die Schleppschwalbe eine regelmäßige Erscheinung und ein Gegenstand der anziehendsten Unterhaltung; es schien, als ob sie das ungewohnte Licht besonders aufrege und sie diesem Gefühle durch wundersame Bewegungen Ausdruck geben müsse.
Den Vierflügel habe ich zu meinem Bedauern niemals selbst gesehen, wohl aber aus dem Munde aller Araber, welche ihn kannten, dieselben Ausdrücke der Verwunderung vernommen, welche ich aus allen Erzählungen meiner eingeborenen Jäger schon früher herausgehört hatte. Wie auffallend die Erscheinung des fliegenden Vierflügels ist, mag aus nachfolgenden Worten Russegger's hervorgehen. "Hätte ich eine Haremserziehung genossen, in diesem Augenblick hätte ich an Teufelsspuk und Hexen- thum geglaubt; denn was wir in der Luft sahen, war wunderbar. Es war ein Vogel, der sich jedoch mehr durch die Luft zu wälzen, als zu fliegen schien, bald sah ich wieder vier Vögel, bald drei, bald zwei, bald sah ich wieder einen Vogel, der aber wirklich aussah, als hätte er vier Flügel, bald drehte sich das Gaukelspiel wie ein Haspel um seine Axe, und es verwirrte sich das ganze Bild ..... Die beiden, langen Federn, wegen der Zartheit ihrer Schäfte das Spiel eines jeden Windzuges, erschweren einerseits den Flug dieses Vogels sehr, und bewirken andererseits durch ihr Flattern und Herumtreiben in der Luft während des Fluges umsomehr alle die eben erwähnten Täuschungen, als der Vierflügel nach Art seiner Familie, nur im trügerischen Lichte der Dämmerung fliegt und an und für sich einen sehr ungeregelten, unsichern Flug besitzt."
Die Stimme der Nachtschatten ist sehr verschieden. Einige Arten lassen hauptsächlich ein Schnurren vernehmen, andere geben mehr oder weniger wohllautende Töne zum Besten. Wenn unser Ziegenmelker am Tage plötzlich aufgescheucht wird, hört man von ihm ein schwaches, heiseres "Dack- dack"; bei Gefahr faucht er leise und schwach, nach Art der Eulen. Während der Paarungszeit ver- nimmt man einen eigenthümlichen Liebesgesang. Derselbe besteht nur aus zwei Lauten, welche man viel- leicht richtiger Geräusch nennen dürfte, werden aber mit einer bewunderungswürdigen Ausdauer vor- getragen. Man kann nur annehmen, daß der Ziegenmelker ihn in derselben Weise hervorbringt, wie unsere Hauskatze das bekannte Schnurren. Auf dem Wipfel oder auf einem passenden Aste eines Baumes sitzend, beginnt der Vogel mit einem weit hörbaren "Errrrrr", auf welches ein etwas tieferes "Oerrrrrrr" erfolgt. Letzteres wird wahrscheinlich beim Einziehen, ersteres beim Ausstoßen des Athems hervorgebracht. Das Weibchen schnurrt ebenfalls, jedoch nur äußerst selten und stets sehr leise; denn das Spinnen ist ein Ausdruck der Zärtlichkeit. Fliegend vernimmt man von beiden Geschlechtern einen Lockton, welcher wie "häit häit" klingt. Alle afrikanischen Nachtschwalben, welche ich hörte, spinnen genau in derselben Weise wie die unsrige; schon die südeuropäische Art aber wirbt in wohlklingenderer, wenn auch nicht gemüthlicherer Weise um das Herz seiner Geliebten. Sie wechselt mit zwei ähnlichen Lauten ab, welche wir nur durch die Silben "Kluckkluckkluck" wiedergeben können. Die eine derselben pflegt tiefer zu sein, als die andere; das Wieviel aber läßt sich mit Buchstaben nicht ausdrücken. Die Jotaka, welche Radde im Burejagebirge antraf, besitzt nach seiner Beschreibung eine gluckende Lockstimme, welche sich etwa durch die beiden Silben "Dschog dschog" wiedergeben läßt, wes- halb die Jotaka von den Birar-Tungusen "Dschogdschoggün" genannt wird. Ein indischer Ziegen- melker, welcher wiederholt mit dem unsrigen verwechselt worden ist (Caprimulgus indieus), schreit nach Jerdon "Tuyo". Diese Angaben, welche die gänzliche Verschiedenheit der Stimmen so nahe verwandter Vögel beweisen, genügen vollständig, um festzustellen, daß die genaunten nicht Spielarten ein und derselben Form, sondern durchaus selbständige Arten sind. Besonders auffallend muß der Ruf vieler amerikanischen Nachtschwalben sein, weil er nicht blos den ungebildeten, sondern auch den gebildeten Bewohnern dieses Erdtheils Veranlassung gegeben hat, die Vögel entweder zu scheuen, oder mit den auffallendsten Namen zu belegen. Schomburgk schildert malerisch die Stimmen des Urwal- des, welche laut werden, wenn der helle Gesang, das ausgelassene Gelächter der farbigen Begleiter des Reisenden verstummt ist. "Auf den heiteren Jubel folgt die tiefe Klage des Schmerzes der verschiedenen Arten der Ziegenmelker, die auf den dürren, über die Wasserfläche emporragenden Zweigen der in den Fluß gesunkenen Bäume saßen und ihre stöhnenden Klagetöne durch die mondhelle Nacht ertönen
Die Fänger. Sperrvögel. Nachtſchwalben.
