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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Japu.
aber bilden Orangen, Bananen, Mammonen eine Lieblingsspeise unsrer Thiere. Sie versammeln
sich oft massenhaft in den Pflanzungen und machen dann eine ernste Verfolgung nothwendig.

Diese Vögel sind höchst gesellschaftlich. Man findet sie auch zur Brutzeit in Menge, oft dreißig,
vierzig und mehr Paare auf einem kleinen Raume vereinigt, und ihre merkwürdigen Beutelnester hän-
gen alsdann beinahe an allen Zweigen eines oder mehrerer der hohen ausgebreiteten Urwaldbäume.
"Jch fand einst", sagt der Prinz, "in einem romantischen, dunkel schattigen, allseitig von Waldbergen
geschützten Thale eine höchst zahlreiche Ansiedlung dieser Vögel. Sie belebten den Wald so, daß man
seine Aufmerksamkeit nicht genug auf ein und dieselbe Stelle heften konnte. Der ganze Wald hallte
wieder von ihrer in dieser Zeit besonders lebendigen Stimme. Gewöhnlich hört man von ihnen einen
kurzen, rauhen, etwas krächzenden Lockton; sie lassen aber auch abwechselnde Töne hören: einen lauten,
sonderbaren Kehlpfiff, der gleichsam flötend und nicht unangenehm klingt, gewöhnlich nicht oft wieder-
holt wird, jedoch zuweilen in der Ausdehnung einer halben Oktave ertönt. Andere verschiedenartige
Laute, welche mit obigen vereint werden, bringen oft ein nicht unangenehmes, obwohl sonderbares
Tonstück hervor, zumal dann, wenn viele dieser Vögel zugleich sich vernehmen lassen."

"Der Japu befestigt sein merkwürdiges Nest zuweilen auf sehr hohen, zuweilen auf mäßig hohen
Bäumen. Es ist beutelförmig, fünf bis sechs Zoll weit, schmal, lang, unten abgerundet, oft drei bis
vier Fuß lang, oben an einem ziemlich schlanken, etwa fingerdicken Zweige festgeschlungen und stark
befestigt; hier befindet sich auch eine längliche, gänzlich unbeschützte Oeffnung zum Eingang. Die
Gestalt und die biegsame, dem lockern Filze ähnliche Masse dieses Nestes gibt dasselbe vollkommen der
Gewalt des Windes preis; es ist dessen Spiel, selbst bei einer leisen Luftbewegung. Der Vogel flicht
und filzt dieses Beutelnest auf die künstlichste Art aus Tillandsia- und Gravatha-Fäden so fest in
einander, daß man es nur mit Mühe zerreißen kann. Unten im Grunde dieses tiefen Beutels findet
man zur Unterlage der jungen Vögel Mos, dürres Laub und Bast; hier liegen ein oder zwei Eier.
Sie sind von länglicher Gestalt, auf weißlichem Grunde blaßviolettröthlich verwaschen marmorirt und
haben einzelne unregelmäßige dunkelschwarzviolette Striche und Punkte. Gewöhnlich fand ich nur ein
Junges in diesen Nestern; doch muß man die Anzahl eigentlich auf zwei annehmen; unrichtig würde
es aber sein, wenn man dieselbe mit Azara auf drei festsetzen wollte. Die jungen Vögel haben eine
laute, rauhe Stimme und gleichen schon im ersten Gefieder den alten, da die gelben Schwanzfedern
sogleich hervorkommen. Oft findet man ein Nest an das andere angebaut, d. h. das eine theilt sich
etwa in seiner Mitte und hat einen beutelförmigen Seitenauswuchs, der ebenfalls eine Wohnung ist.
Auf einem Baume zeigen sich dreißig, vierzig und mehrere Nester. Besonders gern scheint sie der
Vogel an dürren, trockenen Zweigen zu befestigen. Jm Monat November fand ich Nester, welche noch
leer waren, in anderen Eier und junge Vögel."

"Ein solcher mit Nestern beladener Baum, auf welchem diese großen schönen Vögel sich geschäftig
ab und zu bewegen, bietet dem Vogelkundigen und Jäger ein höchst anziehendes Schauspiel dar.
Das weit größere, schönere Männchen breitet seinen prächtigen Schwanz aus, bläht, wie der Schwan,
seine Flügel auf, bringt den Kopf unterwärts, wobei es den Kropf aufbläst, und läßt alsdann seinen
sonderbaren flötenartigen Kehllaut hören. Fliegt der Vogel mit seinem leichten schnellen Fluge ab,
so verursacht er mit seinen Flügeln ein von unten hörbares Geräusch. Man kann die Thiere, ohne
sie zu verscheuchen, stundenlang beobachten."

