thieren und zwar ebenfalls von Mücken; während des Winters müssen sie sich mit allerlei Gesäme begnügen.
Die Wanderungen der Schneeammer ziehen auch die Beachtung des Nichtkundigen auf sich. Wenig andere Vögel reisen in so ungeheuren Gesellschaften, wie gerade diese Nordländer. Sie erscheinen ziemlich regelmäßig jeden Winter in Deutschland, hier aber nur selten in solchen Massen, wie im hohen Norden. Jn Petersburg nennt man sie "Schneeflocken", und dieser Ausdruck ist für sie bezeichnend; denn in der That wirbeln sie wie Schneeflocken vom Himmel hernieder und bedecken dann alle Straßen und die Felder da, wo sich irgend etwas Genießbares für sie findet. Aehnliches kann in sehr strengen Wintern bei uns auch stattfinden; gewöhnlich aber sieht man diese Wintergäste in Deutsch- land nur familienweise.
Zuweilen erscheinen sie auch massenhaft auf Schiffen, um hier einige Augenblicke von ihrer Wan- derung auszuruhen. "Am 17. Mai", sagt Malmgren, welcher Spitzbergen durchforschte, "schlug auf der Takelage unseres Fahrzeugs ein Schwarm von Schneeammern nieder, welche sehr ermüdet zu sein schienen. Sie gaben sich jedoch nicht lange Zeit zum Ausruhen, sondern begannen von neuem ihren mühevollen Zug, bei starkem Gegenwind gerade auf Spitzbergen zu." Aehnliche Erfahrungen haben auch andere Reisende und namentlich Holboell gemacht. Es geht aus diesen Angaben zur Genüge hervor, daß unsere Ammer einen weiten Flug, selbst über das Meer hinweg, nicht scheuen.
Die Schneeammer ähneln in ihrem Betragen den Lerchen ebenso sehr, als den Ammern. Sie laufen ganz nach Lerchenart, fliegen leicht und geschickt, wenig flatternd und in großen Bogenlinien, auf der Reise in bedeutender Höhe, sonst gern dicht über den Boden dahin. Gesellschaften, welche Nahrung suchen, wälzen sich, wie Naumann sagt, über die Erde dahin, indem nur ein Theil sich niederläßt und die letzteren über die ersteren dahinfliegen. Sie sind unruhige, bewegliche Vögel, welche auch während der strengsten Kälte ihre Munterkeit nicht verlieren und selbst bei entschiedenem Mangel noch vergnügt zu sein scheinen. Selten nur verweilen sie an ein und demselben Orte längere Zeit; sie durchstreifen vielmehr gern ein gewisses Gebiet. Bei tiefem Schneefall suchen sie auch bei uns die Straßen auf und kommen selbst in die Städte herein. Wenn sie auf den Feldern jedoch noch Etwas finden können, wählen sie diese zu ihrem Winteraufenthalte und treiben sich hier während des ganzen Tags in der beschriebenen Weise umher. Jhre Lockstimme ist ein hellpfeifendes "Fit" und ein klingendes "Zirr", welche beide Töne hauptsächlich im Fliegen ausgestoßen werden. Der Gesang des Männchens ist ein Gezwitscher, welches in manchen Theilen dem Gesange der Feldlerche ähnelt, sich aber durch laute, scharfklingende Strophen unterscheidet. Auf ihren Brutplätzen singen sie, auf dem Schnee oder noch lieber auf Steinen oder Felsvorsprüngen sitzend.
Jn der Stube sind sie anfangs sehr unruhig und unbändig, gewöhnen sich jedoch bald an die Gefangenschaft, begnügen sich mit einfachem Futter, singen fleißig und gewähren dann viel Vergnügen. Bei guter Pflege halten sie mehrere Jahre im Zimmer aus; doch verlangen sie einen kühlen Raum. Sie ertragen eher die strengste Kälte, als selbst geringe Wärme. Andern Vögeln gegenüber zeigen sie sich sehr verträglich; sie lassen sich nach Nilson's Beobachtung selbst durch viel kleinere und schwächere Genossen ihres Gebauers vom Futternapfe vertreiben, Unser Thiergarten besitzt seit einiger Zeit drei Stück von ihnen. Sie hausen unter allerlei Geflügel im Gesellschaftskäfig, halten wenig zusammen und bekümmern sich sehr wenig um ihre Gesellschaft. Morgens und gegen Abend sind sie besonders munter; um Mittag suchen sie ängstlich fast alle schattigen Stellen ihres Raumes auf. Bei heißem Wetter baden sie sich oft; außerdem paddeln sie sich gern im Sande, am liebsten in denselben Mulden, welche die Rebhühner oder Wachteln zu gleichem Zwecke sich ausscharrten.
