Kehle graulichviolett, am Bauche fahlgelb. Der Paradiesvogel scheint auf die Aruinseln beschränkt zu sein.
Der Tsiankar oder Wumbi der Papuas (Paradisea Papuana) ist etwas kleiner, ungefähr 12 Zoll lang. Der Rücken ist hell kastanienbraun, der Unterkörper dunkelrothbraun; der Scheitel, Ober- hals und Nacken, sowie die Seiten sind blaßgelb, die Federn um die Stirn und um den Schnabel schwarz, grünlich glänzend, die Kehlfedern smaragdgrün. Das Auge ist weißlichgelb, der Schnabel und die Füße sind dunkelaschblau. Durch Rosenberg sind wir mit dem Jugendkleide dieser Art bekannt geworden. "Der junge Vogel ist, wenn er das Nest verläßt, einfarbig braun, oben dunkler, und an der Unterseite heller. Die Schwanzfedern sind gleich lang, die beiden mittleren schmalbartig. Bei der nächsten Mauser färben sich Kopf und Nacken blaßgelb, und Stirn und Kehle bedecken sich mit den bekannten metallgrünen Federchen. Die beiden mittleren Schwanzfedern werden gleichzeitig um ein paar Zoll länger. Beim dritten Federwechsel endlich verlängern sich diese letzteren in kahle, ungefähr 15 Zoll lange Schäfte, und nun erst brechen die schönen Federbüsche über den Hüften hervor. Sie nehmen an Länge zu, je älter der Vogel wird; im Durchschnitt sind sie 50 und die kahlen Schäfte 60 Zoll lang, bei sehr alten Vögeln aber noch länger." Nach Rosenberg bewohnt der Tsiankar die nördliche Halbinsel von Neuguinea, so wie die Jnseln Salawati und Meisol in Menge, scheint aber nach Osten hin seltener zu werden.
Der Sebum endlich oder der rothe Paradiesvogel (Paradisea rubra) ist ungefähr ebenso groß, als der vorhergeheude, zeichnet sich aber vor beiden bisher Genannten durch einen goldgrünen, aufrichtbaren Federbusch am Hinterkopfe aus. Der Rücken ist graugilblichfahl, welche Farbe sich in Gestalt eines Brustbaudes auch über die Unterseite verbreitet; die Brust und die Flügel sind roth- braun, die Schnabelwurzelgegend und ein Fleck hinter dem Auge sammtschwarz; die Kehle ist smaragd- grün; die seitlichen Federbüsche sind prachtvoll roth, am Ende im Cirkel gedreht; die langen Schwanz- federn, welche sich nach außen krümmen, haben breitere Schäfte. Das Auge ist hellgelb, der Schnabel und die Füße sind aschgraublau. Beim Weibchen sind Vorderkopf und Kehle sammtbraun, die Ober- seite und der Bauch rothbraun, der Hinterkopf, der Hals und die Brust hellroth. Bis jetzt ist diese Art einzig und allein auf der Jnsel Waigiru gefunden worden, und es scheint, daß nur die Bewohner des Dorfes Bessie an der Südküste der Jnsel sich damit abgeben, seine Bälge zu bereiten. Deshalb sind diese viel seltener als die anderer Paradiesvögel.
Jn ihrer Lebensweise und im Betragen scheinen die drei genannten Arten die größte Aehnlichkeit zu haben. Sie sind lebendige, muntere, kluge, aber gefallsüchtige Vögel, welche sich ihrer Schönheit und der Gefahr, welche diese mit sich bringt, wohl bewußt sein mögen. Alle Reisenden, welche sie in ihren heimatlichen Ländern beobachteten, sind entzückt von ihnen. Als Lesson den ersten über sich wegfliegen sah, war er von seiner Schönheit so hingerissen, daß er den Vogel nur mit den Augen ver- folgte, sich aber nicht entschließen konnte, auf ihn zu feuern. Die Beschreibung, welche er von dem Leben gibt, wird durch Rosenberg bestätigt und vervollständigt; ich will deshalb die Angaben dieses Forschers dem Nachfolgenden zu Grunde legen.
