Grunde mit wenig hervortretenden hell lederfarbigen Flecken gezeichnet. Ueber die Erziehung der Jungen weiß man noch nichts Sicheres.
Es hält nicht gerade schwer, den Nußknacker zu fangen; in Dohnenstegen und auf Vogelherden wird er sehr oft erbeutet. Doch gehört er nicht zu den Vögeln, welche in der Gefangenschaft viel Freude machen. Er läßt sich leicht zähmen und gewöhnt sich auch bald an allerlei Nahrungsmittel; denn er ist kein Kostverächter und auch ziemlich gefräßig. Jm Freileben ernährt er sich wie andere Raben von Kerbthieren, Würmern, Schnecken u. dgl., raubt aber auch kleine Wirbelthiere und stellt namentlich schwachen Vögeln und deren Brut nach, plündert die Haselnußsträuche, die Zapfen der Arven und Zirbelkiefern, geht den Beeren nach und läßt sich andere Früchte schmecken. Jn der Gefangenschaft nimmt er mit Allem vorlieb, zieht aber Fleisch den Pflanzenstoffen vor. Er ist ziemlich unbändig im Käfig, meiselt an dessen Holzwänden herum, hüpft rastlos von einem Zweig auf den andern, ist aber nicht im Stande, sich besonders beliebt zu machen. Mit andern schwächern Vögeln darf man ihn nicht zusammensperren; denn seine Mordlust ist so groß, daß er sich schwer abhalten läßt, andere Vögel zu überfallen. Er packt dann, wie Naumann beobachtete, sein Schlachtopfer mit dem Schnabel, kneipt ihm das Genick ein, öffnet durch einige Hiebe den Kopf, frißt zuerst das Gehirn und dann alles Uebrige. Ein Gefangener fraß sogar Eichhörnchen, ohne daß man diesen vorher das Fell abzustreifen brauchte. Boje und ich haben an ein und demselben Gefangenen eine Mordlust wahrgenommen, wie solche wohl Falken, kaum aber Raben zeigen. Am anmuthigsten erscheint der Vogel, wenn er mit Aufknacken der Nüsse beschäftigt ist. Diese nimmt er geschickt zwischen die Fänge, dreht sie, bis das stumpfe Ende nach oben kommt und zermeiselt sie mit großer Schnelligkeit und Sicherheit, um zu dem Kerne zu gelangen. Er bedarf viel zu seinem Unterhalte und ist fast den ganzen Tag über mit seiner Mahlzeit beschäftigt.
Bei uns zu Lande würde der Nußknacker schädlich werden können; in seiner Sommerheimat macht er sich verdient. Jhm hauptsächlich soll man die Vermehrung der Arven danken: er ist es, welcher diese Bäume selbst da anpflanzt, wo weder der Wind, noch der Mensch die Samenkörner hin- bringen kann.
Jn Neuholland leben krähenartige Vögel, über deren Stellung die Naturforscher noch keines- wegs einig sind. Während Einige sie zu den Würgern zählen, sehen Andere in ihnen entschiedene Raben. Jch habe mich, seitdem ich einen von ihnen längere Zeit lebend beobachten konnte, für die Ansicht der letztgenannten Forscher entschieden.
Die Pfeifkrähen (Phonigamae) sind kurzschwänzige Raben mit langgestrecktem, kegelförmigen Schnabel, dessen Obertheil sich mit scharfen Haken über den untern herabbiegt und oft noch durch einen vorspringenden Zahn nahe der Spitze bewehrt ist. Die Flügel sind ziemlich spitz, der Schwanz ist sanft gerundet.
Jn ihrer Lebensweise haben die Pfeifkrähen manches Eigenthümliche. Sie leben viel auf der Erde, namentlich an sumpfigen Lachen oder an der Meeresküste, obwohl sie auch unfruchtbare und trockene Gegenden nicht meiden. Merkwürdig behend und mit größter Geschicklichkeit hüpfen sie über den Boden dahin; nicht minder gewandt bewegen sie sich im Gezweig; ihr Flug aber ist nicht besonders gut. Selten steigen sie hoch in die Lüfte und niemals vergnügen sie sich nach Art anderer Raben durch länger währenden Flug. Kerbthiere aller Ordnungen, namentlich aber heuschreckenartige bilden die Hauptnahrung dieser Vögel; nebenbei verzehren sie Früchte, Körner und Sämereien, und deshalb kön- nen sie in den Ansiedelungen lästig werden. Wahrscheinlich rauben sie auch allerhand Nester aus oder gehen andere kleine Wirbelthiere räuberisch an. Der Forscher beobachtet sie mit Vergnügen. "Wenige Vögel", sagt Gould, "sind zierlicher oder beleben die Gegend, in welcher sie erscheinen, in
Nußknacker oder Tannenheher.
Grunde mit wenig hervortretenden hell lederfarbigen Flecken gezeichnet. Ueber die Erziehung der Jungen weiß man noch nichts Sicheres.
