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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Sperrvögel. Segler. Nachtschwalben.

Der Mauersegler ernährt sich ebenfalls von kleinen Kerbthieren und zwar ungefähr von den-
selben, welche bei der Beschreibung der Schwalben aufgezählt wurden. Sehr häufig aber jagt er in
einer bedeutenden Höhe über dem Boden und wahrscheinlich auf sehr kleine Kerse, welche wir nicht
kennen. Einige Beobachter haben behauptet, daß er nicht trinke; diese Angabe ist jedoch falsch, wie
ich, gestützt auf eigene Beobachtungen, versichern kann. Bäder nimmt er wahrscheinlich nur, wenn
es regnet; in das Wasser taucht er sich nicht ein, wie Schwalben es thun. Seine fast ununter-
brochene Thätigkeit beansprucht eine reichliche Menge von Nahrung: man darf annehmen, daß der
Segler so lange frißt, als er jagt. Jm Nothfall aber kann er erstaunlich lange hungern: Gefangene,
welche ohne Nahrung gelassen wurden, sollen erst nach sechs Wochen dem Hungertode erlegen sein.

Alle Seglerarten haben wenig Feinde. Bei uns zu Lande jagt höchstens der Baumfalk dem nur
fliegend sich zeigenden und im Fluge so überaus raschen Vogel nach. Auf seinen Winterreisen bedrohen
ihn andere Falken derselben Familie. Die Jungen mögen zuweilen von den Siebenschläfern und
andern kletternden Nagethieren heimgesucht werden, jedoch vielleicht blos dann, wenn das Nest, wie
erwähnt, in Staarkübeln oder in Baumhöhlen angelegt wurde. Der Mensch verfolgt ihn bei uns zu
Lande nicht. Er genießt zwar nicht die Achtung, wie andere Schwalben, wird aber wenigstens mit
Gleichgiltigkeit behandelt. Nicht so ist es in Südeuropa und namentlich in Jtalien. Wie Savy
berichtet, gilt dort das Fleisch der Jungen als vortrefflich und ist deshalb sehr gesucht. Um nun diese
Leckerei zu erlangen, bereitet man den sehr häufigen Mauerseglern eine bequeme Wohnung, indem
man in hohen Wänden oder Thürmen Brutlöcher herstellt, welche man von innen untersuchen und
bezüglich ausheben kann. Vor dem Flüggewerden wird dann die Brut bis auf ein Junges aus-
genommen und geschlachtet, gebraten und verzehrt. Bei Carrara hat man der Mauersegler halber ein
eigenes Brutthürmchen auf einem vorspringenden Felsen gebaut.

Der Alpensegler, Alpenhäkler oder Bergspyr (Cypselus Melba) ist bedeutend größer
und stärker als der Mauersegler, 73/4 bis 8 Zoll lang und 19 bis 19 1/3 Zoll breit; die Fittiglänge
beträgt 8 bis 8 1/6 Zoll, die Schwanzlänge 3 bis 3 1/3 Zoll. Das Gefieder ist düstergraubraun; Kehle
und Unterleib sind weiß; eine Querbinde über die Oberbrust ist braun; der Augenring ist sehr dunkel-
braun; Schnabel und Füße sind schwarz. Die jungen Vögel unterscheiden sich dadurch von den
alten, daß viele ihrer Federn weißlich gesäumt sind.

Nördlich von den Alpen kommt der Alpensegler nur ausnahmsweise vor. Seine eigentliche
Heimat ist der Süden. Die Alpen in ihrer ganzen Ausdehnung, viele Gebirge der drei südeuropäischen
Halbinseln und ein großer Theil Asiens beherbergen ihn regelmäßig; im Atlas mag er wohl auch
ständig vorkommen. Auf seinem Zuge durcheilt er ganz Afrika: man hat ihn am Kap gefunden.
Nach Jerdon ist er im südlichen Jndien keineswegs selten; man bemerkt ihn längs des Ghatgebirges
bis zum Kap Comorin und gelegentlich bis nach Madras hin. Zu Zeiten ist er in den Nilgerris und
während der kühlen Jahreszeit an der Malabarküste gemein. Jn Mittelindien ist er nach Tickel in
allen Gebirgsgegenden eine regelmäßige Erscheinung. Jerdon vermuthet, daß er in diesen Theilen
Asiens brüte, weiß aber Bestimmtes hierüber nicht anzugeben. Jn Spanien haben wir ihn in Cata-
lonien als Brutvogel beobachtet.

