ebensowenig, als andere seiner Verwandten, und zur Zeit der Frucht- oder Getreidereife erscheint auch er in den Pflanzungen: in den Reisfeldern soll er oft großen Schaden anrichten.
Anfangs Februar haben die Männchen ihr Hochzeitskleid angelegt und sich gepaart. Jetzt sieht man sie einzeln auf hohen Bäumen sitzen und hier ihre ganze Pracht entfalten. Sie brüsten sich gewissermaßen in ihrer Schönheit und glitzern auf weithin im Strahle der Sonne. Gegen andere ihrer Art zeigen sie sich eifersüchtig im höchsten Grade, jedoch nur so lange, als ihre Ehe noch nicht geschlossen ist. Sobald sich die Einzelnen gepaart haben, endet der Streit, und die vollste Eintracht tritt an dessen Stelle. Sie erwählen sich jetzt längs der Küsten oder Stromufer, auch wohl in den Sümpfen, einen geeigneten Platz zur Anlage ihres Nestes, welches im wesentlichen dem anderer Schwarz- vögel ähnelt. Das Weibchen legt vier bis fünf Eier, welche auf graulichweißem Grunde unregel- mäßig mit braunen und schwarzen Punkten bedeckt sind. Die Jungen werden von beiden Eltern groß gezogen und mit allerlei Futter ernährt. So kommt es den Alten z. B. gar nicht darauf an, andere Vogelnester auszuplündern und deren Eier oder Jungen zu verzehren und bezüglich zu ver- füttern. Sie ihrerseits haben aber auch ihre Feinde. "Wenn der Bootschwanz", sagt Audubon, "in dem hohen Rohr der offenen Baien und Seen Louisianas und Floridas brütet, zieht das Geschrei der Jungen oft die Aufmerksamkeit des Alligators auf sich, welcher dann in Rücksicht auf den vortreff- lichen Bissen, welchen sie geben, leise zu dem Rohr dahin schwimmt und plötzlich dem betreffenden Stengel einen gewaltigen Schlag mit dem Schwanze gibt, in der Absicht, die Unvorsichtigen aus dem Neste zu schleudern. Die, welche ins Wasser fallen, werden augenblicklich von ihm verschlungen. Doch gelingen dem Thiere selten mehr als einer oder zwei seiner Angriffe, weil die Alten bald sehr vorsichtig werden und die Jungen rechtzeitig warnen."
Der Bootschwanz ist wie alle seine Verwandten ein gewandter Vogel. Jn dem Rohr klettert er mit Leichtigkeit auf und nieder, und auf dem Boden bewegt er sich mit der Zierlichkeit des Staars und der Kühnheit der Krähe. Der Flug beschreibt lange Wellenlinien. Die Stimme wird nicht gerühmt; der Lockton ist ein schrillendes "Krikkrikri", der Gesang der Liebe ein einfaches "Tiriri" u. s. w., welches von den höchsten Zweigen herab mit großer Ausdauer und viel Selbstgefühl vorgetragen wird. Jm Herbst und Winter vereinigen sich die Bootschwänze oft mit verwandten Vögeln und zuweilen auch mit unverwandten, wie mit kleinen Reihern und dergleichen. Raubvögel verfolgen sie mit demselben Eifer und Jngrimm, wie die Krähen die unsrigen.
