allgemeine Aufmerksamkeit zu fesseln weiß. Er pflegt nämlich seinen langen Schwanz im Fluge bald auszubreiten, bald wieder zusammenzulegen, sodaß es aussieht, als ob man eine Schere öffne und schließe. Seine Kerbthierjagd betreibt er ganz nach Art seiner Verwandten; nebenbei stellt er aber auch kleinen Vögeln mit großem Eifer und Geschick nach, erhebt wenigstens todte oder verwundete. "Einer von ihnen", erzählt Burmeister, "nahm einmal einen Kolibri im Fluge auf, als diesen mein Sohn vom Baume herunterschoß, und flog mit dem todten Vogel in dem Schnabel eine Strecke, bis der zweite Schuß auch ihn erlegte." Nuttall versichert, daß er zuweilen Beeren verzehre, und diese Angabe widerspricht anderen Beobachtungen über ähnliche Vögel durchaus nicht.
Das Nest steht in dichten Gebüschen, mäßig hoch über dem Boden, ziemlich versteckt. Es ist halbkugelförmig, flach, oben offen und sehr einfach aus kleinen Reiserchen zusammengelegt, innen mit Pflanzenfäden, Wolle, Baumwolle und Federn ausgefüttert. Die Eier sind auf weißlichem Grunde mit rothbraunen Tüpfeln überall bestreut, am stumpfen Ende dichter als übrigens. Während das Weibchen brütet, verfolgt das Männchen alle Vögel, welche sich dem Nistbaume nähern, nach Art der Verwandten. Nachdem die Jungen ausgeflogen sind, vereinigt sich die ganze Familie, wenn es gilt, einen Raubvogel zu necken.
Gegen den Spätherbst hin tritt der Scherenvogel mit andern seiner Art seine Winterreise an. "Nach Beendigung der Regenzeit", sagt Schomburgk, "in den Monaten September, Oktober sah ich viele Tage hinter einander unzählbare Herden dieser Vögel über Georgetown hinwegfliegen. Sie kamen von Norden und zogen nach Süden. Es war eigenthümlich, daß diese Züge jedesmal in den Stunden von drei bis fünf Nachmittags die Stadt erreichten, sich dann auf den in der Umgebung derselben stehenden hohen Bäumen niederließen, hier schliefen und bei Anbruch des Morgens ihre Reise nach der Savanne fortsetzten. Die Züge treffen regelmäßig alle Jahre zu derselben Zeit ein und zeigen dadurch den Ansiedlern an, daß die große Regenzeit vorüber ist. Jn den übrigen Monaten des Jahres trifft man sie nicht an der Küste an."
Ein Tyrann zeichnet sich durch große Schönheit und eine förmliche Krone vor den übrigen aus und ist deshalb Königstyrann (Megalophus regius) genannt worden. Der Leib ist gestreckt gebaut, wie bei den übrigen Mitgliedern der Familie; der Flügel, in dem die dritte bis vierte Schwinge die längsten, die erste und zweite aber stark verkürzt sind, ist ziemlich spitzig und reicht bis zur Mitte des mäßig langen, gerade abgestutzten Schwanzes herab; der Schnabel ist ungemein flach, breit löffel- förmig, stumpfkantig, an den Rändern leicht gebogen, mit ziemlich langer, am Ende scharfhakiger Spitze; der Fuß ist kurz, die Zehen sind fleischig, die äußeren und mittleren am Grunde verwachsen, die Krallen kurz und stumpf. Das Gefieder ist weich und dunig; die Federn der Stirn sind zu einer langen und breiten Holle vergrößert, die um den Schnabel zu Borsten umgewandelt, von denen fünf, welche am Zügel stehen, sehr lang sind. Die Färbung ist ein schönes Hellbraun auf der Ober- seite, ein angenehmes Rostgelb auf der Unterseite, dem Bürzel und dem Schwanze; die Kehle ist weißlich; die Schwingen sind dunkelbraun oder schwärzlich, am Jnnenrande blaß gesäumt, die Flügel- deckfedern blaßgelb zugespitzt. Wahrhaft prächtig ist die Krone. Die Stirufedern sind feuer- oder karminroth, jede einzelne mit schwarzem (beim Männchen stahlblau mit glänzendem) Spitzenfleck, vor welchem ein hellgelbes Band steht. Beim Männchen reichen diese Federn bis zum Nacken herab, beim Weibchen sind sie kürzer und weniger lebhaft gefärbt. Der junge Vogel trägt nur eine kleine orangenfarbene Holle; die Federn seiner Brust sind braun in die Quere gewellt, die des Rückens braun gefleckt. Das Auge ist lichtbraun, der Oberschnabel braun, der Unterschnabel blaßgelb, der Fuß blaßfleischfarben; die langen Borsten sind schwarz. Die Länge beträgt 6 Zoll, die Fittiglänge 31/2, die Schwanzlänge 21/2 Zoll.
