feinem Gras. Die vier bis sechs Eier sind grauweiß, braun gefleckt. Wahrscheinlich brütet der Vogel zweimal im Jahre.
Als Verbindungsglieder zwischen den eigentlichen Finken und den Lerchen gelten die Ammer (Emberizae). Die Familie, welche durch sie gebildet wird, ist reich an Sippen und Arten, das Gepräge derselben aber ein sehr übereinstimmendes. Die Ammer sind dickleibige Vögel mit mittelgroßen Flü- geln, in denen die zweite oder dritte Schwinge die längste zu sein pflegt, mit ziemlich großem, etwas breit- fedrigen, am Ende ausgeschnittenen oder geraden Schwanz, kurzen, langzehigen Füßen, deren hinterste Zehe einen großen, krummen, oft spornartig verlängerten Nagel trägt, und einem ganz eigenthümlich ge- bildeten Schnabel, welcher als das Hauptmerkmal der Familie angesehen werden muß. Er ist verhält- nißmäßig klein, kurz, kegelförmig und spitz, an der Wurzel dick, nach vorn aber sehr zusammengedrückt, und zwar ist der Oberschnabel schmäler als der untere, welcher ihn gewissermaßen aufnimmt. Die Ränder sind in der Mitte stark eingebogen und biegen sich am Mundwinkel eckig steil herab. Der Ober- kiefer trägt im Gaumen einen knochigen Höcker, welcher in eine entsprechende Aushöhlung des unte- ren paßt. Das Gefieder ist ziemlich locker, bei den Männchen gewöhnlich schöner gefärbt, als bei den Weibchen und im Jugendkleide anders gefärbt und gezeichnet, als im Alter. Der innere Leibes- bau der Ammer stimmt mit dem anderer Finken im wesentlichen überein; doch zeichnen sie sich da- durch aus, daß kein einziger ihrer Knochen luftführend ist. Der Schlund ist erweitert, ein eigentlicher Kropf nicht vorhanden. Der Magen ist muskelkräftig.
Die Ammer gehören ihrer Hauptmenge nach der Nordhälfte der Erde an, werden jedoch im Süden durch verwandte Vögel, von denen man einige ihrer Familie einreiht, vertreten. Sie leben größtentheils in niederem, dünnen Buschwerk oder Röhricht, auch wohl auf dem buschlosen Boden, kom- men deshalb in den eigentlichen Wäldern nur selten vor, lieben dafür aber die Nähe der Gewässer und fruchtbare Triften. Einige Arten bevorzugen das Gebirge; die große Mehrzahl liebt die Ebene. Sie gehören nicht zu den beweglichsten oder begabtesten Vögeln, entbehren jedoch keineswegs der Anmuth in ihrem Wesen. Jhr Gang ist hüpfend oder schreitend, ihr Flug zuckend oder wogenförmig, ihr Ge- sang sehr einfach, die Lockstimme ein lang gezogener Ton. Durch große Klugheit zeichnen sie sich nicht aus; doch ist ihnen Verstand keineswegs abzusprechen. Auch sie passen ihr Betragen den Verhält- nissen an.
Alle Arten sind gesellige Thiere, welche sich außer der Brutzeit in größeren Scharen und zuwei- len in zahllosen Flügen zusammenhalten und auch während der Brutzeit dicht bei einander, jedoch immer paarweise in einem gewissen Gebiete leben. Sonst vereinigen sie sich auch mit andern Vögeln, mit Finken oder Lerchen und verweilen längere Zeit in deren Gesellschaft. Den Menschen und sein Ge- wehr meiden sie nicht; sie siedeln sich vielmehr gern in der Nähe der Wohnungen an und kommen im Winter als Bettler in die Gehöfte oder in den Garten, vor die Scheuer und in den Stall.
Einige Arten sind Wandervögel, die meisten Strichvögel; wenige verweilen jahraus, jahrein an dem Orte, wo sie brüten.
Die Nahrung ist gemischter Art. Während des Sommers nähren sich die Ammer vorzugsweise von Kerbthieren, namentlich von kleinen Heuschrecken, Käferchen, Raupen und andern Larven, Fliegen, Mücken und dergleichen; im Winter nehmen sie mit mehligen Sämereien vorlieb, während sie ölige Körner möglichst vermeiden. Jhre Nahrung suchen sie auf dem Boden. Sie fressen viel und werden deshalb bei hinlänglicher Futtermenge sehr fett.
Jhr Nest bauen sie auf den Boden in eine kleine Vertiefung desselben und zuweilen ein wenig über die Bodenfläche. Es ist stets ein einfacher Bau aus Halmen und Wurzeln, welche innen mit feineren Stoffen derselben Art und mit Haaren, ausnahmsweise wohl auch Federn, ausgelegt wird. Das Gelege besteht aus vier bis sechs dunkel betüpfelten und geaderten, falls man so sagen darf, bekritzelten
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
feinem Gras. Die vier bis ſechs Eier ſind grauweiß, braun gefleckt. Wahrſcheinlich brütet der Vogel zweimal im Jahre.
