Eiern, welche von beiden Eltern bebrütet werden, wie diese sich auch in die Aufzucht der Jungen theilen.
Das wohlschmeckende Fleisch der Ammerarten, welches schon seit Alters her eine gewisse Be- rühmtheit erlangt hat, gibt den Menschen zur Verfolgung der im ganzen nützlichen Vögel Veran- lassung. Namentlich im Süden unseres Erdtheils wird ihnen eifrig nachgestellt; doch gleicht ihre starke Vermehrung die Verluste ziemlich aus. Die nördlichen Arten leben unbehelligt von den Men- schen und finden nur in den kleinen Raubsäugethieren, Falken und Eulen ihrer Heimat Verfolger und Feinde.
Für das Gebauer eignen sich diese Vögel nicht, sie lassen sich zwar sehr leicht erhalten, sind aber langweilige Gesellen, welche wenig Vergnügen gewähren.
Eine von den südamerikanischen Arten, welche ich erwähnte, ist der Haubenammer (Guber- natrix critatella). Dieser hübsche Vogel weicht wenig von andern Ammern ab. Er zeigt die Schnabel- form derselben, aber keinen verlängerten, sondern nur einen krummen Nagel am Daumen. Außer- dem besitzt er einen aufrichtbaren Federschopf am Hinterkopf. Das Gefieder ist derb, die Zeichnung ammerartig. Beide Geschlechter unterscheiden sich kaum durch die Färbung. Die Grundfarbe des Rückens ist grünlich, der Flügelbug und die äußersten Schwanzfedern sind gelb gesäumt, der Oberkopf und die Kehle schwarz. Beim Männchen ist die Unterseite gelb und ein ebenso gefärbter Streif ver- läuft über dem Auge. Beim Weibchen ist die Brust grau, der Bauch und Steiß blaßgrün, der Augenstreif und die Wange weiß. Der Schnabel ist horngrau, der Fuß schwarz. Nach Azara's Messungen beträgt die Länge ungefähr 8 Zoll, die Breite 12 Zoll. Der Flügel mißt 4 Zoll, der Schwanz 31/2 Zoll.
Ueber das Freileben dieses eigenthümlichen und noch in allen Sammlungen seltenen Vogels fehlen genauere Nachrichten. Der Süden Amerikas, d. h. die La Plataländer und das südliche Brasilien bilden seine Heimat. Hier lebt er, soviel wir nach Azara wissen, ganz nach Ammerart, zwischen lichtem Ge- büsch auf der Erde. Er ist ziemlich träge, fliegt ungern weit und setzt sich nicht auf die Bäume, son- dern hält sich beständig am Boden auf. Während der Brutzeit lebt er paarweise, sonst in kleinen Flügen, welche in die Gärten und Höfe der Einwohner hereinkommen. Seine Nahrung besteht aus Kerbthieren und Körnern. Jn Fallen aller Art soll er leicht gefangen werden können. Er kommt, wenn auch nicht eben häufig, lebend nach Europa herüber und wird hier von den Händlern "grüner Kardinal" genannt. Mein Berufsgenosse, M. Schmidt in Frankfurt, hat die Güte gehabt, über sein Gefangenleben das Nachstehende mir mitzutheilen.
"Seit nunmehr zwei Jahren besitzt unser Garten mehrere "grüne Kardinäle", welche den Som- mer über in einem Gesellschaftsbauer im Freien, den Winter in einem geheizten Hause im Einzelkäfig gehalten werden. Jhre Nahrung besteht aus Hirse, Kanariensamen, Hanfsamen, gehacktem Fleisch, Ameiseneiern, Würmern und Salat. Sie befinden sich dabei sehr wohl, obgleich sie niemals so mun- ter und lebhaft sind, wie die eigentlichen Kardinäle. Gegen Witterungseinflüsse sind sie sehr empfind- lich und kauern sich sofort zusammen, wenn eine Abkühlung der Luft, z. B. durch Gewitter eintritt."
"Mit anderen Vögeln leben sie verträglich. Jch habe sie in Gesellschaft von grauen Kardinälen, schwarzköpfigen und Maskenwebervögeln u. a. m. gehalten, ohne daß sie je einen Streit veranlaßt hät- ten. Zur Zeit der Begattung (im Mai und Juni) finden dagegen unter den Männchen nicht selten lebhafte und mit großer Erbitterung geführte Kämpfe statt, welche fast regelmäßig damit enden, daß der unterliegende Theil lebensgefährlich verwundet oder selbst getödtet wird; es erscheint deshalb gerathen, die Vögel zu trennen, sobald Mißhelligkeiten beginnen."
"Jm verflossenen Sommer hatte ich Gelegenheit, das Ende eines solchen Kampfes zu sehen. Als ich dazu kam, war bereits einer der Zweikämpfer außer Stand gesetzt, sich zu vertheidigen und lag
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Haubenammer.
Eiern, welche von beiden Eltern bebrütet werden, wie dieſe ſich auch in die Aufzucht der Jungen theilen.