Die Staaren im engeren Sinne (Sturni) sind mittelgroße, gedrungen gebaute, kurzschwänzige, aber ziemlich langflüglige Vögel mit mittelmäßig langem, geraden, breitkegelförmigen Schnabel und mittelhohen, ziemlich starken Füßen. Das Gefieder ist ziemlich reichhaltig, aber hart, seine Färbung sehr verschieden. Die Staaren sind, wie alle Mitglieder ihrer Zunft, gesellige Vögel, welche sich außer und auch während der Brutzeit in größeren oder kleineren Gesellschaften zusammenhalten und alle Geschäfte gemeinschaftlich verrichten. Ungeachtet ihres plumpen Ansehens sind sie rasch und gewandt, auf dem Boden wie in den Zweigen oder in der Luft. Sie gehen schrittweise, etwas wackelnd, aber doch rasch und gut, fliegen leicht, mit behenden Flügelschlägen, rasch und rauschend und bewegen sich auch im Gezweig oder im Röhricht mit viel Geschick. Alle Arten sind lebhafte, unruhige, ununter- brochen beschäftigte Vögel, welche nur kurze Zeit ruhen und auch dann noch irgend welche Thätigkeit vornehmen. Nur während des Schlafens sitzen sie wirklich still. Jhre Nahrung besteht aus Kerbthie- ren, Würmern und Schnecken, nebenbei auch in Früchten und andern Pflanzentheilen; doch werden sie niemals schädlich. Das Nest, ein großer unregelmäßiger Bau, wird in Höhlungen von Bäumen, Felsen, Gemäuern u. s. w. angelegt. Die Anzahl der Eier eines Geleges schwankt zwischen vier und sieben. Alle Arten halten die Gefangenschaft leicht und dauernd aus; einzelne werden in ihr zu den ergötzlich- sten Vögeln, welche man überhaupt gefangen halten kann.
Bootſchwanz.
ebenſowenig, als andere ſeiner Verwandten, und zur Zeit der Frucht- oder Getreidereife erſcheint auch er in den Pflanzungen: in den Reisfeldern ſoll er oft großen Schaden anrichten.
Anfangs Februar haben die Männchen ihr Hochzeitskleid angelegt und ſich gepaart. Jetzt ſieht man ſie einzeln auf hohen Bäumen ſitzen und hier ihre ganze Pracht entfalten. Sie brüſten ſich gewiſſermaßen in ihrer Schönheit und glitzern auf weithin im Strahle der Sonne. Gegen andere ihrer Art zeigen ſie ſich eiferſüchtig im höchſten Grade, jedoch nur ſo lange, als ihre Ehe noch nicht geſchloſſen iſt. Sobald ſich die Einzelnen gepaart haben, endet der Streit, und die vollſte Eintracht tritt an deſſen Stelle. Sie erwählen ſich jetzt längs der Küſten oder Stromufer, auch wohl in den Sümpfen, einen geeigneten Platz zur Anlage ihres Neſtes, welches im weſentlichen dem anderer Schwarz- vögel ähnelt. Das Weibchen legt vier bis fünf Eier, welche auf graulichweißem Grunde unregel- mäßig mit braunen und ſchwarzen Punkten bedeckt ſind. Die Jungen werden von beiden Eltern groß gezogen und mit allerlei Futter ernährt. So kommt es den Alten z. B. gar nicht darauf an, andere Vogelneſter auszuplündern und deren Eier oder Jungen zu verzehren und bezüglich zu ver- füttern. Sie ihrerſeits haben aber auch ihre Feinde. „Wenn der Bootſchwanz‟, ſagt Audubon, „in dem hohen Rohr der offenen Baien und Seen Louiſianas und Floridas brütet, zieht das Geſchrei der Jungen oft die Aufmerkſamkeit des Alligators auf ſich, welcher dann in Rückſicht auf den vortreff- lichen Biſſen, welchen ſie geben, leiſe zu dem Rohr dahin ſchwimmt und plötzlich dem betreffenden Stengel einen gewaltigen Schlag mit dem Schwanze gibt, in der Abſicht, die Unvorſichtigen aus dem Neſte zu ſchleudern. Die, welche ins Waſſer fallen, werden augenblicklich von ihm verſchlungen. Doch gelingen dem Thiere ſelten mehr als einer oder zwei ſeiner Angriffe, weil die Alten bald ſehr vorſichtig werden und die Jungen rechtzeitig warnen.‟
Der Bootſchwanz iſt wie alle ſeine Verwandten ein gewandter Vogel. Jn dem Rohr klettert er mit Leichtigkeit auf und nieder, und auf dem Boden bewegt er ſich mit der Zierlichkeit des Staars und der Kühnheit der Krähe. Der Flug beſchreibt lange Wellenlinien. Die Stimme wird nicht gerühmt; der Lockton iſt ein ſchrillendes „Krikkrikri‟, der Geſang der Liebe ein einfaches „Tiriri‟ u. ſ. w., welches von den höchſten Zweigen herab mit großer Ausdauer und viel Selbſtgefühl vorgetragen wird. Jm Herbſt und Winter vereinigen ſich die Bootſchwänze oft mit verwandten Vögeln und zuweilen auch mit unverwandten, wie mit kleinen Reihern und dergleichen. Raubvögel verfolgen ſie mit demſelben Eifer und Jngrimm, wie die Krähen die unſrigen.
