Limonen. Sie fressen in den verschiedensten Stellungen, wie unsere Meisen, indem sie sich bald von unten an die Zweige hängen, bald an die Früchte anklammern u. s. w. Jn den Gärten Mittelafrikas klagt übrigens Niemand über den Schaden, welchen sie anrichten; am Vorgebirge der guten Hoffnung hingegen werden sie lästig, weil sie dort, wie es scheint, in viel größerer Menge auftreten, als in Mittelafrika. So viel ist gewiß begründet, daß es kein Mittel geben mag, sie, wenn sie einmal stehlen wollen, von den Pflanzen abzuhalten; sie finden gewiß überall eine Thür, um zu den verbotenen Früchten des Paradieses zu gelangen.
Das Nest wurde bereits von Vaillant und später von Gurney und Hartmann beschrieben. Ersterer sagt, daß es kegelförmig gestaltet, aus allerlei Wurzeln erbaut, auch mit solchen ausgekleidet sei und im dichtesten Gebüsch angelegt werde, eins neben das andere, da auch während der Paarungs- zeit die Geselligkeit der Vögel nicht aufgehoben wird. Nach Hartmann besteht das Nest aus Steppengras, Baumbast, Wollblättern und Pflanzenblüthen und ist innen mit Pflanzenwolle aus- gefüttert. Gurney endlich gibt an, daß es mit frischen und grünen Blättern ausgekleidet werde und wirft die Frage auf, ob wohl ein gewisser Grad von Feuchtigkeit für die Bebrütung nothwendig wäre. Das Gelege besteht aus sechs bis sieben Eiern. Jm übrigen mangelt jede weitere Beobachtung über das Brutgeschäft.
Am Vorgebirge der guten Hoffnung stellt man den Mäusevögeln ebensowohl ihrer Diebereien in den Pflanzungen, als ihres saftigen Fleisches wegen eifrig nach. Dort werden auch viele gefangen; nach Vaillant gehören die Mäusevögel im Gebauer aber nicht zu den anmuthigsten Thieren. Sie drücken sich entweder auf den Boden des Käfigs und rutschen hier mühsam auf dem Bauche fort oder hängen sich oben an den Sprossen an und verweilen stundenlang in dieser Stellung. Neuere Beobachter scheinen anderer Ansicht zu sein; sie beschreiben die Gefangenen als lebhaft und unter- haltend. Jn der Neuzeit sind lebende Mäusevögel wiederholt nach Europa, namentlich nach England gekommen; doch gehören sie immer noch zu den größten Seltenheiten. Daß sie sich leicht erhalten lassen, unterliegt keinem Zweifel: die einfachsten Pflanzenstoffe, namentlich Früchte, werden ihnen genügen.
Wiriwa und weißwangiger Mäuſevogel.
Limonen. Sie freſſen in den verſchiedenſten Stellungen, wie unſere Meiſen, indem ſie ſich bald von unten an die Zweige hängen, bald an die Früchte anklammern u. ſ. w. Jn den Gärten Mittelafrikas klagt übrigens Niemand über den Schaden, welchen ſie anrichten; am Vorgebirge der guten Hoffnung hingegen werden ſie läſtig, weil ſie dort, wie es ſcheint, in viel größerer Menge auftreten, als in Mittelafrika. So viel iſt gewiß begründet, daß es kein Mittel geben mag, ſie, wenn ſie einmal ſtehlen wollen, von den Pflanzen abzuhalten; ſie finden gewiß überall eine Thür, um zu den verbotenen Früchten des Paradieſes zu gelangen.
Das Neſt wurde bereits von Vaillant und ſpäter von Gurney und Hartmann beſchrieben. Erſterer ſagt, daß es kegelförmig geſtaltet, aus allerlei Wurzeln erbaut, auch mit ſolchen ausgekleidet ſei und im dichteſten Gebüſch angelegt werde, eins neben das andere, da auch während der Paarungs- zeit die Geſelligkeit der Vögel nicht aufgehoben wird. Nach Hartmann beſteht das Neſt aus Steppengras, Baumbaſt, Wollblättern und Pflanzenblüthen und iſt innen mit Pflanzenwolle aus- gefüttert. Gurney endlich gibt an, daß es mit friſchen und grünen Blättern ausgekleidet werde und wirft die Frage auf, ob wohl ein gewiſſer Grad von Feuchtigkeit für die Bebrütung nothwendig wäre. Das Gelege beſteht aus ſechs bis ſieben Eiern. Jm übrigen mangelt jede weitere Beobachtung über das Brutgeſchäft.
