Als Musterbild der vorwaltend schwarz gefärbten Webervögel mag der Taha gelten. Er bildet mit einem abissinischen Verwandten eine eigene Sippe, welche man nach ihm Taha genannt hat. Die hierher gehörigen Vögel sind verhältnißmäßig klein, gedrungen gebaut, kurzflüglig und kurzschwänzig. Der Schnabel ist kurz, ziemlich stark, kegelförmig, auf der Firste seicht gebogen, mit ihr rechtwinklig in die Stirn tretend. Der Flügel reicht bis zur Schwanzmitte herab, der Schwanz ragt nur zur kleinen Hälfte aus den Deckfedern hervor. Unter den Schwingen ist die erste äußerst kurz und verschmälert, die dritte die längste. Die Steuerfedern sind gleich lang, die mittleren und äußeren ein wenig kürzer, als die übrigen. Der Lauf ist hoch.
Bei dem Taha (Taha dubia) sind Oberkopf und Rücken vom Genick an, die Schultern, die Ober- und Unterschwanzdecken und der Hinterbauch hochgelb, die Flügel und der Schwanz schwarz- braun, alle Federn mit breiten, röthlichbraunen Säumen; das übrige Gefieder ist tief schwarz. Das Weibchen, die Jungen und die Männchen im Winterkleide sind auf der Oberseite schwarzbraun, auf der Unterseite weißlichgrau, die Federn hier schwarzgrau geschäftet, dort röthlichbraun gesäumt. Die Länge beträgt 4 Zoll 9 Linien, wovon das Stumpfschwänzchen nur 1 Zoll 5 Linien wegnimmt. Der Fittig mißt 2 Zoll 7 Linien.
Südafrika ist die Heimat dieses niedlichen Webers; doch scheint es, als ob er nicht über den 26. Grad südlicher Breite hinaus vorkäme, sondern mehr der Mitte des Erdtheils angehöre. Ueber seine Lebensweise wissen wir wenig, eben nur so viel, daß wir annehmen dürfen, der Taha werde darin im wesentlichen mit dem Feuerfinken übereinstimmen. Rüppell fand den abissinischen Verwandten als häufigen Bewohner der Getreidefelder auf, zwischen deren Halmen er auch sein beutelförmiges Nest anlegt. Der Taha lebt während der Brutzeit im Schilfe und hängt sein Nest an die Rohrstengel an. Er fällt diebisch in die Felder ein und muß durch besondere Wachen verscheucht werden. Ge- fangene der einen oder andern Art kommen lebend zu uns, sind aber heutigen Tages noch ebenso selten, als zur Zeit Vieillot's, welcher so glücklich war, einen Taha in seinem Zimmer zu haben.
Wenn in Südnubien die grüne Durrah, welche jeden bebaubaren Streifen der Nilufer bedeckt, sich der Reife naht, kann man ein prachtvolles Schauspiel gewahren. Ein einfach zwitschernder Ge- sang richtet die Aufmerksamkeit nach einem bestimmten Theile des Feldes hin, und hier sieht man auf einem der höchsten Fruchtkolben, einem leuchtenden Flämmchen vergleichbar, einen prachtvollen Vogel sitzen und unter lebhaften Bewegungen sich hin und her drehen. Er ist der Sänger, dessen Lied man vernahm. Der einfache Ton findet bald Echo in dem Herzen anderer, und hier und da huscht es empor, über das ganze Feld vertheilt es sich, Dutzende, ja vielleicht Hunderte der brennendrothen Thierchen erscheinen in der Höhe und werden dem Grün zum wunderbarsten Schmuck. Es hat den Anschein, als wollte jeder der Sänger, welcher emporstieg, die Pracht seines Gefieders von allen Seiten zeigen. Er hebt die Flügeldecken; er brüstet sich förmlich im Strahle der Sonne und zeigt sich dem Beschauer von allen Seiten. Ebenso schnell als er gekommen, verschwindet er wieder, aber nur, um wenige Minuten später von neuem emporzusteigen. Noch heute gedenke ich der köstlichen Stunden, welche ich mit Beobachtung dieser Thiere zugebracht habe; noch heute stehen in meiner Erinnerung die auftauchenden und verschwindenden Glühpunkte auf dem dunkelgrünen Halmenmeere leuchtend vor mir.
