Mit der Unbeweglichkeit und Schwerfälligkeit des Leibes scheinen die geistigen Eigenschaften der Seemaid vollkommen im Einklang zu stehen. Die Sinne sind schwach entwickelt; von Verstand bemerkt man gar keine Spur. Die Stimme besteht aus einem Schnauben oder dumpfen Stöhnen; die Jungen aber sollen manchmal einen schärferen Laut von sich geben. Nur während der Paa- rungszeit bemerkt man eine gewisse Erregung an den stumpfen Geschöpfen; die Männchen sollen sogar hartnäckig um das Recht der Begattung kämpfen und dabei so weltvergessen sein, daß sie den Jägern gerade jetzt die beste Zeit geben, sich ihrer zu bemächtigen. Das Weibchen bringt sein einziges Junge im November oder Dezember zur Welt, wenigstens im rothen Meere; von anderen Theilen seines Verbreitungskreises fehlen uns hierüber Angaben.
Während der Paarungs- und während der Satzzeit machen die Fischer eifrig Jagd auf den Dujong, weil sie den erlegten ziemlich gut verwerthen können. Das Fleisch ist zwar zart und saftig, aber von einem unangenehmen, süßlichen Geschmack und wenigstens den Europäern zuwider. Dagegen sind namentlich die Zähne und das Fett allgemein gesuchte Gegenstände. Man erlegt den Dujong mit Harpunen, am liebsten während der Nacht, wo Alles still ist auf dem Meer und man das weit hörbare Schnauben am besten vernehmen kann. Die im rothen Meer ge- bräuchlichen Wurfspieße ähneln denen vollkommen, welche man im Sudahn zur Jagd des Nilpferdes anwendet. Raffles berichtet, daß man vor allen Dingen den Schwanz zu treffen suche, weil man hierdurch, bezüglich durch Aufheben dieses Körpertheiles, dem Thiere am besten seine Macht benähme; denn so schwerfällig der Dujong auch erscheint, so schnell und kräftig bewegt er sich, wenn ihm der eiserne Haken in den Leib gedrungen ist. Ein deutscher Kaufmann in Massaua erzählte mir, daß eine von seinem Schiffer harpunirte Dauile das ziemlich große Bot über eine halbe Stunde lang mit sich fortschleppte und die Bemannung in augenscheinliche Lebensgefahr brachte, weil sie das Bot zwischen den gefährlichsten Korallenriffen hindurchzog. Die eigentlichen Dujong- jäger werfen unter solchen Umständen noch mehrere Spieße in den Leib ihres Jagdthieres, um dieses sobald als möglich durch Blutverlust zu erschöpfen.
Es wird berichtet, daß ein Paar Dujongs sich bei Gefahr gegenseitig zu Hilfe eilt. So hat man beobachtet, daß das Männchen seinem verwundeten Weibchen besorgt nachschwamm und es durch heftiges Herumschlagen mit der kräftigen Schwanzsinne aus der Gewalt seiner Verfolger zu befreien suchte. Wurde einer der Gatten in Abwesenheit des anderen getödtet, so schwimmt dieser lange Zeit an den gewohnten Aufenthaltsorten umher, besucht alle Lieblingsplätze und steht erst dann von seinen Nachforschungen ab, wenn er bemerkt, daß ein Wiederfinden un- möglich ist.
