den obern, Reiser, welche zuweilen mit weichen Stoffen ausgekleidet werden, die Restmulde. Der Horst dient dem einen Adlerpaare mehrere Jahre nach einander, wird aber alljährlich neu ausgebessert und dabei vergrößert, sodaß er zuweilen auch zu bedeutender Höhe anwachsen kann. Sein Standort ist verschieden, in den meisten Fällen auf Bäumen, sonst auf einem möglichst unersteiglichen Felsvor- sprunge, im Nothfalle auch auf dem flachen Boden. Das Gelege enthält ein einziges oder zwei, selten drei Eier, welche vom Weibchen allein bebrütet werden. Vor der Paarungszeit vergnügen sich auch die Adler durch prachtvolle Spiele in der Luft, und sie setzt das Männchen noch fort, während das Weibchen brütet. Die Jungen werden von beiden Eltern groß gefüttert. Sie leiden keinen Mangel; denn im Nothfall tragen ihnen die Alten von meilenweit her Futter zu. Nach dem Aus- fliegen genießen auch sie eine Zeitlang sorgfältigen Unterricht; dann aber werden sie im eigentlichen Sinne des Worts in die Welt hinausgestoßen und führen nun mehrere Jahre lang ein unstetes Wanderleben, bis auch sie sich einen Gatten und später einen Nistplatz erworben.
Außer dem Menschen haben die Adler keinen Feind, welcher ihnen gefährlich werden könnte, wohl aber viele Gegner. Alle kleinen Falken, die Würger, Raben, Schwalben, Bachstelzen hassen sie und bethätigen dieses Gefühl durch Angriffe, welche zwar machtlos sind, die stolzen Räuber aber doch so arg behelligen, daß sie gewöhnlich die Weite suchen, um die lästige Rotte los zu werden. Der Mensch muß dem Adler feindselig entgegentreten; denn die meisten Arten fügen ihm nur Schaden zu. Doch gibt es unter ihnen einzelne, welche sich nützlich machen und Schutz verdienen.
Unter allen Adlern gehen uns drei in Gestalt und Wesen nahverwandte am nächsten an, weil sie in unserm heimatlichen Erdtheil leben: der Stein-, der Gold- und der Königsadler. Sie sind es, welche schon von Alters her sich berühmt und gefürchtet gemacht haben, sie sind die Adler in dem allgemein giltigen Sinne.
Die Sippe der Edeladler (Aquila), welche sie mit einigen anderen bilden, kennzeichnet sich durch kräftigeren Leib, großen, wohlgeformten Kopf, breite und lange Flügel, unter deren Schwingen die vierte die längste ist und welche bis zum Schwanzende herabreichen, durch einen gerade abgeschnit- tenen, mittellangen und breiten Schwanz und sehr starke, mittelhohe Ständer. Der Schnabel ist groß und lang, sein Oberkiefer schon auf der Wachshaut, besonders aber vor ihr stark gebogen, an der Schneide ziemlich ausgebuchtet. Das große Auge liegt tief unter dem weit hervorspringenden Augen- brauenbein. Die Zehen sind mittellang und stark, die Krallen groß, spitzig und stark gekrümmt. Das Gefieder ist reich und dicht, die Federn sind zugespitzt, namentlich am Hinterkopf und im Nacken verschmälert und verlängert; die Fußwurzeln sind bis zu den Zehen herab bekleidet.
Es ist nicht eben leicht, die drei oben genannten Edeladler mit kurzen Worten so zu kennzeichnen, daß eine Verwechselung unmöglich ist, -- sind ja doch selbst die Forscher noch heutigen Tages wenig- stens über zwei von ihnen verschiedener Ansicht. Wenn man die stolzen Thiere im Leben vor sich sieht, unterscheidet man sie allerdings ziemlich leicht; die Bälge aber sind durchaus nicht sofort mit Sicherheit zu erkennen. Jch hoffe, daß uns Nachstehendes genügen wird; Derjenige unter meinen Lesern, welcher Genaueres erfahren will, mag zu andern Werken greifen.
