von den Kerbthieren, welche ihre ausschließliche Nahrung ausmachen, Hunderttausende an einem Tage; denn auch die stärksten Arten der Familie, welche einen etwa drosselgroßen Leib haben, nähren sich hauptsächlich von den kleinen Kerfen, welche in hoher Luft sich umhertreiben und uns zum größten Theile wohl noch gänzlich unbekannt sind. Wie viele dieser winzigen Thiere ein Segler zu seiner täglichen Nahrung bedarf, vermögen wir nicht anzugeben; wohl aber können wir behaupten, daß die Nahrungsmasse eine sehr bedeutende sein muß, weil aus dem Betragen des Vogels zur Genüge her- vorgeht, daß er jagt und frißt, so lange er fliegt.
Unter den Sinnen steht das große, wimperlose Auge obenan; der nächst dem am besten entwickelte Sinn dürfte das Gehör sein; über die übrigen vermögen wir Nichts zu sagen.
Der Geist scheint wenig ausgebildet zu sein. Die Segler sind zwar gesellig, aber keineswegs friedfertig, sondern im Gegentheil ungemein zanksüchtige und rauflustige Geschöpfe, welche nicht blos mit Jhresgleichen, sondern auch mit andern Vögeln in ewigem Streite liegen. Klug oder listig sind sie nicht; ihr ganzes Wesen zeichnet sich vielmehr durch eine stürmische Heftigkeit aus, welche sogar die eigene Sicherheit rücksichtslos auf das Spiel setzen kann.
Alle Segler, welche den gemäßigten Gürtel der Erde bewohnen, sind Zugvögel, diejenigen, deren Heimat die Wendekreisländer sind, mindestens Strichvögel. Der Zug geschieht, wenigstens bei einigen Arten, mit der größten Regelmäßigkeit. Sie erscheinen in ihrem Vaterlande mit dem einmal feststehenden Tage und verlassen es zu einer ebenso bestimmten Zeit wieder. Die Frist, welche sie in der Heimat verweilen, ist aber nach den verschiedenen Arten sehr verschieden, ohne daß man eigentlich einen Grund dafür anzugeben wüßte. Daß die innerafrikanischen Arten streichen, d. h. zeitweilig ihre Brutplätze verlassen und wieder zu ihnen zurückkehren, geht nach meinen eigenen Beobachtungen zur Genüge hervor; von den südasiatischen und südamerikanischen Arten ist Dasselbe behauptet worden.
Bei den Zugvögeln der Familie beginnt der Bau des Nestes unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Heimat; denn der Aufenthalt hier währt so kurze Zeit, daß sie mit ihrem Fortpflanzungsgeschäft vollauf zu thun haben. Unter lärmendem Geschrei verfolgen sich die erhitzten Männchen stunden- lang, eilfertigen Fluges; wüthend kämpfen sie in hoher Luft unter einander, ingrimmig auch an den Nistplätzen, und rücksichtslos vertreiben sie andere Höhlenbrüter, falls ihnen deren Wohnung passend erscheinen sollte. Die Nester selbst zeichnen sich vor denen aller übrigen Vögel aus. Nur wenige Arten bauen zierliche, welche mehr oder weniger denen der Schwalben ähneln; viele tragen sich blos in einer Höhlung einen Haufen von Genist zusammen, welcher so unordentlich als möglich über einander geschichtet wird. Unter allen Umständen aber kennzeichnet sich das Nest des Seglers da- durch, daß die Stosse mit dem klebrigen, bald verhärtenden Speichel überzogen und gebunden werden; ja, bei einigen Gruppen besteht das Nest der Hauptsache nach aus nichts Anderem, als eben solchem Speichel. Das Gelege enthält, soviel bis jetzt bekannt, nur wenige Eier von walzenförmiger Gestalt und lichter Färbung. Das Weibchen brütet allein; die Jungen werden von beiden Eltern aufge- füttert. Das Paar macht eine, höchstens zwei Bruten im Jahre.