Die Malaien, Araber und Abissinier essen das Fleisch des Dujong, die letzteren jedoch betrach- ten es keineswegs als Leckerbissen und versichern, daß man es erst einige Tage in der Sonne schmo- ren, tüchtig salzen und dann sehr lange kochen müsse, ehe man es verzehren dürfe, weil sein Genuß sonst Uebelkeiten verursache, ja, selbst Krankheiten zur Folge habe. Junge Thiere werden ungleich höher geschätzt, als alte; ihr Fleisch ist mager und äußerst zart. Von alten Thieren erhält man zuweilen über funfzig Pfund Schmalz. Die dicke Haut wird an der abissinischen Küste, wie Rüppell berichtet, nicht gegerbt, sondern nur in der Luft getrocknet und dann zu Sandalen verschnitten. Weil aber die in ihr enthaltene Feuchtigkeit das Zellgewebe locker macht, sind die Sandalen nur in trockenen Gegenden brauchbar; auf wässerigem Boden werden sie weich und schwel- len an. Weit höher als Fleisch und Haut stellte man in früheren Zeiten die Zähne. Ein besonderer Aberglaube legte den aus ihnen gefertigten Rosenkränzen wunderbare Kräfte bei; so brauchte z. B. eine Wöchnerin nur einen solchen Rosenkranz um den Hals zu hängen, und sie durfte sicher sein, daß ihre Geburt eine sehr leichte werden würde. Jetzt ist dieser Aberglaube gewichen, und des- halb sind auch die früher sehr theueren Zähne bedeutend im Preise gesunken.
Die Sirenen. — Der Dujong.
Mit der Unbeweglichkeit und Schwerfälligkeit des Leibes ſcheinen die geiſtigen Eigenſchaften der Seemaid vollkommen im Einklang zu ſtehen. Die Sinne ſind ſchwach entwickelt; von Verſtand bemerkt man gar keine Spur. Die Stimme beſteht aus einem Schnauben oder dumpfen Stöhnen; die Jungen aber ſollen manchmal einen ſchärferen Laut von ſich geben. Nur während der Paa- rungszeit bemerkt man eine gewiſſe Erregung an den ſtumpfen Geſchöpfen; die Männchen ſollen ſogar hartnäckig um das Recht der Begattung kämpfen und dabei ſo weltvergeſſen ſein, daß ſie den Jägern gerade jetzt die beſte Zeit geben, ſich ihrer zu bemächtigen. Das Weibchen bringt ſein einziges Junge im November oder Dezember zur Welt, wenigſtens im rothen Meere; von anderen Theilen ſeines Verbreitungskreiſes fehlen uns hierüber Angaben.
Während der Paarungs- und während der Satzzeit machen die Fiſcher eifrig Jagd auf den Dujong, weil ſie den erlegten ziemlich gut verwerthen können. Das Fleiſch iſt zwar zart und ſaftig, aber von einem unangenehmen, ſüßlichen Geſchmack und wenigſtens den Europäern zuwider. Dagegen ſind namentlich die Zähne und das Fett allgemein geſuchte Gegenſtände. Man erlegt den Dujong mit Harpunen, am liebſten während der Nacht, wo Alles ſtill iſt auf dem Meer und man das weit hörbare Schnauben am beſten vernehmen kann. Die im rothen Meer ge- bräuchlichen Wurfſpieße ähneln denen vollkommen, welche man im Sudahn zur Jagd des Nilpferdes anwendet. Raffles berichtet, daß man vor allen Dingen den Schwanz zu treffen ſuche, weil man hierdurch, bezüglich durch Aufheben dieſes Körpertheiles, dem Thiere am beſten ſeine Macht benähme; denn ſo ſchwerfällig der Dujong auch erſcheint, ſo ſchnell und kräftig bewegt er ſich, wenn ihm der eiſerne Haken in den Leib gedrungen iſt. Ein deutſcher Kaufmann in Maſſaua erzählte mir, daß eine von ſeinem Schiffer harpunirte Dauile das ziemlich große Bot über eine halbe Stunde lang mit ſich fortſchleppte und die Bemannung in augenſcheinliche Lebensgefahr brachte, weil ſie das Bot zwiſchen den gefährlichſten Korallenriffen hindurchzog. Die eigentlichen Dujong- jäger werfen unter ſolchen Umſtänden noch mehrere Spieße in den Leib ihres Jagdthieres, um dieſes ſobald als möglich durch Blutverluſt zu erſchöpfen.
