An den Hakengimpel schließen sich zwei in Asien heimische Arten, die Rosengimpel (Erythro- thorax), innig an; sie unterscheiden sich hauptsächlich durch die geringere Größe. Damit steht im Einklang, daß auch ihr Schnabel verhältnißmäßig schwächer ist. Beide sind ziemlich kleine Vögel von prächtiger Färbung. Jhr Schnabel ist kurz, dick, sanft bogenförmig gewölbt, auf dem Rücken wenig erhöht, mit kaum merklichem Haken, "sperlingsgimpelartig", wie mein Vater sagt. Die Füße sind mittellang und stark, der ziemlich lange Schwanz ist ausgeschnitten, der Flügel verhältnißmäßig lang; die zweite oder dritte Schwinge sind die längsten. Das prachtvolle Roth der alten Männchen, welches zur vorherrschenden Farbe geworden ist, zeichnet die Rosengimpel sehr aus, zumal vor dem Weibchen oder jüngeren Vogel, welche graubräunlich oder bräunlichgrau sind. Jn der Lebens- art stehen die hierher zu zählenden Arten zwischen den wahren Gimpeln und den Grünlingen mitten inne; denn sie sind weniger Baumvögel, als die eigentlichen Gimpel und bewegen sich viel auf dem Boden herum. Beide Arten gehören zu den schönsten aller Sperlingsvögel überhaupt.
Der Rosengimpel oder Rosenfink (Erythrothorax roseus) ist 7 Zoll lang und 101/2 Zoll breit. Die Stirn ist glänzend weiß, der übrige Oberkörper lebhaft karminroth, auch auf den Flügeln, über welche zwei lichtere Bänder verlaufen. Der Unterkörper ist hoch karminroth. Das junge Männchen hat ein röthlich braungraues Gefieder mit dunkleren Längsstreifen, auf den Flügeln zwei deutliche rothgelbe Binden. Das Weibchen ähnelt dem unseres Hänflings.
Bei sehr alten Männchen erweitert sich, nach Radde's Beobachtungen, das Gebiet der schön silber- glänzenden, mit dem zartesten Rosa überhauchten Kopffedern, und das Roth des übrigen Gefieders erscheint weniger lebhaft. Bei jüngeren Männchen mischt sich Braun in das Roth der Stirn, und so werden selbst die vorderen glänzenden Federn grauröthlich. Mit zunehmendem Alter verbreitet sich auch auf den weißen breiten Kanten der obern mittleren Flügeldecken die Rosenfarbe. -- Bei den Weibchen zeigt sich das Roth mindestens auf der Kopfplatte und am Bürzel; bei älteren Vögeln ist die ganze Unterseite hellkarminroth.
Der Rosengimpel wurde von Radde im Bureja-Gebirge oft beobachtet. Jm September hielt er sich in kleinen Rotten von 6 bis 12 Stücken zusammen, im Winter zeigte er sich nur in Paaren. Gegen den Frühling hin verschwanden sie allgemach.
Lichte Laubwaldungen, namentlich solche, welche aus Eichen und Schwarzbirken bestehen, zieht der Rosengimpel anderen Oertlichkeiten vor; sonst findet er sich wohl auch in buschigen Thälern. Er gesellt sich manchmal zu den Bergfinken oder zum sibirischen Zwerggimpel. Um die Mittags- zeit zersprengt sich die Bande und ruht dann träge und theilnahmslos im Gezweig aus, während der Rosengimpel in den Vormittagsstunden, wenn er sich Futter sucht, immer lebhaft und scheu ist.
Der Karmingimpel, der feuerfarbige oder Bandfink (Erythrothorax erythrinus), wird 6 Zoll lang und 10 Zoll breit. Das Gefieder des alten Männchens ist auf Kopf und Bürzel karmin- roth, auf dem Rücken braungrau, roth gekantet, auf den Schwingen und Schwanzfedern tief braun- grau, am Vorderhalse hoch karminroth, auf der Brust weiß, aber karminroth angeflogen. Das ein- jährige Männchen und das Weibchen ähneln dem weiblichen Hänfling, sind aber auf dem Bürzel gelbgrün.
