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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Kakapo.
in vielen seiner Höhlen Junge, oft nur eins und nie mehr als deren zwei. Jn einem Falle fand ich
neben dem Jungen auch ein faules Ei. Gewöhnlich, jedoch nicht immer, wurde ein alter Vogel zu-
gleich mit den Jungen in der Höhle angetroffen. Ein eigentliches Nest ist nicht vorhanden; der Ka-
kapo scharrt sich nur eine seichte Höhlung in der trockenen Masse des vermoderten Holzes. Das Ei ist
reinweiß, einem Taubenei an Größe ungefähr gleichkommend. Die Jungen, welche wir fanden, waren
sehr verschiedenen Alters, einige fast ganz ausgefiedert, andere noch mit Dunen bedeckt."

"Viele Junge wurden uns lebend an Bord des Schiffs gebracht. Die meisten von ihnen starben
nach wenig Tagen, wahrscheinlich in Folge ungenügender Pflege, einige hielten einen oder mehrere
Monate aus. Gewöhnlich verkrüppelten ihnen schon nach wenigen Wochen der Gefangenschaft die
Beine, wahrscheinlich wegen ihres zu engen Käfigs oder aus Mangel an gehöriger Nahrung. Man
fütterte sie hauptsächlich mit eingeweichtem Brod und gekochten Kartoffeln. Wenn wir sie frei im
Garten umherlaufen ließen, fraßen sie Kohl und Gras und knabberten gern an jedem grünen Blatte,
welches ihnen in den Weg kam. Ein Kakapo, welchen ich glücklich bis auf sechshundert englische
Meilen der britischen Küste nahe brachte, fraß während unseres Aufenthalts in Sidney die Blätter
einer Banksie und mehrerer Eukalypten, schien aber auch Nüsse und Mandeln zu lieben, und lebte
während der letzten Hälfte unserer Heimfahrt fast ausschließlich von brasilianischen Erdnüssen."

"Zu verschiedenen Zeiten wurde dieser Vogel von Krämpfen befallen. Dann genoß er zwei bis
drei Tage lang Nichts, schrie wüthend und hackte mit dem Schnabel zu, wenn Jemand ihn zu berühren
versuchte. Ueberhaupt war wenig Verlaß auf ihn; denn oft biß er gerade dann sehr heftig, wenn
man Dies am wenigsten erwarten konnte. Jn der glücklichsten Laune schien er zu sein, wenn man ihn
morgens früh zuerst aus dem Käfig nahm. Er beschäftigte sich dann, sobald man ihn aufs Verdeck
gesetzt hatte, mit dem ersten besten Gegenstand, oft mit meinen Beinkleidern oder Stiefeln. Letztere
liebte er sehr, hockte auf ihnen nieder, schlug mit den Flügeln und gab alle Zeichen behaglichen Ver-
gnügens von sich. Dann erhob er sich, rieb sich mit den Seiten an ihnen, rollte mit dem Rücken
darauf herum und bewegte dabei aufs lebhafteste seine Füße. Ein unglücklicher Zufall brachte ihn
ums Leben."

"Ein anderer dieser Vögel, welchen Kapitän Stokes aus Land gesetzt und der Sorge
von Major Murrey überantwortet hatte, durfte frei im Garten umherlaufen. Er zeigte große Zu-
neigung für die Gesellschaft von Kindern und folgte ihnen wie ein Hund auf Schritt und Tritt."



Jn der dritten und letzten Zunft vereinigen wir alle Papageien mit langem Schwanze. Es
mag Dies verstoßen gegen die von einzelnen Forschern beliebte Eintheilung, unserem Zwecke aber
dient es gewiß.

