Kräutern, Mos und Federn. Findet das Weibchen keine, so reißt es solche andern Vögeln, die ihm nahe sind, ja sogar dem Männchen heftig und geschickt aus. Setzt man ihnen ein künstliches Nest ein, so muß dies oben zugewölbt sein und nur ein seitliches Flugloch haben. Sie bauen es fast so groß wie ein Straußenei, das Flugloch in der Mitte. Außen finden sich Gräser und Mos dazwischen gewoben, inwendig Pflanzenwolle und Federn. Beide brüten abwechselnd dreizehn Tage. Die Jun- gen haben einen braunen Flaum. Beide Eltern erziehen sie sehr sorgfältig und füttern sie mit halb- verdauten Körnern, fast wie die Kanarienvögel, dazu auch Kerbthiere, vorzüglich gern nackte Räupchen und Larven, die sie sehr lieben und welche die Jungen vorzüglich in den ersten Tagen erhalten müssen. Zur Brütezeit verlangen sie große Wärme. Sie nisten immer in unserm Winter. Durch Absonde- rung der Geschlechter kann man die Paarung bis zum Mai aufhalten; doch können dann höchstens zwei Bruten folgen, die zweite im September."
An solchen Gefangenen hat man ferner beobachtet, daß die Mauser im Juni oder Juli eintritt, welches mit dem oben über die freilebenden Vögel Gesagten vollständig übereinstimmt, und daß die Jungen ihre Farbe nicht mehr verändern, wenn sie ihr Kleid einmal erhalten haben.
Wie sehr sich der Blutfink die Liebe Dessen erwirbt, welcher ihn kennen lernte, mag daraus her- vorgehen, daß man einmal eine Menge von ihnen nach Cayenne gebracht hat, in der Absicht, dort sie einzubürgern. Der Versuch scheint jedoch mißglückt zu sein; wenigstens hat später Nichts verlautet, ob die Vögel gediehen sind oder nicht. Die Möglichkeit einer solchen Verpflanzung unterliegt schwer- lich einem Zweifel.
Als australischen Vertreter der Blutfinken darf man den Buntfink (Emblema picta) betrachten. Er zeichnet sich durch seinen langgestreckten, kegelförmigen Schnabel besonders aus. Seine Flügel sind mäßig lang; ihre erste Schwinge ist verkümmert; die zweite, dritte, vierte und fünfte sind gleich lang. Der Schwanz ist seitlich ein wenig abgerundet. Das Gefieder prangt in sehr ansprechenden Farben. Der Oberkopf, die ganze Unterseite, die Flügel und der Schwanz sind braun, das Gesicht, der Vor- derhals und Bürzel cochenilleroth gefärbt, der Oberschnabel ist schwarz, der Unterschnabel scharlachroth mit dreieckigen schwarzen Flecken an der Wurzel, der Fuß hellroth.
Gould, der Entdecker dieses schönen Vogels, erhielt nur ein einziges Stück von ihm, hatte aber selbst nicht Gelegenheit, die Lebensweise zu beobachten. Zum Glück für die Wissenschaft bildete er den Buntfinken ab; denn sonst würden wir das Thierchen höchstens von Hörensagen kennen geternt haben. Der Balg, welchen jener Forscher besaß, wurde ihm später gestohlen.
Der zweite Tropenvogel, welchen man auf dem Wege nach Ost-Sudahn längs der Nilufer begegnet, ist der Stahlfink (Hypochera ultramarina). Man kennt von ihm nur noch einen einzigen Ver- wandten aus Westafrika (Hypochera nitens), welcher unter demselben Namen zu uns gebracht wird. Die Kennzeichen der beiden sind folgende: Der Leib ist gedrungen und kräftig, der Schwanz kurz, gestutzt, durch die Verkürzung der Außenfedern gerundet, der Flügel dagegen ziemlich lang, bis zur Schwanzmitte herabreichend, der Schnabel kurzkegelförmig, oben gewölbt, seine Firste spitzwinkelig in die Stirn eintretend. Unter dem Nasenloche stehen jederseits drei bis vier schwarze Borsten, welche halb so lang als der Schnabel sind. Das Kleid ist nach Geschlecht und Jahreszeit sehr verschieden, beim Männchen schwarz mit dunkelgrünem oder dunkelblauen Schimmer, beim Weibchen sperlings- farbig. Der blaue Stahlfink schillert ultramarinblau, der grüne stahlgrün. Das Weibchen ist auf der Oberseite blaßbraun, jede Feder röthlich fahl gesäumt, auf Brust, Bauch und den Afterdecken weiß. Die Augenbrauen und ein Mittelstreif über dem Scheitel sind röthlich fahl. Eine ähnliche Tracht legt
Die Knacker. Sperlingsvögel. Prachtfinken.