"Der Paradiesvogel ist ein Strichvogel, welcher bald nach der Küste, bald wieder nach dem Jn- nern des Landes zieht, je nachdem reifende Baumfrüchte vorhanden sind. Zur Zeit meines Aufent- haltes zu Doreh standen gerade die Früchte einer Laurinee, welche nahe hinter den Dörfern auf der Jnsel wuchs, in Reife. Mit kräftigem Flügelschlag kamen die Vögel, zumeist Weibchen und junge Männchen, diesen Bäumen zugeflogen und waren so wenig scheu, daß sie selbst zurückkehrten, nachdem einigemal auf sie gefeuert worden war. Sonst sind die Paradiesvögel, namentlich die alten Männchen, furchtsam und schwer zum Schuß zu bekommen."
"Jhr Geschrei klingt heiser, ist aber auf weiten Abstand zu hören und kann am besten durch die Silben "Wuk, wuk, wuk" wiedergegeben werden, auf welche oft ein kratzendes Geräusch folgt."
21 *
Paradiesvogel.
Kehle graulichviolett, am Bauche fahlgelb. Der Paradiesvogel ſcheint auf die Aruinſeln beſchränkt zu ſein.
Der Tſiankar oder Wumbi der Papuas (Paradisea Papuana) iſt etwas kleiner, ungefähr 12 Zoll lang. Der Rücken iſt hell kaſtanienbraun, der Unterkörper dunkelrothbraun; der Scheitel, Ober- hals und Nacken, ſowie die Seiten ſind blaßgelb, die Federn um die Stirn und um den Schnabel ſchwarz, grünlich glänzend, die Kehlfedern ſmaragdgrün. Das Auge iſt weißlichgelb, der Schnabel und die Füße ſind dunkelaſchblau. Durch Roſenberg ſind wir mit dem Jugendkleide dieſer Art bekannt geworden. „Der junge Vogel iſt, wenn er das Neſt verläßt, einfarbig braun, oben dunkler, und an der Unterſeite heller. Die Schwanzfedern ſind gleich lang, die beiden mittleren ſchmalbartig. Bei der nächſten Mauſer färben ſich Kopf und Nacken blaßgelb, und Stirn und Kehle bedecken ſich mit den bekannten metallgrünen Federchen. Die beiden mittleren Schwanzfedern werden gleichzeitig um ein paar Zoll länger. Beim dritten Federwechſel endlich verlängern ſich dieſe letzteren in kahle, ungefähr 15 Zoll lange Schäfte, und nun erſt brechen die ſchönen Federbüſche über den Hüften hervor. Sie nehmen an Länge zu, je älter der Vogel wird; im Durchſchnitt ſind ſie 50 und die kahlen Schäfte 60 Zoll lang, bei ſehr alten Vögeln aber noch länger.‟ Nach Roſenberg bewohnt der Tſiankar die nördliche Halbinſel von Neuguinea, ſo wie die Jnſeln Salawati und Meiſol in Menge, ſcheint aber nach Oſten hin ſeltener zu werden.
Der Sebum endlich oder der rothe Paradiesvogel (Paradisea rubra) iſt ungefähr ebenſo groß, als der vorhergeheude, zeichnet ſich aber vor beiden bisher Genannten durch einen goldgrünen, aufrichtbaren Federbuſch am Hinterkopfe aus. Der Rücken iſt graugilblichfahl, welche Farbe ſich in Geſtalt eines Bruſtbaudes auch über die Unterſeite verbreitet; die Bruſt und die Flügel ſind roth- braun, die Schnabelwurzelgegend und ein Fleck hinter dem Auge ſammtſchwarz; die Kehle iſt ſmaragd- grün; die ſeitlichen Federbüſche ſind prachtvoll roth, am Ende im Cirkel gedreht; die langen Schwanz- federn, welche ſich nach außen krümmen, haben breitere Schäfte. Das Auge iſt hellgelb, der Schnabel und die Füße ſind aſchgraublau. Beim Weibchen ſind Vorderkopf und Kehle ſammtbraun, die Ober- ſeite und der Bauch rothbraun, der Hinterkopf, der Hals und die Bruſt hellroth. Bis jetzt iſt dieſe Art einzig und allein auf der Jnſel Waigiru gefunden worden, und es ſcheint, daß nur die Bewohner des Dorfes Beſſie an der Südküſte der Jnſel ſich damit abgeben, ſeine Bälge zu bereiten. Deshalb ſind dieſe viel ſeltener als die anderer Paradiesvögel.
