wie es scheint, um dem Wehen auszuweichen. Zuweilen sollen ihre langen Federn aber so in Verwir- rung gerathen, daß sie nicht mehr fliegen können, zu Boden stürzen und entweder im Wasser zu Grunde gehen, oder auf dem Boden liegen bleiben, bis sie sich von dem Sturz erholt haben und an einem höhern Gegenstand emporklettern können.
Die Zeit der Paarung hängt ab vom Mosun. Auf der Ost- und Nordküste von Neuguinea und auf Meisol fällt sie in den Monat Mai, auf der Westküste und auf Salawati in den Monat November. Die Männchen versammeln sich in kleinen Trupps auf den Gipfeln der schattigen höchsten Bäume, schütteln die Flügel, drehen den Schwanz hin und her, öffnen und schließen die seitlichen Feder- büschel und lassen dabei ein sonderbar quakendes Geräusch hören, auf welches die Weibchen herbei- kommen. Lesson scheint geneigt, zu glauben, daß unsere Vögel in Vielweiberei leben, weil man stets mehr Weibchen als Männchen sieht; dieser Umstand dürfte jedoch dadurch erklärt werden, daß eigentlich nur den Männchen nachgestellt wird.
"Um sich der Paradiesvögel zu bemächtigen", erzählt Rosenberg weiter, "gehen die wilden Ein- geborenen von Neuguinea folgender Weise zu Werke: Jn der Jagdzeit, welche in die Mitte der trocke- nen Jahreszeit fällt, suchen sie erst die Bäume aufzuspüren, auf welchen die Vögel übernachten und welche meist die höchsten des Waldes sind. Hier erbauen sie sich in deren Aesten eine kleine Hütte aus Blättern und Zweigen. Ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang klettert ein geübter Schütze, versehen mit Pfeil und Bogen, auf den Baum, verbirgt sich in der Hütte und wartet in größtmöglich- ster Stille die Ankunft der Vögel ab. Sowie sie heranfliegen, schießt er dieselben, einen um den andern, bequem nieder und einer seiner Gefährten, welcher sich am Fuße des Baumes verborgen hat, sucht die Gefallenen zusammen. Diese stürzen todt zu Boden, wenn sie mit scharfgespitzten Pfeilen getroffen werden, gelangen dagegen unversehrt in die Hand des Jägers, wenn sie mit Pfeilen geschossen wurden, welche mehrere, ein Dreieck bildende Spitzen haben, zwischen die der Körper des Vogels durch die Kraft des Schusses eingeklemmt wird." Nach Lesson fangen die Eingeborenen aber auch mit dem Leim des Brodfruchtbaumes, und nach Wallace's Angabe wird der Sebum nur durch Schlingen berückt, welche man im Gezweig der Frucht tragenden Bäume aufstellt, so daß der Vogel mit dem Fuß in die Schlinge treten muß, wenn er die Frucht wegnehmen will. Das andere Ende der Schlinge reicht auf den Boden hernieder, so daß der gefangene Vogel ohne besondere Mühe von dem Baume herabgezogen werden kann. "Man könnte nun", sagt Wallace, "vielleicht glauben, daß die unverwundeten, lebend erbeuteten Vögel einem Forscher im bessern Zustand überliefert würden, als die durch den Schuß erlegten; aber Dies ist durchaus nicht der Fall. Jch bin niemals mit einem Paradiesvogel so geplagt worden, als mit dem rothen. Zuerst brachte man mir ihn lebend, aber in einen Pack zusammengebunden, die prachtvollsten Federn in der abscheulichsten Weise zerknittert und zerbrochen. Jch machte den Leuten begreiflich, daß man die Gefangenen mit dem Bein an einen Stock anbinden und so tragen könne; Dies aber hatte zur Folge, daß man sie mir überaus schmuzig lieferte. Man hatte die Angefesselten in den Hütten einfach auf den Boden geworfen, und die armen Vögel hatten sich mit Asche, Harz und dergl. entsetzlich verunreinigt. Umsonst bat ich die Eingeborenen, mir die Vögel unmittelbar nach ihrer Gefangennahme zu bringen, umsonst bat ich sie, die Gefangenen sofort zu tödten, über den Stock zu hängen und mich so in ihren Besitz zu setzen: -- sie thaten aus Faulheit weder das Eine, noch das Andere. Jch hatte vier oder fünf Männer in meinen Diensten, welche ich, um nur Paradiesvögel zu erhalten, für eine gewisse Anzahl von ihnen im Voraus bezahlte. Sie vertheilten sich im Walde und streiften meilenweit umher, um gute Fangplätze zu suchen. Hatten sie nun einen Vogel gefangen, so war es ihnen viel zu unbequem, denselben mir zu bringen; sie zogen es vielmehr vor, ihn so lange als möglich am Leben zu erhalten und kamen so oft nach einer Ab- wesenheit von einer Woche und von zehn Tagen zu mir mit einem todten, gewöhnlich stinkenden Paradiesvogel, einem zweiten todten noch frischen und einem dritten lebenden, welcher zuletzt gefangen worden war. Meine Bemühungen, diese Jagdweise zu ändern, waren gänzlich umsonst. Zum Glück ist das Gefieder der Paradiesvögel so fest, daß auch die verstümmelten nicht verloren waren."
