Gefangene Kassiken kommen selten zu uns, obgleich sie sich ziemlich leicht im Käfig halten lassen. Jch sah sie im Thiergarten zu London und Amsterdam. Sie sind auch im Käfig munter und regsam, würden sich jedoch nur in großen Räumen und Gesellschaften gut ausnehmen. Es ist sehr möglich, daß sie hier sogar zum Nestbau schreiten dürften, wie Dies die Webervögel auch dann thun, wenn sie nicht aus Brüten denken.
Mehrere Schwarzvögel hat man ihrer eigenthümlichen Schwanzbildung halber Bootschwänze (Quiscalus) genannt. Die Vögel stimmen im wesentlichen, was Bau und Lebensweise anlangt, mit den vorhergehenden überein. Jhr kegelförmiger Schnabel ist lang, gerade, auf der Firste sanft gebo- gen, an der Spitze deutlich herabgekrümmt; die Flügel sind mittellang; der Schwanz ist stark zugerun- det, die mittelsten Federn desselben kehren ihre Fahnen nach aufwärts; die Beine sind zierlich. Das Gefieder ist schwarz mit metallischem Glanze.
[Abbildung]
Der Bootschwanz (Quiscalus major).
Der Bootschwanz (Quiscalus major) ist 16 Zoll lang und 24 Zoll breit. Das schwarze Gefieder schillert auf Kopf und Nacken prächtig purpurblau, auf den Steuer- und Schwanzfedern dagegen grün. Das Weibchen ist bedeutend kleiner, höchstens 13 Zoll lang und 18 Zoll breit. Sein Gefieder ist glanzlos dunkelbraungrau auf der Oberseite und rothbraun auf der Unterseite. Das Auge ist bei beiden Geschlechtern blaßgelb; der Schnabel und die Füße sind schwarz.
Dieser Vogel ist in den südlichen Staaten Nordamerikas zu Hause und in sumpfigen Ge- genden oder an Flußufern sehr häufig. Jm trockenen Lande kommt er nicht vor. Er lebt gesellig zu allen Zeiten des Jahres, schlägt sich oft in sehr große Scharen zusammen und schwärmt in den großen salzigen Marschen und an den schlammigen Küsten seiner Heimat umher; denn seine Haupt- nahrung besteht aus kleinen Krabben und Würmern. Kerbthiere verschmäht er selbstverständlich
Die Knacker. Rabenvögel. Stärlinge. Staaren.
Gefangene Kaſſiken kommen ſelten zu uns, obgleich ſie ſich ziemlich leicht im Käfig halten laſſen. Jch ſah ſie im Thiergarten zu London und Amſterdam. Sie ſind auch im Käfig munter und regſam, würden ſich jedoch nur in großen Räumen und Geſellſchaften gut ausnehmen. Es iſt ſehr möglich, daß ſie hier ſogar zum Neſtbau ſchreiten dürften, wie Dies die Webervögel auch dann thun, wenn ſie nicht aus Brüten denken.
Mehrere Schwarzvögel hat man ihrer eigenthümlichen Schwanzbildung halber Bootſchwänze (Quiscalus) genannt. Die Vögel ſtimmen im weſentlichen, was Bau und Lebensweiſe anlangt, mit den vorhergehenden überein. Jhr kegelförmiger Schnabel iſt lang, gerade, auf der Firſte ſanft gebo- gen, an der Spitze deutlich herabgekrümmt; die Flügel ſind mittellang; der Schwanz iſt ſtark zugerun- det, die mittelſten Federn deſſelben kehren ihre Fahnen nach aufwärts; die Beine ſind zierlich. Das Gefieder iſt ſchwarz mit metalliſchem Glanze.
[Abbildung]
Der Bootſchwanz (Quiscalus major).
Der Bootſchwanz (Quiscalus major) iſt 16 Zoll lang und 24 Zoll breit. Das ſchwarze Gefieder ſchillert auf Kopf und Nacken prächtig purpurblau, auf den Steuer- und Schwanzfedern dagegen grün. Das Weibchen iſt bedeutend kleiner, höchſtens 13 Zoll lang und 18 Zoll breit. Sein Gefieder iſt glanzlos dunkelbraungrau auf der Oberſeite und rothbraun auf der Unterſeite. Das Auge iſt bei beiden Geſchlechtern blaßgelb; der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz.
Dieſer Vogel iſt in den ſüdlichen Staaten Nordamerikas zu Hauſe und in ſumpfigen Ge- genden oder an Flußufern ſehr häufig. Jm trockenen Lande kommt er nicht vor. Er lebt geſellig zu allen Zeiten des Jahres, ſchlägt ſich oft in ſehr große Scharen zuſammen und ſchwärmt in den großen ſalzigen Marſchen und an den ſchlammigen Küſten ſeiner Heimat umher; denn ſeine Haupt- nahrung beſteht aus kleinen Krabben und Würmern. Kerbthiere verſchmäht er ſelbſtverſtändlich
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Die Knacker. Rabenvögel. Stärlinge. Staaren.
Gefangene Kaſſiken kommen ſelten zu uns, obgleich ſie ſich ziemlich leicht im Käfig halten laſſen.
Jch ſah ſie im Thiergarten zu London und Amſterdam. Sie ſind auch im Käfig munter und regſam,
würden ſich jedoch nur in großen Räumen und Geſellſchaften gut ausnehmen. Es iſt ſehr möglich,
daß ſie hier ſogar zum Neſtbau ſchreiten dürften, wie Dies die Webervögel auch dann thun, wenn ſie
nicht aus Brüten denken.
Mehrere Schwarzvögel hat man ihrer eigenthümlichen Schwanzbildung halber Bootſchwänze
(Quiscalus) genannt. Die Vögel ſtimmen im weſentlichen, was Bau und Lebensweiſe anlangt, mit
den vorhergehenden überein. Jhr kegelförmiger Schnabel iſt lang, gerade, auf der Firſte ſanft gebo-
gen, an der Spitze deutlich herabgekrümmt; die Flügel ſind mittellang; der Schwanz iſt ſtark zugerun-
det, die mittelſten Federn deſſelben kehren ihre Fahnen nach aufwärts; die Beine ſind zierlich. Das
Gefieder iſt ſchwarz mit metalliſchem Glanze.
[Abbildung Der Bootſchwanz (Quiscalus major).]
Der Bootſchwanz (Quiscalus major) iſt 16 Zoll lang und 24 Zoll breit. Das ſchwarze
Gefieder ſchillert auf Kopf und Nacken prächtig purpurblau, auf den Steuer- und Schwanzfedern
dagegen grün. Das Weibchen iſt bedeutend kleiner, höchſtens 13 Zoll lang und 18 Zoll breit. Sein
Gefieder iſt glanzlos dunkelbraungrau auf der Oberſeite und rothbraun auf der Unterſeite. Das
Auge iſt bei beiden Geſchlechtern blaßgelb; der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz.
Dieſer Vogel iſt in den ſüdlichen Staaten Nordamerikas zu Hauſe und in ſumpfigen Ge-
genden oder an Flußufern ſehr häufig. Jm trockenen Lande kommt er nicht vor. Er lebt geſellig
zu allen Zeiten des Jahres, ſchlägt ſich oft in ſehr große Scharen zuſammen und ſchwärmt in den
großen ſalzigen Marſchen und an den ſchlammigen Küſten ſeiner Heimat umher; denn ſeine Haupt-
nahrung beſteht aus kleinen Krabben und Würmern. Kerbthiere verſchmäht er ſelbſtverſtändlich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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