Auch die Segler haben ihre Feinde; doch ist die Zahl derselben gering. Der überaus schnelle und gewandte Flug schützt die Erwachsenen vor vielen Nachstellungen; nur die allerschnellsten Falken sind im Stande, einen Segler im Fluge zu fangen. Die Jungen werden, so lange sie noch hilflos im Neste sitzen, durch die kleinen kletternden Räuber gefährdet, gewisse Arten ihrer Nester und ebenfalls der Jungen wegen auch von den Menschen heimgesucht. Für den Gebauer eignet sich kein einziges Mitglied dieser Familie: einen Segler im Käfig zu halten, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Jndien und seine Eilande, Australien und Afrika beherbergen eine wohl abgeschlossene Gruppe von Seglern, welche an erster Stelle Erwähnung finden sollen, weil sie in gewissem Sinne als Ueber- gangsglieder von den Schwalben zu den eigentlichen Seglern betrachtet werden müssen.
Die Fänger. Sperrvögel. Segler.
von den Kerbthieren, welche ihre ausſchließliche Nahrung ausmachen, Hunderttauſende an einem Tage; denn auch die ſtärkſten Arten der Familie, welche einen etwa droſſelgroßen Leib haben, nähren ſich hauptſächlich von den kleinen Kerfen, welche in hoher Luft ſich umhertreiben und uns zum größten Theile wohl noch gänzlich unbekannt ſind. Wie viele dieſer winzigen Thiere ein Segler zu ſeiner täglichen Nahrung bedarf, vermögen wir nicht anzugeben; wohl aber können wir behaupten, daß die Nahrungsmaſſe eine ſehr bedeutende ſein muß, weil aus dem Betragen des Vogels zur Genüge her- vorgeht, daß er jagt und frißt, ſo lange er fliegt.
Unter den Sinnen ſteht das große, wimperloſe Auge obenan; der nächſt dem am beſten entwickelte Sinn dürfte das Gehör ſein; über die übrigen vermögen wir Nichts zu ſagen.
Der Geiſt ſcheint wenig ausgebildet zu ſein. Die Segler ſind zwar geſellig, aber keineswegs friedfertig, ſondern im Gegentheil ungemein zankſüchtige und raufluſtige Geſchöpfe, welche nicht blos mit Jhresgleichen, ſondern auch mit andern Vögeln in ewigem Streite liegen. Klug oder liſtig ſind ſie nicht; ihr ganzes Weſen zeichnet ſich vielmehr durch eine ſtürmiſche Heftigkeit aus, welche ſogar die eigene Sicherheit rückſichtslos auf das Spiel ſetzen kann.
Alle Segler, welche den gemäßigten Gürtel der Erde bewohnen, ſind Zugvögel, diejenigen, deren Heimat die Wendekreisländer ſind, mindeſtens Strichvögel. Der Zug geſchieht, wenigſtens bei einigen Arten, mit der größten Regelmäßigkeit. Sie erſcheinen in ihrem Vaterlande mit dem einmal feſtſtehenden Tage und verlaſſen es zu einer ebenſo beſtimmten Zeit wieder. Die Friſt, welche ſie in der Heimat verweilen, iſt aber nach den verſchiedenen Arten ſehr verſchieden, ohne daß man eigentlich einen Grund dafür anzugeben wüßte. Daß die innerafrikaniſchen Arten ſtreichen, d. h. zeitweilig ihre Brutplätze verlaſſen und wieder zu ihnen zurückkehren, geht nach meinen eigenen Beobachtungen zur Genüge hervor; von den ſüdaſiatiſchen und ſüdamerikaniſchen Arten iſt Daſſelbe behauptet worden.