Kräutern, Mos und Federn. Findet das Weibchen keine, ſo reißt es ſolche andern Vögeln, die ihm nahe ſind, ja ſogar dem Männchen heftig und geſchickt aus. Setzt man ihnen ein künſtliches Neſt ein, ſo muß dies oben zugewölbt ſein und nur ein ſeitliches Flugloch haben. Sie bauen es faſt ſo groß wie ein Straußenei, das Flugloch in der Mitte. Außen finden ſich Gräſer und Mos dazwiſchen gewoben, inwendig Pflanzenwolle und Federn. Beide brüten abwechſelnd dreizehn Tage. Die Jun- gen haben einen braunen Flaum. Beide Eltern erziehen ſie ſehr ſorgfältig und füttern ſie mit halb- verdauten Körnern, faſt wie die Kanarienvögel, dazu auch Kerbthiere, vorzüglich gern nackte Räupchen und Larven, die ſie ſehr lieben und welche die Jungen vorzüglich in den erſten Tagen erhalten müſſen. Zur Brütezeit verlangen ſie große Wärme. Sie niſten immer in unſerm Winter. Durch Abſonde- rung der Geſchlechter kann man die Paarung bis zum Mai aufhalten; doch können dann höchſtens zwei Bruten folgen, die zweite im September.‟
An ſolchen Gefangenen hat man ferner beobachtet, daß die Mauſer im Juni oder Juli eintritt, welches mit dem oben über die freilebenden Vögel Geſagten vollſtändig übereinſtimmt, und daß die Jungen ihre Farbe nicht mehr verändern, wenn ſie ihr Kleid einmal erhalten haben.
Wie ſehr ſich der Blutfink die Liebe Deſſen erwirbt, welcher ihn kennen lernte, mag daraus her- vorgehen, daß man einmal eine Menge von ihnen nach Cayenne gebracht hat, in der Abſicht, dort ſie einzubürgern. Der Verſuch ſcheint jedoch mißglückt zu ſein; wenigſtens hat ſpäter Nichts verlautet, ob die Vögel gediehen ſind oder nicht. Die Möglichkeit einer ſolchen Verpflanzung unterliegt ſchwer- lich einem Zweifel.
Als auſtraliſchen Vertreter der Blutfinken darf man den Buntfink (Emblema picta) betrachten. Er zeichnet ſich durch ſeinen langgeſtreckten, kegelförmigen Schnabel beſonders aus. Seine Flügel ſind mäßig lang; ihre erſte Schwinge iſt verkümmert; die zweite, dritte, vierte und fünfte ſind gleich lang. Der Schwanz iſt ſeitlich ein wenig abgerundet. Das Gefieder prangt in ſehr anſprechenden Farben. Der Oberkopf, die ganze Unterſeite, die Flügel und der Schwanz ſind braun, das Geſicht, der Vor- derhals und Bürzel cochenilleroth gefärbt, der Oberſchnabel iſt ſchwarz, der Unterſchnabel ſcharlachroth mit dreieckigen ſchwarzen Flecken an der Wurzel, der Fuß hellroth.
Gould, der Entdecker dieſes ſchönen Vogels, erhielt nur ein einziges Stück von ihm, hatte aber ſelbſt nicht Gelegenheit, die Lebensweiſe zu beobachten. Zum Glück für die Wiſſenſchaft bildete er den Buntfinken ab; denn ſonſt würden wir das Thierchen höchſtens von Hörenſagen kennen geternt haben. Der Balg, welchen jener Forſcher beſaß, wurde ihm ſpäter geſtohlen.
Der zweite Tropenvogel, welchen man auf dem Wege nach Oſt-Sudahn längs der Nilufer begegnet, iſt der Stahlfink (Hypochera ultramarina). Man kennt von ihm nur noch einen einzigen Ver- wandten aus Weſtafrika (Hypochera nitens), welcher unter demſelben Namen zu uns gebracht wird. Die Kennzeichen der beiden ſind folgende: Der Leib iſt gedrungen und kräftig, der Schwanz kurz, geſtutzt, durch die Verkürzung der Außenfedern gerundet, der Flügel dagegen ziemlich lang, bis zur Schwanzmitte herabreichend, der Schnabel kurzkegelförmig, oben gewölbt, ſeine Firſte ſpitzwinkelig in die Stirn eintretend. Unter dem Naſenloche ſtehen jederſeits drei bis vier ſchwarze Borſten, welche halb ſo lang als der Schnabel ſind. Das Kleid iſt nach Geſchlecht und Jahreszeit ſehr verſchieden, beim Männchen ſchwarz mit dunkelgrünem oder dunkelblauen Schimmer, beim Weibchen ſperlings- farbig. Der blaue Stahlfink ſchillert ultramarinblau, der grüne ſtahlgrün. Das Weibchen iſt auf der Oberſeite blaßbraun, jede Feder röthlich fahl geſäumt, auf Bruſt, Bauch und den Afterdecken weiß. Die Augenbrauen und ein Mittelſtreif über dem Scheitel ſind röthlich fahl. Eine ähnliche Tracht legt
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Die Knacker. Sperlingsvögel. Prachtfinken.