Es hält nicht gerade ſchwer, den Nußknacker zu fangen; in Dohnenſtegen und auf Vogelherden wird er ſehr oft erbeutet. Doch gehört er nicht zu den Vögeln, welche in der Gefangenſchaft viel Freude machen. Er läßt ſich leicht zähmen und gewöhnt ſich auch bald an allerlei Nahrungsmittel; denn er iſt kein Koſtverächter und auch ziemlich gefräßig. Jm Freileben ernährt er ſich wie andere Raben von Kerbthieren, Würmern, Schnecken u. dgl., raubt aber auch kleine Wirbelthiere und ſtellt namentlich ſchwachen Vögeln und deren Brut nach, plündert die Haſelnußſträuche, die Zapfen der Arven und Zirbelkiefern, geht den Beeren nach und läßt ſich andere Früchte ſchmecken. Jn der Gefangenſchaft nimmt er mit Allem vorlieb, zieht aber Fleiſch den Pflanzenſtoffen vor. Er iſt ziemlich unbändig im Käfig, meiſelt an deſſen Holzwänden herum, hüpft raſtlos von einem Zweig auf den andern, iſt aber nicht im Stande, ſich beſonders beliebt zu machen. Mit andern ſchwächern Vögeln darf man ihn nicht zuſammenſperren; denn ſeine Mordluſt iſt ſo groß, daß er ſich ſchwer abhalten läßt, andere Vögel zu überfallen. Er packt dann, wie Naumann beobachtete, ſein Schlachtopfer mit dem Schnabel, kneipt ihm das Genick ein, öffnet durch einige Hiebe den Kopf, frißt zuerſt das Gehirn und dann alles Uebrige. Ein Gefangener fraß ſogar Eichhörnchen, ohne daß man dieſen vorher das Fell abzuſtreifen brauchte. Boje und ich haben an ein und demſelben Gefangenen eine Mordluſt wahrgenommen, wie ſolche wohl Falken, kaum aber Raben zeigen. Am anmuthigſten erſcheint der Vogel, wenn er mit Aufknacken der Nüſſe beſchäftigt iſt. Dieſe nimmt er geſchickt zwiſchen die Fänge, dreht ſie, bis das ſtumpfe Ende nach oben kommt und zermeiſelt ſie mit großer Schnelligkeit und Sicherheit, um zu dem Kerne zu gelangen. Er bedarf viel zu ſeinem Unterhalte und iſt faſt den ganzen Tag über mit ſeiner Mahlzeit beſchäftigt.
Bei uns zu Lande würde der Nußknacker ſchädlich werden können; in ſeiner Sommerheimat macht er ſich verdient. Jhm hauptſächlich ſoll man die Vermehrung der Arven danken: er iſt es, welcher dieſe Bäume ſelbſt da anpflanzt, wo weder der Wind, noch der Menſch die Samenkörner hin- bringen kann.
Jn Neuholland leben krähenartige Vögel, über deren Stellung die Naturforſcher noch keines- wegs einig ſind. Während Einige ſie zu den Würgern zählen, ſehen Andere in ihnen entſchiedene Raben. Jch habe mich, ſeitdem ich einen von ihnen längere Zeit lebend beobachten konnte, für die Anſicht der letztgenannten Forſcher entſchieden.
Die Pfeifkrähen (Phonigamae) ſind kurzſchwänzige Raben mit langgeſtrecktem, kegelförmigen Schnabel, deſſen Obertheil ſich mit ſcharfen Haken über den untern herabbiegt und oft noch durch einen vorſpringenden Zahn nahe der Spitze bewehrt iſt. Die Flügel ſind ziemlich ſpitz, der Schwanz iſt ſanft gerundet.
Jn ihrer Lebensweiſe haben die Pfeifkrähen manches Eigenthümliche. Sie leben viel auf der Erde, namentlich an ſumpfigen Lachen oder an der Meeresküſte, obwohl ſie auch unfruchtbare und trockene Gegenden nicht meiden. Merkwürdig behend und mit größter Geſchicklichkeit hüpfen ſie über den Boden dahin; nicht minder gewandt bewegen ſie ſich im Gezweig; ihr Flug aber iſt nicht beſonders gut. Selten ſteigen ſie hoch in die Lüfte und niemals vergnügen ſie ſich nach Art anderer Raben durch länger währenden Flug. Kerbthiere aller Ordnungen, namentlich aber heuſchreckenartige bilden die Hauptnahrung dieſer Vögel; nebenbei verzehren ſie Früchte, Körner und Sämereien, und deshalb kön- nen ſie in den Anſiedelungen läſtig werden. Wahrſcheinlich rauben ſie auch allerhand Neſter aus oder gehen andere kleine Wirbelthiere räuberiſch an. Der Forſcher beobachtet ſie mit Vergnügen. „Wenige Vögel‟, ſagt Gould, „ſind zierlicher oder beleben die Gegend, in welcher ſie erſcheinen, in
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[367/0395]
Nußknacker oder Tannenheher.
Grunde mit wenig hervortretenden hell lederfarbigen Flecken gezeichnet. Ueber die Erziehung der
Jungen weiß man noch nichts Sicheres.