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
thieren und zwar ebenfalls von Mücken; während des Winters müſſen ſie ſich mit allerlei Geſäme begnügen.
Die Wanderungen der Schneeammer ziehen auch die Beachtung des Nichtkundigen auf ſich. Wenig andere Vögel reiſen in ſo ungeheuren Geſellſchaften, wie gerade dieſe Nordländer. Sie erſcheinen ziemlich regelmäßig jeden Winter in Deutſchland, hier aber nur ſelten in ſolchen Maſſen, wie im hohen Norden. Jn Petersburg nennt man ſie „Schneeflocken‟, und dieſer Ausdruck iſt für ſie bezeichnend; denn in der That wirbeln ſie wie Schneeflocken vom Himmel hernieder und bedecken dann alle Straßen und die Felder da, wo ſich irgend etwas Genießbares für ſie findet. Aehnliches kann in ſehr ſtrengen Wintern bei uns auch ſtattfinden; gewöhnlich aber ſieht man dieſe Wintergäſte in Deutſch- land nur familienweiſe.
Zuweilen erſcheinen ſie auch maſſenhaft auf Schiffen, um hier einige Augenblicke von ihrer Wan- derung auszuruhen. „Am 17. Mai‟, ſagt Malmgren, welcher Spitzbergen durchforſchte, „ſchlug auf der Takelage unſeres Fahrzeugs ein Schwarm von Schneeammern nieder, welche ſehr ermüdet zu ſein ſchienen. Sie gaben ſich jedoch nicht lange Zeit zum Ausruhen, ſondern begannen von neuem ihren mühevollen Zug, bei ſtarkem Gegenwind gerade auf Spitzbergen zu.‟ Aehnliche Erfahrungen haben auch andere Reiſende und namentlich Holboell gemacht. Es geht aus dieſen Angaben zur Genüge hervor, daß unſere Ammer einen weiten Flug, ſelbſt über das Meer hinweg, nicht ſcheuen.
Die Schneeammer ähneln in ihrem Betragen den Lerchen ebenſo ſehr, als den Ammern. Sie laufen ganz nach Lerchenart, fliegen leicht und geſchickt, wenig flatternd und in großen Bogenlinien, auf der Reiſe in bedeutender Höhe, ſonſt gern dicht über den Boden dahin. Geſellſchaften, welche Nahrung ſuchen, wälzen ſich, wie Naumann ſagt, über die Erde dahin, indem nur ein Theil ſich niederläßt und die letzteren über die erſteren dahinfliegen. Sie ſind unruhige, bewegliche Vögel, welche auch während der ſtrengſten Kälte ihre Munterkeit nicht verlieren und ſelbſt bei entſchiedenem Mangel noch vergnügt zu ſein ſcheinen. Selten nur verweilen ſie an ein und demſelben Orte längere Zeit; ſie durchſtreifen vielmehr gern ein gewiſſes Gebiet. Bei tiefem Schneefall ſuchen ſie auch bei uns die Straßen auf und kommen ſelbſt in die Städte herein. Wenn ſie auf den Feldern jedoch noch Etwas finden können, wählen ſie dieſe zu ihrem Winteraufenthalte und treiben ſich hier während des ganzen Tags in der beſchriebenen Weiſe umher. Jhre Lockſtimme iſt ein hellpfeifendes „Fit‟ und ein klingendes „Zirr‟, welche beide Töne hauptſächlich im Fliegen ausgeſtoßen werden. Der Geſang des Männchens iſt ein Gezwitſcher, welches in manchen Theilen dem Geſange der Feldlerche ähnelt, ſich aber durch laute, ſcharfklingende Strophen unterſcheidet. Auf ihren Brutplätzen ſingen ſie, auf dem Schnee oder noch lieber auf Steinen oder Felsvorſprüngen ſitzend.