Als Verbindungsglieder zwiſchen den eigentlichen Finken und den Lerchen gelten die Ammer (Emberizae). Die Familie, welche durch ſie gebildet wird, iſt reich an Sippen und Arten, das Gepräge derſelben aber ein ſehr übereinſtimmendes. Die Ammer ſind dickleibige Vögel mit mittelgroßen Flü- geln, in denen die zweite oder dritte Schwinge die längſte zu ſein pflegt, mit ziemlich großem, etwas breit- fedrigen, am Ende ausgeſchnittenen oder geraden Schwanz, kurzen, langzehigen Füßen, deren hinterſte Zehe einen großen, krummen, oft ſpornartig verlängerten Nagel trägt, und einem ganz eigenthümlich ge- bildeten Schnabel, welcher als das Hauptmerkmal der Familie angeſehen werden muß. Er iſt verhält- nißmäßig klein, kurz, kegelförmig und ſpitz, an der Wurzel dick, nach vorn aber ſehr zuſammengedrückt, und zwar iſt der Oberſchnabel ſchmäler als der untere, welcher ihn gewiſſermaßen aufnimmt. Die Ränder ſind in der Mitte ſtark eingebogen und biegen ſich am Mundwinkel eckig ſteil herab. Der Ober- kiefer trägt im Gaumen einen knochigen Höcker, welcher in eine entſprechende Aushöhlung des unte- ren paßt. Das Gefieder iſt ziemlich locker, bei den Männchen gewöhnlich ſchöner gefärbt, als bei den Weibchen und im Jugendkleide anders gefärbt und gezeichnet, als im Alter. Der innere Leibes- bau der Ammer ſtimmt mit dem anderer Finken im weſentlichen überein; doch zeichnen ſie ſich da- durch aus, daß kein einziger ihrer Knochen luftführend iſt. Der Schlund iſt erweitert, ein eigentlicher Kropf nicht vorhanden. Der Magen iſt muskelkräftig.
Die Ammer gehören ihrer Hauptmenge nach der Nordhälfte der Erde an, werden jedoch im Süden durch verwandte Vögel, von denen man einige ihrer Familie einreiht, vertreten. Sie leben größtentheils in niederem, dünnen Buſchwerk oder Röhricht, auch wohl auf dem buſchloſen Boden, kom- men deshalb in den eigentlichen Wäldern nur ſelten vor, lieben dafür aber die Nähe der Gewäſſer und fruchtbare Triften. Einige Arten bevorzugen das Gebirge; die große Mehrzahl liebt die Ebene. Sie gehören nicht zu den beweglichſten oder begabteſten Vögeln, entbehren jedoch keineswegs der Anmuth in ihrem Weſen. Jhr Gang iſt hüpfend oder ſchreitend, ihr Flug zuckend oder wogenförmig, ihr Ge- ſang ſehr einfach, die Lockſtimme ein lang gezogener Ton. Durch große Klugheit zeichnen ſie ſich nicht aus; doch iſt ihnen Verſtand keineswegs abzuſprechen. Auch ſie paſſen ihr Betragen den Verhält- niſſen an.
Alle Arten ſind geſellige Thiere, welche ſich außer der Brutzeit in größeren Scharen und zuwei- len in zahlloſen Flügen zuſammenhalten und auch während der Brutzeit dicht bei einander, jedoch immer paarweiſe in einem gewiſſen Gebiete leben. Sonſt vereinigen ſie ſich auch mit andern Vögeln, mit Finken oder Lerchen und verweilen längere Zeit in deren Geſellſchaft. Den Menſchen und ſein Ge- wehr meiden ſie nicht; ſie ſiedeln ſich vielmehr gern in der Nähe der Wohnungen an und kommen im Winter als Bettler in die Gehöfte oder in den Garten, vor die Scheuer und in den Stall.
Einige Arten ſind Wandervögel, die meiſten Strichvögel; wenige verweilen jahraus, jahrein an dem Orte, wo ſie brüten.
Die Nahrung iſt gemiſchter Art. Während des Sommers nähren ſich die Ammer vorzugsweiſe von Kerbthieren, namentlich von kleinen Heuſchrecken, Käferchen, Raupen und andern Larven, Fliegen, Mücken und dergleichen; im Winter nehmen ſie mit mehligen Sämereien vorlieb, während ſie ölige Körner möglichſt vermeiden. Jhre Nahrung ſuchen ſie auf dem Boden. Sie freſſen viel und werden deshalb bei hinlänglicher Futtermenge ſehr fett.
Jhr Neſt bauen ſie auf den Boden in eine kleine Vertiefung deſſelben und zuweilen ein wenig über die Bodenfläche. Es iſt ſtets ein einfacher Bau aus Halmen und Wurzeln, welche innen mit feineren Stoffen derſelben Art und mit Haaren, ausnahmsweiſe wohl auch Federn, ausgelegt wird. Das Gelege beſteht aus vier bis ſechs dunkel betüpfelten und geaderten, falls man ſo ſagen darf, bekritzelten
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[242/0264]
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
feinem Gras. Die vier bis ſechs Eier ſind grauweiß, braun gefleckt. Wahrſcheinlich brütet der
Vogel zweimal im Jahre.
