Eine wenig zahlreiche Gruppe der Glanzdrosseln können wir Glanzelstern nennen, weil sie mit diesem allbekannten Vogel in ihrer Gestalt einige Aehnlichkeit zeigen und auch in ihrem Betragen an ihn erinnern. Die Glanzelstern (Lamprotornis) sind größer, als die bisher erwähnten Arten und durch ihren auffallend langen Schwanz so ausgezeichnet, daß sie, streng genommen, kaum einer erschöpfenden Schilderung bedürfen. Der ziemlich kurze Schnabel ist zierlich, auf der Firste leicht gebogen, am Rande ein wenig ausgeschweift. Die Schwingen sind lang, aber nicht eben spitzig; der Schwanz ist so bedeutend abgestuft, daß die äußersten Federn kaum mehr als ein Drittel von der Länge der mittelsten erreichen. Die Füße sind hoch, kräftig, langzehig und mit starken Nägeln bewehrt.
Durch Le Vaillant sind wir mit dem weit verbreiteten Schweifschwanzvogel (Lamprotor- nis aenea) bekannt geworden. Er ist 18 bis 20 Zoll lang, wovon der Schwanz 10 bis 13 Zoll weg- nimmt; der Fittig mißt 61/2 bis 71/4 Zoll. Das Gefieder ist der Hauptfärbung nach schimmernd blaugrün, auf dem Rücken und Unterleibe braun, mit Kupferglanz auf dem Kopfe. Die Flügel- deckfedern zeigen schwarze Spitzenflecken. Der Schwanz ist purpurblau, in allen Metallfarben schim- mernd, durch dunklere Querflecken leicht gezeichnet. Das Auge ist hellgelb; der Schnabel und die Füße sind schwarz.
West- und Südafrika sind das Vaterland dieses Prachtvogels; im Norden wird er durch eine nahverwandte Art vertreten. Le Vaillant erzählt, daß der Schweifschwanzvogel in großen Flügen zusammenlebe, sich auf Bäumen aufhalte, aber auch auf die Erde herabkomme, um Würmer und Kerbthiere aufzusuchen, daß er sich auf dem Boden wie eine Elster bewege und fortwährend schreie, weiß aber im übrigen auch Nichts über ihn zu berichten. Auch ich habe in meinen Tagebüchern wenig über den ostafrikanischen Verwandten des Schweifschwanzvogels niedergeschrieben; ich glaubte damals, daß er hinlänglich bekannt wäre. So viel mir erinnerlich, haben wir ihn nur in den Urwaldungen getroffen und zwar höchstens in kleinen Familien, niemals aber in großen Banden, wie Vaillant angibt. Die Paare oder die Trupps leben viel auf dem Boden und bewegen sich hier ganz nach Art unserer Elstern; die Aehnlichkeit wird namentlich dadurch eine auffallende, daß der Schweif- schwanzvogel seinen prächtigen Schwanz ganz wie die Elster nach oben gestellt trägt. Fremdartigen Erscheinungen gegenüber zeigt sich das schöne Thier höchst mißtranisch; es ist auch da scheu, wo es den Menschen nur von seiner guten Seite kennen gelernt hat. Doch naht es sich zuweilen den Ortschaf- ten: ich erinnere mich, unsern Vogel unmittelbar neben den letzten Strohhütten einzelner Neger- walddörfer gesehen zu haben. Heuglin beobachtete den Schweifschwanzvogel bis zu 4000 Fuß über dem Meere, paar- und truppweise, und erwähnt, daß er nicht selten Aas fresse.
Zu Anfang dieses Jahres (1865) kamen plötzlich viele Glanzdrosseln und unter ihnen auch Schweifglanzvögel auf den europäischen Thiermarkt, wie erzählt wurde, durch Bemühung und Vermittelung eines Franzosen, welcher über hundert Stück nach Paris gesandt haben soll. Seit- dem sieht man wohl in jedem größeren Thiergarten mehrere der prächtigen Vögel. Jch habe noch nicht genügend Gelegenheit gehabt, die unserigen zu beobachten, und bin daher nicht im Stande, ihr Gefangenleben ausführlich zu beschreiben.