Die langschwänzigen Papageien sind ungemein reich an Arten und dementsprechend unter sich
manchfach verschieden. Jhre Größe schwankt ebenfalls ziemlich bedeutend; wir zählen unter ihnen
die größten aller Papageien und solche von Finkengröße auf. Allen gemeinsam ist ein wenigstens
körperlanger, abgestufter Schwanz, dessen Mittelfedern mehr als noch ein Mal so lang sein können,
als die seitlichen es sind. Die Flügel, welche ziemlich spitz zu sein pflegen, reichen, zusammen-
gelegt, selten über das erste Dritttheil des Schwanzes hinab. Der Schnabel ist regelmäßig kräftig,
fast immer kurz, sehr rundlich; jedoch kommt, als vereinzelte Bildung, auch ein langgestreckter, we-
nig gebogener Oberschnabel vor. Das Gesieder ist verschieden gebildet. Es besitzt niemals die Weich-
heit, das Zerschlissene des Federkleides der Loris, ist aber auch nicht so schuppig, wie bei den eigentlichen
Papageien; die einzelnen Federn sind länglicher, als bei diesen. Schopfartige Verlängerung der
Hauptfedern kommt vor, jedoch nur ausnahmsweise. Hinsichtlich der Färbung läßt sich Allgemein-
giltiges kaum sagen; man kann höchstens bemerken, daß in dieser Zunft die oben erwähnten Farben-
felder ihre Rolle spielen.

Kakapo.
in vielen ſeiner Höhlen Junge, oft nur eins und nie mehr als deren zwei. Jn einem Falle fand ich
neben dem Jungen auch ein faules Ei. Gewöhnlich, jedoch nicht immer, wurde ein alter Vogel zu-
gleich mit den Jungen in der Höhle angetroffen. Ein eigentliches Neſt iſt nicht vorhanden; der Ka-
kapo ſcharrt ſich nur eine ſeichte Höhlung in der trockenen Maſſe des vermoderten Holzes. Das Ei iſt
reinweiß, einem Taubenei an Größe ungefähr gleichkommend. Die Jungen, welche wir fanden, waren
ſehr verſchiedenen Alters, einige faſt ganz ausgefiedert, andere noch mit Dunen bedeckt.‟

„Viele Junge wurden uns lebend an Bord des Schiffs gebracht. Die meiſten von ihnen ſtarben
nach wenig Tagen, wahrſcheinlich in Folge ungenügender Pflege, einige hielten einen oder mehrere
Monate aus. Gewöhnlich verkrüppelten ihnen ſchon nach wenigen Wochen der Gefangenſchaft die
Beine, wahrſcheinlich wegen ihres zu engen Käfigs oder aus Mangel an gehöriger Nahrung. Man
fütterte ſie hauptſächlich mit eingeweichtem Brod und gekochten Kartoffeln. Wenn wir ſie frei im
Garten umherlaufen ließen, fraßen ſie Kohl und Gras und knabberten gern an jedem grünen Blatte,
welches ihnen in den Weg kam. Ein Kakapo, welchen ich glücklich bis auf ſechshundert engliſche
Meilen der britiſchen Küſte nahe brachte, fraß während unſeres Aufenthalts in Sidney die Blätter
einer Bankſie und mehrerer Eukalypten, ſchien aber auch Nüſſe und Mandeln zu lieben, und lebte
während der letzten Hälfte unſerer Heimfahrt faſt ausſchließlich von braſilianiſchen Erdnüſſen.‟

„Zu verſchiedenen Zeiten wurde dieſer Vogel von Krämpfen befallen. Dann genoß er zwei bis
drei Tage lang Nichts, ſchrie wüthend und hackte mit dem Schnabel zu, wenn Jemand ihn zu berühren
verſuchte. Ueberhaupt war wenig Verlaß auf ihn; denn oft biß er gerade dann ſehr heftig, wenn
man Dies am wenigſten erwarten konnte. Jn der glücklichſten Laune ſchien er zu ſein, wenn man ihn
morgens früh zuerſt aus dem Käfig nahm. Er beſchäftigte ſich dann, ſobald man ihn aufs Verdeck
geſetzt hatte, mit dem erſten beſten Gegenſtand, oft mit meinen Beinkleidern oder Stiefeln. Letztere
liebte er ſehr, hockte auf ihnen nieder, ſchlug mit den Flügeln und gab alle Zeichen behaglichen Ver-
gnügens von ſich. Dann erhob er ſich, rieb ſich mit den Seiten an ihnen, rollte mit dem Rücken
darauf herum und bewegte dabei aufs lebhafteſte ſeine Füße. Ein unglücklicher Zufall brachte ihn
ums Leben.‟