Jn ihrer Lebensweiſe und im Betragen ſcheinen die drei genannten Arten die größte Aehnlichkeit zu haben. Sie ſind lebendige, muntere, kluge, aber gefallſüchtige Vögel, welche ſich ihrer Schönheit und der Gefahr, welche dieſe mit ſich bringt, wohl bewußt ſein mögen. Alle Reiſenden, welche ſie in ihren heimatlichen Ländern beobachteten, ſind entzückt von ihnen. Als Leſſon den erſten über ſich wegfliegen ſah, war er von ſeiner Schönheit ſo hingeriſſen, daß er den Vogel nur mit den Augen ver- folgte, ſich aber nicht entſchließen konnte, auf ihn zu feuern. Die Beſchreibung, welche er von dem Leben gibt, wird durch Roſenberg beſtätigt und vervollſtändigt; ich will deshalb die Angaben dieſes Forſchers dem Nachfolgenden zu Grunde legen.
„Der Paradiesvogel iſt ein Strichvogel, welcher bald nach der Küſte, bald wieder nach dem Jn- nern des Landes zieht, je nachdem reifende Baumfrüchte vorhanden ſind. Zur Zeit meines Aufent- haltes zu Doreh ſtanden gerade die Früchte einer Laurinee, welche nahe hinter den Dörfern auf der Jnſel wuchs, in Reife. Mit kräftigem Flügelſchlag kamen die Vögel, zumeiſt Weibchen und junge Männchen, dieſen Bäumen zugeflogen und waren ſo wenig ſcheu, daß ſie ſelbſt zurückkehrten, nachdem einigemal auf ſie gefeuert worden war. Sonſt ſind die Paradiesvögel, namentlich die alten Männchen, furchtſam und ſchwer zum Schuß zu bekommen.‟
„Jhr Geſchrei klingt heiſer, iſt aber auf weiten Abſtand zu hören und kann am beſten durch die Silben „Wuk, wuk, wuk‟ wiedergegeben werden, auf welche oft ein kratzendes Geräuſch folgt.‟
21 *
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[323/0349]
Paradiesvogel.
Kehle graulichviolett, am Bauche fahlgelb. Der Paradiesvogel ſcheint auf die Aruinſeln beſchränkt
zu ſein.
Der Tſiankar oder Wumbi der Papuas (Paradisea Papuana) iſt etwas kleiner, ungefähr 12
Zoll lang. Der Rücken iſt hell kaſtanienbraun, der Unterkörper dunkelrothbraun; der Scheitel, Ober-
hals und Nacken, ſowie die Seiten ſind blaßgelb, die Federn um die Stirn und um den Schnabel
ſchwarz, grünlich glänzend, die Kehlfedern ſmaragdgrün. Das Auge iſt weißlichgelb, der Schnabel
und die Füße ſind dunkelaſchblau. Durch Roſenberg ſind wir mit dem Jugendkleide dieſer Art
bekannt geworden. „Der junge Vogel iſt, wenn er das Neſt verläßt, einfarbig braun, oben dunkler,
und an der Unterſeite heller. Die Schwanzfedern ſind gleich lang, die beiden mittleren ſchmalbartig.
Bei der nächſten Mauſer färben ſich Kopf und Nacken blaßgelb, und Stirn und Kehle bedecken ſich
mit den bekannten metallgrünen Federchen. Die beiden mittleren Schwanzfedern werden gleichzeitig
um ein paar Zoll länger. Beim dritten Federwechſel endlich verlängern ſich dieſe letzteren in kahle,
ungefähr 15 Zoll lange Schäfte, und nun erſt brechen die ſchönen Federbüſche über den Hüften hervor.
