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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Knacker. Die Papageien. Der Jako.
er laut ruft "Puh!" "Gugu! Gugu!" (da da da da da) "Geh nach Haus! Gehst nach Haus?
Allo marsch!" "Gleich geh nach Haus! Wart, ich hau dich!" Er läutet an einer Glocke, die in sei-
nem Hause angebracht ist und ruft laut: "Wer läut? Wer läut? Der Paperl." "Kakadu, Ka-
kadu!" "Gagagaga! Wart mit dein Ga, du -- -- du!" "'s Hunderl ist da, a schön's Hun-
derl ist da, gar a schön's Hunderl!" Dann pfeift er dem Hunde. -- Er fragt: "Wie spricht's Hun-
derl?" Dann bellt er. Darauf spricht er: "Pfeif 'n Hunderl!" Dann pfeift er dem Hund. -- Wenn
man ihm befiehlt: "Schieß!" so schreit er "Puh!" Dann macht er ein ordentliches Kommando:
"Halt! richt Euch! Halt, richt! Macht euch fertig! Schlagt an, hoch! Feuer! Puh! Bravo, bra-
vissimo!" Visweilen läßt er das "Feuer" aus und ruft nach dem "Schlagt an, hoch!" gleich "Puh!"
Worauf er aber nicht "bravo, bravissimo" ruft, gleichsam im Bewußtsein seines Fehlers. -- "Bfiet
Gott, a Dio! Bfiet Jhnen Gott!" So sagt er zu den Leuten, wenn sie fortgehen. "Was? mich
beuteln? was? mich beuteln?" (Beuteln heißt Jemand vor Aerger schütteln.) Er macht ein Zeter-
geschrei, als wenn er gebeutelt würde, dann ruft er wieder: "Was? mich beuteln? mich beuteln?
Wart du Kerl! Mich beuteln?" "Ja, ja, ja, so geht's auf der Welt! A so, A so!" Dann lacht
er mit der größten Deutlichkeit. -- "Der Paperl ist krank, der arme Paperl ist krank." "Hörst den
Hansel?" "Gugu, Gugu! Da ist der Paperl!" "Wart, ich will dich beuteln, dich!" -- Wenn er
den Tisch decken sieht, oder von dem zweiten oder dritten Zimmer aus hört, so ruft er gleich: "Gehen
wir zum Essen! Allo! komm zum Essen!" -- Wenn sein Herr im zweiten oder dritten Zimmer früh-
stückt, so ruft er: "Kakau! (Kakao) bekommst an Kakau, bekommst schon was!"

"Wenn er zur Chorzeit das Glöcklein von der Domkirche läuten hört, so ruft er: "Jch geh,
bsiet Gott! ich geh!" -- Wenn sein Herr außer der Chorzeit ausgeht, so ruft der Papagei, ist er
auch die ganze Zeit still gewesen, beim Oeffnen der Thüre fast jederzeit so recht gutherzig: "Bfiet
Gott!" -- Waren aber fremde Personen da, so ruft er bei ihrem Fortgehen: "Bfiet Jhnen Gott!"
Wenn er bei Nacht im Zimmer seines Herrn ist, so bleibt er solange ruhig, als sein Herr schläft. Jst
er aber bei Nacht in einem andern Zimmer, so fängt er mit Tagesanbruch zu sprechen, zu singen und
zu pfeifen an." --

"Der Eigenthümer des Jako hatte eine Wachtel. Als sie im Frühjahre das erste Mal ihr Picker-
wick schlug, kehrte sich der Papagei gegen sie und rief: "Bravo! Paperl! Bravo!" -- Um zu sehen,
ob es möglich wäre, ihm auch Etwas singen zu lehren, wählte man anfangs solche Worte, die er ohne-
hin aussprechen konnte, z. B. wie folgt: "Jst der schöne Paperl da? ist der brave Paperl da? ist
der liebe Paperl da? ist der Paperl da? Ja, ja!" -- Später lernte er das Liedchen singen: "O Pitzigi,
o Pitzigi, blas anstatt meiner Fagot, blas anstatt meiner Fagot, blas, blas, blas, blas anstatt meiner
Fagot, blas anstatt meiner Fagot!" -- Er stimmt auch Akkorde an und pfeift eine Skala hinauf und
herunter sehr geläufig und sehr rein, pfeift auch andere Stückchen und Triller, doch pfeift und singt er
dieses Alles nicht jederzeit im nämlichen Tone, sondern bisweilen um einen halben oder ganzen Ton
tiefer oder höher, ohne daß er falsche Töne hervorbringt. -- Jn Wien lernte er auch eine Arie aus
der Oper Martha pfeifen, und da ihm dabei von seinem Lehrmeister auch nach dem Takte vorgetanzt
wurde, so ahmte er den Tanz wenigstens dadurch nach, daß er einen Fuß nach dem andern hob und
dabei den Körper possirlich hin und her bewegte."