Paradiesvogel.
wie es ſcheint, um dem Wehen auszuweichen. Zuweilen ſollen ihre langen Federn aber ſo in Verwir- rung gerathen, daß ſie nicht mehr fliegen können, zu Boden ſtürzen und entweder im Waſſer zu Grunde gehen, oder auf dem Boden liegen bleiben, bis ſie ſich von dem Sturz erholt haben und an einem höhern Gegenſtand emporklettern können.
Die Zeit der Paarung hängt ab vom Moſun. Auf der Oſt- und Nordküſte von Neuguinea und auf Meiſol fällt ſie in den Monat Mai, auf der Weſtküſte und auf Salawati in den Monat November. Die Männchen verſammeln ſich in kleinen Trupps auf den Gipfeln der ſchattigen höchſten Bäume, ſchütteln die Flügel, drehen den Schwanz hin und her, öffnen und ſchließen die ſeitlichen Feder- büſchel und laſſen dabei ein ſonderbar quakendes Geräuſch hören, auf welches die Weibchen herbei- kommen. Leſſon ſcheint geneigt, zu glauben, daß unſere Vögel in Vielweiberei leben, weil man ſtets mehr Weibchen als Männchen ſieht; dieſer Umſtand dürfte jedoch dadurch erklärt werden, daß eigentlich nur den Männchen nachgeſtellt wird.
„Um ſich der Paradiesvögel zu bemächtigen‟, erzählt Roſenberg weiter, „gehen die wilden Ein- geborenen von Neuguinea folgender Weiſe zu Werke: Jn der Jagdzeit, welche in die Mitte der trocke- nen Jahreszeit fällt, ſuchen ſie erſt die Bäume aufzuſpüren, auf welchen die Vögel übernachten und welche meiſt die höchſten des Waldes ſind. Hier erbauen ſie ſich in deren Aeſten eine kleine Hütte aus Blättern und Zweigen. Ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang klettert ein geübter Schütze, verſehen mit Pfeil und Bogen, auf den Baum, verbirgt ſich in der Hütte und wartet in größtmöglich- ſter Stille die Ankunft der Vögel ab. Sowie ſie heranfliegen, ſchießt er dieſelben, einen um den andern, bequem nieder und einer ſeiner Gefährten, welcher ſich am Fuße des Baumes verborgen hat, ſucht die Gefallenen zuſammen. Dieſe ſtürzen todt zu Boden, wenn ſie mit ſcharfgeſpitzten Pfeilen getroffen werden, gelangen dagegen unverſehrt in die Hand des Jägers, wenn ſie mit Pfeilen geſchoſſen wurden, welche mehrere, ein Dreieck bildende Spitzen haben, zwiſchen die der Körper des Vogels durch die Kraft des Schuſſes eingeklemmt wird.‟ Nach Leſſon fangen die Eingeborenen aber auch mit dem Leim des Brodfruchtbaumes, und nach Wallace’s Angabe wird der Sebum nur durch Schlingen berückt, welche man im Gezweig der Frucht tragenden Bäume aufſtellt, ſo daß der Vogel mit dem Fuß in die Schlinge treten muß, wenn er die Frucht wegnehmen will. Das andere Ende der Schlinge reicht auf den Boden hernieder, ſo daß der gefangene Vogel ohne beſondere Mühe von dem Baume herabgezogen werden kann. „Man könnte nun‟, ſagt Wallace, „vielleicht glauben, daß die unverwundeten, lebend erbeuteten Vögel einem Forſcher im beſſern Zuſtand überliefert würden, als die durch den Schuß