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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Königstyrann. Yiperu.

Der Königstyrann bewohnt die dunkeln, schattigen Urwälder Brasiliens und Guyanas,
namentlich die Flußniederungen in denselben. Hier lebt er ziemlich einsam und still in den Baum-
kronen, gewöhnlich ziemlich verborgen. Demungeachtet ist er den Eingeborenen und Ansiedlern
überall bekannt: seine Schönheit hat die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Brasilianer erzählen,
daß das gepaarte Weibchen, dem zur Brutzeit das Männchen getödtet wird, sich sogleich nach einem
andern Männchen umsieht und mit diesem die Brut fortsetzt. Deshalb schießen die eingebornen Jäger,
welche für Naturforscher sammeln, immer nur die schön gefärbten Männchen beim Neste und warten
einige Tage, bis das Weibchen sich ein anderes Männchen genommen hat, um auch dieses zu erlangen.
Man behauptet, daß es einzelne Weibchen auf solche Weise nach und nach zu einem Dutzend Männern
brachten. So berichtet Burmeister. Das Nest des Vogels ist von ihm nicht beschrieben worden. Die
länglichen Eier sind auf hell violettrothem Grunde mit braunröthlichen, blutfarbenen Punkten und
Flecken gezeichnet, namentlich gegen das spitze Ende hin.



Unter dem Namen Fliegenstelzen (Fluvicolae) hat man einige ebenfalls Südamerika ange-
hörige Vögel von den Tyrannen getrennt. Sie sind ziemlich groß und kräftig gebaut; ihre Flügel,
in denen die erste Schwinge der zweiten nur wenig an Länge nachsteht, und der Schwanz sind lang, die
Beine kräftig, hochläufig, die Zehen voll, derb, die Krallen dick und kurz; der Schnabel ist groß, aber
nicht sehr breit, sondern mehr hoch, schlank, kegelförmig, an der Spitze nur leicht herabgebogen, also
kaum zu einem förmlichen Haken entwickelt. Das Gefieder ist derb, dicht, kleinfederig und wenig
dunig, rund um den Schnabelgrund zu steifen Borsten entwickelt, von denen drei, vier oder fünf,
welche am Zügelrande stehen, stärker als die übrigen sind.

Die Fliegenstelzen leben ebensowohl in der Nähe der Ansiedlungen, in Gärten und auf Ebenen,
welche spärlich mit Gebüsch bedeckt sind, wie an Teichen, Bächen und Flußufern, im Schilf und
Röhricht. Sie nähren sich von Kerbthieren und stellen diesen ganz nach Art der Tyrannen und
Fliegenfänger nach.

Ein weit verbreitetes Mitglied dieser Gruppe ist der Yipern (Gubernetes Yipern oder Yetapa),
ein Vogel, welcher an den Gabeltyrannen erinnert. Er ist schlank gebaut, langflügelig und sehr lang-
schwänzig; der Schnabel ist dick, etwas bauchig gewölbt, am Grunde breit, mit übergebogenen Rändern
und starkhakiger, aber nicht langer Spitze; die Beine sind ziemlich kurz, jedoch kräftig, die Zehen mittel-
lang und fleischig, mit sanft gebogenen Krallen; das Gefieder ist weich und voll; die Schwingen und
Steuerfedern zeichnen sich durch Derbheit aus; der Schwanz ist seiner Gesammtform nach spitz gabel-
förmig: die äußersten schmalen Federn sind sehr lang, die folgenden stufig verkürzt, sodaß die mittleren
kaum mehr als ein Viertel der Länge der äußeren erreichen. Die Färbung der Ober- und Unter-
seite ist grau; die Flügel und der Schwanz sind schwarz, erstere mit weißem Rande am Buge und
hellrostrothem Fleck am Außenrande der großen Schwingen; die weiße Kehle wird von der grauen
Brust durch ein rothbraunes Band getrennt, welches von einem Auge zum andern verläuft; die Stirn
und der obere Augenrand sind weißlich. Das Auge ist rothbraun, der Schnabel und der Fuß sind
schwarz. Die Länge beträgt 15 Zoll, wovon 9 Zoll auf die äußerste und 21/2 Zoll auf die mittelste
Schwanzfeder kommen; die Breite kommt der gesammten Länge gleich.

Der Yetapa bewohnt vorzugsweise ebene, d[ü]nn mit Buschwald bestandene Gegenden. Nach
Azara soll er sich hinsichtlich seiner Lebensweise von den eigentlichen Tyrannen unterscheiden. Er
streift in kleinen Gesellschaften innerhalb eines großen Gebietes umher und sucht seine Nahrung auf
dem Boden. Sein Ruf ist ein einfacher, weithin hörbarer Pfiff.



Königstyrann. Yiperu.