Der Alpensegler entfernt sich nur während seines Zuges vom Gebirge, gehört aber dem Alpen-
gebiet nicht ausschließlich an. Jn der Schweiz findet er sich, nach Tschudi, häufig an den hohen
Thürmen der meisten Städte und Dörfer ein; in Spanien kommt er oft im Mittelgebirge vor. Er
erscheint viel früher als der Mauersegler, in der Schweiz gewöhnlich schon zu Ende März und verweilt
auch länger im Lande als jener, in unsern Alpen bis zu Ende Septembers oder zu Anfang Oktobers.
Die Mönche oder Klostergeistlichen des Monserat versicherten uns, daß er in der Nähe ihres Klosters
während des ganzen Jahres gesehen werde, und so ganz unwahrscheinlich ist mir diese Behauptung
nicht gewesen. Doch muß ich bemerken, daß wir bei Murcia, wo die Alpensegler als Brutvögel nicht
vorzukommen scheinen, Ende Juli's viele eintreffen, über den Gebirgen herum fliegen und wieder

Die Fänger. Sperrvögel. Segler. Nachtſchwalben.

Der Mauerſegler ernährt ſich ebenfalls von kleinen Kerbthieren und zwar ungefähr von den-
ſelben, welche bei der Beſchreibung der Schwalben aufgezählt wurden. Sehr häufig aber jagt er in
einer bedeutenden Höhe über dem Boden und wahrſcheinlich auf ſehr kleine Kerſe, welche wir nicht
kennen. Einige Beobachter haben behauptet, daß er nicht trinke; dieſe Angabe iſt jedoch falſch, wie
ich, geſtützt auf eigene Beobachtungen, verſichern kann. Bäder nimmt er wahrſcheinlich nur, wenn
es regnet; in das Waſſer taucht er ſich nicht ein, wie Schwalben es thun. Seine faſt ununter-
brochene Thätigkeit beanſprucht eine reichliche Menge von Nahrung: man darf annehmen, daß der
Segler ſo lange frißt, als er jagt. Jm Nothfall aber kann er erſtaunlich lange hungern: Gefangene,
welche ohne Nahrung gelaſſen wurden, ſollen erſt nach ſechs Wochen dem Hungertode erlegen ſein.

Alle Seglerarten haben wenig Feinde. Bei uns zu Lande jagt höchſtens der Baumfalk dem nur
fliegend ſich zeigenden und im Fluge ſo überaus raſchen Vogel nach. Auf ſeinen Winterreiſen bedrohen
ihn andere Falken derſelben Familie. Die Jungen mögen zuweilen von den Siebenſchläfern und
andern kletternden Nagethieren heimgeſucht werden, jedoch vielleicht blos dann, wenn das Neſt, wie
erwähnt, in Staarkübeln oder in Baumhöhlen angelegt wurde. Der Menſch verfolgt ihn bei uns zu
Lande nicht. Er genießt zwar nicht die Achtung, wie andere Schwalben, wird aber wenigſtens mit
Gleichgiltigkeit behandelt. Nicht ſo iſt es in Südeuropa und namentlich in Jtalien. Wie Savy
berichtet, gilt dort das Fleiſch der Jungen als vortrefflich und iſt deshalb ſehr geſucht. Um nun dieſe
Leckerei zu erlangen, bereitet man den ſehr häufigen Mauerſeglern eine bequeme Wohnung, indem
man in hohen Wänden oder Thürmen Brutlöcher herſtellt, welche man von innen unterſuchen und
bezüglich ausheben kann. Vor dem Flüggewerden wird dann die Brut bis auf ein Junges aus-
genommen und geſchlachtet, gebraten und verzehrt. Bei Carrara hat man der Mauerſegler halber ein
eigenes Brutthürmchen auf einem vorſpringenden Felſen gebaut.