die Schleppſchwalbe eine regelmäßige Erſcheinung und ein Gegenſtand der anziehendſten Unterhaltung; es ſchien, als ob ſie das ungewohnte Licht beſonders aufrege und ſie dieſem Gefühle durch wunderſame Bewegungen Ausdruck geben müſſe.
Den Vierflügel habe ich zu meinem Bedauern niemals ſelbſt geſehen, wohl aber aus dem Munde aller Araber, welche ihn kannten, dieſelben Ausdrücke der Verwunderung vernommen, welche ich aus allen Erzählungen meiner eingeborenen Jäger ſchon früher herausgehört hatte. Wie auffallend die Erſcheinung des fliegenden Vierflügels iſt, mag aus nachfolgenden Worten Ruſſegger’s hervorgehen. „Hätte ich eine Haremserziehung genoſſen, in dieſem Augenblick hätte ich an Teufelsſpuk und Hexen- thum geglaubt; denn was wir in der Luft ſahen, war wunderbar. Es war ein Vogel, der ſich jedoch mehr durch die Luft zu wälzen, als zu fliegen ſchien, bald ſah ich wieder vier Vögel, bald drei, bald zwei, bald ſah ich wieder einen Vogel, der aber wirklich ausſah, als hätte er vier Flügel, bald drehte ſich das Gaukelſpiel wie ein Haſpel um ſeine Axe, und es verwirrte ſich das ganze Bild ..... Die beiden, langen Federn, wegen der Zartheit ihrer Schäfte das Spiel eines jeden Windzuges, erſchweren einerſeits den Flug dieſes Vogels ſehr, und bewirken andererſeits durch ihr Flattern und Herumtreiben in der Luft während des Fluges umſomehr alle die eben erwähnten Täuſchungen, als der Vierflügel nach Art ſeiner Familie, nur im trügeriſchen Lichte der Dämmerung fliegt und an und für ſich einen ſehr ungeregelten, unſichern Flug beſitzt.‟
Die Stimme der Nachtſchatten iſt ſehr verſchieden. Einige Arten laſſen hauptſächlich ein Schnurren vernehmen, andere geben mehr oder weniger wohllautende Töne zum Beſten. Wenn unſer Ziegenmelker am Tage plötzlich aufgeſcheucht wird, hört man von ihm ein ſchwaches, heiſeres „Dack- dack‟; bei Gefahr faucht er leiſe und ſchwach, nach Art der Eulen. Während der Paarungszeit ver- nimmt man einen eigenthümlichen Liebesgeſang. Derſelbe beſteht nur aus zwei Lauten, welche man viel- leicht richtiger Geräuſch nennen dürfte, werden aber mit einer bewunderungswürdigen Ausdauer vor- getragen. Man kann nur annehmen, daß der Ziegenmelker ihn in derſelben Weiſe hervorbringt, wie unſere Hauskatze das bekannte Schnurren. Auf dem Wipfel oder auf einem paſſenden Aſte eines Baumes ſitzend, beginnt der Vogel mit einem weit hörbaren „Errrrrr‟, auf welches ein etwas tieferes „Oerrrrrrr‟ erfolgt. Letzteres wird wahrſcheinlich beim Einziehen, erſteres beim Ausſtoßen des Athems hervorgebracht. Das Weibchen ſchnurrt ebenfalls, jedoch nur äußerſt ſelten und ſtets ſehr leiſe; denn das Spinnen iſt ein Ausdruck der Zärtlichkeit. Fliegend vernimmt man von beiden Geſchlechtern einen Lockton, welcher wie „häit häit‟ klingt. Alle afrikaniſchen Nachtſchwalben, welche ich hörte, ſpinnen genau in derſelben Weiſe wie die unſrige; ſchon die ſüdeuropäiſche Art