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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Felsenstaar. Naburup.
des Felsenstaars ist ein wohltlingendes "Djui, Djui", welches mich am meisten an den Staarenpfiff
erinnert hat. Der Gesang ist sehr reich und etwa als das Mittel zwischen dem Drosselschlag und dem
Staarengesang zu bezeichnen; doch fehlt ihm das Schnarrende der Staaren gänzlich. Erschreckt stößt
die Gesellschaft ein lautes, etwa wie "Wittitir, Wittn, Wittihu" klingendes Geschrei aus. Jch
fand, daß der Vogel mindestens ebenso scheu war, wie andere große Glanzdrosseln und habe mich
vergeblich bemüht, ihn zu überlisten. Das gelang mir nicht einmal auf dem Anstand unter seinem
Lieblingsbaume und bezüglich an der Wand seines Felsens. Einer der Herankommenden bemerkte
mich, warnte die übrigen, und nunmehr wich Alles sorgfältig aus."



Einige sehr nahe verwandte Vögel, welche wir Bergglanzstaaren (Amydrus) nennen wollen,
unterscheiden sich durch schwächern Schnabel mit deutlicher Kerbe, kürzere, gerundete Flügel, verhältniß-
mäßig längern, etwas abgestuften Schwanz und seidiges, nicht aber metallisch glänzendes Gesieder
von den vorigen. Sie bewohnen Süd- und Mittelafrika, finden sich aber auch, wie Heuglin und
ich gleichzeitig beobachteten, im steinigten Arabien.

Le Vaillant hat eine Art dieser Gruppe Naburup (Amydrus Naborup) genannt, und dieser
Name ist auch zum wissenschaftlichen erhoben worden. Sie ist 9 2/3 Zoll lang; der Fittig mißt
51/4 Zoll, der Schwanz 4 Zoll. Das Gefieder ist schwärzlichstahlblau; die sechs ersten Schwungfedern
aber sind auf der Außenfahne rothbraun, auf der innern lichtbraun, gegen die Spitze hin schwarz-
braun. Der Augenstern ist lichtroth, der Schnabel und die Füße sind schwarz. Das Weibchen ist
kleiner, im Gefieder kaum verschieden. Die Jungen sind braun und stahlblau gefleckt.

Vaillant fand den Naburup im Lande der Namaquen unter dem 30. Grad südlicher Breite.
Wir begegneten ihm im steinigten Arabien und zwar in einem ziemlich großen Trupp, welcher auf
Felsen sein Wesen trieb. Wie es scheint, leben auch diese Vögel stets in Gesellschaften, ganz nach Art
der Felsenglanzstaaren. Jhr kurzer Gesang ist angenehm, ihr Lockton äußerst wohllautend. Ueber
das Fortpflanzungsgeschäft scheint wenig bekannt zu sein. Eine nahe verwandte Art nistet gesellschafts-
weise in Felsklüften und zwar zweimal im Jahre. Das Nest wird so kunstlos aus kleinen Zweigen
gefertigt, daß man die auf grünlichem Grunde braun gefleckten Eier, vier bis fünf an der Zahl, durch-
schimmern sieht. Beide Geschlechter brüten abwechselnd. Hierauf beschränkt sich das mir über diesen
Vogel Bekannte.



Mehrere Naturforscher vereinigen die Pirole (Orioli) mit den Paradiesvögeln, andere
reihen sie den Drosseln an; ich glaube, ihnen hier ihre Stelle anweisen zu dürfen. Die Familie,
welche sie bilden, kennzeichnet sich durch gestreckten Leibesbau mit ziemlich langen Flügeln, mittellangen
Schwanz und niederen oder mindestens wenig hohen, starkzehigen und mit kräftigen Krallen bewehrten
Füßen. Der Schnabel ist lang, kegelförmig, oben und unten sanft gewölbt, mit einem kaum bemerk-
lichen Haken am Oberschnabel. Das Gefieder ist weich und schönfarbig, nach dem Geschlecht meist
sehr verschieden, bei einigen Arten glänzend, bei andern schimmerlos, dann aber durch sehr lebhafte
Farben ausgezeichnet.

Alle hierher gehörigen Vögel gehören der Osthälfte der Erde an. Die meisten sind Bewohner
der alten Welt; einige leben in Neuholland. Sie bewohnen die Waldungen und halten sich meist
auf Bäumen auf; doch sind einige Arten in gewissem Sinne auch Erdvögel, während alle kurzfüßigen
auf dem Boden nur mit ungeschickten Sprüngen dahin hüpfen. Jm Gezweig bewegen sie sich sehr
geschickt, fliegend mit großer Leichtigkeit. Jhre Stimme ist einfach; die einzelnen Laute zeichnen sich
jedoch durch Kraft und Wohllaut aus. Kerbthiere und Früchte bilden die Nahrung.

