Dies noch immer selten, und man verlangt ganz bedeutende Preise für solche zahme Thiere, nach un- serem Gelde mehrere Hunderte von Thalern.
Der holländische Statthalter der Molukken, Markus, schenkte den französischen Naturforschern Quoy und Gaimard, welche ihn bei ihrer Erdumsegelung besuchten, ein Paar Hirscheber, und das Schiff machte ihretwegen einen Umweg von mehr als funfzig Meilen. Dieses Paar war das erste, welches lebend nach Europa gebracht wurde. Beide Thiere wurden ziemlich zahm. Das Weib- chen zeigte sich wilder, als das Männchen: als man ersteres messen wollte, kam es von hinten her und biß in die Kleider der Leute. Gegen die Kälte bewiesen sich die Gefangenen außerordentlich empfindlich. Sie zitterten fortwährend, krochen zusammen und verbargen sich selbst im Sommer unter Stroh. Jm März warf das Weibchen ein dunkelbraunes Junges, und von Stunde an war es sehr bös. Es erlaubte Niemandem, den Frischling zu berühren, zerriß den Wärtern die Kleider und biß auch heftig nach ihnen. Leider hielten sich die Thiere nicht lange. Das kalte Klima wurde ihnen verderblich. An die Nahrung der übrigen Schweine gewöhnen sie sich leicht; Kartoffeln und Mehl im Wasser schien ihnen sehr gut zu behagen. Das Junge, ein Männchen, wuchs schnell und hatte in wenigen Wochen schon eine bedeutende Höhe erreicht. Es starb noch ehe es zwei Jahr alt geworden war. Die oberen Eckzähne waren noch nicht durch die Haut der Schnauze gedrungen. Später kamen andere der Art nach England in den Thiergarten, immer aber als große Seltenheiten.
Afrika beherbergt außer den beiden oben genannten Schweinen noch wahre Ungeheuer derselben Familie, die Warzenschweine (Phacochoerus). Sie sind die plumpesten Gestalten der ganzen Familie. Namentlich der Kopf ist sehr häßlich. Ohren und Augen sind klein, letztere sehr schief ge- schlitzt. Der Rüssel dagegen ist unverhältnißmäßig breit und das Gesicht durch dicke Hautwülste und riesige Hauer verziert. Man kennt zwei Arten, von denen die eine das Vorgebirge der guten Hoff- nung, die andere Abissinien und Mittelafrika bewohnt. Beide kommen in der Größe unserem Wildschwein etwa gleich. Jhre Gesammtlänge beträgt 6 Fuß, wovon 11/2 Fuß auf den Ringelschwanz kommen, bei einer Schulterhöhe von 31/2 Fuß.
Der Hart- oder Schnellläufer der Ansiedler am Kap (Phacochoerus aethiopicus) ist das häßlichste von beiden Warzenschweinen. Er hat einen dicken Leib, kurzen Hals und breiten Rücken, starke Füße, einen schweren Kopf mit ungewöhnlich breiter, flach gedrückter Schnauze, einen gewaltigen Rüssel mit weit auseinanderstehenden Nasenlöchern, verdickte, hartlippige, hervortretende Oberlippen, kleine, weit oben- und hintenstehende Augen und kurze, dicht behaarte Ohren. Die dicke und gerunzelte Haut ist borstenarm; dagegen erhebt sich zwischen den Ohren ein Borstenkamm, welcher von hier ab längs des ganzen Rückens mähnenartig verläuft. Braun ist die Gesammtfär- bung; Kopf und Rücken sind dunkler; die Ohren sind weiß; die Mähne ist dunkelbraun. Sehr eigenthümlich ist das Gebiß. Jn beiden Kiefern fehlen die Schneidezähne; dagegen erreichen die oberen Hauer, welche an ihrem Ende abgestumpft und vorn und hinten der Länge nach gefurcht sind, eine gewaltige Größe. Sie haben an ihrer Wurzel 5 Zoll im Umfange und werden 9 Zoll lang, erinnern auch mehr an die Stoßzähne anderer Dickhäuter, als an die Hauer von Schweinen.
