an niedere Aeste damit anhänge, theils um seinen Kopf zu stützen, theils aber, um sich gemächlich hin und her zu schaukeln! Leider erinnert diese Angabe allzusehr an die gleiche Be- hauptung, welche die Eingeborenen hinsichtlich des Moschusthieres aufstellen. Dagegen steht fest, daß der Babirusa ein ganz vortrefflicher Schwimmer ist, welcher nicht blos in den süßen Gewäs- sern alle Nahrungsplätze besucht, sondern auch dreist über Meeresarme von einer Jnsel zur anderen schwimmt.
Unter den Sinnen des Thieres sind Geruch und Gehör am besten entwickelt. Die Stimme ist ein langes, schwaches Grunzen. Die geistigen Eigenschaften ähneln denen anderer Schweine. Der Hirscheber weicht dem Menschen aus solange es geht, setzt sich aber unvermeidlichen Angriffen mit großer Ausdauer und der Tapferkeit aller Eber zur Wehr, und seine unteren Eckzähne sind ganz anständige Waffen, welche auch dem muthigsten Manne ein gewisses Bedenken einzuflößen vermögen. Ein Seeoffizier, welcher mehrere Male mit dem Babirusa zusammen gekommen war, sprach nur mit der größten Achtung von ihm, schien jedoch aus seinem Zusammentreffen mit ihm nicht gern Viel er- zählen zu wollen. Die Eingeborenen sollen ihn mit Lanzen erlegen und manchmal Treibjagden ver- anstalten, bei denen die Babirusas ihr Heil in der Flucht zu suchen pflegen.
Die Sau soll im Monat Februar etwa ein oder zwei Frischlinge werfen, kleine, nette Thier- chen von 6 bis 8 Zoll Länge, welche von der Mutter ebenso geliebt und vertheidigt werden, als Dies die übrigen Schweine zu thun pflegen. Weiter weiß man Nichts über die Fortpflanzung. Fängt man solche Junge frühzeitig ein, so nehmen sie nach und nach einen gewissen Grad von Zahm- heit an, gewöhnen sich an den Menschen, folgen ihm unter Umständen und bezeugen ihm ihre Dankbarkeit durch Schütteln der Ohren und des Schwanzes. Man findet bei den Rajas zuweilen Babirusas in der Gefangenschaft, weil auch die Eingeborenen das Thier als ein ganz absonderliches Geschöpf betrachten und seiner Sehenswürdigkeit wegen in der Gefangenschaft halten. Doch geschieht
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Der Babiruſa.
linie zieht ein heller, bräunlichgelber Streifen, gebildet durch Spitzen der Borſtenhaare. Die Ohren ſind ſchwärzlich.
Es ſcheint, daß der Hirſcheber ſchon den Alten bekannt geweſen wäre, wenigſtens haben ſich die Sprachforſcher bemüht, einige unverſtändliche Namen auf ihn zu bringen. Schädel des Babiruſa kannte man ſchon ſeit mehreren hundert Jahren, Bälge aber kamen nur höchſt ſelten nach Europa, und Dies iſt heute noch der Fall. Frühere Abbildungen des Babiruſa waren Zerrbilder und die Naturgeſchichte des Thieres eine Zuſammenreihung der allerſonderbarſten Fabeln. Seitdem aber einige lebende Hirſcheber nach Europa gekommen und dort in den Thiergärten beobachtet worden ſind, hat man Abbildung und Beſchreibung möglichſt zu berichtigen geſucht, obwohl letzterer, was das Wildleben anlangt, immer noch mancherlei Fabeln anhaften mögen.
