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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Knacker. Die Papageien. Nachtpapageien. Langschwänze.
als wir in einer tiefen Felsenschlucht gingen, auf einem Fuchsiabaum 10 Fuß über dem Boden sitzend,
dessen Beeren fressend. Als er uns bemerkte, stürzte er wie geschossen zu Boden, und verschwand un-
ter den umherliegenden großen Felsblöcken. Das Ueberraschendste für uns war, daß der Vogel keinen
Gebrauch von seinen Flügeln machte, ja sie nicht ein Mal öffnete, um seinen Sturz zu mildern. Um
zu sehen, ob er denn gar nicht fliegen oder doch flattern werde, wenn er verfolgt wird, ließ ich einen
ohne Schaden vom Hund gefangenen Kakapo auf einen großen, freien kiesigen Platz setzen, wo er hin-
reichend Raum hatte, um sich, weglaufend, mittelst der Schwingen zu erheben, wenn er überhaupt
zu diesem Zwecke eines größeren Raumes bedurfte. Jch war jedoch überrascht, daß er nur dem nächsten
Dickicht zulief, und zwar schneller, als ich erwartete, in Betracht seiner Zehen und plumpen Gestalt,
und daß er in seinen Bewegungen den Hühnervögeln ähnelte. Jch stand seitlich von ihm, und mir
schien, er halte die Flügel vollkommen geschlossen am Leibe, allein jene meiner Gefährten, welche hinter
ihm standen, bemerkten, daß sie etwas geöffnet waren, jedoch nicht bewegt wurden, also wohl ohne
Zweifel, mehr um das Gleichgewicht zu halten, als dadurch seinen Lauf zu beschleunigen. Er zieht
auch, obwohl sein Bau nicht zum Laufen geeignet scheint, ziemlich weit, wie wir an den Spuren sehen
konnten, die oft über eine halbe Meile über Sand und Geröll bis aus Flußufer führten."

Lyall hat den Vogel jedoch fliegen sehen, wenn auch blos über unbedeutende Strecken hinweg.
"Bei unseren Jagden", sagt er, "sahen wir den Kakapo nur dann fliegen, wenn er in einem hohlen
Baume emporkletterte, um weiter oben einen Ausweg zu suchen. Von hier aus flog er regelmäßig
nach tieferstehenden Bäumen herab, arbeitete sich an diesen aber und zwar kletternd mit Hilfe des
Schwanzes rasch höher empor. Die Flügelbewegung war sehr unbedeutend, kaum, daß man sie
wahrnehmen konnte."

"Das Geschrei des Kakapo ist ein heiseres Krächzen, welches in ein mißtöniges Kreischen über-
geht, wenn der Vogel erregt oder hungrig ist. Die Moaris behaupten, daß der Lärm, welchen die
Vögel verursachen, zuweilen betäubend werden könne, weil sie sich während des Winters in großen
Gesellschaften zusammenhielten und bei ihrer ersten Zusammenkunft oder beim Auseinandergehen leb-
haft begrüßten."

"Die Magen der von uns erlegten Kakapos enthielten eine blaßgrüne, mitunter fast weiße gleich-
artige Masse ohne Spur von Fasern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Nahrung zum Theil
in Wurzeln, theils aber auch in den Blättern und zarteren Sprößlingen verschiedener Pflanzen be-
steht. Wir bemerkten, daß an einer Oertlichkeit, wo die Vögel sehr zahlreich waren, alle jungen
Triebe einer an den Ufern des Flusses wachsenden Schotenpflanze abgezupft waren und erfuhren von
unserm Steuermann, welcher hier viele Jahre behufs des Walfischfanges verkehrt hatte, daß der Ka-
kapo der Thäter sei; auch fanden wir dessen Schnabel fast immer mit verhärtetem Schmuz bedeckt."
Haast konnte die Nahrung noch genauer bestimmen. "Der Kakapo", berichtet er, "scheint Fluß-
wasser sehr zu benöthigen, um die breiigen Pflanzenmassen in seinem Kropfe damit zu mischen. Wir
fanden den Kropf, mit Ausnahme von zwei Stücken, welche Beeren gefressen hatten, stets mit fein zer-
theiltem Mos gefüllt, und davon so ausgedehnt und schwer, daß er viele Unzen wog. Der Vogel
erscheint auch viel kleiner, wenn der Kropf ausgeleert wird. Die Menge dieses wenig nahrhaften
Futters, mit dem er sich vollstopfen muß, dürfte seine Bestimmung auf der Erde zu leben erklären,
und ihn befähigen, in jenen Wildnissen fortzukommen, wo keine andere Art seiner Familie lebt."