Die andere Art, die Harocha der Abissinier oder das älianische Warzenschwein (Phacochoerus Aeliani) ist kaum weniger häßlich, und im ganzen seinem südafrikanischen Ver- wandten ähnlich gefärbt. Die Hauer sind klein, aber immer noch groß genug. Jm übrigen unter- scheidet sich das Gebiß von dem der im Kap lebenden Art dadurch, daß das älianische Schwein stets zwei Schneidezähne besitzt.
Bisjetzt sind uns nur ziemlich dürftige Nachrichten über Lebensweise und Betragen der War- zenschweine zugekommen. Die erst genannte Art verbreitet sich vom Kap an bis zum Meerbusen von Guinea; die zweite findet sich vielleicht überall in ganz Mittelafrika. Man trifft sie in Trup-
Der Hart- oder Schnellläufer. Die Harocha.
Dies noch immer ſelten, und man verlangt ganz bedeutende Preiſe für ſolche zahme Thiere, nach un- ſerem Gelde mehrere Hunderte von Thalern.
Der holländiſche Statthalter der Molukken, Markus, ſchenkte den franzöſiſchen Naturforſchern Quoy und Gaimard, welche ihn bei ihrer Erdumſegelung beſuchten, ein Paar Hirſcheber, und das Schiff machte ihretwegen einen Umweg von mehr als funfzig Meilen. Dieſes Paar war das erſte, welches lebend nach Europa gebracht wurde. Beide Thiere wurden ziemlich zahm. Das Weib- chen zeigte ſich wilder, als das Männchen: als man erſteres meſſen wollte, kam es von hinten her und biß in die Kleider der Leute. Gegen die Kälte bewieſen ſich die Gefangenen außerordentlich empfindlich. Sie zitterten fortwährend, krochen zuſammen und verbargen ſich ſelbſt im Sommer unter Stroh. Jm März warf das Weibchen ein dunkelbraunes Junges, und von Stunde an war es ſehr bös. Es erlaubte Niemandem, den Friſchling zu berühren, zerriß den Wärtern die Kleider und biß auch heftig nach ihnen. Leider hielten ſich die Thiere nicht lange. Das kalte Klima wurde ihnen verderblich. An die Nahrung der übrigen Schweine gewöhnen ſie ſich leicht; Kartoffeln und Mehl im Waſſer ſchien ihnen ſehr gut zu behagen. Das Junge, ein Männchen, wuchs ſchnell und hatte in wenigen Wochen ſchon eine bedeutende Höhe erreicht. Es ſtarb noch ehe es zwei Jahr alt geworden war. Die oberen Eckzähne waren noch nicht durch die Haut der Schnauze gedrungen. Später kamen andere der Art nach England in den Thiergarten, immer aber als große Seltenheiten.
Afrika beherbergt außer den beiden oben genannten Schweinen noch wahre Ungeheuer derſelben Familie, die Warzenſchweine (Phacochoerus). Sie ſind die plumpeſten Geſtalten der ganzen Familie. Namentlich der Kopf iſt ſehr häßlich. Ohren und Augen ſind klein, letztere ſehr ſchief ge- ſchlitzt. Der Rüſſel dagegen iſt unverhältnißmäßig breit und das Geſicht durch dicke Hautwülſte und rieſige Hauer verziert. Man kennt zwei Arten, von denen die eine das Vorgebirge der guten Hoff- nung, die andere Abiſſinien und Mittelafrika bewohnt. Beide kommen in der Größe unſerem Wildſchwein etwa gleich. Jhre Geſammtlänge beträgt 6 Fuß, wovon 1½ Fuß auf den Ringelſchwanz kommen, bei einer Schulterhöhe von 3½ Fuß.