Außer Celebes, welches als das eigentliche Vaterland des Thieres angeſehen werden muß, fin- det es ſich auch noch auf den kleineren Jnſeln Buru und Malado, ſowie auf einigen Xurillen, zu- mal auf Xulli, Mangli und Bangahi, während es auf den unmittelbar daneben liegenden Molukken und den großen weſtlichen Sundainſeln und ebenſo auf dem hinterindiſchen Feſtlande zu fehlen ſcheint. Möglich iſt, daß es auch in Neuguinea und Neuirland vorkommt; wenigſtens fanden einige Reiſenden dort die unverkennbaren Hauzähne des Hirſchebers in den Händen der Eingeborenen. Auf Celebes und dem Jnneren Burus iſt der Babiruſa häufig. Seine Lebensweiſe iſt die an- derer Schweine, nur iſt er vielleicht ein noch größerer Waſſerfreund, als die übrigen Arten. Sumpfige Wälder, Rohrgebüſche, Brüche und Seen, auf denen viel Waſſerpflanzen wachſen, ſind ſeine Lieblingsorte. Hier rudelt er ſich zu größeren oder kleineren Geſellſchaften zuſammen, ſchläft bei Tage und geht nachts auf Fraß aus, alles Genießbare mitnehmend. Der Gang iſt ein raſcher Trab, der Lauf leichter als bei dem Wildſchweine, obgleich er ſelbſtverſtändlich nicht mit der köſt- lichen Bewegung der Hirſche wetteifern kann, wie man früher behaupten wollte. Weil man noth- wendigerweiſe doch die auffallend gebildeten Eckzähne des Ebers erklären muß, wird geſagt, daß er ſich manchmal an niedere Aeſte damit anhänge, theils um ſeinen Kopf zu ſtützen, theils aber, um ſich gemächlich hin und her zu ſchaukeln! Leider erinnert dieſe Angabe allzuſehr an die gleiche Be- hauptung, welche die Eingeborenen hinſichtlich des Moſchusthieres aufſtellen. Dagegen ſteht feſt, daß der Babiruſa ein ganz vortrefflicher Schwimmer iſt, welcher nicht blos in den ſüßen Gewäſ- ſern alle Nahrungsplätze beſucht, ſondern auch dreiſt über Meeresarme von einer Jnſel zur anderen ſchwimmt.
Unter den Sinnen des Thieres ſind Geruch und Gehör am beſten entwickelt. Die Stimme iſt ein langes, ſchwaches Grunzen. Die geiſtigen Eigenſchaften ähneln denen anderer Schweine. Der Hirſcheber weicht dem Menſchen aus ſolange es geht, ſetzt ſich aber unvermeidlichen Angriffen mit großer Ausdauer und der Tapferkeit aller Eber zur Wehr, und ſeine unteren Eckzähne ſind ganz anſtändige Waffen, welche auch dem muthigſten Manne ein gewiſſes Bedenken einzuflößen vermögen. Ein Seeoffizier, welcher mehrere Male mit dem Babiruſa zuſammen gekommen war, ſprach nur mit der größten Achtung von ihm, ſchien jedoch aus ſeinem Zuſammentreffen mit ihm nicht gern Viel er- zählen zu wollen. Die Eingeborenen ſollen ihn mit Lanzen erlegen und manchmal Treibjagden ver- anſtalten, bei denen die Babiruſas ihr Heil in der Flucht zu ſuchen pflegen.
Die Sau ſoll im Monat Februar etwa ein oder zwei Friſchlinge werfen, kleine, nette Thier- chen von 6 bis 8 Zoll Länge, welche von der Mutter ebenſo geliebt und vertheidigt werden, als Dies die übrigen Schweine zu thun pflegen. Weiter weiß man Nichts über die Fortpflanzung. Fängt man ſolche Junge frühzeitig ein, ſo nehmen ſie nach und nach einen gewiſſen Grad von Zahm- heit an, gewöhnen ſich an den Menſchen, folgen ihm unter Umſtänden und bezeugen ihm ihre Dankbarkeit durch Schütteln der Ohren und des Schwanzes. Man findet bei den Rajas zuweilen Babiruſas in der Gefangenſchaft, weil auch die Eingeborenen das Thier als ein ganz abſonderliches Geſchöpf betrachten und ſeiner Sehenswürdigkeit wegen in der Gefangenſchaft halten. Doch geſchieht
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[744/0788]
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Der Babiruſa.
linie zieht ein heller, bräunlichgelber Streifen, gebildet durch Spitzen der Borſtenhaare. Die Ohren
ſind ſchwärzlich.
Es ſcheint, daß der Hirſcheber ſchon den Alten bekannt geweſen wäre, wenigſtens haben
ſich die Sprachforſcher bemüht, einige unverſtändliche Namen auf ihn zu bringen. Schädel des
Babiruſa kannte man ſchon ſeit mehreren hundert Jahren, Bälge aber kamen nur höchſt ſelten nach
Europa, und Dies iſt heute noch der Fall. Frühere Abbildungen des Babiruſa waren Zerrbilder
und die Naturgeſchichte des Thieres eine Zuſammenreihung der allerſonderbarſten Fabeln. Seitdem
aber einige lebende Hirſcheber nach Europa gekommen und dort in den Thiergärten beobachtet worden
ſind, hat man Abbildung und Beſchreibung möglichſt zu berichtigen geſucht, obwohl letzterer, was
das Wildleben anlangt, immer noch mancherlei Fabeln anhaften mögen.