"Kleimayrn starb im Jahre 1853. Jako begann, und wie es schien aus Sehnsucht nach
seinem geliebten Herrn, zu kränkeln, wurde im Jahre 1854 ganz matt in ein kleines Bettchen gelegt,
sorgfältig verpflegt, schwatzte da noch fleißig, sagte oft mit trauriger Stimme: "Der Paperl ist krank,
armer Paperl ist krank", und starb."

Von einem anderen Jako berichtet mir eine junge Dame Folgendes:

"Der Papagei", von dem ich Einiges mittheilen will, "wurde uns von einem Manne, welcher
lange in Ostindien gelebt hatte, zum Geschenk gemacht. Er sprach schon viel, aber nur Holländisch.
Bald jedoch lernte er Deutsch und Französisch. Jn diesen drei Sprachen schwatzte er so deutlich, wie

Knacker. Die Papageien. Der Jako.
er laut ruft „Puh!‟ „Gugu! Gugu!‟ (da da da da da) „Geh nach Haus! Gehſt nach Haus?
Allo marſch!‟ „Gleich geh nach Haus! Wart, ich hau dich!‟ Er läutet an einer Glocke, die in ſei-
nem Hauſe angebracht iſt und ruft laut: „Wer läut? Wer läut? Der Paperl.‟ „Kakadu, Ka-
kadu!‟ „Gagagaga! Wart mit dein Ga, du — — du!‟ „’s Hunderl iſt da, a ſchön’s Hun-
derl iſt da, gar a ſchön’s Hunderl!‟ Dann pfeift er dem Hunde. — Er fragt: „Wie ſpricht’s Hun-
derl?‟ Dann bellt er. Darauf ſpricht er: „Pfeif ’n Hunderl!‟ Dann pfeift er dem Hund. — Wenn
man ihm befiehlt: „Schieß!‟ ſo ſchreit er „Puh!‟ Dann macht er ein ordentliches Kommando:
„Halt! richt Euch! Halt, richt! Macht euch fertig! Schlagt an, hoch! Feuer! Puh! Bravo, bra-
viſſimo!‟ Visweilen läßt er das „Feuer‟ aus und ruft nach dem „Schlagt an, hoch!‟ gleich „Puh!‟
Worauf er aber nicht „bravo, braviſſimo‟ ruft, gleichſam im Bewußtſein ſeines Fehlers. — „Bfiet
Gott, a Dio! Bfiet Jhnen Gott!‟ So ſagt er zu den Leuten, wenn ſie fortgehen. „Was? mich
beuteln? was? mich beuteln?‟ (Beuteln heißt Jemand vor Aerger ſchütteln.) Er macht ein Zeter-
geſchrei, als wenn er gebeutelt würde, dann ruft er wieder: „Was? mich beuteln? mich beuteln?
Wart du Kerl! Mich beuteln?‟ „Ja, ja, ja, ſo geht’s auf der Welt! A ſo, A ſo!‟ Dann lacht
er mit der größten Deutlichkeit. — „Der Paperl iſt krank, der arme Paperl iſt krank.‟ „Hörſt den
Hanſel?‟ „Gugu, Gugu! Da iſt der Paperl!‟ „Wart, ich will dich beuteln, dich!‟ — Wenn er
den Tiſch decken ſieht, oder von dem zweiten oder dritten Zimmer aus hört, ſo ruft er gleich: „Gehen
wir zum Eſſen! Allo! komm zum Eſſen!‟ — Wenn ſein Herr im zweiten oder dritten Zimmer früh-
ſtückt, ſo ruft er: „Kakau! (Kakao) bekommſt an Kakau, bekommſt ſchon was!‟

„Wenn er zur Chorzeit das Glöcklein von der Domkirche läuten hört, ſo ruft er: „Jch geh,
bſiet Gott! ich geh!‟ — Wenn ſein Herr außer der Chorzeit ausgeht, ſo ruft der Papagei, iſt er
auch die ganze Zeit ſtill geweſen, beim Oeffnen der Thüre faſt jederzeit ſo recht gutherzig: „Bfiet
Gott!‟ — Waren aber fremde Perſonen da, ſo ruft er bei ihrem Fortgehen: „Bfiet Jhnen Gott!‟
Wenn er bei Nacht im Zimmer ſeines Herrn iſt, ſo bleibt er ſolange ruhig, als ſein Herr ſchläft. Jſt
er aber bei Nacht in einem andern Zimmer, ſo fängt er mit Tagesanbruch zu ſprechen, zu ſingen und
zu pfeifen an.‟ —