Die Staaren im engeren Sinne (Sturni) ſind mittelgroße, gedrungen gebaute, kurzſchwänzige, aber ziemlich langflüglige Vögel mit mittelmäßig langem, geraden, breitkegelförmigen Schnabel und mittelhohen, ziemlich ſtarken Füßen. Das Gefieder iſt ziemlich reichhaltig, aber hart, ſeine Färbung ſehr verſchieden. Die Staaren ſind, wie alle Mitglieder ihrer Zunft, geſellige Vögel, welche ſich außer und auch während der Brutzeit in größeren oder kleineren Geſellſchaften zuſammenhalten und alle Geſchäfte gemeinſchaftlich verrichten. Ungeachtet ihres plumpen Anſehens ſind ſie raſch und gewandt, auf dem Boden wie in den Zweigen oder in der Luft. Sie gehen ſchrittweiſe, etwas wackelnd, aber doch raſch und gut, fliegen leicht, mit behenden Flügelſchlägen, raſch und rauſchend und bewegen ſich auch im Gezweig oder im Röhricht mit viel Geſchick. Alle Arten ſind lebhafte, unruhige, ununter- brochen beſchäftigte Vögel, welche nur kurze Zeit ruhen und auch dann noch irgend welche Thätigkeit vornehmen. Nur während des Schlafens ſitzen ſie wirklich ſtill. Jhre Nahrung beſteht aus Kerbthie- ren, Würmern und Schnecken, nebenbei auch in Früchten und andern Pflanzentheilen; doch werden ſie niemals ſchädlich. Das Neſt, ein großer unregelmäßiger Bau, wird in Höhlungen von Bäumen, Felſen, Gemäuern u. ſ. w. angelegt. Die Anzahl der Eier eines Geleges ſchwankt zwiſchen vier und ſieben. Alle Arten halten die Gefangenſchaft leicht und dauernd aus; einzelne werden in ihr zu den ergötzlich- ſten Vögeln, welche man überhaupt gefangen halten kann.
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Bootſchwanz.
ebenſowenig, als andere ſeiner Verwandten, und zur Zeit der Frucht- oder Getreidereife erſcheint auch
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Anfangs Februar haben die Männchen ihr Hochzeitskleid angelegt und ſich gepaart. Jetzt ſieht
man ſie einzeln auf hohen Bäumen ſitzen und hier ihre ganze Pracht entfalten. Sie brüſten ſich
gewiſſermaßen in ihrer Schönheit und glitzern auf weithin im Strahle der Sonne. Gegen andere
ihrer Art zeigen ſie ſich eiferſüchtig im höchſten Grade, jedoch nur ſo lange, als ihre Ehe noch nicht
geſchloſſen iſt. Sobald ſich die Einzelnen gepaart haben, endet der Streit, und die vollſte Eintracht
tritt an deſſen Stelle. Sie erwählen ſich jetzt längs der Küſten oder Stromufer, auch wohl in den
Sümpfen, einen geeigneten Platz zur Anlage ihres Neſtes, welches im weſentlichen dem anderer Schwarz-
vögel ähnelt. Das Weibchen legt vier bis fünf Eier, welche auf graulichweißem Grunde unregel-
mäßig mit braunen und ſchwarzen Punkten bedeckt ſind. Die Jungen werden von beiden Eltern
groß gezogen und mit allerlei Futter ernährt. So kommt es den Alten z. B. gar nicht darauf an,
andere Vogelneſter auszuplündern und deren Eier oder Jungen zu verzehren und bezüglich zu ver-
füttern. Sie ihrerſeits haben aber auch ihre Feinde. „Wenn der Bootſchwanz‟, ſagt Audubon,
„in dem hohen Rohr der offenen Baien und Seen Louiſianas und Floridas brütet, zieht das Geſchrei der
Jungen oft die Aufmerkſamkeit des Alligators auf ſich, welcher dann in Rückſicht auf den vortreff-
lichen Biſſen, welchen ſie geben, leiſe zu dem Rohr dahin ſchwimmt und plötzlich dem betreffenden
Stengel einen gewaltigen Schlag mit dem Schwanze gibt, in der Abſicht, die Unvorſichtigen aus dem
Neſte zu ſchleudern. Die, welche ins Waſſer fallen, werden augenblicklich von ihm verſchlungen.