Die Fänger. Singvögel. Königswürger.
allgemeine Aufmerkſamkeit zu feſſeln weiß. Er pflegt nämlich ſeinen langen Schwanz im Fluge bald auszubreiten, bald wieder zuſammenzulegen, ſodaß es ausſieht, als ob man eine Schere öffne und ſchließe. Seine Kerbthierjagd betreibt er ganz nach Art ſeiner Verwandten; nebenbei ſtellt er aber auch kleinen Vögeln mit großem Eifer und Geſchick nach, erhebt wenigſtens todte oder verwundete. „Einer von ihnen‟, erzählt Burmeiſter, „nahm einmal einen Kolibri im Fluge auf, als dieſen mein Sohn vom Baume herunterſchoß, und flog mit dem todten Vogel in dem Schnabel eine Strecke, bis der zweite Schuß auch ihn erlegte.‟ Nuttall verſichert, daß er zuweilen Beeren verzehre, und dieſe Angabe widerſpricht anderen Beobachtungen über ähnliche Vögel durchaus nicht.
Das Neſt ſteht in dichten Gebüſchen, mäßig hoch über dem Boden, ziemlich verſteckt. Es iſt halbkugelförmig, flach, oben offen und ſehr einfach aus kleinen Reiſerchen zuſammengelegt, innen mit Pflanzenfäden, Wolle, Baumwolle und Federn ausgefüttert. Die Eier ſind auf weißlichem Grunde mit rothbraunen Tüpfeln überall beſtreut, am ſtumpfen Ende dichter als übrigens. Während das Weibchen brütet, verfolgt das Männchen alle Vögel, welche ſich dem Niſtbaume nähern, nach Art der Verwandten. Nachdem die Jungen ausgeflogen ſind, vereinigt ſich die ganze Familie, wenn es gilt, einen Raubvogel zu necken.