"Wenn die Brütezeit verstrichen ist, ziehen die Schwarzvögel gesellschaftlich nach den Frucht-
bäumen umher, und wir haben ihrer dann viele auf den Genipabäumen und anderen erlegt. Dieses
habe ich besonders häufig an den Flüssen Belmonte und Jlheos gesehen, wo sie äußerst zahlreich und
gemein sind. Jhr Fleisch ist ziemlich eßbar, obwohl grob und oft hart; wir haben an demselben nie
einen besondern Geruch wahrgenommen, wie einige Schriftsteller sagen. Die Botokuden schießen den
Japu mit Pfeilen, theils um ihn zu essen, theils wegen seiner gelben Federn. Sie lieben dieselben
ganz ungemein, bilden mit Wachs einen Fächer aus ihnen und befestigen denselben vor der Stirn."

19 *

Japu.
aber bilden Orangen, Bananen, Mammonen eine Lieblingsſpeiſe unſrer Thiere. Sie verſammeln
ſich oft maſſenhaft in den Pflanzungen und machen dann eine ernſte Verfolgung nothwendig.

Dieſe Vögel ſind höchſt geſellſchaftlich. Man findet ſie auch zur Brutzeit in Menge, oft dreißig,
vierzig und mehr Paare auf einem kleinen Raume vereinigt, und ihre merkwürdigen Beutelneſter hän-
gen alsdann beinahe an allen Zweigen eines oder mehrerer der hohen ausgebreiteten Urwaldbäume.
„Jch fand einſt‟, ſagt der Prinz, „in einem romantiſchen, dunkel ſchattigen, allſeitig von Waldbergen
geſchützten Thale eine höchſt zahlreiche Anſiedlung dieſer Vögel. Sie belebten den Wald ſo, daß man
ſeine Aufmerkſamkeit nicht genug auf ein und dieſelbe Stelle heften konnte. Der ganze Wald hallte
wieder von ihrer in dieſer Zeit beſonders lebendigen Stimme. Gewöhnlich hört man von ihnen einen
kurzen, rauhen, etwas krächzenden Lockton; ſie laſſen aber auch abwechſelnde Töne hören: einen lauten,
ſonderbaren Kehlpfiff, der gleichſam flötend und nicht unangenehm klingt, gewöhnlich nicht oft wieder-
holt wird, jedoch zuweilen in der Ausdehnung einer halben Oktave ertönt. Andere verſchiedenartige
Laute, welche mit obigen vereint werden, bringen oft ein nicht unangenehmes, obwohl ſonderbares
Tonſtück hervor, zumal dann, wenn viele dieſer Vögel zugleich ſich vernehmen laſſen.‟

„Der Japu befeſtigt ſein merkwürdiges Neſt zuweilen auf ſehr hohen, zuweilen auf mäßig hohen
Bäumen. Es iſt beutelförmig, fünf bis ſechs Zoll weit, ſchmal, lang, unten abgerundet, oft drei bis
vier Fuß lang, oben an einem ziemlich ſchlanken, etwa fingerdicken Zweige feſtgeſchlungen und ſtark
befeſtigt; hier befindet ſich auch eine längliche, gänzlich unbeſchützte Oeffnung zum Eingang. Die
Geſtalt und die biegſame, dem lockern Filze ähnliche Maſſe dieſes Neſtes gibt daſſelbe vollkommen der
Gewalt des Windes preis; es iſt deſſen Spiel, ſelbſt bei einer leiſen Luftbewegung. Der Vogel flicht
und filzt dieſes Beutelneſt auf die künſtlichſte Art aus Tillandſia- und Gravatha-Fäden ſo feſt in
einander, daß man es nur mit Mühe zerreißen kann. Unten im Grunde dieſes tiefen Beutels findet
man zur Unterlage der jungen Vögel Mos, dürres Laub und Baſt; hier liegen ein oder zwei Eier.
Sie ſind von länglicher Geſtalt, auf weißlichem Grunde blaßviolettröthlich verwaſchen marmorirt und
haben einzelne unregelmäßige dunkelſchwarzviolette Striche und Punkte. Gewöhnlich fand ich nur ein
Junges in dieſen Neſtern; doch muß man die Anzahl eigentlich auf zwei annehmen; unrichtig würde
es aber ſein, wenn man dieſelbe mit Azara auf drei feſtſetzen wollte. Die jungen Vögel haben eine
laute, rauhe Stimme und gleichen ſchon im erſten Gefieder den alten, da die gelben Schwanzfedern
ſogleich hervorkommen. Oft findet man ein Neſt an das andere angebaut, d. h. das eine theilt ſich
etwa in ſeiner Mitte und hat einen beutelförmigen Seitenauswuchs, der ebenfalls eine Wohnung iſt.
Auf einem Baume zeigen ſich dreißig, vierzig und mehrere Neſter. Beſonders gern ſcheint ſie der
Vogel an dürren, trockenen Zweigen zu befeſtigen. Jm Monat November fand ich Neſter, welche noch
leer waren, in anderen Eier und junge Vögel.‟