Außer Celebes, welches als das eigentliche Vaterland des Thieres angeſehen werden muß, fin-
det es ſich auch noch auf den kleineren Jnſeln Buru und Malado, ſowie auf einigen Xurillen, zu-
mal auf Xulli, Mangli und Bangahi, während es auf den unmittelbar daneben liegenden Molukken
und den großen weſtlichen Sundainſeln und ebenſo auf dem hinterindiſchen Feſtlande zu fehlen
ſcheint. Möglich iſt, daß es auch in Neuguinea und Neuirland vorkommt; wenigſtens fanden einige
Reiſenden dort die unverkennbaren Hauzähne des Hirſchebers in den Händen der Eingeborenen.
Auf Celebes und dem Jnneren Burus iſt der Babiruſa häufig. Seine Lebensweiſe iſt die an-
derer Schweine, nur iſt er vielleicht ein noch größerer Waſſerfreund, als die übrigen Arten.
Sumpfige Wälder, Rohrgebüſche, Brüche und Seen, auf denen viel Waſſerpflanzen wachſen, ſind
ſeine Lieblingsorte. Hier rudelt er ſich zu größeren oder kleineren Geſellſchaften zuſammen, ſchläft
bei Tage und geht nachts auf Fraß aus, alles Genießbare mitnehmend. Der Gang iſt ein raſcher
Trab, der Lauf leichter als bei dem Wildſchweine, obgleich er ſelbſtverſtändlich nicht mit der köſt-
lichen Bewegung der Hirſche wetteifern kann, wie man früher behaupten wollte. Weil man noth-
wendigerweiſe doch die auffallend gebildeten Eckzähne des Ebers erklären muß, wird geſagt, daß er
ſich manchmal an niedere Aeſte damit anhänge, theils um ſeinen Kopf zu ſtützen, theils aber, um
ſich gemächlich hin und her zu ſchaukeln! Leider erinnert dieſe Angabe allzuſehr an die gleiche Be-
hauptung, welche die Eingeborenen hinſichtlich des Moſchusthieres aufſtellen. Dagegen ſteht feſt,
daß der Babiruſa ein ganz vortrefflicher Schwimmer iſt, welcher nicht blos in den ſüßen Gewäſ-
ſern alle Nahrungsplätze beſucht, ſondern auch dreiſt über Meeresarme von einer Jnſel zur anderen
ſchwimmt.
Unter den Sinnen des Thieres ſind Geruch und Gehör am beſten entwickelt. Die Stimme iſt
ein langes, ſchwaches Grunzen. Die geiſtigen Eigenſchaften ähneln denen anderer Schweine. Der
Hirſcheber weicht dem Menſchen aus ſolange es geht, ſetzt ſich aber unvermeidlichen Angriffen mit großer
Ausdauer und der Tapferkeit aller Eber zur Wehr, und ſeine unteren Eckzähne ſind ganz anſtändige
Waffen, welche auch dem muthigſten Manne ein gewiſſes Bedenken einzuflößen vermögen. Ein
Seeoffizier, welcher mehrere Male mit dem Babiruſa zuſammen gekommen war, ſprach nur mit der
größten Achtung von ihm, ſchien jedoch aus ſeinem Zuſammentreffen mit ihm nicht gern Viel er-
zählen zu wollen. Die Eingeborenen ſollen ihn mit Lanzen erlegen und manchmal Treibjagden ver-
anſtalten, bei denen die Babiruſas ihr Heil in der Flucht zu ſuchen pflegen.
Die Sau ſoll im Monat Februar etwa ein oder zwei Friſchlinge werfen, kleine, nette Thier-
chen von 6 bis 8 Zoll Länge, welche von der Mutter ebenſo geliebt und vertheidigt werden, als
Dies die übrigen Schweine zu thun pflegen. Weiter weiß man Nichts über die Fortpflanzung.
Fängt man ſolche Junge frühzeitig ein, ſo nehmen ſie nach und nach einen gewiſſen Grad von Zahm-
heit an, gewöhnen ſich an den Menſchen, folgen ihm unter Umſtänden und bezeugen ihm ihre
Dankbarkeit durch Schütteln der Ohren und des Schwanzes. Man findet bei den Rajas zuweilen
Babiruſas in der Gefangenſchaft, weil auch die Eingeborenen das Thier als ein ganz abſonderliches
Geſchöpf betrachten und ſeiner Sehenswürdigkeit wegen in der Gefangenſchaft halten. Doch geſchieht
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 744. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/788>, abgerufen am 23.11.2024.
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