Der Steinadler, der gemeine, schwarze, braune, ringelschwänzige, der Stock-, Berg- und Haseu- oder Rauchfußadler (Aquila fulva) ist der größte und stärkste, auch gedrungen gebauteste unter seinen Verwandten. Seine Länge beträgt 23/4 bis 3 Fuß, die Breite 6 2/3 bis 7 Fuß, die Fittiglänge 1 Fuß 10 Zoll bis 2 Fuß, die Schwanzlänge 13 bis 14 Zoll. Erstere Maße gelten für das Männchen, letztere für das größere Weibchen. Beim alten Vogel ist der Kopf und Hinterhals rostbraungelb, das übrige Gefieder sehr gleichmäßig dunkelbraun, der Schwanz an seiner Wurzelhälfte weiß, sodann schwarz gebändert oder gefleckt, an der Endhälfte schwarz. Die Hosen sind
Allgemeines. Steinadler.
den obern, Reiſer, welche zuweilen mit weichen Stoffen ausgekleidet werden, die Reſtmulde. Der Horſt dient dem einen Adlerpaare mehrere Jahre nach einander, wird aber alljährlich neu ausgebeſſert und dabei vergrößert, ſodaß er zuweilen auch zu bedeutender Höhe anwachſen kann. Sein Standort iſt verſchieden, in den meiſten Fällen auf Bäumen, ſonſt auf einem möglichſt unerſteiglichen Felsvor- ſprunge, im Nothfalle auch auf dem flachen Boden. Das Gelege enthält ein einziges oder zwei, ſelten drei Eier, welche vom Weibchen allein bebrütet werden. Vor der Paarungszeit vergnügen ſich auch die Adler durch prachtvolle Spiele in der Luft, und ſie ſetzt das Männchen noch fort, während das Weibchen brütet. Die Jungen werden von beiden Eltern groß gefüttert. Sie leiden keinen Mangel; denn im Nothfall tragen ihnen die Alten von meilenweit her Futter zu. Nach dem Aus- fliegen genießen auch ſie eine Zeitlang ſorgfältigen Unterricht; dann aber werden ſie im eigentlichen Sinne des Worts in die Welt hinausgeſtoßen und führen nun mehrere Jahre lang ein unſtetes Wanderleben, bis auch ſie ſich einen Gatten und ſpäter einen Niſtplatz erworben.
Außer dem Menſchen haben die Adler keinen Feind, welcher ihnen gefährlich werden könnte, wohl aber viele Gegner. Alle kleinen Falken, die Würger, Raben, Schwalben, Bachſtelzen haſſen ſie und bethätigen dieſes Gefühl durch Angriffe, welche zwar machtlos ſind, die ſtolzen Räuber aber doch ſo arg behelligen, daß ſie gewöhnlich die Weite ſuchen, um die läſtige Rotte los zu werden. Der Menſch muß dem Adler feindſelig entgegentreten; denn die meiſten Arten fügen ihm nur Schaden zu. Doch gibt es unter ihnen einzelne, welche ſich nützlich machen und Schutz verdienen.
Unter allen Adlern gehen uns drei in Geſtalt und Weſen nahverwandte am nächſten an, weil ſie in unſerm heimatlichen Erdtheil leben: der Stein-, der Gold- und der Königsadler. Sie ſind es, welche ſchon von Alters her ſich berühmt und gefürchtet gemacht haben, ſie ſind die Adler in dem allgemein giltigen Sinne.