erlegten; aber Dies iſt durchaus nicht der Fall. Jch bin niemals mit einem Paradiesvogel ſo geplagt worden, als mit dem rothen. Zuerſt brachte man mir ihn lebend, aber in einen Pack zuſammengebunden, die prachtvollſten Federn in der abſcheulichſten Weiſe zerknittert und zerbrochen. Jch machte den Leuten begreiflich, daß man die Gefangenen mit dem Bein an einen Stock anbinden und ſo tragen könne; Dies aber hatte zur Folge, daß man ſie mir überaus ſchmuzig lieferte. Man hatte die Angefeſſelten in den Hütten einfach auf den Boden geworfen, und die armen Vögel hatten ſich mit Aſche, Harz und dergl. entſetzlich verunreinigt. Umſonſt bat ich die Eingeborenen, mir die Vögel unmittelbar nach ihrer Gefangennahme zu bringen, umſonſt bat ich ſie, die Gefangenen ſofort zu tödten, über den Stock zu hängen und mich ſo in ihren Beſitz zu ſetzen: — ſie thaten aus Faulheit weder das Eine, noch das Andere. Jch hatte vier oder fünf Männer in meinen Dienſten, welche ich, um nur Paradiesvögel zu erhalten, für eine gewiſſe Anzahl von ihnen im Voraus bezahlte. Sie vertheilten ſich im Walde und ſtreiften meilenweit umher, um gute Fangplätze zu ſuchen. Hatten ſie nun einen Vogel gefangen, ſo war es ihnen viel zu unbequem, denſelben mir zu bringen; ſie zogen es vielmehr vor, ihn ſo lange als möglich am Leben zu erhalten und kamen ſo oft nach einer Ab- weſenheit von einer Woche und von zehn Tagen zu mir mit einem todten, gewöhnlich ſtinkenden Paradiesvogel, einem zweiten todten noch friſchen und einem dritten lebenden, welcher zuletzt gefangen worden war. Meine Bemühungen, dieſe Jagdweiſe zu ändern, waren gänzlich umſonſt. Zum Glück iſt das Gefieder der Paradiesvögel ſo feſt, daß auch die verſtümmelten nicht verloren waren.‟
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Paradiesvogel.
wie es ſcheint, um dem Wehen auszuweichen. Zuweilen ſollen ihre langen Federn aber ſo in Verwir-
rung gerathen, daß ſie nicht mehr fliegen können, zu Boden ſtürzen und entweder im Waſſer zu
Grunde gehen, oder auf dem Boden liegen bleiben, bis ſie ſich von dem Sturz erholt haben und an
einem höhern Gegenſtand emporklettern können.
Die Zeit der Paarung hängt ab vom Moſun. Auf der Oſt- und Nordküſte von Neuguinea
und auf Meiſol fällt ſie in den Monat Mai, auf der Weſtküſte und auf Salawati in den Monat
November. Die Männchen verſammeln ſich in kleinen Trupps auf den Gipfeln der ſchattigen höchſten
Bäume, ſchütteln die Flügel, drehen den Schwanz hin und her, öffnen und ſchließen die ſeitlichen Feder-
büſchel und laſſen dabei ein ſonderbar quakendes Geräuſch hören, auf welches die Weibchen herbei-
kommen. Leſſon ſcheint geneigt, zu glauben, daß unſere Vögel in Vielweiberei leben, weil man ſtets
mehr Weibchen als Männchen ſieht; dieſer Umſtand dürfte jedoch dadurch erklärt werden, daß eigentlich
nur den Männchen nachgeſtellt wird.