Kräutern, Mos und Federn. Findet das Weibchen keine, ſo reißt es ſolche andern Vögeln, die ihm
nahe ſind, ja ſogar dem Männchen heftig und geſchickt aus. Setzt man ihnen ein künſtliches Neſt ein,
ſo muß dies oben zugewölbt ſein und nur ein ſeitliches Flugloch haben. Sie bauen es faſt ſo groß
wie ein Straußenei, das Flugloch in der Mitte. Außen finden ſich Gräſer und Mos dazwiſchen
gewoben, inwendig Pflanzenwolle und Federn. Beide brüten abwechſelnd dreizehn Tage. Die Jun-
gen haben einen braunen Flaum. Beide Eltern erziehen ſie ſehr ſorgfältig und füttern ſie mit halb-
verdauten Körnern, faſt wie die Kanarienvögel, dazu auch Kerbthiere, vorzüglich gern nackte Räupchen
und Larven, die ſie ſehr lieben und welche die Jungen vorzüglich in den erſten Tagen erhalten müſſen.
Zur Brütezeit verlangen ſie große Wärme. Sie niſten immer in unſerm Winter. Durch Abſonde-
rung der Geſchlechter kann man die Paarung bis zum Mai aufhalten; doch können dann höchſtens
zwei Bruten folgen, die zweite im September.‟
An ſolchen Gefangenen hat man ferner beobachtet, daß die Mauſer im Juni oder Juli eintritt,
welches mit dem oben über die freilebenden Vögel Geſagten vollſtändig übereinſtimmt, und daß die
Jungen ihre Farbe nicht mehr verändern, wenn ſie ihr Kleid einmal erhalten haben.
Wie ſehr ſich der Blutfink die Liebe Deſſen erwirbt, welcher ihn kennen lernte, mag daraus her-
vorgehen, daß man einmal eine Menge von ihnen nach Cayenne gebracht hat, in der Abſicht, dort ſie
einzubürgern. Der Verſuch ſcheint jedoch mißglückt zu ſein; wenigſtens hat ſpäter Nichts verlautet,
ob die Vögel gediehen ſind oder nicht. Die Möglichkeit einer ſolchen Verpflanzung unterliegt ſchwer-
lich einem Zweifel.
Als auſtraliſchen Vertreter der Blutfinken darf man den Buntfink (Emblema picta) betrachten.
Er zeichnet ſich durch ſeinen langgeſtreckten, kegelförmigen Schnabel beſonders aus. Seine Flügel ſind
mäßig lang; ihre erſte Schwinge iſt verkümmert; die zweite, dritte, vierte und fünfte ſind gleich lang.
Der Schwanz iſt ſeitlich ein wenig abgerundet. Das Gefieder prangt in ſehr anſprechenden Farben.
Der Oberkopf, die ganze Unterſeite, die Flügel und der Schwanz ſind braun, das Geſicht, der Vor-
derhals und Bürzel cochenilleroth gefärbt, der Oberſchnabel iſt ſchwarz, der Unterſchnabel ſcharlachroth
mit dreieckigen ſchwarzen Flecken an der Wurzel, der Fuß hellroth.
Gould, der Entdecker dieſes ſchönen Vogels, erhielt nur ein einziges Stück von ihm, hatte aber
ſelbſt nicht Gelegenheit, die Lebensweiſe zu beobachten. Zum Glück für die Wiſſenſchaft bildete er
den Buntfinken ab; denn ſonſt würden wir das Thierchen höchſtens von Hörenſagen kennen geternt
haben. Der Balg, welchen jener Forſcher beſaß, wurde ihm ſpäter geſtohlen.
Der zweite Tropenvogel, welchen man auf dem Wege nach Oſt-Sudahn längs der Nilufer begegnet,
iſt der Stahlfink (Hypochera ultramarina). Man kennt von ihm nur noch einen einzigen Ver-
wandten aus Weſtafrika (Hypochera nitens), welcher unter demſelben Namen zu uns gebracht wird.
Die Kennzeichen der beiden ſind folgende: Der Leib iſt gedrungen und kräftig, der Schwanz kurz,
geſtutzt, durch die Verkürzung der Außenfedern gerundet, der Flügel dagegen ziemlich lang, bis zur
Schwanzmitte herabreichend, der Schnabel kurzkegelförmig, oben gewölbt, ſeine Firſte ſpitzwinkelig in
die Stirn eintretend. Unter dem Naſenloche ſtehen jederſeits drei bis vier ſchwarze Borſten, welche
halb ſo lang als der Schnabel ſind. Das Kleid iſt nach Geſchlecht und Jahreszeit ſehr verſchieden,
beim Männchen ſchwarz mit dunkelgrünem oder dunkelblauen Schimmer, beim Weibchen ſperlings-
farbig. Der blaue Stahlfink ſchillert ultramarinblau, der grüne ſtahlgrün. Das Weibchen iſt auf
der Oberſeite blaßbraun, jede Feder röthlich fahl geſäumt, auf Bruſt, Bauch und den Afterdecken weiß.
Die Augenbrauen und ein Mittelſtreif über dem Scheitel ſind röthlich fahl. Eine ähnliche Tracht legt
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/234>, abgerufen am 23.11.2024.
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