„Ein anderer dieſer Vögel, welchen Kapitän Stokes aus Land geſetzt und der Sorge
von Major Murrey überantwortet hatte, durfte frei im Garten umherlaufen. Er zeigte große Zu-
neigung für die Geſellſchaft von Kindern und folgte ihnen wie ein Hund auf Schritt und Tritt.‟



Jn der dritten und letzten Zunft vereinigen wir alle Papageien mit langem Schwanze. Es
mag Dies verſtoßen gegen die von einzelnen Forſchern beliebte Eintheilung, unſerem Zwecke aber
dient es gewiß.

Die langſchwänzigen Papageien ſind ungemein reich an Arten und dementſprechend unter ſich
manchfach verſchieden. Jhre Größe ſchwankt ebenfalls ziemlich bedeutend; wir zählen unter ihnen
die größten aller Papageien und ſolche von Finkengröße auf. Allen gemeinſam iſt ein wenigſtens
körperlanger, abgeſtufter Schwanz, deſſen Mittelfedern mehr als noch ein Mal ſo lang ſein können,
als die ſeitlichen es ſind. Die Flügel, welche ziemlich ſpitz zu ſein pflegen, reichen, zuſammen-
gelegt, ſelten über das erſte Dritttheil des Schwanzes hinab. Der Schnabel iſt regelmäßig kräftig,
faſt immer kurz, ſehr rundlich; jedoch kommt, als vereinzelte Bildung, auch ein langgeſtreckter, we-
nig gebogener Oberſchnabel vor. Das Geſieder iſt verſchieden gebildet. Es beſitzt niemals die Weich-
heit, das Zerſchliſſene des Federkleides der Loris, iſt aber auch nicht ſo ſchuppig, wie bei den eigentlichen
Papageien; die einzelnen Federn ſind länglicher, als bei dieſen. Schopfartige Verlängerung der
Hauptfedern kommt vor, jedoch nur ausnahmsweiſe. Hinſichtlich der Färbung läßt ſich Allgemein-
giltiges kaum ſagen; man kann höchſtens bemerken, daß in dieſer Zunft die oben erwähnten Farben-
felder ihre Rolle ſpielen.