„Um ſich der Paradiesvögel zu bemächtigen‟, erzählt Roſenberg weiter, „gehen die wilden Ein-
geborenen von Neuguinea folgender Weiſe zu Werke: Jn der Jagdzeit, welche in die Mitte der trocke-
nen Jahreszeit fällt, ſuchen ſie erſt die Bäume aufzuſpüren, auf welchen die Vögel übernachten und
welche meiſt die höchſten des Waldes ſind. Hier erbauen ſie ſich in deren Aeſten eine kleine Hütte
aus Blättern und Zweigen. Ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang klettert ein geübter Schütze,
verſehen mit Pfeil und Bogen, auf den Baum, verbirgt ſich in der Hütte und wartet in größtmöglich-
ſter Stille die Ankunft der Vögel ab. Sowie ſie heranfliegen, ſchießt er dieſelben, einen um den
andern, bequem nieder und einer ſeiner Gefährten, welcher ſich am Fuße des Baumes verborgen hat,
ſucht die Gefallenen zuſammen. Dieſe ſtürzen todt zu Boden, wenn ſie mit ſcharfgeſpitzten Pfeilen
getroffen werden, gelangen dagegen unverſehrt in die Hand des Jägers, wenn ſie mit Pfeilen geſchoſſen
wurden, welche mehrere, ein Dreieck bildende Spitzen haben, zwiſchen die der Körper des Vogels durch
die Kraft des Schuſſes eingeklemmt wird.‟ Nach Leſſon fangen die Eingeborenen aber auch mit
dem Leim des Brodfruchtbaumes, und nach Wallace’s Angabe wird der Sebum nur durch Schlingen
berückt, welche man im Gezweig der Frucht tragenden Bäume aufſtellt, ſo daß der Vogel mit dem
Fuß in die Schlinge treten muß, wenn er die Frucht wegnehmen will. Das andere Ende der
Schlinge reicht auf den Boden hernieder, ſo daß der gefangene Vogel ohne beſondere Mühe von dem
Baume herabgezogen werden kann. „Man könnte nun‟, ſagt Wallace, „vielleicht glauben, daß die
unverwundeten, lebend erbeuteten Vögel einem Forſcher im beſſern Zuſtand überliefert würden, als
die durch den Schuß erlegten; aber Dies iſt durchaus nicht der Fall. Jch bin niemals mit einem
Paradiesvogel ſo geplagt worden, als mit dem rothen. Zuerſt brachte man mir ihn lebend, aber in
einen Pack zuſammengebunden, die prachtvollſten Federn in der abſcheulichſten Weiſe zerknittert und
zerbrochen. Jch machte den Leuten begreiflich, daß man die Gefangenen mit dem Bein an einen Stock
anbinden und ſo tragen könne; Dies aber hatte zur Folge, daß man ſie mir überaus ſchmuzig lieferte.
Man hatte die Angefeſſelten in den Hütten einfach auf den Boden geworfen, und die armen Vögel
hatten ſich mit Aſche, Harz und dergl. entſetzlich verunreinigt. Umſonſt bat ich die Eingeborenen, mir
die Vögel unmittelbar nach ihrer Gefangennahme zu bringen, umſonſt bat ich ſie, die Gefangenen
ſofort zu tödten, über den Stock zu hängen und mich ſo in ihren Beſitz zu ſetzen: — ſie thaten aus
Faulheit weder das Eine, noch das Andere. Jch hatte vier oder fünf Männer in meinen Dienſten,
welche ich, um nur Paradiesvögel zu erhalten, für eine gewiſſe Anzahl von ihnen im Voraus bezahlte.
Sie vertheilten ſich im Walde und ſtreiften meilenweit umher, um gute Fangplätze zu ſuchen. Hatten
ſie nun einen Vogel gefangen, ſo war es ihnen viel zu unbequem, denſelben mir zu bringen; ſie zogen
es vielmehr vor, ihn ſo lange als möglich am Leben zu erhalten und kamen ſo oft nach einer Ab-
weſenheit von einer Woche und von zehn Tagen zu mir mit einem todten, gewöhnlich ſtinkenden
Paradiesvogel, einem zweiten todten noch friſchen und einem dritten lebenden, welcher zuletzt gefangen
worden war. Meine Bemühungen, dieſe Jagdweiſe zu ändern, waren gänzlich umſonſt. Zum
Glück iſt das Gefieder der Paradiesvögel ſo feſt, daß auch die verſtümmelten nicht verloren waren.‟
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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