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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Delfine. -- Der gemeine Delfin.
Als ein König von Carien einen gefangenen Delfin im Hafen festketten ließ, erschien eine große
Anzahl der noch freien und gab durch deutliche Zeichen die Bitte kund, ihren Gefährten freizu-
lassen. Der König konnte nicht widerstehen. Plinius erzählt ganz ernsthaft, daß jüngere Delfine
stets von einem älteren begleitet würden, welcher als Meister oder Hofmeister anzusehen wäre. Auch
soll man Delfine gesehen haben, wie sie einen Todten wegtrugen, damit er nicht von anderen Fischen
zerrissen würde u. s. w.

Leider müssen wir alle diese hübschen Erzählungen den Dichtern und Märchenschreibern über-
lassen; es fehlt ihnen aller Anhalt.

Die eigentlichen Delfine kennzeichnet eine mittlere Größe, der ebenmäßig gebaute Leib mit
schmaler, langer Schnauze, die große Zahl der Wirbel und der außerordentliche Zahnreichthum.

[Abbildung] Der gemeine Delfin (Delphinus Delphis).

Der gemeine Delfin (Delphinus Delphis) wird 6 bis 8 Fuß lang. Seine langen Brust-
finnen sind am Oberrande ausgeschnitten und gegen die Spitze hin sichelförmig verschmälert; die
Schwanzfinne ist halbmondförmig. Die Zahl der Zähne unterliegt bedeutenden Schwankungen; ge-
wöhnlich findet man zwischen 32 bis 47 in jedem Kiefer; man hat jedoch auch schon Delfine erlegt,
welche deren jederseits 53, also im ganzen die ungeheure Zahl von 212 hatten. Die Zähne
selbst stehen in gleichmäßigen Abständen durch kleine Zwischenräume getrennt neben einander, so
daß die oberen zwischen die unteren und die unteren zwischen die oberen eingreifen. Sie sind lang-
gestreckt, kegelförmig, sehr spitzig und von außen nach innen schwach gekrümmt; die mittleren sind
die längsten. Nach vorn und hinten nehmen sie an Größe ab. Das dunkle, grünlich schimmernde
Schwarzgrau der Oberseite geht allmählich in die lichtere Färbung der Unterseite über.

Alle Meere der nördlichen Halbkugel sind die Heimat dieses berühmten Thieres, welches so
wesentlich zur Unterhaltung der Seefahrer und Reisenden beiträgt. Jn seinem Wesen und Trei-

Die Delfine. — Der gemeine Delfin.
Als ein König von Carien einen gefangenen Delfin im Hafen feſtketten ließ, erſchien eine große
Anzahl der noch freien und gab durch deutliche Zeichen die Bitte kund, ihren Gefährten freizu-
laſſen. Der König konnte nicht widerſtehen. Plinius erzählt ganz ernſthaft, daß jüngere Delfine
ſtets von einem älteren begleitet würden, welcher als Meiſter oder Hofmeiſter anzuſehen wäre. Auch
ſoll man Delfine geſehen haben, wie ſie einen Todten wegtrugen, damit er nicht von anderen Fiſchen
zerriſſen würde u. ſ. w.

Leider müſſen wir alle dieſe hübſchen Erzählungen den Dichtern und Märchenſchreibern über-
laſſen; es fehlt ihnen aller Anhalt.

Die eigentlichen Delfine kennzeichnet eine mittlere Größe, der ebenmäßig gebaute Leib mit
ſchmaler, langer Schnauze, die große Zahl der Wirbel und der außerordentliche Zahnreichthum.

[Abbildung] Der gemeine Delfin (Delphinus Delphis).

