So viel man bis jetzt weiß, leben nur wenige Arten gesellig. Die meisten halten sich in Paaren zusammen und vertheidigen eifersüchtig das einmal gewählte Gebiet gegen andere ihrer Art. Die australischen Arten scheinen jedoch hiervon eine Ausnahme zu machen, weil man sie oft auch während der Paarungszeit in Gesellschaft gesehen hat. Die Nester sind ohne Ausnahme künstliche Gebäude, welche zwischen Baumzweigen aufgerichtet oder angehängt werden. Einige Arten errichten sich noch außerdem Vergnügungslauben, welche sie mit allerhand glänzenden Dingen verzieren.
Die australischen Arten mögen die Reihe eröffnen. Sie stellen sich gewissermaßen als Uebergangs- glieder zwischen den Glanzdrosseln und den Pirolen im engern Sinne dar, während diese in mancher Hinsicht an die Paradiesvögel erinnern.
Unter ihnen ist eine Art in der Neuzeit berühmt geworden, der Atlasvogel (Ptilonorhynchus holosericeus). Sein Leib ist kräftig, der Flügel kurz abgerundet, der Schwanz mittellang und abge-
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Der Atlasvogel (Ptilonorhynchus holosericeus).
stumpft, der Fuß ziemlich hoch, dünn und kurzzehig, der Schnabel kräftig, auf dem Oberkiefer ziemlich stark gewölbt, mit seichten Haken über den untern gebogen, vor der Spitze mit zwei leichten Einschnitten versehen, der Unterkiefer leicht gekrümmt. Das alte Männchen ist ein prachtvoller Vogel. Sein wie Atlas glänzendes Gefieder ist tief blauschwarz; die Vorder- und Armschwingen, Flügeldeck- und Steuerfedern sind sammtschwarz, blau an der Spitze; die Jris ist hellblau bis auf einen schmalen rothen Ring, welcher den Stern umgibt, der Schnabel lichtbläulichhornfarben, an der Spitze gelb, der Fuß röthlich. Das Weibchen ist auf der Oberseite grün, an den Flügeln und auf dem Schwanz dunkelgelbbraun, auf der Unterseite gelblichgrün, jede Feder hier mit dunkelbraunen Mondflecken nahe der Spitze, wodurch eine schuppige Zeichnung entsteht. Die Jungen ähneln dem Weibchen.
Die Knacker. Rabenvögel. Pirole.
So viel man bis jetzt weiß, leben nur wenige Arten geſellig. Die meiſten halten ſich in Paaren zuſammen und vertheidigen eiferſüchtig das einmal gewählte Gebiet gegen andere ihrer Art. Die auſtraliſchen Arten ſcheinen jedoch hiervon eine Ausnahme zu machen, weil man ſie oft auch während der Paarungszeit in Geſellſchaft geſehen hat. Die Neſter ſind ohne Ausnahme künſtliche Gebäude, welche zwiſchen Baumzweigen aufgerichtet oder angehängt werden. Einige Arten errichten ſich noch außerdem Vergnügungslauben, welche ſie mit allerhand glänzenden Dingen verzieren.
Die auſtraliſchen Arten mögen die Reihe eröffnen. Sie ſtellen ſich gewiſſermaßen als Uebergangs- glieder zwiſchen den Glanzdroſſeln und den Pirolen im engern Sinne dar, während dieſe in mancher Hinſicht an die Paradiesvögel erinnern.
Unter ihnen iſt eine Art in der Neuzeit berühmt geworden, der Atlasvogel (Ptilonorhynchus holosericeus). Sein Leib iſt kräftig, der Flügel kurz abgerundet, der Schwanz mittellang und abge-
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Der Atlasvogel (Ptilonorhynchus holosericeus).
ſtumpft, der Fuß ziemlich hoch, dünn und kurzzehig, der Schnabel kräftig, auf dem Oberkiefer ziemlich ſtark gewölbt, mit ſeichten Haken über den untern gebogen, vor der Spitze mit zwei leichten Einſchnitten verſehen, der Unterkiefer leicht gekrümmt. Das alte Männchen iſt ein prachtvoller Vogel. Sein wie Atlas glänzendes Gefieder iſt tief blauſchwarz; die Vorder- und Armſchwingen, Flügeldeck- und Steuerfedern ſind ſammtſchwarz, blau an der Spitze; die Jris iſt hellblau bis auf einen ſchmalen rothen Ring, welcher den Stern umgibt, der Schnabel lichtbläulichhornfarben, an der Spitze gelb, der Fuß röthlich. Das Weibchen iſt auf der Oberſeite grün, an den Flügeln und auf dem Schwanz dunkelgelbbraun, auf der Unterſeite gelblichgrün, jede Feder hier mit dunkelbraunen Mondflecken nahe der Spitze, wodurch eine ſchuppige Zeichnung entſteht. Die Jungen ähneln dem Weibchen.
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Die Knacker. Rabenvögel. Pirole.
So viel man bis jetzt weiß, leben nur wenige Arten geſellig. Die meiſten halten ſich in Paaren
zuſammen und vertheidigen eiferſüchtig das einmal gewählte Gebiet gegen andere ihrer Art. Die
auſtraliſchen Arten ſcheinen jedoch hiervon eine Ausnahme zu machen, weil man ſie oft auch während
der Paarungszeit in Geſellſchaft geſehen hat. Die Neſter ſind ohne Ausnahme künſtliche Gebäude,
welche zwiſchen Baumzweigen aufgerichtet oder angehängt werden. Einige Arten errichten ſich noch
außerdem Vergnügungslauben, welche ſie mit allerhand glänzenden Dingen verzieren.
Die auſtraliſchen Arten mögen die Reihe eröffnen. Sie ſtellen ſich gewiſſermaßen als Uebergangs-
glieder zwiſchen den Glanzdroſſeln und den Pirolen im engern Sinne dar, während dieſe in
mancher Hinſicht an die Paradiesvögel erinnern.
Unter ihnen iſt eine Art in der Neuzeit berühmt geworden, der Atlasvogel (Ptilonorhynchus
holosericeus). Sein Leib iſt kräftig, der Flügel kurz abgerundet, der Schwanz mittellang und abge-
[Abbildung Der Atlasvogel (Ptilonorhynchus holosericeus).]
ſtumpft, der Fuß ziemlich hoch, dünn und kurzzehig, der Schnabel kräftig, auf dem Oberkiefer ziemlich
ſtark gewölbt, mit ſeichten Haken über den untern gebogen, vor der Spitze mit zwei leichten Einſchnitten
verſehen, der Unterkiefer leicht gekrümmt. Das alte Männchen iſt ein prachtvoller Vogel. Sein wie
Atlas glänzendes Gefieder iſt tief blauſchwarz; die Vorder- und Armſchwingen, Flügeldeck- und
Steuerfedern ſind ſammtſchwarz, blau an der Spitze; die Jris iſt hellblau bis auf einen ſchmalen
rothen Ring, welcher den Stern umgibt, der Schnabel lichtbläulichhornfarben, an der Spitze gelb,
der Fuß röthlich. Das Weibchen iſt auf der Oberſeite grün, an den Flügeln und auf dem Schwanz
dunkelgelbbraun, auf der Unterſeite gelblichgrün, jede Feder hier mit dunkelbraunen Mondflecken nahe
der Spitze, wodurch eine ſchuppige Zeichnung entſteht. Die Jungen ähneln dem Weibchen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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