Der Hart- oder Schnellläufer der Anſiedler am Kap (Phacochoerus aethiopicus) iſt das häßlichſte von beiden Warzenſchweinen. Er hat einen dicken Leib, kurzen Hals und breiten Rücken, ſtarke Füße, einen ſchweren Kopf mit ungewöhnlich breiter, flach gedrückter Schnauze, einen gewaltigen Rüſſel mit weit auseinanderſtehenden Naſenlöchern, verdickte, hartlippige, hervortretende Oberlippen, kleine, weit oben- und hintenſtehende Augen und kurze, dicht behaarte Ohren. Die dicke und gerunzelte Haut iſt borſtenarm; dagegen erhebt ſich zwiſchen den Ohren ein Borſtenkamm, welcher von hier ab längs des ganzen Rückens mähnenartig verläuft. Braun iſt die Geſammtfär- bung; Kopf und Rücken ſind dunkler; die Ohren ſind weiß; die Mähne iſt dunkelbraun. Sehr eigenthümlich iſt das Gebiß. Jn beiden Kiefern fehlen die Schneidezähne; dagegen erreichen die oberen Hauer, welche an ihrem Ende abgeſtumpft und vorn und hinten der Länge nach gefurcht ſind, eine gewaltige Größe. Sie haben an ihrer Wurzel 5 Zoll im Umfange und werden 9 Zoll lang, erinnern auch mehr an die Stoßzähne anderer Dickhäuter, als an die Hauer von Schweinen.
Die andere Art, die Harocha der Abiſſinier oder das älianiſche Warzenſchwein (Phacochoerus Aeliani) iſt kaum weniger häßlich, und im ganzen ſeinem ſüdafrikaniſchen Ver- wandten ähnlich gefärbt. Die Hauer ſind klein, aber immer noch groß genug. Jm übrigen unter- ſcheidet ſich das Gebiß von dem der im Kap lebenden Art dadurch, daß das älianiſche Schwein ſtets zwei Schneidezähne beſitzt.
Bisjetzt ſind uns nur ziemlich dürftige Nachrichten über Lebensweiſe und Betragen der War- zenſchweine zugekommen. Die erſt genannte Art verbreitet ſich vom Kap an bis zum Meerbuſen von Guinea; die zweite findet ſich vielleicht überall in ganz Mittelafrika. Man trifft ſie in Trup-
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Der Hart- oder Schnellläufer. Die Harocha.
Dies noch immer ſelten, und man verlangt ganz bedeutende Preiſe für ſolche zahme Thiere, nach un-
ſerem Gelde mehrere Hunderte von Thalern.
Der holländiſche Statthalter der Molukken, Markus, ſchenkte den franzöſiſchen Naturforſchern
Quoy und Gaimard, welche ihn bei ihrer Erdumſegelung beſuchten, ein Paar Hirſcheber, und das
Schiff machte ihretwegen einen Umweg von mehr als funfzig Meilen. Dieſes Paar war das erſte,
welches lebend nach Europa gebracht wurde. Beide Thiere wurden ziemlich zahm. Das Weib-
chen zeigte ſich wilder, als das Männchen: als man erſteres meſſen wollte, kam es von hinten her
und biß in die Kleider der Leute. Gegen die Kälte bewieſen ſich die Gefangenen außerordentlich
empfindlich. Sie zitterten fortwährend, krochen zuſammen und verbargen ſich ſelbſt im Sommer
unter Stroh. Jm März warf das Weibchen ein dunkelbraunes Junges, und von Stunde an war
es ſehr bös. Es erlaubte Niemandem, den Friſchling zu berühren, zerriß den Wärtern die Kleider
und biß auch heftig nach ihnen. Leider hielten ſich die Thiere nicht lange. Das kalte Klima wurde
ihnen verderblich. An die Nahrung der übrigen Schweine gewöhnen ſie ſich leicht; Kartoffeln und
Mehl im Waſſer ſchien ihnen ſehr gut zu behagen. Das Junge, ein Männchen, wuchs ſchnell und
hatte in wenigen Wochen ſchon eine bedeutende Höhe erreicht. Es ſtarb noch ehe es zwei Jahr alt
geworden war. Die oberen Eckzähne waren noch nicht durch die Haut der Schnauze gedrungen.