Der gemeine Delfin (Delphinus Delphis) wird 6 bis 8 Fuß lang. Seine langen Bruſt-
finnen ſind am Oberrande ausgeſchnitten und gegen die Spitze hin ſichelförmig verſchmälert; die
Schwanzfinne iſt halbmondförmig. Die Zahl der Zähne unterliegt bedeutenden Schwankungen; ge-
wöhnlich findet man zwiſchen 32 bis 47 in jedem Kiefer; man hat jedoch auch ſchon Delfine erlegt,
welche deren jederſeits 53, alſo im ganzen die ungeheure Zahl von 212 hatten. Die Zähne
ſelbſt ſtehen in gleichmäßigen Abſtänden durch kleine Zwiſchenräume getrennt neben einander, ſo
daß die oberen zwiſchen die unteren und die unteren zwiſchen die oberen eingreifen. Sie ſind lang-
geſtreckt, kegelförmig, ſehr ſpitzig und von außen nach innen ſchwach gekrümmt; die mittleren ſind
die längſten. Nach vorn und hinten nehmen ſie an Größe ab. Das dunkle, grünlich ſchimmernde
Schwarzgrau der Oberſeite geht allmählich in die lichtere Färbung der Unterſeite über.

Alle Meere der nördlichen Halbkugel ſind die Heimat dieſes berühmten Thieres, welches ſo
weſentlich zur Unterhaltung der Seefahrer und Reiſenden beiträgt. Jn ſeinem Weſen und Trei-

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[850/0898] Die Delfine. — Der gemeine Delfin. Als ein König von Carien einen gefangenen Delfin im Hafen feſtketten ließ, erſchien eine große Anzahl der noch freien und gab durch deutliche Zeichen die Bitte kund, ihren Gefährten freizu- laſſen. Der König konnte nicht widerſtehen. Plinius erzählt ganz ernſthaft, daß jüngere Delfine ſtets von einem älteren begleitet würden, welcher als Meiſter oder Hofmeiſter anzuſehen wäre. Auch ſoll man Delfine geſehen haben, wie ſie einen Todten wegtrugen, damit er nicht von anderen Fiſchen zerriſſen würde u. ſ. w. Leider müſſen wir alle dieſe hübſchen Erzählungen den Dichtern und Märchenſchreibern über- laſſen; es fehlt ihnen aller Anhalt. Die eigentlichen Delfine kennzeichnet eine mittlere Größe, der ebenmäßig gebaute Leib mit ſchmaler, langer Schnauze, die große Zahl der Wirbel und der außerordentliche Zahnreichthum. [Abbildung Der gemeine Delfin (Delphinus Delphis).] Der gemeine Delfin (Delphinus Delphis) wird 6 bis 8 Fuß lang. Seine langen Bruſt- finnen ſind am Oberrande ausgeſchnitten und gegen die Spitze hin ſichelförmig verſchmälert; die Schwanzfinne iſt halbmondförmig. Die Zahl der Zähne unterliegt bedeutenden Schwankungen; ge- wöhnlich findet man zwiſchen 32 bis 47 in jedem Kiefer; man hat jedoch auch ſchon Delfine erlegt, welche deren jederſeits 53, alſo im ganzen die ungeheure Zahl von 212 hatten. Die Zähne ſelbſt ſtehen in gleichmäßigen Abſtänden durch kleine Zwiſchenräume getrennt neben einander, ſo daß die oberen zwiſchen die unteren und die unteren zwiſchen die oberen eingreifen. Sie ſind lang- geſtreckt, kegelförmig, ſehr ſpitzig und von außen nach innen ſchwach gekrümmt; die mittleren ſind die längſten. Nach vorn und hinten nehmen ſie an Größe ab. Das dunkle, grünlich ſchimmernde Schwarzgrau der Oberſeite geht allmählich in die lichtere Färbung der Unterſeite über. Alle Meere der nördlichen Halbkugel ſind die Heimat dieſes berühmten Thieres, welches ſo weſentlich zur Unterhaltung der Seefahrer und Reiſenden beiträgt. Jn ſeinem Weſen und Trei-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/898>, abgerufen am 27.11.2024.