Die Sippe der Edeladler (Aquila), welche ſie mit einigen anderen bilden, kennzeichnet ſich durch kräftigeren Leib, großen, wohlgeformten Kopf, breite und lange Flügel, unter deren Schwingen die vierte die längſte iſt und welche bis zum Schwanzende herabreichen, durch einen gerade abgeſchnit- tenen, mittellangen und breiten Schwanz und ſehr ſtarke, mittelhohe Ständer. Der Schnabel iſt groß und lang, ſein Oberkiefer ſchon auf der Wachshaut, beſonders aber vor ihr ſtark gebogen, an der Schneide ziemlich ausgebuchtet. Das große Auge liegt tief unter dem weit hervorſpringenden Augen- brauenbein. Die Zehen ſind mittellang und ſtark, die Krallen groß, ſpitzig und ſtark gekrümmt. Das Gefieder iſt reich und dicht, die Federn ſind zugeſpitzt, namentlich am Hinterkopf und im Nacken verſchmälert und verlängert; die Fußwurzeln ſind bis zu den Zehen herab bekleidet.
Es iſt nicht eben leicht, die drei oben genannten Edeladler mit kurzen Worten ſo zu kennzeichnen, daß eine Verwechſelung unmöglich iſt, — ſind ja doch ſelbſt die Forſcher noch heutigen Tages wenig- ſtens über zwei von ihnen verſchiedener Anſicht. Wenn man die ſtolzen Thiere im Leben vor ſich ſieht, unterſcheidet man ſie allerdings ziemlich leicht; die Bälge aber ſind durchaus nicht ſofort mit Sicherheit zu erkennen. Jch hoffe, daß uns Nachſtehendes genügen wird; Derjenige unter meinen Leſern, welcher Genaueres erfahren will, mag zu andern Werken greifen.
Der Steinadler, der gemeine, ſchwarze, braune, ringelſchwänzige, der Stock-, Berg- und Haſeu- oder Rauchfußadler (Aquila fulva) iſt der größte und ſtärkſte, auch gedrungen gebauteſte unter ſeinen Verwandten. Seine Länge beträgt 2¾ bis 3 Fuß, die Breite 6⅔ bis 7 Fuß, die Fittiglänge 1 Fuß 10 Zoll bis 2 Fuß, die Schwanzlänge 13 bis 14 Zoll. Erſtere Maße gelten für das Männchen, letztere für das größere Weibchen. Beim alten Vogel iſt der Kopf und Hinterhals roſtbraungelb, das übrige Gefieder ſehr gleichmäßig dunkelbraun, der Schwanz an ſeiner Wurzelhälfte weiß, ſodann ſchwarz gebändert oder gefleckt, an der Endhälfte ſchwarz. Die Hoſen ſind
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[447/0477]
Allgemeines. Steinadler.
den obern, Reiſer, welche zuweilen mit weichen Stoffen ausgekleidet werden, die Reſtmulde. Der Horſt
dient dem einen Adlerpaare mehrere Jahre nach einander, wird aber alljährlich neu ausgebeſſert und
dabei vergrößert, ſodaß er zuweilen auch zu bedeutender Höhe anwachſen kann. Sein Standort iſt
verſchieden, in den meiſten Fällen auf Bäumen, ſonſt auf einem möglichſt unerſteiglichen Felsvor-
ſprunge, im Nothfalle auch auf dem flachen Boden. Das Gelege enthält ein einziges oder zwei,
ſelten drei Eier, welche vom Weibchen allein bebrütet werden. Vor der Paarungszeit vergnügen ſich
auch die Adler durch prachtvolle Spiele in der Luft, und ſie ſetzt das Männchen noch fort, während
das Weibchen brütet. Die Jungen werden von beiden Eltern groß gefüttert. Sie leiden keinen
Mangel; denn im Nothfall tragen ihnen die Alten von meilenweit her Futter zu. Nach dem Aus-
fliegen genießen auch ſie eine Zeitlang ſorgfältigen Unterricht; dann aber werden ſie im eigentlichen
Sinne des Worts in die Welt hinausgeſtoßen und führen nun mehrere Jahre lang ein unſtetes
Wanderleben, bis auch ſie ſich einen Gatten und ſpäter einen Niſtplatz erworben.