Felſenſtaar. Naburup.
des Felſenſtaars iſt ein wohltlingendes „Djui, Djui‟, welches mich am meiſten an den Staarenpfiff
erinnert hat. Der Geſang iſt ſehr reich und etwa als das Mittel zwiſchen dem Droſſelſchlag und dem
Staarengeſang zu bezeichnen; doch fehlt ihm das Schnarrende der Staaren gänzlich. Erſchreckt ſtößt
die Geſellſchaft ein lautes, etwa wie „Wittitir, Wittn, Wittihu‟ klingendes Geſchrei aus. Jch
fand, daß der Vogel mindeſtens ebenſo ſcheu war, wie andere große Glanzdroſſeln und habe mich
vergeblich bemüht, ihn zu überliſten. Das gelang mir nicht einmal auf dem Anſtand unter ſeinem
Lieblingsbaume und bezüglich an der Wand ſeines Felſens. Einer der Herankommenden bemerkte
mich, warnte die übrigen, und nunmehr wich Alles ſorgfältig aus.‟



Einige ſehr nahe verwandte Vögel, welche wir Bergglanzſtaaren (Amydrus) nennen wollen,
unterſcheiden ſich durch ſchwächern Schnabel mit deutlicher Kerbe, kürzere, gerundete Flügel, verhältniß-
mäßig längern, etwas abgeſtuften Schwanz und ſeidiges, nicht aber metalliſch glänzendes Geſieder
von den vorigen. Sie bewohnen Süd- und Mittelafrika, finden ſich aber auch, wie Heuglin und
ich gleichzeitig beobachteten, im ſteinigten Arabien.

Le Vaillant hat eine Art dieſer Gruppe Naburup (Amydrus Naborup) genannt, und dieſer
Name iſt auch zum wiſſenſchaftlichen erhoben worden. Sie iſt 9⅔ Zoll lang; der Fittig mißt
5¼ Zoll, der Schwanz 4 Zoll. Das Gefieder iſt ſchwärzlichſtahlblau; die ſechs erſten Schwungfedern
aber ſind auf der Außenfahne rothbraun, auf der innern lichtbraun, gegen die Spitze hin ſchwarz-
braun. Der Augenſtern iſt lichtroth, der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz. Das Weibchen iſt
kleiner, im Gefieder kaum verſchieden. Die Jungen ſind braun und ſtahlblau gefleckt.

Vaillant fand den Naburup im Lande der Namaquen unter dem 30. Grad ſüdlicher Breite.
Wir begegneten ihm im ſteinigten Arabien und zwar in einem ziemlich großen Trupp, welcher auf
Felſen ſein Weſen trieb. Wie es ſcheint, leben auch dieſe Vögel ſtets in Geſellſchaften, ganz nach Art
der Felſenglanzſtaaren. Jhr kurzer Geſang iſt angenehm, ihr Lockton äußerſt wohllautend. Ueber
das Fortpflanzungsgeſchäft ſcheint wenig bekannt zu ſein. Eine nahe verwandte Art niſtet geſellſchafts-
weiſe in Felsklüften und zwar zweimal im Jahre. Das Neſt wird ſo kunſtlos aus kleinen Zweigen
gefertigt, daß man die auf grünlichem Grunde braun gefleckten Eier, vier bis fünf an der Zahl, durch-
ſchimmern ſieht. Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd. Hierauf beſchränkt ſich das mir über dieſen
Vogel Bekannte.



Mehrere Naturforſcher vereinigen die Pirole (Orioli) mit den Paradiesvögeln, andere
reihen ſie den Droſſeln an; ich glaube, ihnen hier ihre Stelle anweiſen zu dürfen. Die Familie,
welche ſie bilden, kennzeichnet ſich durch geſtreckten Leibesbau mit ziemlich langen Flügeln, mittellangen
Schwanz und niederen oder mindeſtens wenig hohen, ſtarkzehigen und mit kräftigen Krallen bewehrten
Füßen. Der Schnabel iſt lang, kegelförmig, oben und unten ſanft gewölbt, mit einem kaum bemerk-
lichen Haken am Oberſchnabel. Das Gefieder iſt weich und ſchönfarbig, nach dem Geſchlecht meiſt
ſehr verſchieden, bei einigen Arten glänzend, bei andern ſchimmerlos, dann aber durch ſehr lebhafte
Farben ausgezeichnet.

Alle hierher gehörigen Vögel gehören der Oſthälfte der Erde an. Die meiſten ſind Bewohner
der alten Welt; einige leben in Neuholland. Sie bewohnen die Waldungen und halten ſich meiſt
auf Bäumen auf; doch ſind einige Arten in gewiſſem Sinne auch Erdvögel, während alle kurzfüßigen
auf dem Boden nur mit ungeſchickten Sprüngen dahin hüpfen. Jm Gezweig bewegen ſie ſich ſehr
geſchickt, fliegend mit großer Leichtigkeit. Jhre Stimme iſt einfach; die einzelnen Laute zeichnen ſich
jedoch durch Kraft und Wohllaut aus. Kerbthiere und Früchte bilden die Nahrung.