aber wirbt in wohlklingenderer, wenn auch nicht gemüthlicherer Weiſe um das Herz ſeiner Geliebten. Sie wechſelt mit zwei ähnlichen Lauten ab, welche wir nur durch die Silben „Kluckkluckkluck‟ wiedergeben können. Die eine derſelben pflegt tiefer zu ſein, als die andere; das Wieviel aber läßt ſich mit Buchſtaben nicht ausdrücken. Die Jotaka, welche Radde im Burejagebirge antraf, beſitzt nach ſeiner Beſchreibung eine gluckende Lockſtimme, welche ſich etwa durch die beiden Silben „Dſchog dſchog‟ wiedergeben läßt, wes- halb die Jotaka von den Birar-Tunguſen „Dſchogdſchoggün‟ genannt wird. Ein indiſcher Ziegen- melker, welcher wiederholt mit dem unſrigen verwechſelt worden iſt (Caprimulgus indieus), ſchreit nach Jerdon „Tuyo‟. Dieſe Angaben, welche die gänzliche Verſchiedenheit der Stimmen ſo nahe verwandter Vögel beweiſen, genügen vollſtändig, um feſtzuſtellen, daß die genaunten nicht Spielarten ein und derſelben Form, ſondern durchaus ſelbſtändige Arten ſind. Beſonders auffallend muß der Ruf vieler amerikaniſchen Nachtſchwalben ſein, weil er nicht blos den ungebildeten, ſondern auch den gebildeten Bewohnern dieſes Erdtheils Veranlaſſung gegeben hat, die Vögel entweder zu ſcheuen, oder mit den auffallendſten Namen zu belegen. Schomburgk ſchildert maleriſch die Stimmen des Urwal- des, welche laut werden, wenn der helle Geſang, das ausgelaſſene Gelächter der farbigen Begleiter des Reiſenden verſtummt iſt. „Auf den heiteren Jubel folgt die tiefe Klage des Schmerzes der verſchiedenen Arten der Ziegenmelker, die auf den dürren, über die Waſſerfläche emporragenden Zweigen der in den Fluß geſunkenen Bäume ſaßen und ihre ſtöhnenden Klagetöne durch die mondhelle Nacht ertönen
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Die Fänger. Sperrvögel. Nachtſchwalben.
die Schleppſchwalbe eine regelmäßige Erſcheinung und ein Gegenſtand der anziehendſten Unterhaltung;
es ſchien, als ob ſie das ungewohnte Licht beſonders aufrege und ſie dieſem Gefühle durch wunderſame
Bewegungen Ausdruck geben müſſe.
Den Vierflügel habe ich zu meinem Bedauern niemals ſelbſt geſehen, wohl aber aus dem Munde
aller Araber, welche ihn kannten, dieſelben Ausdrücke der Verwunderung vernommen, welche ich aus
allen Erzählungen meiner eingeborenen Jäger ſchon früher herausgehört hatte. Wie auffallend die
Erſcheinung des fliegenden Vierflügels iſt, mag aus nachfolgenden Worten Ruſſegger’s hervorgehen.
„Hätte ich eine Haremserziehung genoſſen, in dieſem Augenblick hätte ich an Teufelsſpuk und Hexen-
thum geglaubt; denn was wir in der Luft ſahen, war wunderbar. Es war ein Vogel, der ſich jedoch
mehr durch die Luft zu wälzen, als zu fliegen ſchien, bald ſah ich wieder vier Vögel, bald drei, bald
zwei, bald ſah ich wieder einen Vogel, der aber wirklich ausſah, als hätte er vier Flügel, bald drehte
ſich das Gaukelſpiel wie ein Haſpel um ſeine Axe, und es verwirrte ſich das ganze Bild .....