„Ein ſolcher mit Neſtern beladener Baum, auf welchem dieſe großen ſchönen Vögel ſich geſchäftig
ab und zu bewegen, bietet dem Vogelkundigen und Jäger ein höchſt anziehendes Schauſpiel dar.
Das weit größere, ſchönere Männchen breitet ſeinen prächtigen Schwanz aus, bläht, wie der Schwan,
ſeine Flügel auf, bringt den Kopf unterwärts, wobei es den Kropf aufbläſt, und läßt alsdann ſeinen
ſonderbaren flötenartigen Kehllaut hören. Fliegt der Vogel mit ſeinem leichten ſchnellen Fluge ab,
ſo verurſacht er mit ſeinen Flügeln ein von unten hörbares Geräuſch. Man kann die Thiere, ohne
ſie zu verſcheuchen, ſtundenlang beobachten.‟

„Wenn die Brütezeit verſtrichen iſt, ziehen die Schwarzvögel geſellſchaftlich nach den Frucht-
bäumen umher, und wir haben ihrer dann viele auf den Genipabäumen und anderen erlegt. Dieſes
habe ich beſonders häufig an den Flüſſen Belmonte und Jlhéos geſehen, wo ſie äußerſt zahlreich und
gemein ſind. Jhr Fleiſch iſt ziemlich eßbar, obwohl grob und oft hart; wir haben an demſelben nie
einen beſondern Geruch wahrgenommen, wie einige Schriftſteller ſagen. Die Botokuden ſchießen den
Japu mit Pfeilen, theils um ihn zu eſſen, theils wegen ſeiner gelben Federn. Sie lieben dieſelben
ganz ungemein, bilden mit Wachs einen Fächer aus ihnen und befeſtigen denſelben vor der Stirn.‟