Jn der Stube ſind ſie anfangs ſehr unruhig und unbändig, gewöhnen ſich jedoch bald an die Gefangenſchaft, begnügen ſich mit einfachem Futter, ſingen fleißig und gewähren dann viel Vergnügen. Bei guter Pflege halten ſie mehrere Jahre im Zimmer aus; doch verlangen ſie einen kühlen Raum. Sie ertragen eher die ſtrengſte Kälte, als ſelbſt geringe Wärme. Andern Vögeln gegenüber zeigen ſie ſich ſehr verträglich; ſie laſſen ſich nach Nilſon’s Beobachtung ſelbſt durch viel kleinere und ſchwächere Genoſſen ihres Gebauers vom Futternapfe vertreiben, Unſer Thiergarten beſitzt ſeit einiger Zeit drei Stück von ihnen. Sie hauſen unter allerlei Geflügel im Geſellſchaftskäfig, halten wenig zuſammen und bekümmern ſich ſehr wenig um ihre Geſellſchaft. Morgens und gegen Abend ſind ſie beſonders munter; um Mittag ſuchen ſie ängſtlich faſt alle ſchattigen Stellen ihres Raumes auf. Bei heißem Wetter baden ſie ſich oft; außerdem paddeln ſie ſich gern im Sande, am liebſten in denſelben Mulden, welche die Rebhühner oder Wachteln zu gleichem Zwecke ſich ausſcharrten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0278"n="256"/><fwplace="top"type="header">Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.</fw><lb/>
thieren und zwar ebenfalls von Mücken; während des Winters müſſen ſie ſich mit allerlei Geſäme<lb/>
begnügen.</p><lb/><p>Die Wanderungen der Schneeammer ziehen auch die Beachtung des Nichtkundigen auf ſich.<lb/>
Wenig andere Vögel reiſen in ſo ungeheuren Geſellſchaften, wie gerade dieſe Nordländer. Sie<lb/>
erſcheinen ziemlich regelmäßig jeden Winter in Deutſchland, hier aber nur ſelten in ſolchen Maſſen, wie<lb/>
im hohen Norden. Jn Petersburg nennt man ſie <hirendition="#g">„Schneeflocken‟,</hi> und dieſer Ausdruck iſt für ſie<lb/>
bezeichnend; denn in der That wirbeln ſie wie Schneeflocken vom Himmel hernieder und bedecken dann<lb/>
alle Straßen und die Felder da, wo ſich irgend etwas Genießbares für ſie findet. Aehnliches kann in<lb/>ſehr ſtrengen Wintern bei uns auch ſtattfinden; gewöhnlich aber ſieht man dieſe Wintergäſte in Deutſch-<lb/>
land nur familienweiſe.</p><lb/><p>Zuweilen erſcheinen ſie auch maſſenhaft auf Schiffen, um hier einige Augenblicke von ihrer Wan-<lb/>
derung auszuruhen. „Am 17. Mai‟, ſagt <hirendition="#g">Malmgren,</hi> welcher Spitzbergen durchforſchte, „ſchlug<lb/>
auf der Takelage unſeres Fahrzeugs ein Schwarm von Schneeammern nieder, welche ſehr ermüdet<lb/>
zu ſein ſchienen. Sie gaben ſich jedoch nicht lange Zeit zum Ausruhen, ſondern begannen von neuem<lb/>
ihren mühevollen Zug, bei ſtarkem Gegenwind gerade auf Spitzbergen zu.‟ Aehnliche Erfahrungen<lb/>
haben auch andere Reiſende und namentlich <hirendition="#g">Holboell</hi> gemacht. Es geht aus dieſen Angaben zur<lb/>
Genüge hervor, daß unſere Ammer einen weiten Flug, ſelbſt über das Meer hinweg, nicht ſcheuen.</p><lb/><p>Die Schneeammer ähneln in ihrem Betragen den Lerchen ebenſo ſehr, als den Ammern. Sie<lb/>
laufen ganz nach Lerchenart, fliegen leicht und geſchickt, wenig flatternd und in großen Bogenlinien,<lb/>
auf der Reiſe in bedeutender Höhe, ſonſt gern dicht über den Boden dahin. Geſellſchaften, welche<lb/>
Nahrung ſuchen, <hirendition="#g">wälzen</hi>ſich, wie <hirendition="#g">Naumann</hi>ſagt, über die Erde dahin, indem nur ein Theil ſich<lb/>