Jm allgemeinen erinnern die Schweifglanzvögel, soweit es sich um das Betragen handelt, an die Drosseln; kaum weniger aber auch an gewisse Elstern, so namentlich an die Blau- elstern. Mit anderen Glanzdrosseln, zumal mit den Glanzstaaren, haben sie jedoch noch weit größere Aehnlichkeit: sie bekunden sich in jeder Hinsicht als Engverwandte derselben. Jhre Be- wegungen sind leicht und zierlich, ebenfalls einigermaßen schleppend, jedoch keineswegs unkräftig. Der lange Schweif wird in der beschriebenen Weise getragen, wenn der Vogel auf dem Boden umherhüpft, senkrecht herabfallend dagegen, wenn er im Gezweig sitzend, größerer Ruhe sich hin- gibt. Die Stimme ist rauh und kreischend, dabei aber so eigenthümlich, daß man sie schwerlich mit einer andern uns bekannten verwechseln kann. Einen Gesang habe ich von unseren Gefan- genen nicht vernommen; doch dürfte Dies aus dem Grunde Nichts beweisen, weil diese Gefan- genen bisher in der Mauser waren oder mindestens dicht vor ihr standen. Jm übrigen muß ich
Glanzelſter.
Eine wenig zahlreiche Gruppe der Glanzdroſſeln können wir Glanzelſtern nennen, weil ſie mit dieſem allbekannten Vogel in ihrer Geſtalt einige Aehnlichkeit zeigen und auch in ihrem Betragen an ihn erinnern. Die Glanzelſtern (Lamprotornis) ſind größer, als die bisher erwähnten Arten und durch ihren auffallend langen Schwanz ſo ausgezeichnet, daß ſie, ſtreng genommen, kaum einer erſchöpfenden Schilderung bedürfen. Der ziemlich kurze Schnabel iſt zierlich, auf der Firſte leicht gebogen, am Rande ein wenig ausgeſchweift. Die Schwingen ſind lang, aber nicht eben ſpitzig; der Schwanz iſt ſo bedeutend abgeſtuft, daß die äußerſten Federn kaum mehr als ein Drittel von der Länge der mittelſten erreichen. Die Füße ſind hoch, kräftig, langzehig und mit ſtarken Nägeln bewehrt.
Durch Le Vaillant ſind wir mit dem weit verbreiteten Schweifſchwanzvogel (Lamprotor- nis aenea) bekannt geworden. Er iſt 18 bis 20 Zoll lang, wovon der Schwanz 10 bis 13 Zoll weg- nimmt; der Fittig mißt 6½ bis 7¼ Zoll. Das Gefieder iſt der Hauptfärbung nach ſchimmernd blaugrün, auf dem Rücken und Unterleibe braun, mit Kupferglanz auf dem Kopfe. Die Flügel- deckfedern zeigen ſchwarze Spitzenflecken. Der Schwanz iſt purpurblau, in allen Metallfarben ſchim- mernd, durch dunklere Querflecken leicht gezeichnet. Das Auge iſt hellgelb; der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz.
Weſt- und Südafrika ſind das Vaterland dieſes Prachtvogels; im Norden wird er durch eine nahverwandte Art vertreten. Le Vaillant erzählt, daß der Schweifſchwanzvogel in großen Flügen zuſammenlebe, ſich auf Bäumen aufhalte, aber auch auf die Erde herabkomme, um Würmer und Kerbthiere aufzuſuchen, daß er ſich auf dem Boden wie eine Elſter bewege und fortwährend ſchreie, weiß aber im übrigen auch Nichts über ihn zu berichten. Auch ich habe in meinen Tagebüchern wenig über den oſtafrikaniſchen Verwandten des Schweifſchwanzvogels niedergeſchrieben; ich glaubte damals, daß er hinlänglich bekannt wäre. So viel mir erinnerlich, haben wir ihn nur in den Urwaldungen getroffen und zwar höchſtens in kleinen Familien, niemals aber in großen Banden, wie Vaillant angibt. Die Paare oder die Trupps leben viel auf dem Boden und bewegen ſich hier ganz nach Art unſerer Elſtern; die Aehnlichkeit wird namentlich dadurch eine auffallende, daß der Schweif- ſchwanzvogel ſeinen prächtigen Schwanz ganz wie die Elſter nach oben geſtellt trägt. Fremdartigen Erſcheinungen gegenüber zeigt ſich das ſchöne Thier höchſt mißtraniſch; es iſt auch da ſcheu, wo es den Menſchen nur von ſeiner guten Seite kennen gelernt hat. Doch naht es ſich zuweilen den Ortſchaf- ten: ich erinnere mich, unſern Vogel unmittelbar neben den letzten Strohhütten einzelner Neger- walddörfer geſehen zu haben. Heuglin beobachtete den Schweifſchwanzvogel bis zu 4000 Fuß über dem Meere, paar- und truppweiſe, und erwähnt, daß er nicht ſelten Aas freſſe.