Doch gelingen dem Thiere ſelten mehr als einer oder zwei ſeiner Angriffe, weil die Alten bald ſehr
vorſichtig werden und die Jungen rechtzeitig warnen.‟
Der Bootſchwanz iſt wie alle ſeine Verwandten ein gewandter Vogel. Jn dem Rohr klettert er
mit Leichtigkeit auf und nieder, und auf dem Boden bewegt er ſich mit der Zierlichkeit des Staars und
der Kühnheit der Krähe. Der Flug beſchreibt lange Wellenlinien. Die Stimme wird nicht gerühmt;
der Lockton iſt ein ſchrillendes „Krikkrikri‟, der Geſang der Liebe ein einfaches „Tiriri‟ u. ſ. w.,
welches von den höchſten Zweigen herab mit großer Ausdauer und viel Selbſtgefühl vorgetragen
wird. Jm Herbſt und Winter vereinigen ſich die Bootſchwänze oft mit verwandten Vögeln und
zuweilen auch mit unverwandten, wie mit kleinen Reihern und dergleichen. Raubvögel verfolgen ſie
mit demſelben Eifer und Jngrimm, wie die Krähen die unſrigen.
Die Staaren im engeren Sinne (Sturni) ſind mittelgroße, gedrungen gebaute, kurzſchwänzige,
aber ziemlich langflüglige Vögel mit mittelmäßig langem, geraden, breitkegelförmigen Schnabel und
mittelhohen, ziemlich ſtarken Füßen. Das Gefieder iſt ziemlich reichhaltig, aber hart, ſeine Färbung
ſehr verſchieden. Die Staaren ſind, wie alle Mitglieder ihrer Zunft, geſellige Vögel, welche ſich außer
und auch während der Brutzeit in größeren oder kleineren Geſellſchaften zuſammenhalten und alle
Geſchäfte gemeinſchaftlich verrichten. Ungeachtet ihres plumpen Anſehens ſind ſie raſch und gewandt,
auf dem Boden wie in den Zweigen oder in der Luft. Sie gehen ſchrittweiſe, etwas wackelnd, aber
doch raſch und gut, fliegen leicht, mit behenden Flügelſchlägen, raſch und rauſchend und bewegen ſich
auch im Gezweig oder im Röhricht mit viel Geſchick. Alle Arten ſind lebhafte, unruhige, ununter-
brochen beſchäftigte Vögel, welche nur kurze Zeit ruhen und auch dann noch irgend welche Thätigkeit
vornehmen. Nur während des Schlafens ſitzen ſie wirklich ſtill. Jhre Nahrung beſteht aus Kerbthie-
ren, Würmern und Schnecken, nebenbei auch in Früchten und andern Pflanzentheilen; doch werden ſie
niemals ſchädlich. Das Neſt, ein großer unregelmäßiger Bau, wird in Höhlungen von Bäumen, Felſen,
Gemäuern u. ſ. w. angelegt. Die Anzahl der Eier eines Geleges ſchwankt zwiſchen vier und ſieben.
Alle Arten halten die Gefangenſchaft leicht und dauernd aus; einzelne werden in ihr zu den ergötzlich-
ſten Vögeln, welche man überhaupt gefangen halten kann.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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