Das wohlſchmeckende Fleiſch der Ammerarten, welches ſchon ſeit Alters her eine gewiſſe Be- rühmtheit erlangt hat, gibt den Menſchen zur Verfolgung der im ganzen nützlichen Vögel Veran- laſſung. Namentlich im Süden unſeres Erdtheils wird ihnen eifrig nachgeſtellt; doch gleicht ihre ſtarke Vermehrung die Verluſte ziemlich aus. Die nördlichen Arten leben unbehelligt von den Men- ſchen und finden nur in den kleinen Raubſäugethieren, Falken und Eulen ihrer Heimat Verfolger und Feinde.
Für das Gebauer eignen ſich dieſe Vögel nicht, ſie laſſen ſich zwar ſehr leicht erhalten, ſind aber langweilige Geſellen, welche wenig Vergnügen gewähren.
Eine von den ſüdamerikaniſchen Arten, welche ich erwähnte, iſt der Haubenammer (Guber- natrix critatella). Dieſer hübſche Vogel weicht wenig von andern Ammern ab. Er zeigt die Schnabel- form derſelben, aber keinen verlängerten, ſondern nur einen krummen Nagel am Daumen. Außer- dem beſitzt er einen aufrichtbaren Federſchopf am Hinterkopf. Das Gefieder iſt derb, die Zeichnung ammerartig. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich kaum durch die Färbung. Die Grundfarbe des Rückens iſt grünlich, der Flügelbug und die äußerſten Schwanzfedern ſind gelb geſäumt, der Oberkopf und die Kehle ſchwarz. Beim Männchen iſt die Unterſeite gelb und ein ebenſo gefärbter Streif ver- läuft über dem Auge. Beim Weibchen iſt die Bruſt grau, der Bauch und Steiß blaßgrün, der Augenſtreif und die Wange weiß. Der Schnabel iſt horngrau, der Fuß ſchwarz. Nach Azara’s Meſſungen beträgt die Länge ungefähr 8 Zoll, die Breite 12 Zoll. Der Flügel mißt 4 Zoll, der Schwanz 3½ Zoll.
Ueber das Freileben dieſes eigenthümlichen und noch in allen Sammlungen ſeltenen Vogels fehlen genauere Nachrichten. Der Süden Amerikas, d. h. die La Plataländer und das ſüdliche Braſilien bilden ſeine Heimat. Hier lebt er, ſoviel wir nach Azara wiſſen, ganz nach Ammerart, zwiſchen lichtem Ge- büſch auf der Erde. Er iſt ziemlich träge, fliegt ungern weit und ſetzt ſich nicht auf die Bäume, ſon- dern hält ſich beſtändig am Boden auf. Während der Brutzeit lebt er paarweiſe, ſonſt in kleinen Flügen, welche in die Gärten und Höfe der Einwohner hereinkommen. Seine Nahrung beſteht aus Kerbthieren und Körnern. Jn Fallen aller Art ſoll er leicht gefangen werden können. Er kommt, wenn auch nicht eben häufig, lebend nach Europa herüber und wird hier von den Händlern „grüner Kardinal‟ genannt. Mein Berufsgenoſſe, M. Schmidt in Frankfurt, hat die Güte gehabt, über ſein Gefangenleben das Nachſtehende mir mitzutheilen.
„Seit nunmehr zwei Jahren beſitzt unſer Garten mehrere „grüne Kardinäle‟, welche den Som- mer über in einem Geſellſchaftsbauer im Freien, den Winter in einem geheizten Hauſe im Einzelkäfig gehalten werden. Jhre Nahrung beſteht aus Hirſe, Kanarienſamen, Hanfſamen, gehacktem Fleiſch, Ameiſeneiern, Würmern und Salat. Sie befinden ſich dabei ſehr wohl, obgleich ſie niemals ſo mun- ter und lebhaft ſind, wie die eigentlichen Kardinäle. Gegen Witterungseinflüſſe ſind ſie ſehr empfind- lich und kauern ſich ſofort zuſammen, wenn eine Abkühlung der Luft, z. B. durch Gewitter eintritt.‟
„Mit anderen Vögeln leben ſie verträglich. Jch habe ſie in Geſellſchaft von grauen Kardinälen, ſchwarzköpfigen und Maskenwebervögeln u. a. m. gehalten, ohne daß ſie je einen Streit veranlaßt hät- ten. Zur Zeit der Begattung (im Mai und Juni) finden dagegen unter den Männchen nicht ſelten lebhafte und mit großer Erbitterung geführte Kämpfe ſtatt, welche faſt regelmäßig damit enden, daß der unterliegende Theil lebensgefährlich verwundet oder ſelbſt getödtet wird; es erſcheint deshalb gerathen, die Vögel zu trennen, ſobald Mißhelligkeiten beginnen.‟
„Jm verfloſſenen Sommer hatte ich Gelegenheit, das Ende eines ſolchen Kampfes zu ſehen. Als ich dazu kam, war bereits einer der Zweikämpfer außer Stand geſetzt, ſich zu vertheidigen und lag
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[243/0265]
Haubenammer.
Eiern, welche von beiden Eltern bebrütet werden, wie dieſe ſich auch in die Aufzucht der Jungen
theilen.