Es wird berichtet, daß ein Paar Dujongs ſich bei Gefahr gegenſeitig zu Hilfe eilt. So hat man beobachtet, daß das Männchen ſeinem verwundeten Weibchen beſorgt nachſchwamm und es durch heftiges Herumſchlagen mit der kräftigen Schwanzſinne aus der Gewalt ſeiner Verfolger zu befreien ſuchte. Wurde einer der Gatten in Abweſenheit des anderen getödtet, ſo ſchwimmt dieſer lange Zeit an den gewohnten Aufenthaltsorten umher, beſucht alle Lieblingsplätze und ſteht erſt dann von ſeinen Nachforſchungen ab, wenn er bemerkt, daß ein Wiederfinden un- möglich iſt.
Die Malaien, Araber und Abiſſinier eſſen das Fleiſch des Dujong, die letzteren jedoch betrach- ten es keineswegs als Leckerbiſſen und verſichern, daß man es erſt einige Tage in der Sonne ſchmo- ren, tüchtig ſalzen und dann ſehr lange kochen müſſe, ehe man es verzehren dürfe, weil ſein Genuß ſonſt Uebelkeiten verurſache, ja, ſelbſt Krankheiten zur Folge habe. Junge Thiere werden ungleich höher geſchätzt, als alte; ihr Fleiſch iſt mager und äußerſt zart. Von alten Thieren erhält man zuweilen über funfzig Pfund Schmalz. Die dicke Haut wird an der abiſſiniſchen Küſte, wie Rüppell berichtet, nicht gegerbt, ſondern nur in der Luft getrocknet und dann zu Sandalen verſchnitten. Weil aber die in ihr enthaltene Feuchtigkeit das Zellgewebe locker macht, ſind die Sandalen nur in trockenen Gegenden brauchbar; auf wäſſerigem Boden werden ſie weich und ſchwel- len an. Weit höher als Fleiſch und Haut ſtellte man in früheren Zeiten die Zähne. Ein beſonderer Aberglaube legte den aus ihnen gefertigten Roſenkränzen wunderbare Kräfte bei; ſo brauchte z. B. eine Wöchnerin nur einen ſolchen Roſenkranz um den Hals zu hängen, und ſie durfte ſicher ſein, daß ihre Geburt eine ſehr leichte werden würde. Jetzt iſt dieſer Aberglaube gewichen, und des- halb ſind auch die früher ſehr theueren Zähne bedeutend im Preiſe geſunken.
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Die Sirenen. — Der Dujong.
Mit der Unbeweglichkeit und Schwerfälligkeit des Leibes ſcheinen die geiſtigen Eigenſchaften
der Seemaid vollkommen im Einklang zu ſtehen. Die Sinne ſind ſchwach entwickelt; von Verſtand
bemerkt man gar keine Spur. Die Stimme beſteht aus einem Schnauben oder dumpfen Stöhnen;
die Jungen aber ſollen manchmal einen ſchärferen Laut von ſich geben. Nur während der Paa-
rungszeit bemerkt man eine gewiſſe Erregung an den ſtumpfen Geſchöpfen; die Männchen ſollen
ſogar hartnäckig um das Recht der Begattung kämpfen und dabei ſo weltvergeſſen ſein, daß ſie
den Jägern gerade jetzt die beſte Zeit geben, ſich ihrer zu bemächtigen. Das Weibchen bringt ſein
einziges Junge im November oder Dezember zur Welt, wenigſtens im rothen Meere; von anderen
Theilen ſeines Verbreitungskreiſes fehlen uns hierüber Angaben.