Sie nehmen an Länge zu, je älter der Vogel wird; im Durchſchnitt ſind ſie 50 und die kahlen Schäfte
60 Zoll lang, bei ſehr alten Vögeln aber noch länger.‟ Nach Roſenberg bewohnt der Tſiankar die
nördliche Halbinſel von Neuguinea, ſo wie die Jnſeln Salawati und Meiſol in Menge, ſcheint aber
nach Oſten hin ſeltener zu werden.
Der Sebum endlich oder der rothe Paradiesvogel (Paradisea rubra) iſt ungefähr ebenſo
groß, als der vorhergeheude, zeichnet ſich aber vor beiden bisher Genannten durch einen goldgrünen,
aufrichtbaren Federbuſch am Hinterkopfe aus. Der Rücken iſt graugilblichfahl, welche Farbe ſich in
Geſtalt eines Bruſtbaudes auch über die Unterſeite verbreitet; die Bruſt und die Flügel ſind roth-
braun, die Schnabelwurzelgegend und ein Fleck hinter dem Auge ſammtſchwarz; die Kehle iſt ſmaragd-
grün; die ſeitlichen Federbüſche ſind prachtvoll roth, am Ende im Cirkel gedreht; die langen Schwanz-
federn, welche ſich nach außen krümmen, haben breitere Schäfte. Das Auge iſt hellgelb, der Schnabel
und die Füße ſind aſchgraublau. Beim Weibchen ſind Vorderkopf und Kehle ſammtbraun, die Ober-
ſeite und der Bauch rothbraun, der Hinterkopf, der Hals und die Bruſt hellroth. Bis jetzt iſt dieſe
Art einzig und allein auf der Jnſel Waigiru gefunden worden, und es ſcheint, daß nur die Bewohner
des Dorfes Beſſie an der Südküſte der Jnſel ſich damit abgeben, ſeine Bälge zu bereiten. Deshalb
ſind dieſe viel ſeltener als die anderer Paradiesvögel.
Jn ihrer Lebensweiſe und im Betragen ſcheinen die drei genannten Arten die größte Aehnlichkeit
zu haben. Sie ſind lebendige, muntere, kluge, aber gefallſüchtige Vögel, welche ſich ihrer Schönheit
und der Gefahr, welche dieſe mit ſich bringt, wohl bewußt ſein mögen. Alle Reiſenden, welche ſie in
ihren heimatlichen Ländern beobachteten, ſind entzückt von ihnen. Als Leſſon den erſten über ſich
wegfliegen ſah, war er von ſeiner Schönheit ſo hingeriſſen, daß er den Vogel nur mit den Augen ver-
folgte, ſich aber nicht entſchließen konnte, auf ihn zu feuern. Die Beſchreibung, welche er von dem
Leben gibt, wird durch Roſenberg beſtätigt und vervollſtändigt; ich will deshalb die Angaben dieſes
Forſchers dem Nachfolgenden zu Grunde legen.
„Der Paradiesvogel iſt ein Strichvogel, welcher bald nach der Küſte, bald wieder nach dem Jn-
nern des Landes zieht, je nachdem reifende Baumfrüchte vorhanden ſind. Zur Zeit meines Aufent-
haltes zu Doreh ſtanden gerade die Früchte einer Laurinee, welche nahe hinter den Dörfern auf der
Jnſel wuchs, in Reife. Mit kräftigem Flügelſchlag kamen die Vögel, zumeiſt Weibchen und junge
Männchen, dieſen Bäumen zugeflogen und waren ſo wenig ſcheu, daß ſie ſelbſt zurückkehrten, nachdem
einigemal auf ſie gefeuert worden war. Sonſt ſind die Paradiesvögel, namentlich die alten Männchen,
furchtſam und ſchwer zum Schuß zu bekommen.‟
„Jhr Geſchrei klingt heiſer, iſt aber auf weiten Abſtand zu hören und kann am beſten durch die
Silben „Wuk, wuk, wuk‟ wiedergegeben werden, auf welche oft ein kratzendes Geräuſch folgt.‟
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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