Der Alpenſegler, Alpenhäkler oder Bergſpyr (Cypselus Melba) iſt bedeutend größer
und ſtärker als der Mauerſegler, 7¾ bis 8 Zoll lang und 19 bis 19⅓ Zoll breit; die Fittiglänge
beträgt 8 bis 8⅙ Zoll, die Schwanzlänge 3 bis 3⅓ Zoll. Das Gefieder iſt düſtergraubraun; Kehle
und Unterleib ſind weiß; eine Querbinde über die Oberbruſt iſt braun; der Augenring iſt ſehr dunkel-
braun; Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Die jungen Vögel unterſcheiden ſich dadurch von den
alten, daß viele ihrer Federn weißlich geſäumt ſind.

Nördlich von den Alpen kommt der Alpenſegler nur ausnahmsweiſe vor. Seine eigentliche
Heimat iſt der Süden. Die Alpen in ihrer ganzen Ausdehnung, viele Gebirge der drei ſüdeuropäiſchen
Halbinſeln und ein großer Theil Aſiens beherbergen ihn regelmäßig; im Atlas mag er wohl auch
ſtändig vorkommen. Auf ſeinem Zuge durcheilt er ganz Afrika: man hat ihn am Kap gefunden.
Nach Jerdon iſt er im ſüdlichen Jndien keineswegs ſelten; man bemerkt ihn längs des Ghatgebirges
bis zum Kap Comorin und gelegentlich bis nach Madras hin. Zu Zeiten iſt er in den Nilgerris und
während der kühlen Jahreszeit an der Malabarküſte gemein. Jn Mittelindien iſt er nach Tickel in
allen Gebirgsgegenden eine regelmäßige Erſcheinung. Jerdon vermuthet, daß er in dieſen Theilen
Aſiens brüte, weiß aber Beſtimmtes hierüber nicht anzugeben. Jn Spanien haben wir ihn in Cata-
lonien als Brutvogel beobachtet.

Der Alpenſegler entfernt ſich nur während ſeines Zuges vom Gebirge, gehört aber dem Alpen-
gebiet nicht ausſchließlich an. Jn der Schweiz findet er ſich, nach Tſchudi, häufig an den hohen
Thürmen der meiſten Städte und Dörfer ein; in Spanien kommt er oft im Mittelgebirge vor. Er
erſcheint viel früher als der Mauerſegler, in der Schweiz gewöhnlich ſchon zu Ende März und verweilt
auch länger im Lande als jener, in unſern Alpen bis zu Ende Septembers oder zu Anfang Oktobers.
Die Mönche oder Kloſtergeiſtlichen des Monſerat verſicherten uns, daß er in der Nähe ihres Kloſters
während des ganzen Jahres geſehen werde, und ſo ganz unwahrſcheinlich iſt mir dieſe Behauptung
nicht geweſen. Doch muß ich bemerken, daß wir bei Murcia, wo die Alpenſegler als Brutvögel nicht
vorzukommen ſcheinen, Ende Juli’s viele eintreffen, über den Gebirgen herum fliegen und wieder