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[55/0069] Kakapo. in vielen ſeiner Höhlen Junge, oft nur eins und nie mehr als deren zwei. Jn einem Falle fand ich neben dem Jungen auch ein faules Ei. Gewöhnlich, jedoch nicht immer, wurde ein alter Vogel zu- gleich mit den Jungen in der Höhle angetroffen. Ein eigentliches Neſt iſt nicht vorhanden; der Ka- kapo ſcharrt ſich nur eine ſeichte Höhlung in der trockenen Maſſe des vermoderten Holzes. Das Ei iſt reinweiß, einem Taubenei an Größe ungefähr gleichkommend. Die Jungen, welche wir fanden, waren ſehr verſchiedenen Alters, einige faſt ganz ausgefiedert, andere noch mit Dunen bedeckt.‟ „Viele Junge wurden uns lebend an Bord des Schiffs gebracht. Die meiſten von ihnen ſtarben nach wenig Tagen, wahrſcheinlich in Folge ungenügender Pflege, einige hielten einen oder mehrere Monate aus. Gewöhnlich verkrüppelten ihnen ſchon nach wenigen Wochen der Gefangenſchaft die Beine, wahrſcheinlich wegen ihres zu engen Käfigs oder aus Mangel an gehöriger Nahrung. Man fütterte ſie hauptſächlich mit eingeweichtem Brod und gekochten Kartoffeln. Wenn wir ſie frei im Garten umherlaufen ließen, fraßen ſie Kohl und Gras und knabberten gern an jedem grünen Blatte, welches ihnen in den Weg kam. Ein Kakapo, welchen ich glücklich bis auf ſechshundert engliſche Meilen der britiſchen Küſte nahe brachte, fraß während unſeres Aufenthalts in Sidney die Blätter einer Bankſie und mehrerer Eukalypten, ſchien aber auch Nüſſe und Mandeln zu lieben, und lebte während der letzten Hälfte unſerer Heimfahrt faſt ausſchließlich von braſilianiſchen Erdnüſſen.‟ „Zu verſchiedenen Zeiten wurde dieſer Vogel von Krämpfen befallen. Dann genoß er zwei bis drei Tage lang Nichts, ſchrie wüthend und hackte mit dem Schnabel zu, wenn Jemand ihn zu berühren verſuchte. Ueberhaupt war wenig Verlaß auf ihn; denn oft biß er gerade dann ſehr heftig, wenn man Dies am wenigſten erwarten konnte. Jn der glücklichſten Laune ſchien er zu ſein, wenn man ihn morgens früh zuerſt aus dem Käfig nahm. Er beſchäftigte ſich dann, ſobald man ihn aufs Verdeck geſetzt hatte, mit dem erſten beſten Gegenſtand, oft mit meinen Beinkleidern oder Stiefeln. Letztere liebte er ſehr, hockte auf ihnen nieder, ſchlug mit den Flügeln und gab alle Zeichen behaglichen Ver- gnügens von ſich. Dann erhob er ſich, rieb ſich mit den Seiten an ihnen, rollte mit dem Rücken darauf herum und bewegte dabei aufs lebhafteſte ſeine Füße. Ein unglücklicher Zufall brachte ihn ums Leben.‟ „Ein anderer dieſer Vögel, welchen Kapitän Stokes aus Land geſetzt und der Sorge von Major Murrey überantwortet hatte, durfte frei im Garten umherlaufen. Er zeigte große Zu- neigung für die Geſellſchaft von Kindern und folgte ihnen wie ein Hund auf Schritt und Tritt.‟ Jn der dritten und letzten Zunft vereinigen wir alle Papageien mit langem Schwanze. Es mag Dies verſtoßen gegen die von einzelnen Forſchern beliebte Eintheilung, unſerem Zwecke aber dient es gewiß. Die langſchwänzigen Papageien ſind ungemein reich an Arten und dementſprechend unter ſich manchfach verſchieden. Jhre Größe ſchwankt ebenfalls ziemlich bedeutend; wir zählen unter ihnen die größten aller Papageien und ſolche von Finkengröße auf. Allen gemeinſam iſt ein wenigſtens körperlanger, abgeſtufter Schwanz, deſſen Mittelfedern mehr als noch ein Mal ſo lang ſein können, als die ſeitlichen es ſind. Die Flügel, welche ziemlich ſpitz zu ſein pflegen, reichen, zuſammen- gelegt, ſelten über das erſte Dritttheil des Schwanzes hinab. Der Schnabel iſt regelmäßig kräftig, faſt immer kurz, ſehr rundlich; jedoch kommt, als vereinzelte Bildung, auch ein langgeſtreckter, we- nig gebogener Oberſchnabel vor. Das Geſieder iſt verſchieden gebildet. Es beſitzt niemals die Weich- heit, das Zerſchliſſene des Federkleides der Loris, iſt aber auch nicht ſo ſchuppig, wie bei den eigentlichen Papageien; die einzelnen Federn ſind länglicher, als bei dieſen. Schopfartige Verlängerung der Hauptfedern kommt vor, jedoch nur ausnahmsweiſe. Hinſichtlich der Färbung läßt ſich Allgemein- giltiges kaum ſagen; man kann höchſtens bemerken, daß in dieſer Zunft die oben erwähnten Farben- felder ihre Rolle ſpielen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/69>, abgerufen am 27.11.2024.