niederläßt und die letzteren über die erſteren dahinfliegen. Sie ſind unruhige, bewegliche Vögel,<lb/>
welche auch während der ſtrengſten Kälte ihre Munterkeit nicht verlieren und ſelbſt bei entſchiedenem<lb/>
Mangel noch vergnügt zu ſein ſcheinen. Selten nur verweilen ſie an ein und demſelben Orte längere<lb/>
Zeit; ſie durchſtreifen vielmehr gern ein gewiſſes Gebiet. Bei tiefem Schneefall ſuchen ſie auch bei uns<lb/>
die Straßen auf und kommen ſelbſt in die Städte herein. Wenn ſie auf den Feldern jedoch noch<lb/>
Etwas finden können, wählen ſie dieſe zu ihrem Winteraufenthalte und treiben ſich hier während des<lb/>
ganzen Tags in der beſchriebenen Weiſe umher. Jhre Lockſtimme iſt ein hellpfeifendes <hirendition="#g">„Fit‟</hi> und ein<lb/>
klingendes <hirendition="#g">„Zirr‟,</hi> welche beide Töne hauptſächlich im Fliegen ausgeſtoßen werden. Der Geſang<lb/>
des Männchens iſt ein Gezwitſcher, welches in manchen Theilen dem Geſange der Feldlerche ähnelt,<lb/>ſich aber durch laute, ſcharfklingende Strophen unterſcheidet. Auf ihren Brutplätzen ſingen ſie, auf<lb/>
dem Schnee oder noch lieber auf Steinen oder Felsvorſprüngen ſitzend.</p><lb/><p>Jn der Stube ſind ſie anfangs ſehr unruhig und unbändig, gewöhnen ſich jedoch bald an die<lb/>
Gefangenſchaft, begnügen ſich mit einfachem Futter, ſingen fleißig und gewähren dann viel Vergnügen.<lb/>
Bei guter Pflege halten ſie mehrere Jahre im Zimmer aus; doch verlangen ſie einen kühlen Raum.<lb/>
Sie ertragen eher die ſtrengſte Kälte, als ſelbſt geringe Wärme. Andern Vögeln gegenüber zeigen ſie<lb/>ſich ſehr verträglich; ſie laſſen ſich nach <hirendition="#g">Nilſon’s</hi> Beobachtung ſelbſt durch viel kleinere und ſchwächere<lb/>
Genoſſen ihres Gebauers vom Futternapfe vertreiben, Unſer Thiergarten beſitzt ſeit einiger Zeit drei<lb/>
Stück von ihnen. Sie hauſen unter allerlei Geflügel im Geſellſchaftskäfig, halten wenig zuſammen<lb/>
und bekümmern ſich ſehr wenig um ihre Geſellſchaft. Morgens und gegen Abend ſind ſie beſonders<lb/>
munter; um Mittag ſuchen ſie ängſtlich faſt alle ſchattigen Stellen ihres Raumes auf. Bei heißem<lb/>
Wetter baden ſie ſich oft; außerdem paddeln ſie ſich gern im Sande, am liebſten in denſelben Mulden,<lb/>
welche die <hirendition="#g">Rebhühner</hi> oder <hirendition="#g">Wachteln</hi> zu gleichem Zwecke ſich ausſcharrten.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></div></body></text></TEI>
[256/0278]
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
thieren und zwar ebenfalls von Mücken; während des Winters müſſen ſie ſich mit allerlei Geſäme
begnügen.
Die Wanderungen der Schneeammer ziehen auch die Beachtung des Nichtkundigen auf ſich.
Wenig andere Vögel reiſen in ſo ungeheuren Geſellſchaften, wie gerade dieſe Nordländer. Sie
erſcheinen ziemlich regelmäßig jeden Winter in Deutſchland, hier aber nur ſelten in ſolchen Maſſen, wie
im hohen Norden. Jn Petersburg nennt man ſie „Schneeflocken‟, und dieſer Ausdruck iſt für ſie
bezeichnend; denn in der That wirbeln ſie wie Schneeflocken vom Himmel hernieder und bedecken dann
alle Straßen und die Felder da, wo ſich irgend etwas Genießbares für ſie findet. Aehnliches kann in
ſehr ſtrengen Wintern bei uns auch ſtattfinden; gewöhnlich aber ſieht man dieſe Wintergäſte in Deutſch-
land nur familienweiſe.