Außer dem Menſchen haben die Adler keinen Feind, welcher ihnen gefährlich werden könnte, wohl
aber viele Gegner. Alle kleinen Falken, die Würger, Raben, Schwalben, Bachſtelzen
haſſen ſie und bethätigen dieſes Gefühl durch Angriffe, welche zwar machtlos ſind, die ſtolzen
Räuber aber doch ſo arg behelligen, daß ſie gewöhnlich die Weite ſuchen, um die läſtige Rotte los zu
werden. Der Menſch muß dem Adler feindſelig entgegentreten; denn die meiſten Arten fügen ihm
nur Schaden zu. Doch gibt es unter ihnen einzelne, welche ſich nützlich machen und Schutz verdienen.
Unter allen Adlern gehen uns drei in Geſtalt und Weſen nahverwandte am nächſten an, weil
ſie in unſerm heimatlichen Erdtheil leben: der Stein-, der Gold- und der Königsadler. Sie
ſind es, welche ſchon von Alters her ſich berühmt und gefürchtet gemacht haben, ſie ſind die Adler in
dem allgemein giltigen Sinne.
Die Sippe der Edeladler (Aquila), welche ſie mit einigen anderen bilden, kennzeichnet ſich
durch kräftigeren Leib, großen, wohlgeformten Kopf, breite und lange Flügel, unter deren Schwingen
die vierte die längſte iſt und welche bis zum Schwanzende herabreichen, durch einen gerade abgeſchnit-
tenen, mittellangen und breiten Schwanz und ſehr ſtarke, mittelhohe Ständer. Der Schnabel iſt
groß und lang, ſein Oberkiefer ſchon auf der Wachshaut, beſonders aber vor ihr ſtark gebogen, an der
Schneide ziemlich ausgebuchtet. Das große Auge liegt tief unter dem weit hervorſpringenden Augen-
brauenbein. Die Zehen ſind mittellang und ſtark, die Krallen groß, ſpitzig und ſtark gekrümmt.
Das Gefieder iſt reich und dicht, die Federn ſind zugeſpitzt, namentlich am Hinterkopf und im Nacken
verſchmälert und verlängert; die Fußwurzeln ſind bis zu den Zehen herab bekleidet.
Es iſt nicht eben leicht, die drei oben genannten Edeladler mit kurzen Worten ſo zu kennzeichnen,
daß eine Verwechſelung unmöglich iſt, — ſind ja doch ſelbſt die Forſcher noch heutigen Tages wenig-
ſtens über zwei von ihnen verſchiedener Anſicht. Wenn man die ſtolzen Thiere im Leben vor ſich
ſieht, unterſcheidet man ſie allerdings ziemlich leicht; die Bälge aber ſind durchaus nicht ſofort mit
Sicherheit zu erkennen. Jch hoffe, daß uns Nachſtehendes genügen wird; Derjenige unter meinen
Leſern, welcher Genaueres erfahren will, mag zu andern Werken greifen.
Der Steinadler, der gemeine, ſchwarze, braune, ringelſchwänzige, der Stock-,
Berg- und Haſeu- oder Rauchfußadler (Aquila fulva) iſt der größte und ſtärkſte, auch
gedrungen gebauteſte unter ſeinen Verwandten. Seine Länge beträgt 2¾ bis 3 Fuß, die Breite 6⅔
bis 7 Fuß, die Fittiglänge 1 Fuß 10 Zoll bis 2 Fuß, die Schwanzlänge 13 bis 14 Zoll. Erſtere Maße
gelten für das Männchen, letztere für das größere Weibchen. Beim alten Vogel iſt der Kopf und
Hinterhals roſtbraungelb, das übrige Gefieder ſehr gleichmäßig dunkelbraun, der Schwanz an ſeiner
Wurzelhälfte weiß, ſodann ſchwarz gebändert oder gefleckt, an der Endhälfte ſchwarz. Die Hoſen ſind
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/477>, abgerufen am 22.11.2024.
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