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[313/0337] Felſenſtaar. Naburup. des Felſenſtaars iſt ein wohltlingendes „Djui, Djui‟, welches mich am meiſten an den Staarenpfiff erinnert hat. Der Geſang iſt ſehr reich und etwa als das Mittel zwiſchen dem Droſſelſchlag und dem Staarengeſang zu bezeichnen; doch fehlt ihm das Schnarrende der Staaren gänzlich. Erſchreckt ſtößt die Geſellſchaft ein lautes, etwa wie „Wittitir, Wittn, Wittihu‟ klingendes Geſchrei aus. Jch fand, daß der Vogel mindeſtens ebenſo ſcheu war, wie andere große Glanzdroſſeln und habe mich vergeblich bemüht, ihn zu überliſten. Das gelang mir nicht einmal auf dem Anſtand unter ſeinem Lieblingsbaume und bezüglich an der Wand ſeines Felſens. Einer der Herankommenden bemerkte mich, warnte die übrigen, und nunmehr wich Alles ſorgfältig aus.‟ Einige ſehr nahe verwandte Vögel, welche wir Bergglanzſtaaren (Amydrus) nennen wollen, unterſcheiden ſich durch ſchwächern Schnabel mit deutlicher Kerbe, kürzere, gerundete Flügel, verhältniß- mäßig längern, etwas abgeſtuften Schwanz und ſeidiges, nicht aber metalliſch glänzendes Geſieder von den vorigen. Sie bewohnen Süd- und Mittelafrika, finden ſich aber auch, wie Heuglin und ich gleichzeitig beobachteten, im ſteinigten Arabien. Le Vaillant hat eine Art dieſer Gruppe Naburup (Amydrus Naborup) genannt, und dieſer Name iſt auch zum wiſſenſchaftlichen erhoben worden. Sie iſt 9⅔ Zoll lang; der Fittig mißt 5¼ Zoll, der Schwanz 4 Zoll. Das Gefieder iſt ſchwärzlichſtahlblau; die ſechs erſten Schwungfedern aber ſind auf der Außenfahne rothbraun, auf der innern lichtbraun, gegen die Spitze hin ſchwarz- braun. Der Augenſtern iſt lichtroth, der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz. Das Weibchen iſt kleiner, im Gefieder kaum verſchieden. Die Jungen ſind braun und ſtahlblau gefleckt. Vaillant fand den Naburup im Lande der Namaquen unter dem 30. Grad ſüdlicher Breite. Wir begegneten ihm im ſteinigten Arabien und zwar in einem ziemlich großen Trupp, welcher auf Felſen ſein Weſen trieb. Wie es ſcheint, leben auch dieſe Vögel ſtets in Geſellſchaften, ganz nach Art der Felſenglanzſtaaren. Jhr kurzer Geſang iſt angenehm, ihr Lockton äußerſt wohllautend. Ueber das Fortpflanzungsgeſchäft ſcheint wenig bekannt zu ſein. Eine nahe verwandte Art niſtet geſellſchafts- weiſe in Felsklüften und zwar zweimal im Jahre. Das Neſt wird ſo kunſtlos aus kleinen Zweigen gefertigt, daß man die auf grünlichem Grunde braun gefleckten Eier, vier bis fünf an der Zahl, durch- ſchimmern ſieht. Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd. Hierauf beſchränkt ſich das mir über dieſen Vogel Bekannte. Mehrere Naturforſcher vereinigen die Pirole (Orioli) mit den Paradiesvögeln, andere reihen ſie den Droſſeln an; ich glaube, ihnen hier ihre Stelle anweiſen zu dürfen. Die Familie, welche ſie bilden, kennzeichnet ſich durch geſtreckten Leibesbau mit ziemlich langen Flügeln, mittellangen Schwanz und niederen oder mindeſtens wenig hohen, ſtarkzehigen und mit kräftigen Krallen bewehrten Füßen. Der Schnabel iſt lang, kegelförmig, oben und unten ſanft gewölbt, mit einem kaum bemerk- lichen Haken am Oberſchnabel. Das Gefieder iſt weich und ſchönfarbig, nach dem Geſchlecht meiſt ſehr verſchieden, bei einigen Arten glänzend, bei andern ſchimmerlos, dann aber durch ſehr lebhafte Farben ausgezeichnet. Alle hierher gehörigen Vögel gehören der Oſthälfte der Erde an. Die meiſten ſind Bewohner der alten Welt; einige leben in Neuholland. Sie bewohnen die Waldungen und halten ſich meiſt auf Bäumen auf; doch ſind einige Arten in gewiſſem Sinne auch Erdvögel, während alle kurzfüßigen auf dem Boden nur mit ungeſchickten Sprüngen dahin hüpfen. Jm Gezweig bewegen ſie ſich ſehr geſchickt, fliegend mit großer Leichtigkeit. Jhre Stimme iſt einfach; die einzelnen Laute zeichnen ſich jedoch durch Kraft und Wohllaut aus. Kerbthiere und Früchte bilden die Nahrung.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/337>, abgerufen am 22.11.2024.