„Der Eigenthümer des Jako hatte eine Wachtel. Als ſie im Frühjahre das erſte Mal ihr Picker-
wick ſchlug, kehrte ſich der Papagei gegen ſie und rief: „Bravo! Paperl! Bravo!‟ — Um zu ſehen,
ob es möglich wäre, ihm auch Etwas ſingen zu lehren, wählte man anfangs ſolche Worte, die er ohne-
hin ausſprechen konnte, z. B. wie folgt: „Jſt der ſchöne Paperl da? iſt der brave Paperl da? iſt
der liebe Paperl da? iſt der Paperl da? Ja, ja!‟ — Später lernte er das Liedchen ſingen: „O Pitzigi,
o Pitzigi, blas anſtatt meiner Fagot, blas anſtatt meiner Fagot, blas, blas, blas, blas anſtatt meiner
Fagot, blas anſtatt meiner Fagot!‟ — Er ſtimmt auch Akkorde an und pfeift eine Skala hinauf und
herunter ſehr geläufig und ſehr rein, pfeift auch andere Stückchen und Triller, doch pfeift und ſingt er
dieſes Alles nicht jederzeit im nämlichen Tone, ſondern bisweilen um einen halben oder ganzen Ton
tiefer oder höher, ohne daß er falſche Töne hervorbringt. — Jn Wien lernte er auch eine Arie aus
der Oper Martha pfeifen, und da ihm dabei von ſeinem Lehrmeiſter auch nach dem Takte vorgetanzt
wurde, ſo ahmte er den Tanz wenigſtens dadurch nach, daß er einen Fuß nach dem andern hob und
dabei den Körper poſſirlich hin und her bewegte.‟

Kleimayrn ſtarb im Jahre 1853. Jako begann, und wie es ſchien aus Sehnſucht nach
ſeinem geliebten Herrn, zu kränkeln, wurde im Jahre 1854 ganz matt in ein kleines Bettchen gelegt,
ſorgfältig verpflegt, ſchwatzte da noch fleißig, ſagte oft mit trauriger Stimme: „Der Paperl iſt krank,
armer Paperl iſt krank‟, und ſtarb.‟

Von einem anderen Jako berichtet mir eine junge Dame Folgendes:

„Der Papagei‟, von dem ich Einiges mittheilen will, „wurde uns von einem Manne, welcher
lange in Oſtindien gelebt hatte, zum Geſchenk gemacht. Er ſprach ſchon viel, aber nur Holländiſch.
Bald jedoch lernte er Deutſch und Franzöſiſch. Jn dieſen drei Sprachen ſchwatzte er ſo deutlich, wie