Bei den Zugvögeln der Familie beginnt der Bau des Neſtes unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Heimat; denn der Aufenthalt hier währt ſo kurze Zeit, daß ſie mit ihrem Fortpflanzungsgeſchäft vollauf zu thun haben. Unter lärmendem Geſchrei verfolgen ſich die erhitzten Männchen ſtunden- lang, eilfertigen Fluges; wüthend kämpfen ſie in hoher Luft unter einander, ingrimmig auch an den Niſtplätzen, und rückſichtslos vertreiben ſie andere Höhlenbrüter, falls ihnen deren Wohnung paſſend erſcheinen ſollte. Die Neſter ſelbſt zeichnen ſich vor denen aller übrigen Vögel aus. Nur wenige Arten bauen zierliche, welche mehr oder weniger denen der Schwalben ähneln; viele tragen ſich blos in einer Höhlung einen Haufen von Geniſt zuſammen, welcher ſo unordentlich als möglich über einander geſchichtet wird. Unter allen Umſtänden aber kennzeichnet ſich das Neſt des Seglers da- durch, daß die Stoſſe mit dem klebrigen, bald verhärtenden Speichel überzogen und gebunden werden; ja, bei einigen Gruppen beſteht das Neſt der Hauptſache nach aus nichts Anderem, als eben ſolchem Speichel. Das Gelege enthält, ſoviel bis jetzt bekannt, nur wenige Eier von walzenförmiger Geſtalt und lichter Färbung. Das Weibchen brütet allein; die Jungen werden von beiden Eltern aufge- füttert. Das Paar macht eine, höchſtens zwei Bruten im Jahre.
Auch die Segler haben ihre Feinde; doch iſt die Zahl derſelben gering. Der überaus ſchnelle und gewandte Flug ſchützt die Erwachſenen vor vielen Nachſtellungen; nur die allerſchnellſten Falken ſind im Stande, einen Segler im Fluge zu fangen. Die Jungen werden, ſo lange ſie noch hilflos im Neſte ſitzen, durch die kleinen kletternden Räuber gefährdet, gewiſſe Arten ihrer Neſter und ebenfalls der Jungen wegen auch von den Menſchen heimgeſucht. Für den Gebauer eignet ſich kein einziges Mitglied dieſer Familie: einen Segler im Käfig zu halten, iſt ein Ding der Unmöglichkeit.
Jndien und ſeine Eilande, Auſtralien und Afrika beherbergen eine wohl abgeſchloſſene Gruppe von Seglern, welche an erſter Stelle Erwähnung finden ſollen, weil ſie in gewiſſem Sinne als Ueber- gangsglieder von den Schwalben zu den eigentlichen Seglern betrachtet werden müſſen.
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Die Fänger. Sperrvögel. Segler.
von den Kerbthieren, welche ihre ausſchließliche Nahrung ausmachen, Hunderttauſende an einem Tage;
denn auch die ſtärkſten Arten der Familie, welche einen etwa droſſelgroßen Leib haben, nähren ſich
hauptſächlich von den kleinen Kerfen, welche in hoher Luft ſich umhertreiben und uns zum größten
Theile wohl noch gänzlich unbekannt ſind. Wie viele dieſer winzigen Thiere ein Segler zu ſeiner
täglichen Nahrung bedarf, vermögen wir nicht anzugeben; wohl aber können wir behaupten, daß die
Nahrungsmaſſe eine ſehr bedeutende ſein muß, weil aus dem Betragen des Vogels zur Genüge her-
vorgeht, daß er jagt und frißt, ſo lange er fliegt.
Unter den Sinnen ſteht das große, wimperloſe Auge obenan; der nächſt dem am beſten entwickelte
Sinn dürfte das Gehör ſein; über die übrigen vermögen wir Nichts zu ſagen.
Der Geiſt ſcheint wenig ausgebildet zu ſein. Die Segler ſind zwar geſellig, aber keineswegs
friedfertig, ſondern im Gegentheil ungemein zankſüchtige und raufluſtige Geſchöpfe, welche nicht blos
mit Jhresgleichen, ſondern auch mit andern Vögeln in ewigem Streite liegen. Klug oder liſtig ſind
ſie nicht; ihr ganzes Weſen zeichnet ſich vielmehr durch eine ſtürmiſche Heftigkeit aus, welche ſogar die
eigene Sicherheit rückſichtslos auf das Spiel ſetzen kann.