Die Vögel, von denen ich rede, sind die allen Liebhabern überseeischer Vögel wohlbekannten Feuerfinken (Euplectes franciscanus oder Euplectes ignicolor), sehr eigenthümlich gestaltete und zur Zeit ihrer Liebe auch eigenthümlich befiederte Mitglieder der Weberfamilie. Sie ähneln in ihrem Bau den Tahas, unterscheiden sich aber vor Allem durch ihr Gefieder, welches im Hochzeitskleid eigenthümlich weichfedrig oder sammtig beschaffen und mit Ausnahme der Flügel und Steuerfedern schwarz und feuerroth gefärbt ist. Außerdem kennzeichnet die uns bereits in mehreren Arten bekannte Sippe der ziemlich starke, jedoch nicht kurze, längst der Firste gewölbte, an den Schneiden eingezogene
Blutſchnabelweber. Taha. Feuerfink.
Als Muſterbild der vorwaltend ſchwarz gefärbten Webervögel mag der Taha gelten. Er bildet mit einem abiſſiniſchen Verwandten eine eigene Sippe, welche man nach ihm Taha genannt hat. Die hierher gehörigen Vögel ſind verhältnißmäßig klein, gedrungen gebaut, kurzflüglig und kurzſchwänzig. Der Schnabel iſt kurz, ziemlich ſtark, kegelförmig, auf der Firſte ſeicht gebogen, mit ihr rechtwinklig in die Stirn tretend. Der Flügel reicht bis zur Schwanzmitte herab, der Schwanz ragt nur zur kleinen Hälfte aus den Deckfedern hervor. Unter den Schwingen iſt die erſte äußerſt kurz und verſchmälert, die dritte die längſte. Die Steuerfedern ſind gleich lang, die mittleren und äußeren ein wenig kürzer, als die übrigen. Der Lauf iſt hoch.
Bei dem Taha (Taha dubia) ſind Oberkopf und Rücken vom Genick an, die Schultern, die Ober- und Unterſchwanzdecken und der Hinterbauch hochgelb, die Flügel und der Schwanz ſchwarz- braun, alle Federn mit breiten, röthlichbraunen Säumen; das übrige Gefieder iſt tief ſchwarz. Das Weibchen, die Jungen und die Männchen im Winterkleide ſind auf der Oberſeite ſchwarzbraun, auf der Unterſeite weißlichgrau, die Federn hier ſchwarzgrau geſchäftet, dort röthlichbraun geſäumt. Die Länge beträgt 4 Zoll 9 Linien, wovon das Stumpfſchwänzchen nur 1 Zoll 5 Linien wegnimmt. Der Fittig mißt 2 Zoll 7 Linien.
Südafrika iſt die Heimat dieſes niedlichen Webers; doch ſcheint es, als ob er nicht über den 26. Grad ſüdlicher Breite hinaus vorkäme, ſondern mehr der Mitte des Erdtheils angehöre. Ueber ſeine Lebensweiſe wiſſen wir wenig, eben nur ſo viel, daß wir annehmen dürfen, der Taha werde darin im weſentlichen mit dem Feuerfinken übereinſtimmen. Rüppell fand den abiſſiniſchen Verwandten als häufigen Bewohner der Getreidefelder auf, zwiſchen deren Halmen er auch ſein beutelförmiges Neſt anlegt. Der Taha lebt während der Brutzeit im Schilfe und hängt ſein Neſt an die Rohrſtengel an. Er fällt diebiſch in die Felder ein und muß durch beſondere Wachen verſcheucht werden. Ge- fangene der einen oder andern Art kommen lebend zu uns, ſind aber heutigen Tages noch ebenſo ſelten, als zur Zeit Vieillot’s, welcher ſo glücklich war, einen Taha in ſeinem Zimmer zu haben.