"Eine andere Eigenthümlichkeit, vielleicht ebenfalls Folge dieser Pflanzenkost, ist, daß er statt des
öligen weichen Fettes, wie es andere Vögel unter der Haut haben, viel festes, weißes Fett besitzt und
auch sein Fleisch weit derber und besser ist, als das der anderen Papageienarten, und einen ausge-
zeichneten Geschmack hat. Man wird mir wohl vergeben, wenn ich bemerke, daß dieser Vogel eine
köstliche Speise ist für den in diesen Wildnissen Herumstreifenden, und ich kann es sehr wohl begreifen,
daß der alte Moari von der Westküste schon mit den Lippen schmatzt, wenn man nur vom Kakapo spricht."

Ueber die Fortpflanzung gibt Lyall Folgendes an: "Während der letzten Hälfte des Februars
und der ersten des März, welche Zeit wir inmitten der Wohnplätze des Kakapo verweilten, fand ich

Knacker. Die Papageien. Nachtpapageien. Langſchwänze.
als wir in einer tiefen Felſenſchlucht gingen, auf einem Fuchſiabaum 10 Fuß über dem Boden ſitzend,
deſſen Beeren freſſend. Als er uns bemerkte, ſtürzte er wie geſchoſſen zu Boden, und verſchwand un-
ter den umherliegenden großen Felsblöcken. Das Ueberraſchendſte für uns war, daß der Vogel keinen
Gebrauch von ſeinen Flügeln machte, ja ſie nicht ein Mal öffnete, um ſeinen Sturz zu mildern. Um
zu ſehen, ob er denn gar nicht fliegen oder doch flattern werde, wenn er verfolgt wird, ließ ich einen
ohne Schaden vom Hund gefangenen Kakapo auf einen großen, freien kieſigen Platz ſetzen, wo er hin-
reichend Raum hatte, um ſich, weglaufend, mittelſt der Schwingen zu erheben, wenn er überhaupt
zu dieſem Zwecke eines größeren Raumes bedurfte. Jch war jedoch überraſcht, daß er nur dem nächſten
Dickicht zulief, und zwar ſchneller, als ich erwartete, in Betracht ſeiner Zehen und plumpen Geſtalt,
und daß er in ſeinen Bewegungen den Hühnervögeln ähnelte. Jch ſtand ſeitlich von ihm, und mir
ſchien, er halte die Flügel vollkommen geſchloſſen am Leibe, allein jene meiner Gefährten, welche hinter
ihm ſtanden, bemerkten, daß ſie etwas geöffnet waren, jedoch nicht bewegt wurden, alſo wohl ohne
Zweifel, mehr um das Gleichgewicht zu halten, als dadurch ſeinen Lauf zu beſchleunigen. Er zieht
auch, obwohl ſein Bau nicht zum Laufen geeignet ſcheint, ziemlich weit, wie wir an den Spuren ſehen
konnten, die oft über eine halbe Meile über Sand und Geröll bis aus Flußufer führten.‟

Lyall hat den Vogel jedoch fliegen ſehen, wenn auch blos über unbedeutende Strecken hinweg.
„Bei unſeren Jagden‟, ſagt er, „ſahen wir den Kakapo nur dann fliegen, wenn er in einem hohlen
Baume emporkletterte, um weiter oben einen Ausweg zu ſuchen. Von hier aus flog er regelmäßig
nach tieferſtehenden Bäumen herab, arbeitete ſich an dieſen aber und zwar kletternd mit Hilfe des
Schwanzes raſch höher empor. Die Flügelbewegung war ſehr unbedeutend, kaum, daß man ſie
wahrnehmen konnte.‟

„Das Geſchrei des Kakapo iſt ein heiſeres Krächzen, welches in ein mißtöniges Kreiſchen über-
geht, wenn der Vogel erregt oder hungrig iſt. Die Moaris behaupten, daß der Lärm, welchen die
Vögel verurſachen, zuweilen betäubend werden könne, weil ſie ſich während des Winters in großen
Geſellſchaften zuſammenhielten und bei ihrer erſten Zuſammenkunft oder beim Auseinandergehen leb-
haft begrüßten.‟