Der Karmingimpel bewohnt die Wälder und das Röhricht im Norden Europas und Asiens. Er findet sich im nördlichen Schweden, in Finnland und Rußland und ist an manchen Orten häufig. Jn Deutschland hat man ihn wiederholt beobachtet, auch oft im Jnnern des Landes. Viel regel- mäßiger erscheint er in Südasien. Nach Jerdon ist er als Wintergast in ganz Jndien zu finden, häufiger im Norden, seltener im Süden des Landes, vorzugsweise in allen Gebirgsthälern. "Jn den südlichen Gegenden habe ich ihn hauptsächlich in den Rohrwäldern gesehen; er heißt deshalb in der Telegumundart geradezu "Rohrspatz". An anderen Orten besucht er Gärten und Dickichte. Dort nährt er sich fast ausschließlich von Bambussamen, hier von allerlei anderem Gesäme. Zuweilen
Roſen- und Karmingimpel.
An den Hakengimpel ſchließen ſich zwei in Aſien heimiſche Arten, die Roſengimpel (Erythro- thorax), innig an; ſie unterſcheiden ſich hauptſächlich durch die geringere Größe. Damit ſteht im Einklang, daß auch ihr Schnabel verhältnißmäßig ſchwächer iſt. Beide ſind ziemlich kleine Vögel von prächtiger Färbung. Jhr Schnabel iſt kurz, dick, ſanft bogenförmig gewölbt, auf dem Rücken wenig erhöht, mit kaum merklichem Haken, „ſperlingsgimpelartig‟, wie mein Vater ſagt. Die Füße ſind mittellang und ſtark, der ziemlich lange Schwanz iſt ausgeſchnitten, der Flügel verhältnißmäßig lang; die zweite oder dritte Schwinge ſind die längſten. Das prachtvolle Roth der alten Männchen, welches zur vorherrſchenden Farbe geworden iſt, zeichnet die Roſengimpel ſehr aus, zumal vor dem Weibchen oder jüngeren Vogel, welche graubräunlich oder bräunlichgrau ſind. Jn der Lebens- art ſtehen die hierher zu zählenden Arten zwiſchen den wahren Gimpeln und den Grünlingen mitten inne; denn ſie ſind weniger Baumvögel, als die eigentlichen Gimpel und bewegen ſich viel auf dem Boden herum. Beide Arten gehören zu den ſchönſten aller Sperlingsvögel überhaupt.
Der Roſengimpel oder Roſenfink (Erythrothorax roseus) iſt 7 Zoll lang und 10½ Zoll breit. Die Stirn iſt glänzend weiß, der übrige Oberkörper lebhaft karminroth, auch auf den Flügeln, über welche zwei lichtere Bänder verlaufen. Der Unterkörper iſt hoch karminroth. Das junge Männchen hat ein röthlich braungraues Gefieder mit dunkleren Längsſtreifen, auf den Flügeln zwei deutliche rothgelbe Binden. Das Weibchen ähnelt dem unſeres Hänflings.
Bei ſehr alten Männchen erweitert ſich, nach Radde’s Beobachtungen, das Gebiet der ſchön ſilber- glänzenden, mit dem zarteſten Roſa überhauchten Kopffedern, und das Roth des übrigen Gefieders erſcheint weniger lebhaft. Bei jüngeren Männchen miſcht ſich Braun in das Roth der Stirn, und ſo werden ſelbſt die vorderen glänzenden Federn grauröthlich. Mit zunehmendem Alter verbreitet ſich auch auf den weißen breiten Kanten der obern mittleren Flügeldecken die Roſenfarbe. — Bei den Weibchen zeigt ſich das Roth mindeſtens auf der Kopfplatte und am Bürzel; bei älteren Vögeln iſt die ganze Unterſeite hellkarminroth.
