sind braunschwarz, die Nackenfedern an ihrer Wurzel weiß, die Rückenfedern aschbläulich schimmernd, die Federn der Jnnenschenkel durch einige fein punktirte lichte Querstreifen gezeichnet, die dunkel- bräunlichschwarzen Schwingen mit schwachen aschbläulichen schmalen Querbinden, die Schwanzfedern an ihrer Wurzel schwarzbraun, in ihrer Mitte reinweiß mit schwarzbraunen Spitzenbinden und einem schmalen schmuzigweißen Außensaum. Das Auge ist bräunlichgelb, die Wachshaut und die Wurzel des Unterkiefers sind gelb, der übrige Schnabel ist hornschwarz, der Fuß hellgelb. Der junge Vogel ist gelb oder gelbbraun, das Rumpfgefieder durch breite schwarzbraune Spitzenflecken gezeichnet; die Schwingen und Schwanzfedern sind gelb und braun gebändert, mit breiteren Endsäumen.
Unter allen Bussarden scheint der Urubitinga der kühnste und edelste zu sein. Er bewohnt ausschließlich die Wälder, am liebsten die Waldränder in der Nähe von Pflanzungen oder solche, welche an Sümpfe stoßen; doch hat ihn der Prinz von Wied auch in offenen Gegenden beobachtet. "Oft sahen wir ihn", sagt er, "in einer dichtbelaubten Baumkrone sitzen, wo eine Menge verschiedener Vögel, als Pfefferfresser, Schwarzvögel und andere um ihn her versammelt waren, um ihn unter lautem Geschrei zu necken. Gewöhnlich erträgt er ruhig diese Schmähungen, fängt sich aber meistens doch einen oder den andern seiner Verfolger. Die Brasilianer behaupten, daß er besonders den Affen nachstelle, sowie Dies überhaupt von den Eingebornen allen größeren und stärkeren Raub- vögeln nachgesagt wird. Jn seinem Magen findet man Ueberreste von kleinen Säugethieren und Vögeln, von Eidechsen, Schlangen, Schnecken, Heuschrecken und anderen." Nach Tschudi verschmäht der Urubitinga todte Thiere nicht und sammelt sich zuweilen in großer Anzahl auf denselben. Er frißt aber nur einmal davon und zwar, wenn das Fleisch noch nicht in Verwesung übergegangen ist; nachdem er sich gesättigt hat, fliegt er weg und kehrt nicht wieder zu dem Aase zurück: faules Fleisch berührt er nicht. Kleine Nager scheinen seine Hauptnahrung auszumachen. Er fliegt oft auf den Boden herab und betreibt hier laufend seine Jagd. Der Flug ist stolz und anhaltend, die Stimme ein höchst feiner, hoher Laut, welcher oft zweitönig ausgestoßen wird. Beim Aufbäumen wählt er sich meist die unteren starken Aeste der Baumkronen.
Den Horst hat Schomburgk häufig an Flußufern, immer aber auf unersteiglichen Bäumen gesehen. Er enthält nach Burmeister zwei längliche, auf weißem Grunde heller und dunkler rostbraun gefleckte und getüpfelte Eier. Vor dem Menschen nimmt sich der Urubitinga wohl in Acht. Er ist schwerer zu beschleichen, als die meisten übrigen Raubvögel Brasiliens. Jn der Gefangenschaft gehört er zu den größten Seltenheiten.
Jn der Südhälfte Amerikas leben Raubvögel, welche in ihrem Wesen ebensoviel von den Falken, wie von den Geiern an sich haben und deshalb bezeichnend Geierfalken (Polybori) genannt werden. Sie sind schlank gebaut; ihr Flügel ist verhältnißmäßig kurz, der Schwanz lang und breit, etwas zugerundet, ihr Lauf hoch und dünn, die Zehen sind mittellang und schwach, die Krallen wenig gebogen, an der Spitze aber schlank zugespitzt; der Schnabel ist verhältnißmäßig lang, am Grunde grade, an der Spitze schwach gebogen mit kurzem Haken und geraden Schneiden. Das Gefieder ist hart; die Federn sind groß, die des Kopfes zugespitzt, aber nicht besonders verschmälert. Die Zügel bleiben regelmäßig, die Kehle und Vorderstirn ausnahmsweise nackt. Das Auge wird von starken Wimpern umgeben.
Ueber Heimat, Aufenthalt, Lebensweise und Betragen dieser merkwürdigen Vögel liegen zahl- reiche und sehr ausführliche Beobachtungen vor. Wir verdanken namentlich dem Prinzen von Wied, d'Orbiguy, Darwin, Schomburgk, Tschudi, Audubon und Burmeister eingehendere Schilderungen der Geierfalken, "welche", wie Darwin sagt, "durch ihre Zahl, geringe Scheu und
Hakenbuſſard. Urubitinga.