Zuweilen erſcheinen ſie auch maſſenhaft auf Schiffen, um hier einige Augenblicke von ihrer Wan-
derung auszuruhen. „Am 17. Mai‟, ſagt Malmgren, welcher Spitzbergen durchforſchte, „ſchlug
auf der Takelage unſeres Fahrzeugs ein Schwarm von Schneeammern nieder, welche ſehr ermüdet
zu ſein ſchienen. Sie gaben ſich jedoch nicht lange Zeit zum Ausruhen, ſondern begannen von neuem
ihren mühevollen Zug, bei ſtarkem Gegenwind gerade auf Spitzbergen zu.‟ Aehnliche Erfahrungen
haben auch andere Reiſende und namentlich Holboell gemacht. Es geht aus dieſen Angaben zur
Genüge hervor, daß unſere Ammer einen weiten Flug, ſelbſt über das Meer hinweg, nicht ſcheuen.
Die Schneeammer ähneln in ihrem Betragen den Lerchen ebenſo ſehr, als den Ammern. Sie
laufen ganz nach Lerchenart, fliegen leicht und geſchickt, wenig flatternd und in großen Bogenlinien,
auf der Reiſe in bedeutender Höhe, ſonſt gern dicht über den Boden dahin. Geſellſchaften, welche
Nahrung ſuchen, wälzen ſich, wie Naumann ſagt, über die Erde dahin, indem nur ein Theil ſich
niederläßt und die letzteren über die erſteren dahinfliegen. Sie ſind unruhige, bewegliche Vögel,
welche auch während der ſtrengſten Kälte ihre Munterkeit nicht verlieren und ſelbſt bei entſchiedenem
Mangel noch vergnügt zu ſein ſcheinen. Selten nur verweilen ſie an ein und demſelben Orte längere
Zeit; ſie durchſtreifen vielmehr gern ein gewiſſes Gebiet. Bei tiefem Schneefall ſuchen ſie auch bei uns
die Straßen auf und kommen ſelbſt in die Städte herein. Wenn ſie auf den Feldern jedoch noch
Etwas finden können, wählen ſie dieſe zu ihrem Winteraufenthalte und treiben ſich hier während des
ganzen Tags in der beſchriebenen Weiſe umher. Jhre Lockſtimme iſt ein hellpfeifendes „Fit‟ und ein
klingendes „Zirr‟, welche beide Töne hauptſächlich im Fliegen ausgeſtoßen werden. Der Geſang
des Männchens iſt ein Gezwitſcher, welches in manchen Theilen dem Geſange der Feldlerche ähnelt,
ſich aber durch laute, ſcharfklingende Strophen unterſcheidet. Auf ihren Brutplätzen ſingen ſie, auf
dem Schnee oder noch lieber auf Steinen oder Felsvorſprüngen ſitzend.
Jn der Stube ſind ſie anfangs ſehr unruhig und unbändig, gewöhnen ſich jedoch bald an die
Gefangenſchaft, begnügen ſich mit einfachem Futter, ſingen fleißig und gewähren dann viel Vergnügen.
Bei guter Pflege halten ſie mehrere Jahre im Zimmer aus; doch verlangen ſie einen kühlen Raum.
Sie ertragen eher die ſtrengſte Kälte, als ſelbſt geringe Wärme. Andern Vögeln gegenüber zeigen ſie
ſich ſehr verträglich; ſie laſſen ſich nach Nilſon’s Beobachtung ſelbſt durch viel kleinere und ſchwächere
Genoſſen ihres Gebauers vom Futternapfe vertreiben, Unſer Thiergarten beſitzt ſeit einiger Zeit drei
Stück von ihnen. Sie hauſen unter allerlei Geflügel im Geſellſchaftskäfig, halten wenig zuſammen
und bekümmern ſich ſehr wenig um ihre Geſellſchaft. Morgens und gegen Abend ſind ſie beſonders
munter; um Mittag ſuchen ſie ängſtlich faſt alle ſchattigen Stellen ihres Raumes auf. Bei heißem
Wetter baden ſie ſich oft; außerdem paddeln ſie ſich gern im Sande, am liebſten in denſelben Mulden,
welche die Rebhühner oder Wachteln zu gleichem Zwecke ſich ausſcharrten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/278>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.