Wenn in Südnubien die grüne Durrah, welche jeden bebaubaren Streifen der Nilufer bedeckt, ſich der Reife naht, kann man ein prachtvolles Schauſpiel gewahren. Ein einfach zwitſchernder Ge- ſang richtet die Aufmerkſamkeit nach einem beſtimmten Theile des Feldes hin, und hier ſieht man auf einem der höchſten Fruchtkolben, einem leuchtenden Flämmchen vergleichbar, einen prachtvollen Vogel ſitzen und unter lebhaften Bewegungen ſich hin und her drehen. Er iſt der Sänger, deſſen Lied man vernahm. Der einfache Ton findet bald Echo in dem Herzen anderer, und hier und da huſcht es empor, über das ganze Feld vertheilt es ſich, Dutzende, ja vielleicht Hunderte der brennendrothen Thierchen erſcheinen in der Höhe und werden dem Grün zum wunderbarſten Schmuck. Es hat den Anſchein, als wollte jeder der Sänger, welcher emporſtieg, die Pracht ſeines Gefieders von allen Seiten zeigen. Er hebt die Flügeldecken; er brüſtet ſich förmlich im Strahle der Sonne und zeigt ſich dem Beſchauer von allen Seiten. Ebenſo ſchnell als er gekommen, verſchwindet er wieder, aber nur, um wenige Minuten ſpäter von neuem emporzuſteigen. Noch heute gedenke ich der köſtlichen Stunden, welche ich mit Beobachtung dieſer Thiere zugebracht habe; noch heute ſtehen in meiner Erinnerung die auftauchenden und verſchwindenden Glühpunkte auf dem dunkelgrünen Halmenmeere leuchtend vor mir.
Die Vögel, von denen ich rede, ſind die allen Liebhabern überſeeiſcher Vögel wohlbekannten Feuerfinken (Euplectes franciscanus oder Euplectes ignicolor), ſehr eigenthümlich geſtaltete und zur Zeit ihrer Liebe auch eigenthümlich befiederte Mitglieder der Weberfamilie. Sie ähneln in ihrem Bau den Tahas, unterſcheiden ſich aber vor Allem durch ihr Gefieder, welches im Hochzeitskleid eigenthümlich weichfedrig oder ſammtig beſchaffen und mit Ausnahme der Flügel und Steuerfedern ſchwarz und feuerroth gefärbt iſt. Außerdem kennzeichnet die uns bereits in mehreren Arten bekannte Sippe der ziemlich ſtarke, jedoch nicht kurze, längſt der Firſte gewölbte, an den Schneiden eingezogene
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Blutſchnabelweber. Taha. Feuerfink.
Als Muſterbild der vorwaltend ſchwarz gefärbten Webervögel mag der Taha gelten. Er bildet
mit einem abiſſiniſchen Verwandten eine eigene Sippe, welche man nach ihm Taha genannt hat. Die
hierher gehörigen Vögel ſind verhältnißmäßig klein, gedrungen gebaut, kurzflüglig und kurzſchwänzig.
Der Schnabel iſt kurz, ziemlich ſtark, kegelförmig, auf der Firſte ſeicht gebogen, mit ihr rechtwinklig in
die Stirn tretend. Der Flügel reicht bis zur Schwanzmitte herab, der Schwanz ragt nur zur kleinen
Hälfte aus den Deckfedern hervor. Unter den Schwingen iſt die erſte äußerſt kurz und verſchmälert,
die dritte die längſte. Die Steuerfedern ſind gleich lang, die mittleren und äußeren ein wenig kürzer,
als die übrigen. Der Lauf iſt hoch.
Bei dem Taha (Taha dubia) ſind Oberkopf und Rücken vom Genick an, die Schultern, die
Ober- und Unterſchwanzdecken und der Hinterbauch hochgelb, die Flügel und der Schwanz ſchwarz-
braun, alle Federn mit breiten, röthlichbraunen Säumen; das übrige Gefieder iſt tief ſchwarz. Das
Weibchen, die Jungen und die Männchen im Winterkleide ſind auf der Oberſeite ſchwarzbraun, auf
der Unterſeite weißlichgrau, die Federn hier ſchwarzgrau geſchäftet, dort röthlichbraun geſäumt. Die
Länge beträgt 4 Zoll 9 Linien, wovon das Stumpfſchwänzchen nur 1 Zoll 5 Linien wegnimmt. Der
Fittig mißt 2 Zoll 7 Linien.