Alle Segler, welche den gemäßigten Gürtel der Erde bewohnen, ſind Zugvögel, diejenigen, deren
Heimat die Wendekreisländer ſind, mindeſtens Strichvögel. Der Zug geſchieht, wenigſtens bei
einigen Arten, mit der größten Regelmäßigkeit. Sie erſcheinen in ihrem Vaterlande mit dem einmal
feſtſtehenden Tage und verlaſſen es zu einer ebenſo beſtimmten Zeit wieder. Die Friſt, welche ſie in
der Heimat verweilen, iſt aber nach den verſchiedenen Arten ſehr verſchieden, ohne daß man eigentlich
einen Grund dafür anzugeben wüßte. Daß die innerafrikaniſchen Arten ſtreichen, d. h. zeitweilig
ihre Brutplätze verlaſſen und wieder zu ihnen zurückkehren, geht nach meinen eigenen Beobachtungen
zur Genüge hervor; von den ſüdaſiatiſchen und ſüdamerikaniſchen Arten iſt Daſſelbe behauptet worden.
Bei den Zugvögeln der Familie beginnt der Bau des Neſtes unmittelbar nach ihrer Ankunft in
der Heimat; denn der Aufenthalt hier währt ſo kurze Zeit, daß ſie mit ihrem Fortpflanzungsgeſchäft
vollauf zu thun haben. Unter lärmendem Geſchrei verfolgen ſich die erhitzten Männchen ſtunden-
lang, eilfertigen Fluges; wüthend kämpfen ſie in hoher Luft unter einander, ingrimmig auch an den
Niſtplätzen, und rückſichtslos vertreiben ſie andere Höhlenbrüter, falls ihnen deren Wohnung paſſend
erſcheinen ſollte. Die Neſter ſelbſt zeichnen ſich vor denen aller übrigen Vögel aus. Nur wenige
Arten bauen zierliche, welche mehr oder weniger denen der Schwalben ähneln; viele tragen ſich
blos in einer Höhlung einen Haufen von Geniſt zuſammen, welcher ſo unordentlich als möglich über
einander geſchichtet wird. Unter allen Umſtänden aber kennzeichnet ſich das Neſt des Seglers da-
durch, daß die Stoſſe mit dem klebrigen, bald verhärtenden Speichel überzogen und gebunden werden;
ja, bei einigen Gruppen beſteht das Neſt der Hauptſache nach aus nichts Anderem, als eben ſolchem
Speichel. Das Gelege enthält, ſoviel bis jetzt bekannt, nur wenige Eier von walzenförmiger Geſtalt
und lichter Färbung. Das Weibchen brütet allein; die Jungen werden von beiden Eltern aufge-
füttert. Das Paar macht eine, höchſtens zwei Bruten im Jahre.
Auch die Segler haben ihre Feinde; doch iſt die Zahl derſelben gering. Der überaus ſchnelle
und gewandte Flug ſchützt die Erwachſenen vor vielen Nachſtellungen; nur die allerſchnellſten Falken
ſind im Stande, einen Segler im Fluge zu fangen. Die Jungen werden, ſo lange ſie noch hilflos im
Neſte ſitzen, durch die kleinen kletternden Räuber gefährdet, gewiſſe Arten ihrer Neſter und ebenfalls
der Jungen wegen auch von den Menſchen heimgeſucht. Für den Gebauer eignet ſich kein einziges
Mitglied dieſer Familie: einen Segler im Käfig zu halten, iſt ein Ding der Unmöglichkeit.
Jndien und ſeine Eilande, Auſtralien und Afrika beherbergen eine wohl abgeſchloſſene Gruppe
von Seglern, welche an erſter Stelle Erwähnung finden ſollen, weil ſie in gewiſſem Sinne als Ueber-
gangsglieder von den Schwalben zu den eigentlichen Seglern betrachtet werden müſſen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/682>, abgerufen am 22.11.2024.
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