Die Baumsegler (Dendrochelidon) kennzeichnen sich vor Allem durch ihren gestreckten Leib, die sehr langen Schwingen, in denen die zwei ersten Federn ziemlich gleich lang sind, den langen, tief gegabelten Schwanz und ihre ganz wie bei den Schwalben gebildete Füße, deren Daumenzehe nicht wendbar ist, sowie endlich durch eine Kopfhaube. Das Knochengerüst bietet nicht minder bemerkens- werthe Eigenthümlichkeiten dar; es entspricht ebenfalls der Mittelstellung der Baumsegler. Ebenso zeichnet sie das Vorhandensein einer Gallenblase aus, welche den eigentlichen Seglern fehlt.
Eine Art dieser Sippe ist nach ihrem und ihrer Verwandten Geschrei Klecho (Dendrochelidon Klecho) genannt worden. Jhre Länge beträgt 7 Zoll; der Fittig mißt 6 Zoll, der Schwanz 3 Zoll. Das Gefieder der Oberseite ist glän-
[Abbildung]
Der Klecho (Dendrochelidon Klecho).
zend stahlgrün; die Flügeldeckfedern erscheinen stahlblau; die Schwingen- und Steuerfedern sind schwärzlich, auf der Außenfahne blau, die Schulter- deckfedern weiß. Der Bürzel und die Unterseite mit Ausnahme des Bauches sind schön aschgrau gefärbt; der Bauch ist weiß. Ein rothbrauner Ohrfleck kennzeichnet das Männchen, ein schwarzer das Weibchen.
Alle Baumsegler führen ein von ihren sämmtlichen Verwandten durchaus abweichendes Leben und zeichnen sich insbesondere auch durch ihr Brutgeschäft aus. Sie sind Bewohner der Dschungeln oder ähnlicher Walddickichte, hauptsäch- lich derer, welche in Ebenen liegen. Sie setzen sich gern auf Bäume, doch ist ihre Geschicklichkeit im Klettern nur gering. Eine indische Art findet man, nach Jerdon, zuweilen in sehr zahl- reichen Schwärmen, gewöhnlich aber in kleinen Gesellschaften, entweder auf dürren und blätterlosen Bäumen sitzend und dann mit ihrer Kopfhaube spielend oder jähen Fluges am liebsten in der Nähe von Gewässern auf- und nieder- fliegend und dabei ein lautes papagei- ähnliches Geschrei ohne Unterbrechung ausstoßend, welches ihre Anwesenheit dem Kundigen verräth, noch ehe er sie zu Gesicht bekommt. Das Geschrei der indischen Art wird durch die Silben "Kia kia kia" wieder- gegeben; sie vernimmt man aber nur, so lange der Vogel fliegt, während er im Sitzen eine Art kurzen Gesang vernehmen läßt, welchen man durch die Silben "Tschiffel tschaffel kleko kleko" zu übertragen versucht hat.
Ueber das Brutgeschäft des Klecho, welchen die Malaien Manuk-Pedang oder Schwertvogel nennen, hat neuerdings Bernstein sehr ausführlich berichtet. "Dieser Vogel", sagt er, "bietet in seinem Nestbaue so höchst merkwürdige und eigenthümliche Verhältnisse dar, daß er in dieser Hinsicht
Klecho.
Die Baumſegler (Dendrochelidon) kennzeichnen ſich vor Allem durch ihren geſtreckten Leib, die ſehr langen Schwingen, in denen die zwei erſten Federn ziemlich gleich lang ſind, den langen, tief gegabelten Schwanz und ihre ganz wie bei den Schwalben gebildete Füße, deren Daumenzehe nicht wendbar iſt, ſowie endlich durch eine Kopfhaube. Das Knochengerüſt bietet nicht minder bemerkens- werthe Eigenthümlichkeiten dar; es entſpricht ebenfalls der Mittelſtellung der Baumſegler. Ebenſo zeichnet ſie das Vorhandenſein einer Gallenblaſe aus, welche den eigentlichen Seglern fehlt.
Eine Art dieſer Sippe iſt nach ihrem und ihrer Verwandten Geſchrei Klecho (Dendrochelidon Klecho) genannt worden. Jhre Länge beträgt 7 Zoll; der Fittig mißt 6 Zoll, der Schwanz 3 Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt glän-
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Der Klecho (Dendrochelidon Klecho).
zend ſtahlgrün; die Flügeldeckfedern erſcheinen ſtahlblau; die Schwingen- und Steuerfedern ſind ſchwärzlich, auf der Außenfahne blau, die Schulter- deckfedern weiß. Der Bürzel und die Unterſeite mit Ausnahme des Bauches ſind ſchön aſchgrau gefärbt; der Bauch iſt weiß. Ein rothbrauner Ohrfleck kennzeichnet das Männchen, ein ſchwarzer das Weibchen.