Der Roſengimpel wurde von Radde im Bureja-Gebirge oft beobachtet. Jm September hielt er ſich in kleinen Rotten von 6 bis 12 Stücken zuſammen, im Winter zeigte er ſich nur in Paaren. Gegen den Frühling hin verſchwanden ſie allgemach.
Lichte Laubwaldungen, namentlich ſolche, welche aus Eichen und Schwarzbirken beſtehen, zieht der Roſengimpel anderen Oertlichkeiten vor; ſonſt findet er ſich wohl auch in buſchigen Thälern. Er geſellt ſich manchmal zu den Bergfinken oder zum ſibiriſchen Zwerggimpel. Um die Mittags- zeit zerſprengt ſich die Bande und ruht dann träge und theilnahmslos im Gezweig aus, während der Roſengimpel in den Vormittagsſtunden, wenn er ſich Futter ſucht, immer lebhaft und ſcheu iſt.
Der Karmingimpel, der feuerfarbige oder Bandfink (Erythrothorax erythrinus), wird 6 Zoll lang und 10 Zoll breit. Das Gefieder des alten Männchens iſt auf Kopf und Bürzel karmin- roth, auf dem Rücken braungrau, roth gekantet, auf den Schwingen und Schwanzfedern tief braun- grau, am Vorderhalſe hoch karminroth, auf der Bruſt weiß, aber karminroth angeflogen. Das ein- jährige Männchen und das Weibchen ähneln dem weiblichen Hänfling, ſind aber auf dem Bürzel gelbgrün.
Der Karmingimpel bewohnt die Wälder und das Röhricht im Norden Europas und Aſiens. Er findet ſich im nördlichen Schweden, in Finnland und Rußland und iſt an manchen Orten häufig. Jn Deutſchland hat man ihn wiederholt beobachtet, auch oft im Jnnern des Landes. Viel regel- mäßiger erſcheint er in Südaſien. Nach Jerdon iſt er als Wintergaſt in ganz Jndien zu finden, häufiger im Norden, ſeltener im Süden des Landes, vorzugsweiſe in allen Gebirgsthälern. „Jn den ſüdlichen Gegenden habe ich ihn hauptſächlich in den Rohrwäldern geſehen; er heißt deshalb in der Telegumundart geradezu „Rohrſpatz‟. An anderen Orten beſucht er Gärten und Dickichte. Dort nährt er ſich faſt ausſchließlich von Bambusſamen, hier von allerlei anderem Geſäme. Zuweilen
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Roſen- und Karmingimpel.
An den Hakengimpel ſchließen ſich zwei in Aſien heimiſche Arten, die Roſengimpel (Erythro-
thorax), innig an; ſie unterſcheiden ſich hauptſächlich durch die geringere Größe. Damit ſteht
im Einklang, daß auch ihr Schnabel verhältnißmäßig ſchwächer iſt. Beide ſind ziemlich kleine Vögel
von prächtiger Färbung. Jhr Schnabel iſt kurz, dick, ſanft bogenförmig gewölbt, auf dem Rücken
wenig erhöht, mit kaum merklichem Haken, „ſperlingsgimpelartig‟, wie mein Vater ſagt. Die Füße
ſind mittellang und ſtark, der ziemlich lange Schwanz iſt ausgeſchnitten, der Flügel verhältnißmäßig
lang; die zweite oder dritte Schwinge ſind die längſten. Das prachtvolle Roth der alten Männchen,
welches zur vorherrſchenden Farbe geworden iſt, zeichnet die Roſengimpel ſehr aus, zumal vor
dem Weibchen oder jüngeren Vogel, welche graubräunlich oder bräunlichgrau ſind. Jn der Lebens-
art ſtehen die hierher zu zählenden Arten zwiſchen den wahren Gimpeln und den Grünlingen mitten
inne; denn ſie ſind weniger Baumvögel, als die eigentlichen Gimpel und bewegen ſich viel auf dem
Boden herum. Beide Arten gehören zu den ſchönſten aller Sperlingsvögel überhaupt.