ſind braunſchwarz, die Nackenfedern an ihrer Wurzel weiß, die Rückenfedern aſchbläulich ſchimmernd, die Federn der Jnnenſchenkel durch einige fein punktirte lichte Querſtreifen gezeichnet, die dunkel- bräunlichſchwarzen Schwingen mit ſchwachen aſchbläulichen ſchmalen Querbinden, die Schwanzfedern an ihrer Wurzel ſchwarzbraun, in ihrer Mitte reinweiß mit ſchwarzbraunen Spitzenbinden und einem ſchmalen ſchmuzigweißen Außenſaum. Das Auge iſt bräunlichgelb, die Wachshaut und die Wurzel des Unterkiefers ſind gelb, der übrige Schnabel iſt hornſchwarz, der Fuß hellgelb. Der junge Vogel iſt gelb oder gelbbraun, das Rumpfgefieder durch breite ſchwarzbraune Spitzenflecken gezeichnet; die Schwingen und Schwanzfedern ſind gelb und braun gebändert, mit breiteren Endſäumen.
Unter allen Buſſarden ſcheint der Urubitinga der kühnſte und edelſte zu ſein. Er bewohnt ausſchließlich die Wälder, am liebſten die Waldränder in der Nähe von Pflanzungen oder ſolche, welche an Sümpfe ſtoßen; doch hat ihn der Prinz von Wied auch in offenen Gegenden beobachtet. „Oft ſahen wir ihn‟, ſagt er, „in einer dichtbelaubten Baumkrone ſitzen, wo eine Menge verſchiedener Vögel, als Pfefferfreſſer, Schwarzvögel und andere um ihn her verſammelt waren, um ihn unter lautem Geſchrei zu necken. Gewöhnlich erträgt er ruhig dieſe Schmähungen, fängt ſich aber meiſtens doch einen oder den andern ſeiner Verfolger. Die Braſilianer behaupten, daß er beſonders den Affen nachſtelle, ſowie Dies überhaupt von den Eingebornen allen größeren und ſtärkeren Raub- vögeln nachgeſagt wird. Jn ſeinem Magen findet man Ueberreſte von kleinen Säugethieren und Vögeln, von Eidechſen, Schlangen, Schnecken, Heuſchrecken und anderen.‟ Nach Tſchudi verſchmäht der Urubitinga todte Thiere nicht und ſammelt ſich zuweilen in großer Anzahl auf denſelben. Er frißt aber nur einmal davon und zwar, wenn das Fleiſch noch nicht in Verweſung übergegangen iſt; nachdem er ſich geſättigt hat, fliegt er weg und kehrt nicht wieder zu dem Aaſe zurück: faules Fleiſch berührt er nicht. Kleine Nager ſcheinen ſeine Hauptnahrung auszumachen. Er fliegt oft auf den Boden herab und betreibt hier laufend ſeine Jagd. Der Flug iſt ſtolz und anhaltend, die Stimme ein höchſt feiner, hoher Laut, welcher oft zweitönig ausgeſtoßen wird. Beim Aufbäumen wählt er ſich meiſt die unteren ſtarken Aeſte der Baumkronen.
Den Horſt hat Schomburgk häufig an Flußufern, immer aber auf unerſteiglichen Bäumen geſehen. Er enthält nach Burmeiſter zwei längliche, auf weißem Grunde heller und dunkler roſtbraun gefleckte und getüpfelte Eier. Vor dem Menſchen nimmt ſich der Urubitinga wohl in Acht. Er iſt ſchwerer zu beſchleichen, als die meiſten übrigen Raubvögel Braſiliens. Jn der Gefangenſchaft gehört er zu den größten Seltenheiten.
Jn der Südhälfte Amerikas leben Raubvögel, welche in ihrem Weſen ebenſoviel von den Falken, wie von den Geiern an ſich haben und deshalb bezeichnend Geierfalken (Polybori) genannt werden. Sie ſind ſchlank gebaut; ihr Flügel iſt verhältnißmäßig kurz, der Schwanz lang und breit, etwas zugerundet, ihr Lauf hoch und dünn, die Zehen ſind mittellang und ſchwach, die Krallen wenig gebogen, an der Spitze aber ſchlank zugeſpitzt; der Schnabel iſt verhältnißmäßig lang, am Grunde grade, an der Spitze ſchwach gebogen mit kurzem Haken und geraden Schneiden. Das Gefieder iſt hart; die Federn ſind groß, die des Kopfes zugeſpitzt, aber nicht beſonders verſchmälert. Die Zügel bleiben regelmäßig, die Kehle und Vorderſtirn ausnahmsweiſe nackt. Das Auge wird von ſtarken Wimpern umgeben.
Ueber Heimat, Aufenthalt, Lebensweiſe und Betragen dieſer merkwürdigen Vögel liegen zahl- reiche und ſehr ausführliche Beobachtungen vor. Wir verdanken namentlich dem Prinzen von Wied, d’Orbiguy, Darwin, Schomburgk, Tſchudi, Audubon und Burmeiſter eingehendere Schilderungen der Geierfalken, „welche‟, wie Darwin ſagt, „durch ihre Zahl, geringe Scheu und
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[521/0553]
Hakenbuſſard. Urubitinga.