Südafrika iſt die Heimat dieſes niedlichen Webers; doch ſcheint es, als ob er nicht über den 26.
Grad ſüdlicher Breite hinaus vorkäme, ſondern mehr der Mitte des Erdtheils angehöre. Ueber ſeine
Lebensweiſe wiſſen wir wenig, eben nur ſo viel, daß wir annehmen dürfen, der Taha werde darin im
weſentlichen mit dem Feuerfinken übereinſtimmen. Rüppell fand den abiſſiniſchen Verwandten
als häufigen Bewohner der Getreidefelder auf, zwiſchen deren Halmen er auch ſein beutelförmiges
Neſt anlegt. Der Taha lebt während der Brutzeit im Schilfe und hängt ſein Neſt an die Rohrſtengel
an. Er fällt diebiſch in die Felder ein und muß durch beſondere Wachen verſcheucht werden. Ge-
fangene der einen oder andern Art kommen lebend zu uns, ſind aber heutigen Tages noch ebenſo
ſelten, als zur Zeit Vieillot’s, welcher ſo glücklich war, einen Taha in ſeinem Zimmer zu haben.
Wenn in Südnubien die grüne Durrah, welche jeden bebaubaren Streifen der Nilufer bedeckt,
ſich der Reife naht, kann man ein prachtvolles Schauſpiel gewahren. Ein einfach zwitſchernder Ge-
ſang richtet die Aufmerkſamkeit nach einem beſtimmten Theile des Feldes hin, und hier ſieht man auf
einem der höchſten Fruchtkolben, einem leuchtenden Flämmchen vergleichbar, einen prachtvollen Vogel
ſitzen und unter lebhaften Bewegungen ſich hin und her drehen. Er iſt der Sänger, deſſen Lied man
vernahm. Der einfache Ton findet bald Echo in dem Herzen anderer, und hier und da huſcht es
empor, über das ganze Feld vertheilt es ſich, Dutzende, ja vielleicht Hunderte der brennendrothen
Thierchen erſcheinen in der Höhe und werden dem Grün zum wunderbarſten Schmuck. Es hat den
Anſchein, als wollte jeder der Sänger, welcher emporſtieg, die Pracht ſeines Gefieders von allen Seiten
zeigen. Er hebt die Flügeldecken; er brüſtet ſich förmlich im Strahle der Sonne und zeigt ſich dem
Beſchauer von allen Seiten. Ebenſo ſchnell als er gekommen, verſchwindet er wieder, aber nur, um
wenige Minuten ſpäter von neuem emporzuſteigen. Noch heute gedenke ich der köſtlichen Stunden,
welche ich mit Beobachtung dieſer Thiere zugebracht habe; noch heute ſtehen in meiner Erinnerung die
auftauchenden und verſchwindenden Glühpunkte auf dem dunkelgrünen Halmenmeere leuchtend vor mir.
Die Vögel, von denen ich rede, ſind die allen Liebhabern überſeeiſcher Vögel wohlbekannten
Feuerfinken (Euplectes franciscanus oder Euplectes ignicolor), ſehr eigenthümlich geſtaltete und
zur Zeit ihrer Liebe auch eigenthümlich befiederte Mitglieder der Weberfamilie. Sie ähneln in ihrem
Bau den Tahas, unterſcheiden ſich aber vor Allem durch ihr Gefieder, welches im Hochzeitskleid
eigenthümlich weichfedrig oder ſammtig beſchaffen und mit Ausnahme der Flügel und Steuerfedern
ſchwarz und feuerroth gefärbt iſt. Außerdem kennzeichnet die uns bereits in mehreren Arten bekannte
Sippe der ziemlich ſtarke, jedoch nicht kurze, längſt der Firſte gewölbte, an den Schneiden eingezogene
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/251>, abgerufen am 21.11.2024.
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