Gegen den Spätherbſt hin tritt der Scherenvogel mit andern ſeiner Art ſeine Winterreiſe an. „Nach Beendigung der Regenzeit‟, ſagt Schomburgk, „in den Monaten September, Oktober ſah ich viele Tage hinter einander unzählbare Herden dieſer Vögel über Georgetown hinwegfliegen. Sie kamen von Norden und zogen nach Süden. Es war eigenthümlich, daß dieſe Züge jedesmal in den Stunden von drei bis fünf Nachmittags die Stadt erreichten, ſich dann auf den in der Umgebung derſelben ſtehenden hohen Bäumen niederließen, hier ſchliefen und bei Anbruch des Morgens ihre Reiſe nach der Savanne fortſetzten. Die Züge treffen regelmäßig alle Jahre zu derſelben Zeit ein und zeigen dadurch den Anſiedlern an, daß die große Regenzeit vorüber iſt. Jn den übrigen Monaten des Jahres trifft man ſie nicht an der Küſte an.‟
Ein Tyrann zeichnet ſich durch große Schönheit und eine förmliche Krone vor den übrigen aus und iſt deshalb Königstyrann (Megalophus regius) genannt worden. Der Leib iſt geſtreckt gebaut, wie bei den übrigen Mitgliedern der Familie; der Flügel, in dem die dritte bis vierte Schwinge die längſten, die erſte und zweite aber ſtark verkürzt ſind, iſt ziemlich ſpitzig und reicht bis zur Mitte des mäßig langen, gerade abgeſtutzten Schwanzes herab; der Schnabel iſt ungemein flach, breit löffel- förmig, ſtumpfkantig, an den Rändern leicht gebogen, mit ziemlich langer, am Ende ſcharfhakiger Spitze; der Fuß iſt kurz, die Zehen ſind fleiſchig, die äußeren und mittleren am Grunde verwachſen, die Krallen kurz und ſtumpf. Das Gefieder iſt weich und dunig; die Federn der Stirn ſind zu einer langen und breiten Holle vergrößert, die um den Schnabel zu Borſten umgewandelt, von denen fünf, welche am Zügel ſtehen, ſehr lang ſind. Die Färbung iſt ein ſchönes Hellbraun auf der Ober- ſeite, ein angenehmes Roſtgelb auf der Unterſeite, dem Bürzel und dem Schwanze; die Kehle iſt weißlich; die Schwingen ſind dunkelbraun oder ſchwärzlich, am Jnnenrande blaß geſäumt, die Flügel- deckfedern blaßgelb zugeſpitzt. Wahrhaft prächtig iſt die Krone. Die Stirufedern ſind feuer- oder karminroth, jede einzelne mit ſchwarzem (beim Männchen ſtahlblau mit glänzendem) Spitzenfleck, vor welchem ein hellgelbes Band ſteht. Beim Männchen reichen dieſe Federn bis zum Nacken herab, beim Weibchen ſind ſie kürzer und weniger lebhaft gefärbt. Der junge Vogel trägt nur eine kleine orangenfarbene Holle; die Federn ſeiner Bruſt ſind braun in die Quere gewellt, die des Rückens braun gefleckt. Das Auge iſt lichtbraun, der Oberſchnabel braun, der Unterſchnabel blaßgelb, der Fuß blaßfleiſchfarben; die langen Borſten ſind ſchwarz. Die Länge beträgt 6 Zoll, die Fittiglänge 3½, die Schwanzlänge 2½ Zoll.
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[724/0766]
Die Fänger. Singvögel. Königswürger.
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auszubreiten, bald wieder zuſammenzulegen, ſodaß es ausſieht, als ob man eine Schere öffne und
ſchließe. Seine Kerbthierjagd betreibt er ganz nach Art ſeiner Verwandten; nebenbei ſtellt er aber
auch kleinen Vögeln mit großem Eifer und Geſchick nach, erhebt wenigſtens todte oder verwundete.
„Einer von ihnen‟, erzählt Burmeiſter, „nahm einmal einen Kolibri im Fluge auf, als dieſen mein
Sohn vom Baume herunterſchoß, und flog mit dem todten Vogel in dem Schnabel eine Strecke, bis der
zweite Schuß auch ihn erlegte.‟ Nuttall verſichert, daß er zuweilen Beeren verzehre, und dieſe
Angabe widerſpricht anderen Beobachtungen über ähnliche Vögel durchaus nicht.
Das Neſt ſteht in dichten Gebüſchen, mäßig hoch über dem Boden, ziemlich verſteckt. Es iſt
halbkugelförmig, flach, oben offen und ſehr einfach aus kleinen Reiſerchen zuſammengelegt, innen mit
Pflanzenfäden, Wolle, Baumwolle und Federn ausgefüttert. Die Eier ſind auf weißlichem Grunde
mit rothbraunen Tüpfeln überall beſtreut, am ſtumpfen Ende dichter als übrigens. Während das
Weibchen brütet, verfolgt das Männchen alle Vögel, welche ſich dem Niſtbaume nähern, nach Art der
Verwandten. Nachdem die Jungen ausgeflogen ſind, vereinigt ſich die ganze Familie, wenn es gilt,
einen Raubvogel zu necken.