Die beiden, langen Federn, wegen der Zartheit ihrer Schäfte das Spiel eines jeden Windzuges,
erſchweren einerſeits den Flug dieſes Vogels ſehr, und bewirken andererſeits durch ihr Flattern und
Herumtreiben in der Luft während des Fluges umſomehr alle die eben erwähnten Täuſchungen, als
der Vierflügel nach Art ſeiner Familie, nur im trügeriſchen Lichte der Dämmerung fliegt und an
und für ſich einen ſehr ungeregelten, unſichern Flug beſitzt.‟
Die Stimme der Nachtſchatten iſt ſehr verſchieden. Einige Arten laſſen hauptſächlich ein
Schnurren vernehmen, andere geben mehr oder weniger wohllautende Töne zum Beſten. Wenn unſer
Ziegenmelker am Tage plötzlich aufgeſcheucht wird, hört man von ihm ein ſchwaches, heiſeres „Dack-
dack‟; bei Gefahr faucht er leiſe und ſchwach, nach Art der Eulen. Während der Paarungszeit ver-
nimmt man einen eigenthümlichen Liebesgeſang. Derſelbe beſteht nur aus zwei Lauten, welche man viel-
leicht richtiger Geräuſch nennen dürfte, werden aber mit einer bewunderungswürdigen Ausdauer vor-
getragen. Man kann nur annehmen, daß der Ziegenmelker ihn in derſelben Weiſe hervorbringt, wie
unſere Hauskatze das bekannte Schnurren. Auf dem Wipfel oder auf einem paſſenden Aſte eines
Baumes ſitzend, beginnt der Vogel mit einem weit hörbaren „Errrrrr‟, auf welches ein etwas tieferes
„Oerrrrrrr‟ erfolgt. Letzteres wird wahrſcheinlich beim Einziehen, erſteres beim Ausſtoßen des
Athems hervorgebracht. Das Weibchen ſchnurrt ebenfalls, jedoch nur äußerſt ſelten und ſtets ſehr
leiſe; denn das Spinnen iſt ein Ausdruck der Zärtlichkeit. Fliegend vernimmt man von beiden
Geſchlechtern einen Lockton, welcher wie „häit häit‟ klingt. Alle afrikaniſchen Nachtſchwalben, welche
ich hörte, ſpinnen genau in derſelben Weiſe wie die unſrige; ſchon die ſüdeuropäiſche Art aber wirbt
in wohlklingenderer, wenn auch nicht gemüthlicherer Weiſe um das Herz ſeiner Geliebten. Sie wechſelt
mit zwei ähnlichen Lauten ab, welche wir nur durch die Silben „Kluckkluckkluck‟ wiedergeben können.
Die eine derſelben pflegt tiefer zu ſein, als die andere; das Wieviel aber läßt ſich mit Buchſtaben nicht
ausdrücken. Die Jotaka, welche Radde im Burejagebirge antraf, beſitzt nach ſeiner Beſchreibung eine
gluckende Lockſtimme, welche ſich etwa durch die beiden Silben „Dſchog dſchog‟ wiedergeben läßt, wes-
halb die Jotaka von den Birar-Tunguſen „Dſchogdſchoggün‟ genannt wird. Ein indiſcher Ziegen-
melker, welcher wiederholt mit dem unſrigen verwechſelt worden iſt (Caprimulgus indieus), ſchreit
nach Jerdon „Tuyo‟. Dieſe Angaben, welche die gänzliche Verſchiedenheit der Stimmen ſo nahe
verwandter Vögel beweiſen, genügen vollſtändig, um feſtzuſtellen, daß die genaunten nicht Spielarten
ein und derſelben Form, ſondern durchaus ſelbſtändige Arten ſind. Beſonders auffallend muß der
Ruf vieler amerikaniſchen Nachtſchwalben ſein, weil er nicht blos den ungebildeten, ſondern auch den
gebildeten Bewohnern dieſes Erdtheils Veranlaſſung gegeben hat, die Vögel entweder zu ſcheuen, oder
mit den auffallendſten Namen zu belegen. Schomburgk ſchildert maleriſch die Stimmen des Urwal-
des, welche laut werden, wenn der helle Geſang, das ausgelaſſene Gelächter der farbigen Begleiter des
Reiſenden verſtummt iſt. „Auf den heiteren Jubel folgt die tiefe Klage des Schmerzes der verſchiedenen
Arten der Ziegenmelker, die auf den dürren, über die Waſſerfläche emporragenden Zweigen der in den
Fluß geſunkenen Bäume ſaßen und ihre ſtöhnenden Klagetöne durch die mondhelle Nacht ertönen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/710>, abgerufen am 22.11.2024.
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