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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Kragenvogel. Kirschpirol.
nung der Lauben von den Flüssen, welche die Muscheln geliefert haben mußten, konnte der Forscher
schließen, daß die Vögel ihre Schmucksachen unter Umständen meilenweit herbeischleppen. Jm Aus-
suchen der Stoffe scheinen die Baukünstler sehr wählerisch zu sein; sie nehmen nur solche, welche abge-
bleicht und weiß oder farbig sind. Gould überzeugte sich, daß die Lauben von mehreren Kragenvögeln
zum Stelldichein benutzt wurden; denn als er sich einst verborgen vor einem der Gebäude auf die
Lauer legte, schoß er kurz nach einander zwei Männchen, welche aus demselben Eingange hervor-
gelaufen kamen.

Coxen fand im Dezember ein Nest mit drei Jungen. Es ähnelte in seiner Gestalt dem der
gemeinen europäischen Drossel, war tiefnapfförmig, aus dürren Reisern erbaut, leicht mit Federn
und feinen Gräsern belegt und stand auf den kleinen Zweigen einer Akazie über einem Wasserpfuhle.

[Abbildung] Der Kragenvogel (Chlamydera maculata).


Die zweite Horde vereinigt die eigentlichen Pirole in sich. Jhr Schnabel ist gestreckt, der Flügel
ziemlich lang, der Fuß aber kurz. Gelb und Schwarz sind die vorherrschenden Farben der Männ-
chen; die Weibchen tragen ein graugrünliches Kleid.

Unser Pirol oder Kirschvogel, die Golddrossel, Regenkatze, der Pfingstvogel,
Bülow, Wiedewall, Bieresel, Schulz von Milo, Berolft, Weihrauch, Gelbling
u. s. w.
(Oriolus Galbula), das Urbild der Familie, ist 93/4 Zoll lang und 18 Zoll breit; der Fittig mißt gegen
6 Zoll, der Schwanz gegen 4 Zoll. Das Weibchen ist um 1/2 Zoll kleiner und etwa 1 Zoll schmäler.
Beim ausgefärbten Männchen sind die Zügel, die Flügel und der Schwanz der Hauptsache nach
schwarz, die übrigen Theile prächtig hochgelb. Ein gelber Flecken ziert die Wurzeln der Schwung-

Kragenvogel. Kirſchpirol.
nung der Lauben von den Flüſſen, welche die Muſcheln geliefert haben mußten, konnte der Forſcher
ſchließen, daß die Vögel ihre Schmuckſachen unter Umſtänden meilenweit herbeiſchleppen. Jm Aus-
ſuchen der Stoffe ſcheinen die Baukünſtler ſehr wähleriſch zu ſein; ſie nehmen nur ſolche, welche abge-
bleicht und weiß oder farbig ſind. Gould überzeugte ſich, daß die Lauben von mehreren Kragenvögeln
zum Stelldichein benutzt wurden; denn als er ſich einſt verborgen vor einem der Gebäude auf die
Lauer legte, ſchoß er kurz nach einander zwei Männchen, welche aus demſelben Eingange hervor-
gelaufen kamen.

Coxen fand im Dezember ein Neſt mit drei Jungen. Es ähnelte in ſeiner Geſtalt dem der
gemeinen europäiſchen Droſſel, war tiefnapfförmig, aus dürren Reiſern erbaut, leicht mit Federn
und feinen Gräſern belegt und ſtand auf den kleinen Zweigen einer Akazie über einem Waſſerpfuhle.

[Abbildung] Der Kragenvogel (Chlamydera maculata).


Die zweite Horde vereinigt die eigentlichen Pirole in ſich. Jhr Schnabel iſt geſtreckt, der Flügel
ziemlich lang, der Fuß aber kurz. Gelb und Schwarz ſind die vorherrſchenden Farben der Männ-
chen; die Weibchen tragen ein graugrünliches Kleid.

Unſer Pirol oder Kirſchvogel, die Golddroſſel, Regenkatze, der Pfingſtvogel,
Bülow, Wiedewall, Biereſel, Schulz von Milo, Berolft, Weihrauch, Gelbling
u. ſ. w.
(Oriolus Galbula), das Urbild der Familie, iſt 9¾ Zoll lang und 18 Zoll breit; der Fittig mißt gegen
6 Zoll, der Schwanz gegen 4 Zoll. Das Weibchen iſt um ½ Zoll kleiner und etwa 1 Zoll ſchmäler.
Beim ausgefärbten Männchen ſind die Zügel, die Flügel und der Schwanz der Hauptſache nach
ſchwarz, die übrigen Theile prächtig hochgelb. Ein gelber Flecken ziert die Wurzeln der Schwung-

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[317/0341] Kragenvogel. Kirſchpirol. nung der Lauben von den Flüſſen, welche die Muſcheln geliefert haben mußten, konnte der Forſcher ſchließen, daß die Vögel ihre Schmuckſachen unter Umſtänden meilenweit herbeiſchleppen. Jm Aus- ſuchen der Stoffe ſcheinen die Baukünſtler ſehr wähleriſch zu ſein; ſie nehmen nur ſolche, welche abge- bleicht und weiß oder farbig ſind. Gould überzeugte ſich, daß die Lauben von mehreren Kragenvögeln zum Stelldichein benutzt wurden; denn als er ſich einſt verborgen vor einem der Gebäude auf die Lauer legte, ſchoß er kurz nach einander zwei Männchen, welche aus demſelben Eingange hervor- gelaufen kamen. Coxen fand im Dezember ein Neſt mit drei Jungen. Es ähnelte in ſeiner Geſtalt dem der gemeinen europäiſchen Droſſel, war tiefnapfförmig, aus dürren Reiſern erbaut, leicht mit Federn und feinen Gräſern belegt und ſtand auf den kleinen Zweigen einer Akazie über einem Waſſerpfuhle. [Abbildung Der Kragenvogel (Chlamydera maculata).] Die zweite Horde vereinigt die eigentlichen Pirole in ſich. Jhr Schnabel iſt geſtreckt, der Flügel ziemlich lang, der Fuß aber kurz. Gelb und Schwarz ſind die vorherrſchenden Farben der Männ- chen; die Weibchen tragen ein graugrünliches Kleid. Unſer Pirol oder Kirſchvogel, die Golddroſſel, Regenkatze, der Pfingſtvogel, Bülow, Wiedewall, Biereſel, Schulz von Milo, Berolft, Weihrauch, Gelbling u. ſ. w. (Oriolus Galbula), das Urbild der Familie, iſt 9¾ Zoll lang und 18 Zoll breit; der Fittig mißt gegen 6 Zoll, der Schwanz gegen 4 Zoll. Das Weibchen iſt um ½ Zoll kleiner und etwa 1 Zoll ſchmäler. Beim ausgefärbten Männchen ſind die Zügel, die Flügel und der Schwanz der Hauptſache nach ſchwarz, die übrigen Theile prächtig hochgelb. Ein gelber Flecken ziert die Wurzeln der Schwung-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/341>, abgerufen am 22.11.2024.