Das wohlſchmeckende Fleiſch der Ammerarten, welches ſchon ſeit Alters her eine gewiſſe Be-
rühmtheit erlangt hat, gibt den Menſchen zur Verfolgung der im ganzen nützlichen Vögel Veran-
laſſung. Namentlich im Süden unſeres Erdtheils wird ihnen eifrig nachgeſtellt; doch gleicht ihre
ſtarke Vermehrung die Verluſte ziemlich aus. Die nördlichen Arten leben unbehelligt von den Men-
ſchen und finden nur in den kleinen Raubſäugethieren, Falken und Eulen ihrer Heimat Verfolger
und Feinde.
Für das Gebauer eignen ſich dieſe Vögel nicht, ſie laſſen ſich zwar ſehr leicht erhalten, ſind aber
langweilige Geſellen, welche wenig Vergnügen gewähren.
Eine von den ſüdamerikaniſchen Arten, welche ich erwähnte, iſt der Haubenammer (Guber-
natrix critatella). Dieſer hübſche Vogel weicht wenig von andern Ammern ab. Er zeigt die Schnabel-
form derſelben, aber keinen verlängerten, ſondern nur einen krummen Nagel am Daumen. Außer-
dem beſitzt er einen aufrichtbaren Federſchopf am Hinterkopf. Das Gefieder iſt derb, die Zeichnung
ammerartig. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich kaum durch die Färbung. Die Grundfarbe des
Rückens iſt grünlich, der Flügelbug und die äußerſten Schwanzfedern ſind gelb geſäumt, der Oberkopf
und die Kehle ſchwarz. Beim Männchen iſt die Unterſeite gelb und ein ebenſo gefärbter Streif ver-
läuft über dem Auge. Beim Weibchen iſt die Bruſt grau, der Bauch und Steiß blaßgrün, der
Augenſtreif und die Wange weiß. Der Schnabel iſt horngrau, der Fuß ſchwarz. Nach Azara’s
Meſſungen beträgt die Länge ungefähr 8 Zoll, die Breite 12 Zoll. Der Flügel mißt 4 Zoll, der
Schwanz 3½ Zoll.
Ueber das Freileben dieſes eigenthümlichen und noch in allen Sammlungen ſeltenen Vogels fehlen
genauere Nachrichten. Der Süden Amerikas, d. h. die La Plataländer und das ſüdliche Braſilien bilden
ſeine Heimat. Hier lebt er, ſoviel wir nach Azara wiſſen, ganz nach Ammerart, zwiſchen lichtem Ge-
büſch auf der Erde. Er iſt ziemlich träge, fliegt ungern weit und ſetzt ſich nicht auf die Bäume, ſon-
dern hält ſich beſtändig am Boden auf. Während der Brutzeit lebt er paarweiſe, ſonſt in kleinen
Flügen, welche in die Gärten und Höfe der Einwohner hereinkommen. Seine Nahrung beſteht aus
Kerbthieren und Körnern. Jn Fallen aller Art ſoll er leicht gefangen werden können. Er
kommt, wenn auch nicht eben häufig, lebend nach Europa herüber und wird hier von den Händlern
„grüner Kardinal‟ genannt. Mein Berufsgenoſſe, M. Schmidt in Frankfurt, hat die Güte
gehabt, über ſein Gefangenleben das Nachſtehende mir mitzutheilen.
„Seit nunmehr zwei Jahren beſitzt unſer Garten mehrere „grüne Kardinäle‟, welche den Som-
mer über in einem Geſellſchaftsbauer im Freien, den Winter in einem geheizten Hauſe im Einzelkäfig
gehalten werden. Jhre Nahrung beſteht aus Hirſe, Kanarienſamen, Hanfſamen, gehacktem Fleiſch,
Ameiſeneiern, Würmern und Salat. Sie befinden ſich dabei ſehr wohl, obgleich ſie niemals ſo mun-
ter und lebhaft ſind, wie die eigentlichen Kardinäle. Gegen Witterungseinflüſſe ſind ſie ſehr empfind-
lich und kauern ſich ſofort zuſammen, wenn eine Abkühlung der Luft, z. B. durch Gewitter eintritt.‟
„Mit anderen Vögeln leben ſie verträglich. Jch habe ſie in Geſellſchaft von grauen Kardinälen,
ſchwarzköpfigen und Maskenwebervögeln u. a. m. gehalten, ohne daß ſie je einen Streit veranlaßt hät-
ten. Zur Zeit der Begattung (im Mai und Juni) finden dagegen unter den Männchen nicht ſelten
lebhafte und mit großer Erbitterung geführte Kämpfe ſtatt, welche faſt regelmäßig damit enden, daß
der unterliegende Theil lebensgefährlich verwundet oder ſelbſt getödtet wird; es erſcheint deshalb
gerathen, die Vögel zu trennen, ſobald Mißhelligkeiten beginnen.‟
„Jm verfloſſenen Sommer hatte ich Gelegenheit, das Ende eines ſolchen Kampfes zu ſehen. Als
ich dazu kam, war bereits einer der Zweikämpfer außer Stand geſetzt, ſich zu vertheidigen und lag
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/265>, abgerufen am 22.11.2024.
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