Der Königstyrann bewohnt die dunkeln, ſchattigen Urwälder Braſiliens und Guyanas,
namentlich die Flußniederungen in denſelben. Hier lebt er ziemlich einſam und ſtill in den Baum-
kronen, gewöhnlich ziemlich verborgen. Demungeachtet iſt er den Eingeborenen und Anſiedlern
überall bekannt: ſeine Schönheit hat die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen. Die Braſilianer erzählen,
daß das gepaarte Weibchen, dem zur Brutzeit das Männchen getödtet wird, ſich ſogleich nach einem
andern Männchen umſieht und mit dieſem die Brut fortſetzt. Deshalb ſchießen die eingebornen Jäger,
welche für Naturforſcher ſammeln, immer nur die ſchön gefärbten Männchen beim Neſte und warten
einige Tage, bis das Weibchen ſich ein anderes Männchen genommen hat, um auch dieſes zu erlangen.
Man behauptet, daß es einzelne Weibchen auf ſolche Weiſe nach und nach zu einem Dutzend Männern
brachten. So berichtet Burmeiſter. Das Neſt des Vogels iſt von ihm nicht beſchrieben worden. Die
länglichen Eier ſind auf hell violettrothem Grunde mit braunröthlichen, blutfarbenen Punkten und
Flecken gezeichnet, namentlich gegen das ſpitze Ende hin.



Unter dem Namen Fliegenſtelzen (Fluvicolae) hat man einige ebenfalls Südamerika ange-
hörige Vögel von den Tyrannen getrennt. Sie ſind ziemlich groß und kräftig gebaut; ihre Flügel,
in denen die erſte Schwinge der zweiten nur wenig an Länge nachſteht, und der Schwanz ſind lang, die
Beine kräftig, hochläufig, die Zehen voll, derb, die Krallen dick und kurz; der Schnabel iſt groß, aber
nicht ſehr breit, ſondern mehr hoch, ſchlank, kegelförmig, an der Spitze nur leicht herabgebogen, alſo
kaum zu einem förmlichen Haken entwickelt. Das Gefieder iſt derb, dicht, kleinfederig und wenig
dunig, rund um den Schnabelgrund zu ſteifen Borſten entwickelt, von denen drei, vier oder fünf,
welche am Zügelrande ſtehen, ſtärker als die übrigen ſind.

Die Fliegenſtelzen leben ebenſowohl in der Nähe der Anſiedlungen, in Gärten und auf Ebenen,
welche ſpärlich mit Gebüſch bedeckt ſind, wie an Teichen, Bächen und Flußufern, im Schilf und
Röhricht. Sie nähren ſich von Kerbthieren und ſtellen dieſen ganz nach Art der Tyrannen und
Fliegenfänger nach.

Ein weit verbreitetes Mitglied dieſer Gruppe iſt der Yipern (Gubernetes Yipern oder Yetapa),
ein Vogel, welcher an den Gabeltyrannen erinnert. Er iſt ſchlank gebaut, langflügelig und ſehr lang-
ſchwänzig; der Schnabel iſt dick, etwas bauchig gewölbt, am Grunde breit, mit übergebogenen Rändern
und ſtarkhakiger, aber nicht langer Spitze; die Beine ſind ziemlich kurz, jedoch kräftig, die Zehen mittel-
lang und fleiſchig, mit ſanft gebogenen Krallen; das Gefieder iſt weich und voll; die Schwingen und
Steuerfedern zeichnen ſich durch Derbheit aus; der Schwanz iſt ſeiner Geſammtform nach ſpitz gabel-
förmig: die äußerſten ſchmalen Federn ſind ſehr lang, die folgenden ſtufig verkürzt, ſodaß die mittleren
kaum mehr als ein Viertel der Länge der äußeren erreichen. Die Färbung der Ober- und Unter-
ſeite iſt grau; die Flügel und der Schwanz ſind ſchwarz, erſtere mit weißem Rande am Buge und
hellroſtrothem Fleck am Außenrande der großen Schwingen; die weiße Kehle wird von der grauen
Bruſt durch ein rothbraunes Band getrennt, welches von einem Auge zum andern verläuft; die Stirn
und der obere Augenrand ſind weißlich. Das Auge iſt rothbraun, der Schnabel und der Fuß ſind
ſchwarz. Die Länge beträgt 15 Zoll, wovon 9 Zoll auf die äußerſte und 2½ Zoll auf die mittelſte
Schwanzfeder kommen; die Breite kommt der geſammten Länge gleich.

Der Yetapa bewohnt vorzugsweiſe ebene, d[ü]nn mit Buſchwald beſtandene Gegenden. Nach
Azara ſoll er ſich hinſichtlich ſeiner Lebensweiſe von den eigentlichen Tyrannen unterſcheiden. Er
ſtreift in kleinen Geſellſchaften innerhalb eines großen Gebietes umher und ſucht ſeine Nahrung auf
dem Boden. Sein Ruf iſt ein einfacher, weithin hörbarer Pfiff.