„Die Magen der von uns erlegten Kakapos enthielten eine blaßgrüne, mitunter faſt weiße gleich-
artige Maſſe ohne Spur von Faſern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Nahrung zum Theil
in Wurzeln, theils aber auch in den Blättern und zarteren Sprößlingen verſchiedener Pflanzen be-
ſteht. Wir bemerkten, daß an einer Oertlichkeit, wo die Vögel ſehr zahlreich waren, alle jungen
Triebe einer an den Ufern des Fluſſes wachſenden Schotenpflanze abgezupft waren und erfuhren von
unſerm Steuermann, welcher hier viele Jahre behufs des Walfiſchfanges verkehrt hatte, daß der Ka-
kapo der Thäter ſei; auch fanden wir deſſen Schnabel faſt immer mit verhärtetem Schmuz bedeckt.‟
Haaſt konnte die Nahrung noch genauer beſtimmen. „Der Kakapo‟, berichtet er, „ſcheint Fluß-
waſſer ſehr zu benöthigen, um die breiigen Pflanzenmaſſen in ſeinem Kropfe damit zu miſchen. Wir
fanden den Kropf, mit Ausnahme von zwei Stücken, welche Beeren gefreſſen hatten, ſtets mit fein zer-
theiltem Mos gefüllt, und davon ſo ausgedehnt und ſchwer, daß er viele Unzen wog. Der Vogel
erſcheint auch viel kleiner, wenn der Kropf ausgeleert wird. Die Menge dieſes wenig nahrhaften
Futters, mit dem er ſich vollſtopfen muß, dürfte ſeine Beſtimmung auf der Erde zu leben erklären,
und ihn befähigen, in jenen Wildniſſen fortzukommen, wo keine andere Art ſeiner Familie lebt.‟

„Eine andere Eigenthümlichkeit, vielleicht ebenfalls Folge dieſer Pflanzenkoſt, iſt, daß er ſtatt des
öligen weichen Fettes, wie es andere Vögel unter der Haut haben, viel feſtes, weißes Fett beſitzt und
auch ſein Fleiſch weit derber und beſſer iſt, als das der anderen Papageienarten, und einen ausge-
zeichneten Geſchmack hat. Man wird mir wohl vergeben, wenn ich bemerke, daß dieſer Vogel eine
köſtliche Speiſe iſt für den in dieſen Wildniſſen Herumſtreifenden, und ich kann es ſehr wohl begreifen,
daß der alte Moari von der Weſtküſte ſchon mit den Lippen ſchmatzt, wenn man nur vom Kakapo ſpricht.‟

Ueber die Fortpflanzung gibt Lyall Folgendes an: „Während der letzten Hälfte des Februars
und der erſten des März, welche Zeit wir inmitten der Wohnplätze des Kakapo verweilten, fand ich