Am Vorgebirge der guten Hoffnung ſtellt man den Mäuſevögeln ebenſowohl ihrer Diebereien in den Pflanzungen, als ihres ſaftigen Fleiſches wegen eifrig nach. Dort werden auch viele gefangen; nach Vaillant gehören die Mäuſevögel im Gebauer aber nicht zu den anmuthigſten Thieren. Sie drücken ſich entweder auf den Boden des Käfigs und rutſchen hier mühſam auf dem Bauche fort oder hängen ſich oben an den Sproſſen an und verweilen ſtundenlang in dieſer Stellung. Neuere Beobachter ſcheinen anderer Anſicht zu ſein; ſie beſchreiben die Gefangenen als lebhaft und unter- haltend. Jn der Neuzeit ſind lebende Mäuſevögel wiederholt nach Europa, namentlich nach England gekommen; doch gehören ſie immer noch zu den größten Seltenheiten. Daß ſie ſich leicht erhalten laſſen, unterliegt keinem Zweifel: die einfachſten Pflanzenſtoffe, namentlich Früchte, werden ihnen genügen.
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Wiriwa und weißwangiger Mäuſevogel.
Limonen. Sie freſſen in den verſchiedenſten Stellungen, wie unſere Meiſen, indem ſie ſich bald von
unten an die Zweige hängen, bald an die Früchte anklammern u. ſ. w. Jn den Gärten Mittelafrikas
klagt übrigens Niemand über den Schaden, welchen ſie anrichten; am Vorgebirge der guten Hoffnung
hingegen werden ſie läſtig, weil ſie dort, wie es ſcheint, in viel größerer Menge auftreten, als in
Mittelafrika. So viel iſt gewiß begründet, daß es kein Mittel geben mag, ſie, wenn ſie einmal ſtehlen
wollen, von den Pflanzen abzuhalten; ſie finden gewiß überall eine Thür, um zu den verbotenen
Früchten des Paradieſes zu gelangen.
Das Neſt wurde bereits von Vaillant und ſpäter von Gurney und Hartmann beſchrieben.
Erſterer ſagt, daß es kegelförmig geſtaltet, aus allerlei Wurzeln erbaut, auch mit ſolchen ausgekleidet
ſei und im dichteſten Gebüſch angelegt werde, eins neben das andere, da auch während der Paarungs-
zeit die Geſelligkeit der Vögel nicht aufgehoben wird. Nach Hartmann beſteht das Neſt aus
Steppengras, Baumbaſt, Wollblättern und Pflanzenblüthen und iſt innen mit Pflanzenwolle aus-
gefüttert. Gurney endlich gibt an, daß es mit friſchen und grünen Blättern ausgekleidet werde und
wirft die Frage auf, ob wohl ein gewiſſer Grad von Feuchtigkeit für die Bebrütung nothwendig wäre.
Das Gelege beſteht aus ſechs bis ſieben Eiern. Jm übrigen mangelt jede weitere Beobachtung über
das Brutgeſchäft.
Am Vorgebirge der guten Hoffnung ſtellt man den Mäuſevögeln ebenſowohl ihrer Diebereien in
den Pflanzungen, als ihres ſaftigen Fleiſches wegen eifrig nach. Dort werden auch viele gefangen;
nach Vaillant gehören die Mäuſevögel im Gebauer aber nicht zu den anmuthigſten Thieren.
Sie drücken ſich entweder auf den Boden des Käfigs und rutſchen hier mühſam auf dem Bauche fort
oder hängen ſich oben an den Sproſſen an und verweilen ſtundenlang in dieſer Stellung. Neuere
Beobachter ſcheinen anderer Anſicht zu ſein; ſie beſchreiben die Gefangenen als lebhaft und unter-
haltend. Jn der Neuzeit ſind lebende Mäuſevögel wiederholt nach Europa, namentlich nach England
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laſſen, unterliegt keinem Zweifel: die einfachſten Pflanzenſtoffe, namentlich Früchte, werden ihnen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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