Später kamen andere der Art nach England in den Thiergarten, immer aber als große Seltenheiten.
Afrika beherbergt außer den beiden oben genannten Schweinen noch wahre Ungeheuer derſelben
Familie, die Warzenſchweine (Phacochoerus). Sie ſind die plumpeſten Geſtalten der ganzen
Familie. Namentlich der Kopf iſt ſehr häßlich. Ohren und Augen ſind klein, letztere ſehr ſchief ge-
ſchlitzt. Der Rüſſel dagegen iſt unverhältnißmäßig breit und das Geſicht durch dicke Hautwülſte und
rieſige Hauer verziert. Man kennt zwei Arten, von denen die eine das Vorgebirge der guten Hoff-
nung, die andere Abiſſinien und Mittelafrika bewohnt. Beide kommen in der Größe unſerem
Wildſchwein etwa gleich. Jhre Geſammtlänge beträgt 6 Fuß, wovon 1½ Fuß auf den Ringelſchwanz
kommen, bei einer Schulterhöhe von 3½ Fuß.
Der Hart- oder Schnellläufer der Anſiedler am Kap (Phacochoerus aethiopicus) iſt
das häßlichſte von beiden Warzenſchweinen. Er hat einen dicken Leib, kurzen Hals und breiten
Rücken, ſtarke Füße, einen ſchweren Kopf mit ungewöhnlich breiter, flach gedrückter Schnauze, einen
gewaltigen Rüſſel mit weit auseinanderſtehenden Naſenlöchern, verdickte, hartlippige, hervortretende
Oberlippen, kleine, weit oben- und hintenſtehende Augen und kurze, dicht behaarte Ohren. Die
dicke und gerunzelte Haut iſt borſtenarm; dagegen erhebt ſich zwiſchen den Ohren ein Borſtenkamm,
welcher von hier ab längs des ganzen Rückens mähnenartig verläuft. Braun iſt die Geſammtfär-
bung; Kopf und Rücken ſind dunkler; die Ohren ſind weiß; die Mähne iſt dunkelbraun. Sehr
eigenthümlich iſt das Gebiß. Jn beiden Kiefern fehlen die Schneidezähne; dagegen erreichen die
oberen Hauer, welche an ihrem Ende abgeſtumpft und vorn und hinten der Länge nach gefurcht
ſind, eine gewaltige Größe. Sie haben an ihrer Wurzel 5 Zoll im Umfange und werden 9 Zoll
lang, erinnern auch mehr an die Stoßzähne anderer Dickhäuter, als an die Hauer von Schweinen.
Die andere Art, die Harocha der Abiſſinier oder das älianiſche Warzenſchwein
(Phacochoerus Aeliani) iſt kaum weniger häßlich, und im ganzen ſeinem ſüdafrikaniſchen Ver-
wandten ähnlich gefärbt. Die Hauer ſind klein, aber immer noch groß genug. Jm übrigen unter-
ſcheidet ſich das Gebiß von dem der im Kap lebenden Art dadurch, daß das älianiſche Schwein ſtets
zwei Schneidezähne beſitzt.
Bisjetzt ſind uns nur ziemlich dürftige Nachrichten über Lebensweiſe und Betragen der War-
zenſchweine zugekommen. Die erſt genannte Art verbreitet ſich vom Kap an bis zum Meerbuſen
von Guinea; die zweite findet ſich vielleicht überall in ganz Mittelafrika. Man trifft ſie in Trup-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/789>, abgerufen am 23.11.2024.
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