Es hält nicht gerade ſchwer, den Nußknacker zu fangen; in Dohnenſtegen und auf Vogelherden
wird er ſehr oft erbeutet. Doch gehört er nicht zu den Vögeln, welche in der Gefangenſchaft viel
Freude machen. Er läßt ſich leicht zähmen und gewöhnt ſich auch bald an allerlei Nahrungsmittel;
denn er iſt kein Koſtverächter und auch ziemlich gefräßig. Jm Freileben ernährt er ſich wie andere
Raben von Kerbthieren, Würmern, Schnecken u. dgl., raubt aber auch kleine Wirbelthiere und ſtellt
namentlich ſchwachen Vögeln und deren Brut nach, plündert die Haſelnußſträuche, die Zapfen der
Arven und Zirbelkiefern, geht den Beeren nach und läßt ſich andere Früchte ſchmecken. Jn der
Gefangenſchaft nimmt er mit Allem vorlieb, zieht aber Fleiſch den Pflanzenſtoffen vor. Er iſt ziemlich
unbändig im Käfig, meiſelt an deſſen Holzwänden herum, hüpft raſtlos von einem Zweig auf den
andern, iſt aber nicht im Stande, ſich beſonders beliebt zu machen. Mit andern ſchwächern Vögeln
darf man ihn nicht zuſammenſperren; denn ſeine Mordluſt iſt ſo groß, daß er ſich ſchwer abhalten
läßt, andere Vögel zu überfallen. Er packt dann, wie Naumann beobachtete, ſein Schlachtopfer mit
dem Schnabel, kneipt ihm das Genick ein, öffnet durch einige Hiebe den Kopf, frißt zuerſt das Gehirn
und dann alles Uebrige. Ein Gefangener fraß ſogar Eichhörnchen, ohne daß man dieſen vorher
das Fell abzuſtreifen brauchte. Boje und ich haben an ein und demſelben Gefangenen eine Mordluſt
wahrgenommen, wie ſolche wohl Falken, kaum aber Raben zeigen. Am anmuthigſten erſcheint der
Vogel, wenn er mit Aufknacken der Nüſſe beſchäftigt iſt. Dieſe nimmt er geſchickt zwiſchen die Fänge,
dreht ſie, bis das ſtumpfe Ende nach oben kommt und zermeiſelt ſie mit großer Schnelligkeit und
Sicherheit, um zu dem Kerne zu gelangen. Er bedarf viel zu ſeinem Unterhalte und iſt faſt den
ganzen Tag über mit ſeiner Mahlzeit beſchäftigt.
Bei uns zu Lande würde der Nußknacker ſchädlich werden können; in ſeiner Sommerheimat
macht er ſich verdient. Jhm hauptſächlich ſoll man die Vermehrung der Arven danken: er iſt es,
welcher dieſe Bäume ſelbſt da anpflanzt, wo weder der Wind, noch der Menſch die Samenkörner hin-
bringen kann.
Jn Neuholland leben krähenartige Vögel, über deren Stellung die Naturforſcher noch keines-
wegs einig ſind. Während Einige ſie zu den Würgern zählen, ſehen Andere in ihnen entſchiedene
Raben. Jch habe mich, ſeitdem ich einen von ihnen längere Zeit lebend beobachten konnte, für die
Anſicht der letztgenannten Forſcher entſchieden.
Die Pfeifkrähen (Phonigamae) ſind kurzſchwänzige Raben mit langgeſtrecktem, kegelförmigen
Schnabel, deſſen Obertheil ſich mit ſcharfen Haken über den untern herabbiegt und oft noch durch
einen vorſpringenden Zahn nahe der Spitze bewehrt iſt. Die Flügel ſind ziemlich ſpitz, der Schwanz
iſt ſanft gerundet.
Jn ihrer Lebensweiſe haben die Pfeifkrähen manches Eigenthümliche. Sie leben viel auf der Erde,
namentlich an ſumpfigen Lachen oder an der Meeresküſte, obwohl ſie auch unfruchtbare und trockene
Gegenden nicht meiden. Merkwürdig behend und mit größter Geſchicklichkeit hüpfen ſie über den
Boden dahin; nicht minder gewandt bewegen ſie ſich im Gezweig; ihr Flug aber iſt nicht beſonders gut.
Selten ſteigen ſie hoch in die Lüfte und niemals vergnügen ſie ſich nach Art anderer Raben durch
länger währenden Flug. Kerbthiere aller Ordnungen, namentlich aber heuſchreckenartige bilden die
Hauptnahrung dieſer Vögel; nebenbei verzehren ſie Früchte, Körner und Sämereien, und deshalb kön-
nen ſie in den Anſiedelungen läſtig werden. Wahrſcheinlich rauben ſie auch allerhand Neſter aus
oder gehen andere kleine Wirbelthiere räuberiſch an. Der Forſcher beobachtet ſie mit Vergnügen.
„Wenige Vögel‟, ſagt Gould, „ſind zierlicher oder beleben die Gegend, in welcher ſie erſcheinen, in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/395>, abgerufen am 23.11.2024.
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