Alle Baumſegler führen ein von ihren ſämmtlichen Verwandten durchaus abweichendes Leben und zeichnen ſich insbeſondere auch durch ihr Brutgeſchäft aus. Sie ſind Bewohner der Dſchungeln oder ähnlicher Walddickichte, hauptſäch- lich derer, welche in Ebenen liegen. Sie ſetzen ſich gern auf Bäume, doch iſt ihre Geſchicklichkeit im Klettern nur gering. Eine indiſche Art findet man, nach Jerdon, zuweilen in ſehr zahl- reichen Schwärmen, gewöhnlich aber in kleinen Geſellſchaften, entweder auf dürren und blätterloſen Bäumen ſitzend und dann mit ihrer Kopfhaube ſpielend oder jähen Fluges am liebſten in der Nähe von Gewäſſern auf- und nieder- fliegend und dabei ein lautes papagei- ähnliches Geſchrei ohne Unterbrechung ausſtoßend, welches ihre Anweſenheit dem Kundigen verräth, noch ehe er ſie zu Geſicht bekommt. Das Geſchrei der indiſchen Art wird durch die Silben „Kia kia kia‟ wieder- gegeben; ſie vernimmt man aber nur, ſo lange der Vogel fliegt, während er im Sitzen eine Art kurzen Geſang vernehmen läßt, welchen man durch die Silben „Tſchiffel tſchaffel kleko kleko‟ zu übertragen verſucht hat.
Ueber das Brutgeſchäft des Klecho, welchen die Malaien Manuk-Pedang oder Schwertvogel nennen, hat neuerdings Bernſtein ſehr ausführlich berichtet. „Dieſer Vogel‟, ſagt er, „bietet in ſeinem Neſtbaue ſo höchſt merkwürdige und eigenthümliche Verhältniſſe dar, daß er in dieſer Hinſicht
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Klecho.
Die Baumſegler (Dendrochelidon) kennzeichnen ſich vor Allem durch ihren geſtreckten Leib,
die ſehr langen Schwingen, in denen die zwei erſten Federn ziemlich gleich lang ſind, den langen, tief
gegabelten Schwanz und ihre ganz wie bei den Schwalben gebildete Füße, deren Daumenzehe nicht
wendbar iſt, ſowie endlich durch eine Kopfhaube. Das Knochengerüſt bietet nicht minder bemerkens-
werthe Eigenthümlichkeiten dar; es entſpricht ebenfalls der Mittelſtellung der Baumſegler. Ebenſo
zeichnet ſie das Vorhandenſein einer Gallenblaſe aus, welche den eigentlichen Seglern fehlt.
Eine Art dieſer Sippe iſt nach ihrem und ihrer Verwandten Geſchrei Klecho (Dendrochelidon
Klecho) genannt worden. Jhre Länge beträgt 7 Zoll; der Fittig mißt 6 Zoll, der Schwanz 3 Zoll.
Das Gefieder der Oberſeite iſt glän-
[Abbildung Der Klecho (Dendrochelidon Klecho).]
zend ſtahlgrün; die Flügeldeckfedern
erſcheinen ſtahlblau; die Schwingen-
und Steuerfedern ſind ſchwärzlich, auf
der Außenfahne blau, die Schulter-
deckfedern weiß. Der Bürzel und die
Unterſeite mit Ausnahme des Bauches
ſind ſchön aſchgrau gefärbt; der Bauch
iſt weiß. Ein rothbrauner Ohrfleck
kennzeichnet das Männchen, ein ſchwarzer
das Weibchen.
Alle Baumſegler führen ein von
ihren ſämmtlichen Verwandten durchaus
abweichendes Leben und zeichnen ſich
insbeſondere auch durch ihr Brutgeſchäft
aus. Sie ſind Bewohner der Dſchungeln
oder ähnlicher Walddickichte, hauptſäch-
lich derer, welche in Ebenen liegen.
Sie ſetzen ſich gern auf Bäume, doch iſt
ihre Geſchicklichkeit im Klettern nur
gering. Eine indiſche Art findet man,
nach Jerdon, zuweilen in ſehr zahl-
reichen Schwärmen, gewöhnlich aber in
kleinen Geſellſchaften, entweder auf
dürren und blätterloſen Bäumen ſitzend
und dann mit ihrer Kopfhaube ſpielend
oder jähen Fluges am liebſten in der
Nähe von Gewäſſern auf- und nieder-
fliegend und dabei ein lautes papagei-
ähnliches Geſchrei ohne Unterbrechung
ausſtoßend, welches ihre Anweſenheit
dem Kundigen verräth, noch ehe er ſie
zu Geſicht bekommt. Das Geſchrei der indiſchen Art wird durch die Silben „Kia kia kia‟ wieder-
gegeben; ſie vernimmt man aber nur, ſo lange der Vogel fliegt, während er im Sitzen eine Art kurzen
Geſang vernehmen läßt, welchen man durch die Silben „Tſchiffel tſchaffel kleko kleko‟ zu übertragen
verſucht hat.
Ueber das Brutgeſchäft des Klecho, welchen die Malaien Manuk-Pedang oder Schwertvogel
nennen, hat neuerdings Bernſtein ſehr ausführlich berichtet. „Dieſer Vogel‟, ſagt er, „bietet in
ſeinem Neſtbaue ſo höchſt merkwürdige und eigenthümliche Verhältniſſe dar, daß er in dieſer Hinſicht
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/683>, abgerufen am 22.11.2024.
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