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[24/0036] Knacker. Die Papageien. Der Jako. er laut ruft „Puh!‟ „Gugu! Gugu!‟ (da da da da da) „Geh nach Haus! Gehſt nach Haus? Allo marſch!‟ „Gleich geh nach Haus! Wart, ich hau dich!‟ Er läutet an einer Glocke, die in ſei- nem Hauſe angebracht iſt und ruft laut: „Wer läut? Wer läut? Der Paperl.‟ „Kakadu, Ka- kadu!‟ „Gagagaga! Wart mit dein Ga, du — — du!‟ „’s Hunderl iſt da, a ſchön’s Hun- derl iſt da, gar a ſchön’s Hunderl!‟ Dann pfeift er dem Hunde. — Er fragt: „Wie ſpricht’s Hun- derl?‟ Dann bellt er. Darauf ſpricht er: „Pfeif ’n Hunderl!‟ Dann pfeift er dem Hund. — Wenn man ihm befiehlt: „Schieß!‟ ſo ſchreit er „Puh!‟ Dann macht er ein ordentliches Kommando: „Halt! richt Euch! Halt, richt! Macht euch fertig! Schlagt an, hoch! Feuer! Puh! Bravo, bra- viſſimo!‟ Visweilen läßt er das „Feuer‟ aus und ruft nach dem „Schlagt an, hoch!‟ gleich „Puh!‟ Worauf er aber nicht „bravo, braviſſimo‟ ruft, gleichſam im Bewußtſein ſeines Fehlers. — „Bfiet Gott, a Dio! Bfiet Jhnen Gott!‟ So ſagt er zu den Leuten, wenn ſie fortgehen. „Was? mich beuteln? was? mich beuteln?‟ (Beuteln heißt Jemand vor Aerger ſchütteln.) Er macht ein Zeter- geſchrei, als wenn er gebeutelt würde, dann ruft er wieder: „Was? mich beuteln? mich beuteln? Wart du Kerl! Mich beuteln?‟ „Ja, ja, ja, ſo geht’s auf der Welt! A ſo, A ſo!‟ Dann lacht er mit der größten Deutlichkeit. — „Der Paperl iſt krank, der arme Paperl iſt krank.‟ „Hörſt den Hanſel?‟ „Gugu, Gugu! Da iſt der Paperl!‟ „Wart, ich will dich beuteln, dich!‟ — Wenn er den Tiſch decken ſieht, oder von dem zweiten oder dritten Zimmer aus hört, ſo ruft er gleich: „Gehen wir zum Eſſen! Allo! komm zum Eſſen!‟ — Wenn ſein Herr im zweiten oder dritten Zimmer früh- ſtückt, ſo ruft er: „Kakau! (Kakao) bekommſt an Kakau, bekommſt ſchon was!‟ „Wenn er zur Chorzeit das Glöcklein von der Domkirche läuten hört, ſo ruft er: „Jch geh, bſiet Gott! ich geh!‟ — Wenn ſein Herr außer der Chorzeit ausgeht, ſo ruft der Papagei, iſt er auch die ganze Zeit ſtill geweſen, beim Oeffnen der Thüre faſt jederzeit ſo recht gutherzig: „Bfiet Gott!‟ — Waren aber fremde Perſonen da, ſo ruft er bei ihrem Fortgehen: „Bfiet Jhnen Gott!‟ Wenn er bei Nacht im Zimmer ſeines Herrn iſt, ſo bleibt er ſolange ruhig, als ſein Herr ſchläft. Jſt er aber bei Nacht in einem andern Zimmer, ſo fängt er mit Tagesanbruch zu ſprechen, zu ſingen und zu pfeifen an.‟ — „Der Eigenthümer des Jako hatte eine Wachtel. Als ſie im Frühjahre das erſte Mal ihr Picker- wick ſchlug, kehrte ſich der Papagei gegen ſie und rief: „Bravo! Paperl! Bravo!‟ — Um zu ſehen, ob es möglich wäre, ihm auch Etwas ſingen zu lehren, wählte man anfangs ſolche Worte, die er ohne- hin ausſprechen konnte, z. B. wie folgt: „Jſt der ſchöne Paperl da? iſt der brave Paperl da? iſt der liebe Paperl da? iſt der Paperl da? Ja, ja!‟ — Später lernte er das Liedchen ſingen: „O Pitzigi, o Pitzigi, blas anſtatt meiner Fagot, blas anſtatt meiner Fagot, blas, blas, blas, blas anſtatt meiner Fagot, blas anſtatt meiner Fagot!‟ — Er ſtimmt auch Akkorde an und pfeift eine Skala hinauf und herunter ſehr geläufig und ſehr rein, pfeift auch andere Stückchen und Triller, doch pfeift und ſingt er dieſes Alles nicht jederzeit im nämlichen Tone, ſondern bisweilen um einen halben oder ganzen Ton tiefer oder höher, ohne daß er falſche Töne hervorbringt. — Jn Wien lernte er auch eine Arie aus der Oper Martha pfeifen, und da ihm dabei von ſeinem Lehrmeiſter auch nach dem Takte vorgetanzt wurde, ſo ahmte er den Tanz wenigſtens dadurch nach, daß er einen Fuß nach dem andern hob und dabei den Körper poſſirlich hin und her bewegte.‟ „Kleimayrn ſtarb im Jahre 1853. Jako begann, und wie es ſchien aus Sehnſucht nach ſeinem geliebten Herrn, zu kränkeln, wurde im Jahre 1854 ganz matt in ein kleines Bettchen gelegt, ſorgfältig verpflegt, ſchwatzte da noch fleißig, ſagte oft mit trauriger Stimme: „Der Paperl iſt krank, armer Paperl iſt krank‟, und ſtarb.‟ Von einem anderen Jako berichtet mir eine junge Dame Folgendes: „Der Papagei‟, von dem ich Einiges mittheilen will, „wurde uns von einem Manne, welcher lange in Oſtindien gelebt hatte, zum Geſchenk gemacht. Er ſprach ſchon viel, aber nur Holländiſch. Bald jedoch lernte er Deutſch und Franzöſiſch. Jn dieſen drei Sprachen ſchwatzte er ſo deutlich, wie

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/36>, abgerufen am 21.11.2024.