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[658/0696] Die Fänger. Sperrvögel. Segler. Nachtſchwalben. Der Mauerſegler ernährt ſich ebenfalls von kleinen Kerbthieren und zwar ungefähr von den- ſelben, welche bei der Beſchreibung der Schwalben aufgezählt wurden. Sehr häufig aber jagt er in einer bedeutenden Höhe über dem Boden und wahrſcheinlich auf ſehr kleine Kerſe, welche wir nicht kennen. Einige Beobachter haben behauptet, daß er nicht trinke; dieſe Angabe iſt jedoch falſch, wie ich, geſtützt auf eigene Beobachtungen, verſichern kann. Bäder nimmt er wahrſcheinlich nur, wenn es regnet; in das Waſſer taucht er ſich nicht ein, wie Schwalben es thun. Seine faſt ununter- brochene Thätigkeit beanſprucht eine reichliche Menge von Nahrung: man darf annehmen, daß der Segler ſo lange frißt, als er jagt. Jm Nothfall aber kann er erſtaunlich lange hungern: Gefangene, welche ohne Nahrung gelaſſen wurden, ſollen erſt nach ſechs Wochen dem Hungertode erlegen ſein. Alle Seglerarten haben wenig Feinde. Bei uns zu Lande jagt höchſtens der Baumfalk dem nur fliegend ſich zeigenden und im Fluge ſo überaus raſchen Vogel nach. Auf ſeinen Winterreiſen bedrohen ihn andere Falken derſelben Familie. Die Jungen mögen zuweilen von den Siebenſchläfern und andern kletternden Nagethieren heimgeſucht werden, jedoch vielleicht blos dann, wenn das Neſt, wie erwähnt, in Staarkübeln oder in Baumhöhlen angelegt wurde. Der Menſch verfolgt ihn bei uns zu Lande nicht. Er genießt zwar nicht die Achtung, wie andere Schwalben, wird aber wenigſtens mit Gleichgiltigkeit behandelt. Nicht ſo iſt es in Südeuropa und namentlich in Jtalien. Wie Savy berichtet, gilt dort das Fleiſch der Jungen als vortrefflich und iſt deshalb ſehr geſucht. Um nun dieſe Leckerei zu erlangen, bereitet man den ſehr häufigen Mauerſeglern eine bequeme Wohnung, indem man in hohen Wänden oder Thürmen Brutlöcher herſtellt, welche man von innen unterſuchen und bezüglich ausheben kann. Vor dem Flüggewerden wird dann die Brut bis auf ein Junges aus- genommen und geſchlachtet, gebraten und verzehrt. Bei Carrara hat man der Mauerſegler halber ein eigenes Brutthürmchen auf einem vorſpringenden Felſen gebaut. Der Alpenſegler, Alpenhäkler oder Bergſpyr (Cypselus Melba) iſt bedeutend größer und ſtärker als der Mauerſegler, 7¾ bis 8 Zoll lang und 19 bis 19⅓ Zoll breit; die Fittiglänge beträgt 8 bis 8⅙ Zoll, die Schwanzlänge 3 bis 3⅓ Zoll. Das Gefieder iſt düſtergraubraun; Kehle und Unterleib ſind weiß; eine Querbinde über die Oberbruſt iſt braun; der Augenring iſt ſehr dunkel- braun; Schnabel und Füße ſind ſchwarz. Die jungen Vögel unterſcheiden ſich dadurch von den alten, daß viele ihrer Federn weißlich geſäumt ſind. Nördlich von den Alpen kommt der Alpenſegler nur ausnahmsweiſe vor. Seine eigentliche Heimat iſt der Süden. Die Alpen in ihrer ganzen Ausdehnung, viele Gebirge der drei ſüdeuropäiſchen Halbinſeln und ein großer Theil Aſiens beherbergen ihn regelmäßig; im Atlas mag er wohl auch ſtändig vorkommen. Auf ſeinem Zuge durcheilt er ganz Afrika: man hat ihn am Kap gefunden. Nach Jerdon iſt er im ſüdlichen Jndien keineswegs ſelten; man bemerkt ihn längs des Ghatgebirges bis zum Kap Comorin und gelegentlich bis nach Madras hin. Zu Zeiten iſt er in den Nilgerris und während der kühlen Jahreszeit an der Malabarküſte gemein. Jn Mittelindien iſt er nach Tickel in allen Gebirgsgegenden eine regelmäßige Erſcheinung. Jerdon vermuthet, daß er in dieſen Theilen Aſiens brüte, weiß aber Beſtimmtes hierüber nicht anzugeben. Jn Spanien haben wir ihn in Cata- lonien als Brutvogel beobachtet. Der Alpenſegler entfernt ſich nur während ſeines Zuges vom Gebirge, gehört aber dem Alpen- gebiet nicht ausſchließlich an. Jn der Schweiz findet er ſich, nach Tſchudi, häufig an den hohen Thürmen der meiſten Städte und Dörfer ein; in Spanien kommt er oft im Mittelgebirge vor. Er erſcheint viel früher als der Mauerſegler, in der Schweiz gewöhnlich ſchon zu Ende März und verweilt auch länger im Lande als jener, in unſern Alpen bis zu Ende Septembers oder zu Anfang Oktobers. Die Mönche oder Kloſtergeiſtlichen des Monſerat verſicherten uns, daß er in der Nähe ihres Kloſters während des ganzen Jahres geſehen werde, und ſo ganz unwahrſcheinlich iſt mir dieſe Behauptung nicht geweſen. Doch muß ich bemerken, daß wir bei Murcia, wo die Alpenſegler als Brutvögel nicht vorzukommen ſcheinen, Ende Juli’s viele eintreffen, über den Gebirgen herum fliegen und wieder

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/696>, abgerufen am 22.11.2024.