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[725/0767] Königstyrann. Yiperu. Der Königstyrann bewohnt die dunkeln, ſchattigen Urwälder Braſiliens und Guyanas, namentlich die Flußniederungen in denſelben. Hier lebt er ziemlich einſam und ſtill in den Baum- kronen, gewöhnlich ziemlich verborgen. Demungeachtet iſt er den Eingeborenen und Anſiedlern überall bekannt: ſeine Schönheit hat die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen. Die Braſilianer erzählen, daß das gepaarte Weibchen, dem zur Brutzeit das Männchen getödtet wird, ſich ſogleich nach einem andern Männchen umſieht und mit dieſem die Brut fortſetzt. Deshalb ſchießen die eingebornen Jäger, welche für Naturforſcher ſammeln, immer nur die ſchön gefärbten Männchen beim Neſte und warten einige Tage, bis das Weibchen ſich ein anderes Männchen genommen hat, um auch dieſes zu erlangen. Man behauptet, daß es einzelne Weibchen auf ſolche Weiſe nach und nach zu einem Dutzend Männern brachten. So berichtet Burmeiſter. Das Neſt des Vogels iſt von ihm nicht beſchrieben worden. Die länglichen Eier ſind auf hell violettrothem Grunde mit braunröthlichen, blutfarbenen Punkten und Flecken gezeichnet, namentlich gegen das ſpitze Ende hin. Unter dem Namen Fliegenſtelzen (Fluvicolae) hat man einige ebenfalls Südamerika ange- hörige Vögel von den Tyrannen getrennt. Sie ſind ziemlich groß und kräftig gebaut; ihre Flügel, in denen die erſte Schwinge der zweiten nur wenig an Länge nachſteht, und der Schwanz ſind lang, die Beine kräftig, hochläufig, die Zehen voll, derb, die Krallen dick und kurz; der Schnabel iſt groß, aber nicht ſehr breit, ſondern mehr hoch, ſchlank, kegelförmig, an der Spitze nur leicht herabgebogen, alſo kaum zu einem förmlichen Haken entwickelt. Das Gefieder iſt derb, dicht, kleinfederig und wenig dunig, rund um den Schnabelgrund zu ſteifen Borſten entwickelt, von denen drei, vier oder fünf, welche am Zügelrande ſtehen, ſtärker als die übrigen ſind. Die Fliegenſtelzen leben ebenſowohl in der Nähe der Anſiedlungen, in Gärten und auf Ebenen, welche ſpärlich mit Gebüſch bedeckt ſind, wie an Teichen, Bächen und Flußufern, im Schilf und Röhricht. Sie nähren ſich von Kerbthieren und ſtellen dieſen ganz nach Art der Tyrannen und Fliegenfänger nach. Ein weit verbreitetes Mitglied dieſer Gruppe iſt der Yipern (Gubernetes Yipern oder Yetapa), ein Vogel, welcher an den Gabeltyrannen erinnert. Er iſt ſchlank gebaut, langflügelig und ſehr lang- ſchwänzig; der Schnabel iſt dick, etwas bauchig gewölbt, am Grunde breit, mit übergebogenen Rändern und ſtarkhakiger, aber nicht langer Spitze; die Beine ſind ziemlich kurz, jedoch kräftig, die Zehen mittel- lang und fleiſchig, mit ſanft gebogenen Krallen; das Gefieder iſt weich und voll; die Schwingen und Steuerfedern zeichnen ſich durch Derbheit aus; der Schwanz iſt ſeiner Geſammtform nach ſpitz gabel- förmig: die äußerſten ſchmalen Federn ſind ſehr lang, die folgenden ſtufig verkürzt, ſodaß die mittleren kaum mehr als ein Viertel der Länge der äußeren erreichen. Die Färbung der Ober- und Unter- ſeite iſt grau; die Flügel und der Schwanz ſind ſchwarz, erſtere mit weißem Rande am Buge und hellroſtrothem Fleck am Außenrande der großen Schwingen; die weiße Kehle wird von der grauen Bruſt durch ein rothbraunes Band getrennt, welches von einem Auge zum andern verläuft; die Stirn und der obere Augenrand ſind weißlich. Das Auge iſt rothbraun, der Schnabel und der Fuß ſind ſchwarz. Die Länge beträgt 15 Zoll, wovon 9 Zoll auf die äußerſte und 2½ Zoll auf die mittelſte Schwanzfeder kommen; die Breite kommt der geſammten Länge gleich. Der Yetapa bewohnt vorzugsweiſe ebene, dünn mit Buſchwald beſtandene Gegenden. Nach Azara ſoll er ſich hinſichtlich ſeiner Lebensweiſe von den eigentlichen Tyrannen unterſcheiden. Er ſtreift in kleinen Geſellſchaften innerhalb eines großen Gebietes umher und ſucht ſeine Nahrung auf dem Boden. Sein Ruf iſt ein einfacher, weithin hörbarer Pfiff.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/767>, abgerufen am 22.11.2024.