Als Verbindungsglieder zwiſchen den eigentlichen Finken und den Lerchen gelten die Ammer
(Emberizae). Die Familie, welche durch ſie gebildet wird, iſt reich an Sippen und Arten, das Gepräge
derſelben aber ein ſehr übereinſtimmendes. Die Ammer ſind dickleibige Vögel mit mittelgroßen Flü-
geln, in denen die zweite oder dritte Schwinge die längſte zu ſein pflegt, mit ziemlich großem, etwas breit-
fedrigen, am Ende ausgeſchnittenen oder geraden Schwanz, kurzen, langzehigen Füßen, deren hinterſte
Zehe einen großen, krummen, oft ſpornartig verlängerten Nagel trägt, und einem ganz eigenthümlich ge-
bildeten Schnabel, welcher als das Hauptmerkmal der Familie angeſehen werden muß. Er iſt verhält-
nißmäßig klein, kurz, kegelförmig und ſpitz, an der Wurzel dick, nach vorn aber ſehr zuſammengedrückt,
und zwar iſt der Oberſchnabel ſchmäler als der untere, welcher ihn gewiſſermaßen aufnimmt. Die
Ränder ſind in der Mitte ſtark eingebogen und biegen ſich am Mundwinkel eckig ſteil herab. Der Ober-
kiefer trägt im Gaumen einen knochigen Höcker, welcher in eine entſprechende Aushöhlung des unte-
ren paßt. Das Gefieder iſt ziemlich locker, bei den Männchen gewöhnlich ſchöner gefärbt, als bei
den Weibchen und im Jugendkleide anders gefärbt und gezeichnet, als im Alter. Der innere Leibes-
bau der Ammer ſtimmt mit dem anderer Finken im weſentlichen überein; doch zeichnen ſie ſich da-
durch aus, daß kein einziger ihrer Knochen luftführend iſt. Der Schlund iſt erweitert, ein eigentlicher
Kropf nicht vorhanden. Der Magen iſt muskelkräftig.
Die Ammer gehören ihrer Hauptmenge nach der Nordhälfte der Erde an, werden jedoch im
Süden durch verwandte Vögel, von denen man einige ihrer Familie einreiht, vertreten. Sie leben
größtentheils in niederem, dünnen Buſchwerk oder Röhricht, auch wohl auf dem buſchloſen Boden, kom-
men deshalb in den eigentlichen Wäldern nur ſelten vor, lieben dafür aber die Nähe der Gewäſſer und
fruchtbare Triften. Einige Arten bevorzugen das Gebirge; die große Mehrzahl liebt die Ebene. Sie
gehören nicht zu den beweglichſten oder begabteſten Vögeln, entbehren jedoch keineswegs der Anmuth
in ihrem Weſen. Jhr Gang iſt hüpfend oder ſchreitend, ihr Flug zuckend oder wogenförmig, ihr Ge-
ſang ſehr einfach, die Lockſtimme ein lang gezogener Ton. Durch große Klugheit zeichnen ſie ſich nicht
aus; doch iſt ihnen Verſtand keineswegs abzuſprechen. Auch ſie paſſen ihr Betragen den Verhält-
niſſen an.
Alle Arten ſind geſellige Thiere, welche ſich außer der Brutzeit in größeren Scharen und zuwei-
len in zahlloſen Flügen zuſammenhalten und auch während der Brutzeit dicht bei einander, jedoch
immer paarweiſe in einem gewiſſen Gebiete leben. Sonſt vereinigen ſie ſich auch mit andern Vögeln,
mit Finken oder Lerchen und verweilen längere Zeit in deren Geſellſchaft. Den Menſchen und ſein Ge-
wehr meiden ſie nicht; ſie ſiedeln ſich vielmehr gern in der Nähe der Wohnungen an und kommen im
Winter als Bettler in die Gehöfte oder in den Garten, vor die Scheuer und in den Stall.
Einige Arten ſind Wandervögel, die meiſten Strichvögel; wenige verweilen jahraus, jahrein an
dem Orte, wo ſie brüten.
Die Nahrung iſt gemiſchter Art. Während des Sommers nähren ſich die Ammer vorzugsweiſe
von Kerbthieren, namentlich von kleinen Heuſchrecken, Käferchen, Raupen und andern Larven, Fliegen,
Mücken und dergleichen; im Winter nehmen ſie mit mehligen Sämereien vorlieb, während ſie ölige
Körner möglichſt vermeiden. Jhre Nahrung ſuchen ſie auf dem Boden. Sie freſſen viel und werden
deshalb bei hinlänglicher Futtermenge ſehr fett.
Jhr Neſt bauen ſie auf den Boden in eine kleine Vertiefung deſſelben und zuweilen ein wenig
über die Bodenfläche. Es iſt ſtets ein einfacher Bau aus Halmen und Wurzeln, welche innen mit
feineren Stoffen derſelben Art und mit Haaren, ausnahmsweiſe wohl auch Federn, ausgelegt wird. Das
Gelege beſteht aus vier bis ſechs dunkel betüpfelten und geaderten, falls man ſo ſagen darf, bekritzelten
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/264>, abgerufen am 21.11.2024.
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