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die Federn der Jnnenſchenkel durch einige fein punktirte lichte Querſtreifen gezeichnet, die dunkel-
bräunlichſchwarzen Schwingen mit ſchwachen aſchbläulichen ſchmalen Querbinden, die Schwanzfedern
an ihrer Wurzel ſchwarzbraun, in ihrer Mitte reinweiß mit ſchwarzbraunen Spitzenbinden und einem
ſchmalen ſchmuzigweißen Außenſaum. Das Auge iſt bräunlichgelb, die Wachshaut und die Wurzel
des Unterkiefers ſind gelb, der übrige Schnabel iſt hornſchwarz, der Fuß hellgelb. Der junge Vogel
iſt gelb oder gelbbraun, das Rumpfgefieder durch breite ſchwarzbraune Spitzenflecken gezeichnet; die
Schwingen und Schwanzfedern ſind gelb und braun gebändert, mit breiteren Endſäumen.
Unter allen Buſſarden ſcheint der Urubitinga der kühnſte und edelſte zu ſein. Er bewohnt
ausſchließlich die Wälder, am liebſten die Waldränder in der Nähe von Pflanzungen oder ſolche, welche
an Sümpfe ſtoßen; doch hat ihn der Prinz von Wied auch in offenen Gegenden beobachtet. „Oft
ſahen wir ihn‟, ſagt er, „in einer dichtbelaubten Baumkrone ſitzen, wo eine Menge verſchiedener
Vögel, als Pfefferfreſſer, Schwarzvögel und andere um ihn her verſammelt waren, um ihn
unter lautem Geſchrei zu necken. Gewöhnlich erträgt er ruhig dieſe Schmähungen, fängt ſich aber
meiſtens doch einen oder den andern ſeiner Verfolger. Die Braſilianer behaupten, daß er beſonders
den Affen nachſtelle, ſowie Dies überhaupt von den Eingebornen allen größeren und ſtärkeren Raub-
vögeln nachgeſagt wird. Jn ſeinem Magen findet man Ueberreſte von kleinen Säugethieren und
Vögeln, von Eidechſen, Schlangen, Schnecken, Heuſchrecken und anderen.‟ Nach Tſchudi verſchmäht
der Urubitinga todte Thiere nicht und ſammelt ſich zuweilen in großer Anzahl auf denſelben. Er
frißt aber nur einmal davon und zwar, wenn das Fleiſch noch nicht in Verweſung übergegangen iſt;
nachdem er ſich geſättigt hat, fliegt er weg und kehrt nicht wieder zu dem Aaſe zurück: faules Fleiſch
berührt er nicht. Kleine Nager ſcheinen ſeine Hauptnahrung auszumachen. Er fliegt oft auf den
Boden herab und betreibt hier laufend ſeine Jagd. Der Flug iſt ſtolz und anhaltend, die Stimme
ein höchſt feiner, hoher Laut, welcher oft zweitönig ausgeſtoßen wird. Beim Aufbäumen wählt er
ſich meiſt die unteren ſtarken Aeſte der Baumkronen.
Den Horſt hat Schomburgk häufig an Flußufern, immer aber auf unerſteiglichen Bäumen
geſehen. Er enthält nach Burmeiſter zwei längliche, auf weißem Grunde heller und dunkler
roſtbraun gefleckte und getüpfelte Eier. Vor dem Menſchen nimmt ſich der Urubitinga wohl in Acht.
Er iſt ſchwerer zu beſchleichen, als die meiſten übrigen Raubvögel Braſiliens. Jn der Gefangenſchaft
gehört er zu den größten Seltenheiten.
Jn der Südhälfte Amerikas leben Raubvögel, welche in ihrem Weſen ebenſoviel von den Falken,
wie von den Geiern an ſich haben und deshalb bezeichnend Geierfalken (Polybori) genannt werden.
Sie ſind ſchlank gebaut; ihr Flügel iſt verhältnißmäßig kurz, der Schwanz lang und breit, etwas
zugerundet, ihr Lauf hoch und dünn, die Zehen ſind mittellang und ſchwach, die Krallen wenig
gebogen, an der Spitze aber ſchlank zugeſpitzt; der Schnabel iſt verhältnißmäßig lang, am Grunde
grade, an der Spitze ſchwach gebogen mit kurzem Haken und geraden Schneiden. Das Gefieder iſt
hart; die Federn ſind groß, die des Kopfes zugeſpitzt, aber nicht beſonders verſchmälert. Die Zügel
bleiben regelmäßig, die Kehle und Vorderſtirn ausnahmsweiſe nackt. Das Auge wird von ſtarken
Wimpern umgeben.
Ueber Heimat, Aufenthalt, Lebensweiſe und Betragen dieſer merkwürdigen Vögel liegen zahl-
reiche und ſehr ausführliche Beobachtungen vor. Wir verdanken namentlich dem Prinzen von Wied,
d’Orbiguy, Darwin, Schomburgk, Tſchudi, Audubon und Burmeiſter eingehendere
Schilderungen der Geierfalken, „welche‟, wie Darwin ſagt, „durch ihre Zahl, geringe Scheu und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/553>, abgerufen am 22.11.2024.
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