Zu Anfang dieſes Jahres (1865) kamen plötzlich viele Glanzdroſſeln und unter ihnen auch Schweifglanzvögel auf den europäiſchen Thiermarkt, wie erzählt wurde, durch Bemühung und Vermittelung eines Franzoſen, welcher über hundert Stück nach Paris geſandt haben ſoll. Seit- dem ſieht man wohl in jedem größeren Thiergarten mehrere der prächtigen Vögel. Jch habe noch nicht genügend Gelegenheit gehabt, die unſerigen zu beobachten, und bin daher nicht im Stande, ihr Gefangenleben ausführlich zu beſchreiben.
Jm allgemeinen erinnern die Schweifglanzvögel, ſoweit es ſich um das Betragen handelt, an die Droſſeln; kaum weniger aber auch an gewiſſe Elſtern, ſo namentlich an die Blau- elſtern. Mit anderen Glanzdroſſeln, zumal mit den Glanzſtaaren, haben ſie jedoch noch weit größere Aehnlichkeit: ſie bekunden ſich in jeder Hinſicht als Engverwandte derſelben. Jhre Be- wegungen ſind leicht und zierlich, ebenfalls einigermaßen ſchleppend, jedoch keineswegs unkräftig. Der lange Schweif wird in der beſchriebenen Weiſe getragen, wenn der Vogel auf dem Boden umherhüpft, ſenkrecht herabfallend dagegen, wenn er im Gezweig ſitzend, größerer Ruhe ſich hin- gibt. Die Stimme iſt rauh und kreiſchend, dabei aber ſo eigenthümlich, daß man ſie ſchwerlich mit einer andern uns bekannten verwechſeln kann. Einen Geſang habe ich von unſeren Gefan- genen nicht vernommen; doch dürfte Dies aus dem Grunde Nichts beweiſen, weil dieſe Gefan- genen bisher in der Mauſer waren oder mindeſtens dicht vor ihr ſtanden. Jm übrigen muß ich
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Glanzelſter.
Eine wenig zahlreiche Gruppe der Glanzdroſſeln können wir Glanzelſtern nennen, weil ſie
mit dieſem allbekannten Vogel in ihrer Geſtalt einige Aehnlichkeit zeigen und auch in ihrem Betragen
an ihn erinnern. Die Glanzelſtern (Lamprotornis) ſind größer, als die bisher erwähnten Arten
und durch ihren auffallend langen Schwanz ſo ausgezeichnet, daß ſie, ſtreng genommen, kaum einer
erſchöpfenden Schilderung bedürfen. Der ziemlich kurze Schnabel iſt zierlich, auf der Firſte leicht
gebogen, am Rande ein wenig ausgeſchweift. Die Schwingen ſind lang, aber nicht eben ſpitzig; der
Schwanz iſt ſo bedeutend abgeſtuft, daß die äußerſten Federn kaum mehr als ein Drittel von der
Länge der mittelſten erreichen. Die Füße ſind hoch, kräftig, langzehig und mit ſtarken Nägeln bewehrt.
Durch Le Vaillant ſind wir mit dem weit verbreiteten Schweifſchwanzvogel (Lamprotor-
nis aenea) bekannt geworden. Er iſt 18 bis 20 Zoll lang, wovon der Schwanz 10 bis 13 Zoll weg-
nimmt; der Fittig mißt 6½ bis 7¼ Zoll. Das Gefieder iſt der Hauptfärbung nach ſchimmernd
blaugrün, auf dem Rücken und Unterleibe braun, mit Kupferglanz auf dem Kopfe. Die Flügel-
deckfedern zeigen ſchwarze Spitzenflecken. Der Schwanz iſt purpurblau, in allen Metallfarben ſchim-
mernd, durch dunklere Querflecken leicht gezeichnet. Das Auge iſt hellgelb; der Schnabel und die
Füße ſind ſchwarz.