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[291/0315] Japu. aber bilden Orangen, Bananen, Mammonen eine Lieblingsſpeiſe unſrer Thiere. Sie verſammeln ſich oft maſſenhaft in den Pflanzungen und machen dann eine ernſte Verfolgung nothwendig. Dieſe Vögel ſind höchſt geſellſchaftlich. Man findet ſie auch zur Brutzeit in Menge, oft dreißig, vierzig und mehr Paare auf einem kleinen Raume vereinigt, und ihre merkwürdigen Beutelneſter hän- gen alsdann beinahe an allen Zweigen eines oder mehrerer der hohen ausgebreiteten Urwaldbäume. „Jch fand einſt‟, ſagt der Prinz, „in einem romantiſchen, dunkel ſchattigen, allſeitig von Waldbergen geſchützten Thale eine höchſt zahlreiche Anſiedlung dieſer Vögel. Sie belebten den Wald ſo, daß man ſeine Aufmerkſamkeit nicht genug auf ein und dieſelbe Stelle heften konnte. Der ganze Wald hallte wieder von ihrer in dieſer Zeit beſonders lebendigen Stimme. Gewöhnlich hört man von ihnen einen kurzen, rauhen, etwas krächzenden Lockton; ſie laſſen aber auch abwechſelnde Töne hören: einen lauten, ſonderbaren Kehlpfiff, der gleichſam flötend und nicht unangenehm klingt, gewöhnlich nicht oft wieder- holt wird, jedoch zuweilen in der Ausdehnung einer halben Oktave ertönt. Andere verſchiedenartige Laute, welche mit obigen vereint werden, bringen oft ein nicht unangenehmes, obwohl ſonderbares Tonſtück hervor, zumal dann, wenn viele dieſer Vögel zugleich ſich vernehmen laſſen.‟ „Der Japu befeſtigt ſein merkwürdiges Neſt zuweilen auf ſehr hohen, zuweilen auf mäßig hohen Bäumen. Es iſt beutelförmig, fünf bis ſechs Zoll weit, ſchmal, lang, unten abgerundet, oft drei bis vier Fuß lang, oben an einem ziemlich ſchlanken, etwa fingerdicken Zweige feſtgeſchlungen und ſtark befeſtigt; hier befindet ſich auch eine längliche, gänzlich unbeſchützte Oeffnung zum Eingang. Die Geſtalt und die biegſame, dem lockern Filze ähnliche Maſſe dieſes Neſtes gibt daſſelbe vollkommen der Gewalt des Windes preis; es iſt deſſen Spiel, ſelbſt bei einer leiſen Luftbewegung. Der Vogel flicht und filzt dieſes Beutelneſt auf die künſtlichſte Art aus Tillandſia- und Gravatha-Fäden ſo feſt in einander, daß man es nur mit Mühe zerreißen kann. Unten im Grunde dieſes tiefen Beutels findet man zur Unterlage der jungen Vögel Mos, dürres Laub und Baſt; hier liegen ein oder zwei Eier. Sie ſind von länglicher Geſtalt, auf weißlichem Grunde blaßviolettröthlich verwaſchen marmorirt und haben einzelne unregelmäßige dunkelſchwarzviolette Striche und Punkte. Gewöhnlich fand ich nur ein Junges in dieſen Neſtern; doch muß man die Anzahl eigentlich auf zwei annehmen; unrichtig würde es aber ſein, wenn man dieſelbe mit Azara auf drei feſtſetzen wollte. Die jungen Vögel haben eine laute, rauhe Stimme und gleichen ſchon im erſten Gefieder den alten, da die gelben Schwanzfedern ſogleich hervorkommen. Oft findet man ein Neſt an das andere angebaut, d. h. das eine theilt ſich etwa in ſeiner Mitte und hat einen beutelförmigen Seitenauswuchs, der ebenfalls eine Wohnung iſt. Auf einem Baume zeigen ſich dreißig, vierzig und mehrere Neſter. Beſonders gern ſcheint ſie der Vogel an dürren, trockenen Zweigen zu befeſtigen. Jm Monat November fand ich Neſter, welche noch leer waren, in anderen Eier und junge Vögel.‟ „Ein ſolcher mit Neſtern beladener Baum, auf welchem dieſe großen ſchönen Vögel ſich geſchäftig ab und zu bewegen, bietet dem Vogelkundigen und Jäger ein höchſt anziehendes Schauſpiel dar. Das weit größere, ſchönere Männchen breitet ſeinen prächtigen Schwanz aus, bläht, wie der Schwan, ſeine Flügel auf, bringt den Kopf unterwärts, wobei es den Kropf aufbläſt, und läßt alsdann ſeinen ſonderbaren flötenartigen Kehllaut hören. Fliegt der Vogel mit ſeinem leichten ſchnellen Fluge ab, ſo verurſacht er mit ſeinen Flügeln ein von unten hörbares Geräuſch. Man kann die Thiere, ohne ſie zu verſcheuchen, ſtundenlang beobachten.‟ „Wenn die Brütezeit verſtrichen iſt, ziehen die Schwarzvögel geſellſchaftlich nach den Frucht- bäumen umher, und wir haben ihrer dann viele auf den Genipabäumen und anderen erlegt. Dieſes habe ich beſonders häufig an den Flüſſen Belmonte und Jlhéos geſehen, wo ſie äußerſt zahlreich und gemein ſind. Jhr Fleiſch iſt ziemlich eßbar, obwohl grob und oft hart; wir haben an demſelben nie einen beſondern Geruch wahrgenommen, wie einige Schriftſteller ſagen. Die Botokuden ſchießen den Japu mit Pfeilen, theils um ihn zu eſſen, theils wegen ſeiner gelben Federn. Sie lieben dieſelben ganz ungemein, bilden mit Wachs einen Fächer aus ihnen und befeſtigen denſelben vor der Stirn.‟ 19 *

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/315>, abgerufen am 22.11.2024.