Gegen den Spätherbſt hin tritt der Scherenvogel mit andern ſeiner Art ſeine Winterreiſe an.
„Nach Beendigung der Regenzeit‟, ſagt Schomburgk, „in den Monaten September, Oktober ſah
ich viele Tage hinter einander unzählbare Herden dieſer Vögel über Georgetown hinwegfliegen. Sie
kamen von Norden und zogen nach Süden. Es war eigenthümlich, daß dieſe Züge jedesmal in den
Stunden von drei bis fünf Nachmittags die Stadt erreichten, ſich dann auf den in der Umgebung
derſelben ſtehenden hohen Bäumen niederließen, hier ſchliefen und bei Anbruch des Morgens ihre
Reiſe nach der Savanne fortſetzten. Die Züge treffen regelmäßig alle Jahre zu derſelben Zeit ein
und zeigen dadurch den Anſiedlern an, daß die große Regenzeit vorüber iſt. Jn den übrigen
Monaten des Jahres trifft man ſie nicht an der Küſte an.‟
Ein Tyrann zeichnet ſich durch große Schönheit und eine förmliche Krone vor den übrigen aus
und iſt deshalb Königstyrann (Megalophus regius) genannt worden. Der Leib iſt geſtreckt
gebaut, wie bei den übrigen Mitgliedern der Familie; der Flügel, in dem die dritte bis vierte Schwinge
die längſten, die erſte und zweite aber ſtark verkürzt ſind, iſt ziemlich ſpitzig und reicht bis zur Mitte
des mäßig langen, gerade abgeſtutzten Schwanzes herab; der Schnabel iſt ungemein flach, breit löffel-
förmig, ſtumpfkantig, an den Rändern leicht gebogen, mit ziemlich langer, am Ende ſcharfhakiger
Spitze; der Fuß iſt kurz, die Zehen ſind fleiſchig, die äußeren und mittleren am Grunde verwachſen,
die Krallen kurz und ſtumpf. Das Gefieder iſt weich und dunig; die Federn der Stirn ſind zu
einer langen und breiten Holle vergrößert, die um den Schnabel zu Borſten umgewandelt, von denen
fünf, welche am Zügel ſtehen, ſehr lang ſind. Die Färbung iſt ein ſchönes Hellbraun auf der Ober-
ſeite, ein angenehmes Roſtgelb auf der Unterſeite, dem Bürzel und dem Schwanze; die Kehle iſt
weißlich; die Schwingen ſind dunkelbraun oder ſchwärzlich, am Jnnenrande blaß geſäumt, die Flügel-
deckfedern blaßgelb zugeſpitzt. Wahrhaft prächtig iſt die Krone. Die Stirufedern ſind feuer- oder
karminroth, jede einzelne mit ſchwarzem (beim Männchen ſtahlblau mit glänzendem) Spitzenfleck, vor
welchem ein hellgelbes Band ſteht. Beim Männchen reichen dieſe Federn bis zum Nacken herab,
beim Weibchen ſind ſie kürzer und weniger lebhaft gefärbt. Der junge Vogel trägt nur eine kleine
orangenfarbene Holle; die Federn ſeiner Bruſt ſind braun in die Quere gewellt, die des Rückens
braun gefleckt. Das Auge iſt lichtbraun, der Oberſchnabel braun, der Unterſchnabel blaßgelb, der
Fuß blaßfleiſchfarben; die langen Borſten ſind ſchwarz. Die Länge beträgt 6 Zoll, die Fittiglänge
3½, die Schwanzlänge 2½ Zoll.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/766>, abgerufen am 22.11.2024.
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