Weſt- und Südafrika ſind das Vaterland dieſes Prachtvogels; im Norden wird er durch eine
nahverwandte Art vertreten. Le Vaillant erzählt, daß der Schweifſchwanzvogel in großen Flügen
zuſammenlebe, ſich auf Bäumen aufhalte, aber auch auf die Erde herabkomme, um Würmer und
Kerbthiere aufzuſuchen, daß er ſich auf dem Boden wie eine Elſter bewege und fortwährend ſchreie,
weiß aber im übrigen auch Nichts über ihn zu berichten. Auch ich habe in meinen Tagebüchern wenig
über den oſtafrikaniſchen Verwandten des Schweifſchwanzvogels niedergeſchrieben; ich glaubte damals,
daß er hinlänglich bekannt wäre. So viel mir erinnerlich, haben wir ihn nur in den Urwaldungen
getroffen und zwar höchſtens in kleinen Familien, niemals aber in großen Banden, wie Vaillant
angibt. Die Paare oder die Trupps leben viel auf dem Boden und bewegen ſich hier ganz nach Art
unſerer Elſtern; die Aehnlichkeit wird namentlich dadurch eine auffallende, daß der Schweif-
ſchwanzvogel ſeinen prächtigen Schwanz ganz wie die Elſter nach oben geſtellt trägt. Fremdartigen
Erſcheinungen gegenüber zeigt ſich das ſchöne Thier höchſt mißtraniſch; es iſt auch da ſcheu, wo es den
Menſchen nur von ſeiner guten Seite kennen gelernt hat. Doch naht es ſich zuweilen den Ortſchaf-
ten: ich erinnere mich, unſern Vogel unmittelbar neben den letzten Strohhütten einzelner Neger-
walddörfer geſehen zu haben. Heuglin beobachtete den Schweifſchwanzvogel bis zu 4000 Fuß über
dem Meere, paar- und truppweiſe, und erwähnt, daß er nicht ſelten Aas freſſe.
Zu Anfang dieſes Jahres (1865) kamen plötzlich viele Glanzdroſſeln und unter ihnen auch
Schweifglanzvögel auf den europäiſchen Thiermarkt, wie erzählt wurde, durch Bemühung und
Vermittelung eines Franzoſen, welcher über hundert Stück nach Paris geſandt haben ſoll. Seit-
dem ſieht man wohl in jedem größeren Thiergarten mehrere der prächtigen Vögel. Jch habe noch
nicht genügend Gelegenheit gehabt, die unſerigen zu beobachten, und bin daher nicht im Stande,
ihr Gefangenleben ausführlich zu beſchreiben.
Jm allgemeinen erinnern die Schweifglanzvögel, ſoweit es ſich um das Betragen handelt,
an die Droſſeln; kaum weniger aber auch an gewiſſe Elſtern, ſo namentlich an die Blau-
elſtern. Mit anderen Glanzdroſſeln, zumal mit den Glanzſtaaren, haben ſie jedoch noch weit
größere Aehnlichkeit: ſie bekunden ſich in jeder Hinſicht als Engverwandte derſelben. Jhre Be-
wegungen ſind leicht und zierlich, ebenfalls einigermaßen ſchleppend, jedoch keineswegs unkräftig.
Der lange Schweif wird in der beſchriebenen Weiſe getragen, wenn der Vogel auf dem Boden
umherhüpft, ſenkrecht herabfallend dagegen, wenn er im Gezweig ſitzend, größerer Ruhe ſich hin-
gibt. Die Stimme iſt rauh und kreiſchend, dabei aber ſo eigenthümlich, daß man ſie ſchwerlich
mit einer andern uns bekannten verwechſeln kann. Einen Geſang habe ich von unſeren Gefan-
genen nicht vernommen; doch dürfte Dies aus dem Grunde Nichts beweiſen, weil dieſe Gefan-
genen bisher in der Mauſer waren oder mindeſtens dicht vor ihr ſtanden. Jm übrigen muß ich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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