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[54/0068] Knacker. Die Papageien. Nachtpapageien. Langſchwänze. als wir in einer tiefen Felſenſchlucht gingen, auf einem Fuchſiabaum 10 Fuß über dem Boden ſitzend, deſſen Beeren freſſend. Als er uns bemerkte, ſtürzte er wie geſchoſſen zu Boden, und verſchwand un- ter den umherliegenden großen Felsblöcken. Das Ueberraſchendſte für uns war, daß der Vogel keinen Gebrauch von ſeinen Flügeln machte, ja ſie nicht ein Mal öffnete, um ſeinen Sturz zu mildern. Um zu ſehen, ob er denn gar nicht fliegen oder doch flattern werde, wenn er verfolgt wird, ließ ich einen ohne Schaden vom Hund gefangenen Kakapo auf einen großen, freien kieſigen Platz ſetzen, wo er hin- reichend Raum hatte, um ſich, weglaufend, mittelſt der Schwingen zu erheben, wenn er überhaupt zu dieſem Zwecke eines größeren Raumes bedurfte. Jch war jedoch überraſcht, daß er nur dem nächſten Dickicht zulief, und zwar ſchneller, als ich erwartete, in Betracht ſeiner Zehen und plumpen Geſtalt, und daß er in ſeinen Bewegungen den Hühnervögeln ähnelte. Jch ſtand ſeitlich von ihm, und mir ſchien, er halte die Flügel vollkommen geſchloſſen am Leibe, allein jene meiner Gefährten, welche hinter ihm ſtanden, bemerkten, daß ſie etwas geöffnet waren, jedoch nicht bewegt wurden, alſo wohl ohne Zweifel, mehr um das Gleichgewicht zu halten, als dadurch ſeinen Lauf zu beſchleunigen. Er zieht auch, obwohl ſein Bau nicht zum Laufen geeignet ſcheint, ziemlich weit, wie wir an den Spuren ſehen konnten, die oft über eine halbe Meile über Sand und Geröll bis aus Flußufer führten.‟ Lyall hat den Vogel jedoch fliegen ſehen, wenn auch blos über unbedeutende Strecken hinweg. „Bei unſeren Jagden‟, ſagt er, „ſahen wir den Kakapo nur dann fliegen, wenn er in einem hohlen Baume emporkletterte, um weiter oben einen Ausweg zu ſuchen. Von hier aus flog er regelmäßig nach tieferſtehenden Bäumen herab, arbeitete ſich an dieſen aber und zwar kletternd mit Hilfe des Schwanzes raſch höher empor. Die Flügelbewegung war ſehr unbedeutend, kaum, daß man ſie wahrnehmen konnte.‟ „Das Geſchrei des Kakapo iſt ein heiſeres Krächzen, welches in ein mißtöniges Kreiſchen über- geht, wenn der Vogel erregt oder hungrig iſt. Die Moaris behaupten, daß der Lärm, welchen die Vögel verurſachen, zuweilen betäubend werden könne, weil ſie ſich während des Winters in großen Geſellſchaften zuſammenhielten und bei ihrer erſten Zuſammenkunft oder beim Auseinandergehen leb- haft begrüßten.‟ „Die Magen der von uns erlegten Kakapos enthielten eine blaßgrüne, mitunter faſt weiße gleich- artige Maſſe ohne Spur von Faſern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Nahrung zum Theil in Wurzeln, theils aber auch in den Blättern und zarteren Sprößlingen verſchiedener Pflanzen be- ſteht. Wir bemerkten, daß an einer Oertlichkeit, wo die Vögel ſehr zahlreich waren, alle jungen Triebe einer an den Ufern des Fluſſes wachſenden Schotenpflanze abgezupft waren und erfuhren von unſerm Steuermann, welcher hier viele Jahre behufs des Walfiſchfanges verkehrt hatte, daß der Ka- kapo der Thäter ſei; auch fanden wir deſſen Schnabel faſt immer mit verhärtetem Schmuz bedeckt.‟ Haaſt konnte die Nahrung noch genauer beſtimmen. „Der Kakapo‟, berichtet er, „ſcheint Fluß- waſſer ſehr zu benöthigen, um die breiigen Pflanzenmaſſen in ſeinem Kropfe damit zu miſchen. Wir fanden den Kropf, mit Ausnahme von zwei Stücken, welche Beeren gefreſſen hatten, ſtets mit fein zer- theiltem Mos gefüllt, und davon ſo ausgedehnt und ſchwer, daß er viele Unzen wog. Der Vogel erſcheint auch viel kleiner, wenn der Kropf ausgeleert wird. Die Menge dieſes wenig nahrhaften Futters, mit dem er ſich vollſtopfen muß, dürfte ſeine Beſtimmung auf der Erde zu leben erklären, und ihn befähigen, in jenen Wildniſſen fortzukommen, wo keine andere Art ſeiner Familie lebt.‟ „Eine andere Eigenthümlichkeit, vielleicht ebenfalls Folge dieſer Pflanzenkoſt, iſt, daß er ſtatt des öligen weichen Fettes, wie es andere Vögel unter der Haut haben, viel feſtes, weißes Fett beſitzt und auch ſein Fleiſch weit derber und beſſer iſt, als das der anderen Papageienarten, und einen ausge- zeichneten Geſchmack hat. Man wird mir wohl vergeben, wenn ich bemerke, daß dieſer Vogel eine köſtliche Speiſe iſt für den in dieſen Wildniſſen Herumſtreifenden, und ich kann es ſehr wohl begreifen, daß der alte Moari von der Weſtküſte ſchon mit den Lippen ſchmatzt, wenn man nur vom Kakapo ſpricht.‟ Ueber die Fortpflanzung gibt Lyall Folgendes an: „Während der letzten Hälfte des Februars und der erſten des März, welche Zeit wir inmitten der Wohnplätze des Kakapo verweilten, fand ich

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/68>, abgerufen am 27.11.2024.