Der Roſengimpel oder Roſenfink (Erythrothorax roseus) iſt 7 Zoll lang und 10½ Zoll
breit. Die Stirn iſt glänzend weiß, der übrige Oberkörper lebhaft karminroth, auch auf den Flügeln,
über welche zwei lichtere Bänder verlaufen. Der Unterkörper iſt hoch karminroth. Das junge
Männchen hat ein röthlich braungraues Gefieder mit dunkleren Längsſtreifen, auf den Flügeln zwei
deutliche rothgelbe Binden. Das Weibchen ähnelt dem unſeres Hänflings.
Bei ſehr alten Männchen erweitert ſich, nach Radde’s Beobachtungen, das Gebiet der ſchön ſilber-
glänzenden, mit dem zarteſten Roſa überhauchten Kopffedern, und das Roth des übrigen Gefieders
erſcheint weniger lebhaft. Bei jüngeren Männchen miſcht ſich Braun in das Roth der Stirn, und ſo
werden ſelbſt die vorderen glänzenden Federn grauröthlich. Mit zunehmendem Alter verbreitet ſich
auch auf den weißen breiten Kanten der obern mittleren Flügeldecken die Roſenfarbe. — Bei den
Weibchen zeigt ſich das Roth mindeſtens auf der Kopfplatte und am Bürzel; bei älteren Vögeln iſt die
ganze Unterſeite hellkarminroth.
Der Roſengimpel wurde von Radde im Bureja-Gebirge oft beobachtet. Jm September hielt
er ſich in kleinen Rotten von 6 bis 12 Stücken zuſammen, im Winter zeigte er ſich nur in Paaren.
Gegen den Frühling hin verſchwanden ſie allgemach.
Lichte Laubwaldungen, namentlich ſolche, welche aus Eichen und Schwarzbirken beſtehen, zieht
der Roſengimpel anderen Oertlichkeiten vor; ſonſt findet er ſich wohl auch in buſchigen Thälern. Er
geſellt ſich manchmal zu den Bergfinken oder zum ſibiriſchen Zwerggimpel. Um die Mittags-
zeit zerſprengt ſich die Bande und ruht dann träge und theilnahmslos im Gezweig aus, während der
Roſengimpel in den Vormittagsſtunden, wenn er ſich Futter ſucht, immer lebhaft und ſcheu iſt.
Der Karmingimpel, der feuerfarbige oder Bandfink (Erythrothorax erythrinus), wird 6
Zoll lang und 10 Zoll breit. Das Gefieder des alten Männchens iſt auf Kopf und Bürzel karmin-
roth, auf dem Rücken braungrau, roth gekantet, auf den Schwingen und Schwanzfedern tief braun-
grau, am Vorderhalſe hoch karminroth, auf der Bruſt weiß, aber karminroth angeflogen. Das ein-
jährige Männchen und das Weibchen ähneln dem weiblichen Hänfling, ſind aber auf dem Bürzel
gelbgrün.
Der Karmingimpel bewohnt die Wälder und das Röhricht im Norden Europas und Aſiens.
Er findet ſich im nördlichen Schweden, in Finnland und Rußland und iſt an manchen Orten häufig.
Jn Deutſchland hat man ihn wiederholt beobachtet, auch oft im Jnnern des Landes. Viel regel-
mäßiger erſcheint er in Südaſien. Nach Jerdon iſt er als Wintergaſt in ganz Jndien zu finden,
häufiger im Norden, ſeltener im Süden des Landes, vorzugsweiſe in allen Gebirgsthälern. „Jn den
ſüdlichen Gegenden habe ich ihn hauptſächlich in den Rohrwäldern geſehen; er heißt deshalb in der
Telegumundart geradezu „Rohrſpatz‟. An anderen Orten beſucht er Gärten und Dickichte. Dort
nährt er ſich faſt ausſchließlich von Bambusſamen, hier von allerlei anderem Geſäme. Zuweilen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/121>, abgerufen am 24.11.2024.
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