Während der Paarungs- und während der Satzzeit machen die Fiſcher eifrig Jagd auf
den Dujong, weil ſie den erlegten ziemlich gut verwerthen können. Das Fleiſch iſt zwar zart
und ſaftig, aber von einem unangenehmen, ſüßlichen Geſchmack und wenigſtens den Europäern
zuwider. Dagegen ſind namentlich die Zähne und das Fett allgemein geſuchte Gegenſtände. Man
erlegt den Dujong mit Harpunen, am liebſten während der Nacht, wo Alles ſtill iſt auf dem Meer
und man das weit hörbare Schnauben am beſten vernehmen kann. Die im rothen Meer ge-
bräuchlichen Wurfſpieße ähneln denen vollkommen, welche man im Sudahn zur Jagd des Nilpferdes
anwendet. Raffles berichtet, daß man vor allen Dingen den Schwanz zu treffen ſuche, weil
man hierdurch, bezüglich durch Aufheben dieſes Körpertheiles, dem Thiere am beſten ſeine Macht
benähme; denn ſo ſchwerfällig der Dujong auch erſcheint, ſo ſchnell und kräftig bewegt er ſich, wenn
ihm der eiſerne Haken in den Leib gedrungen iſt. Ein deutſcher Kaufmann in Maſſaua erzählte
mir, daß eine von ſeinem Schiffer harpunirte Dauile das ziemlich große Bot über eine halbe
Stunde lang mit ſich fortſchleppte und die Bemannung in augenſcheinliche Lebensgefahr brachte,
weil ſie das Bot zwiſchen den gefährlichſten Korallenriffen hindurchzog. Die eigentlichen Dujong-
jäger werfen unter ſolchen Umſtänden noch mehrere Spieße in den Leib ihres Jagdthieres, um dieſes
ſobald als möglich durch Blutverluſt zu erſchöpfen.
Es wird berichtet, daß ein Paar Dujongs ſich bei Gefahr gegenſeitig zu Hilfe eilt. So hat
man beobachtet, daß das Männchen ſeinem verwundeten Weibchen beſorgt nachſchwamm und es
durch heftiges Herumſchlagen mit der kräftigen Schwanzſinne aus der Gewalt ſeiner Verfolger zu
befreien ſuchte. Wurde einer der Gatten in Abweſenheit des anderen getödtet, ſo ſchwimmt
dieſer lange Zeit an den gewohnten Aufenthaltsorten umher, beſucht alle Lieblingsplätze und
ſteht erſt dann von ſeinen Nachforſchungen ab, wenn er bemerkt, daß ein Wiederfinden un-
möglich iſt.
Die Malaien, Araber und Abiſſinier eſſen das Fleiſch des Dujong, die letzteren jedoch betrach-
ten es keineswegs als Leckerbiſſen und verſichern, daß man es erſt einige Tage in der Sonne ſchmo-
ren, tüchtig ſalzen und dann ſehr lange kochen müſſe, ehe man es verzehren dürfe, weil ſein
Genuß ſonſt Uebelkeiten verurſache, ja, ſelbſt Krankheiten zur Folge habe. Junge Thiere werden
ungleich höher geſchätzt, als alte; ihr Fleiſch iſt mager und äußerſt zart. Von alten Thieren erhält
man zuweilen über funfzig Pfund Schmalz. Die dicke Haut wird an der abiſſiniſchen Küſte, wie
Rüppell berichtet, nicht gegerbt, ſondern nur in der Luft getrocknet und dann zu Sandalen
verſchnitten. Weil aber die in ihr enthaltene Feuchtigkeit das Zellgewebe locker macht, ſind die
Sandalen nur in trockenen Gegenden brauchbar; auf wäſſerigem Boden werden ſie weich und ſchwel-
len an. Weit höher als Fleiſch und Haut ſtellte man in früheren Zeiten die Zähne. Ein beſonderer
Aberglaube legte den aus ihnen gefertigten Roſenkränzen wunderbare Kräfte bei; ſo brauchte z. B.
eine Wöchnerin nur einen ſolchen Roſenkranz um den Hals zu hängen, und ſie durfte ſicher ſein,
daß ihre Geburt eine ſehr leichte werden würde. Jetzt iſt dieſer Aberglaube gewichen, und des-
halb ſind auch die früher ſehr theueren Zähne bedeutend im Preiſe geſunken.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/866>, abgerufen am 23.11.2024.
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