Als die eigentliche Heimat der Wachholderdrossel hat man die großen Birkenwaldungen des Nordens anzusehen; sie sind wenigstens fast immer die Brutplätze der Alten. Diejenigen Krammts- vögel, welche bei uns gebrütet haben, sind allerdings auch in Eichen- und Kiefernwaldungen nistend angetroffen worden; es scheint jedoch, daß sie sich hier nur in Ermanglung der ihnen so zusagenden Birkenbestände angesiedelt haben. Die Zugscharen erscheinen bei uns im Spätherbst, vertheilen sich über ganz Mitteleuropa, streifen vielleicht auch, obschon selten bis in die südlichen Länder dieses Erd- theils hinab. Jn Afrika ist der Krammtsvogel meines Wissens noch nicht beobachtet worden: Rüppell behauptet zwar das Gegentheil; ich aber habe gerechten Grund, seine Angabe zu bezweifeln.
Die Rothdrossel endlich (Turdus iliacus), welche auch Wein-, Winter-, Berg-, Haide-, Blut- und Buntdrossel, Zippe und Ziemer, Weißlich, Winesel, Gererle, Bitter, Böhmle und Bäuerling genannt wird, ist 81/2 Zoll lang, 131/2 Zoll breit; ihr Fittig mißt 41/2, ihr Schwanz 3 1/6 Zoll. Das Gefieder der Oberseite ist olivengrünbraun, das der Unterseite weißlich, an den Brustseiten hochrostroth, am Halse gelblich, überall mit dunkelbraunen, dreieckigen und runden Längs- flecken gezeichnet. Das Weibchen ist blässer als das Männchen. Bei den Jungen ist der grünlich- braune Oberkörper gelb gefleckt, und die Unterflügeldeckfedern sind rostroth. Das Auge ist kaffee- braun, der Schnabel schwarz, am Grunde des Unterschnabels horngelb, der Fuß röthlich.
Auch die Rothdrossel bewohnt als Brutvogel den hohen Norden Europas und nistet nur aus- nahmsweise in südlicheren Breiten. Sie erscheint mit dem Krammtsvogel bei uns zu Lande und wandert bis Nordafrika, obwohl die große Mehrzahl bereits im Süden Europas für die Winterzeit Herberge nimmt. Jn Asien ist sie ebenfalls gefunden worden, sie scheint jedoch östlich von Jrkutzk nicht vorzukommen.
Auf allen Hochgebirgen Nord- und Mitteleuropas, und vorzugsweise auf den Steinhalden, in deren Nähe Buschwerk steht, lebt die Ringdrossel oder Ringamsel, sonst auch Schild-, Rost-, Schneedrossel, oder Dianen-, Erd-, Strauch-, Berg-, Meer- und Seeamsel, Stick- und Stabziemer genannt (Turdus torquatus). Sie ist 10 Zoll lang, 16 Zoll breit; ihr Fittig mißt gegen 51/2, ihr Schwanz etwas über 4 Zoll. Das Gefieder des Männchens ist, bis auf ein breites, halbmondförmiges, weißes Brustband, auf mattschwarzem Grunde mit lichten, halbmondförmigen Flecken gezeichnet, welche durch die Federränder gebildet werden; die Schwingen und Flügeldeckfedern sind graulich überlaufen und bräunlichgrau gesäumt; die Schwanzfedern sind einfarbig rußschwarz; das äußerste Paar derselben ist durch ein schmales, feines, weißgraues Säumchen geziert. Das Weibchen ist düsterfarbiger, mehr graulich, alle Federsäume sind breiter, und das Brustband ist nur angedeutet: es sieht nicht weiß, sondern schmuziggrau aus. Das Jugendkleid der Ringamsel erinnert an die Tracht der Wachholderdroffel, ist aber dunkler, wie verräuchert; die Federn der Oberseite sind tief- braun, lichter gerandet und theilweise mit weißlich rostgelben Schaftflecken geziert; Kehle und Gurgel sind lichtrostgelb, seitlich dunkler in die Länge gefleckt; die Brust ist auf rostfarbenem Grunde mit runden, der Bauch auf lichtgraugelbem mit halbmondförmigen Flecken besetzt. Das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Unterkiefer am Grunde aber rothgelb; der Fuß ist schwarzbraun.
Die Ringamsel ist nur Gebirgsvogel und findet sich deshalb am häufigsten in unsern Hochge- birgen, seltener schon im Mittelgebirge. Jn Skandinavien ist sie ebenso gemein wie in der Schweiz. Auf ihrem Zuge durchstreift sie alle von Skandinavien südlich gelegenen Länder Europas und dehnt ihre Reise bis zum Atlas aus.
Man betrachtet die Ringamsel oft als die nächste Verwandte unserer gewöhnlichen Amsel, hat sie auch zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben und dieser den Namen Thoracocincla gegeben. Das Eine wie das Andere scheint mir ungerechtfertigt zu sein, da sich unser Vogel in seiner Gestalt durchaus nicht von andern Drosseln unterscheidet und diesen auch in der Lebensweise vollständig ähnelt. Doch kann man sie als ein Verbindungsglied ansehen zwischen den Drosseln und der Amsel.
Die Fänger. Singvögel. Droſſeln.
Als die eigentliche Heimat der Wachholderdroſſel hat man die großen Birkenwaldungen des Nordens anzuſehen; ſie ſind wenigſtens faſt immer die Brutplätze der Alten. Diejenigen Krammts- vögel, welche bei uns gebrütet haben, ſind allerdings auch in Eichen- und Kiefernwaldungen niſtend angetroffen worden; es ſcheint jedoch, daß ſie ſich hier nur in Ermanglung der ihnen ſo zuſagenden Birkenbeſtände angeſiedelt haben. Die Zugſcharen erſcheinen bei uns im Spätherbſt, vertheilen ſich über ganz Mitteleuropa, ſtreifen vielleicht auch, obſchon ſelten bis in die ſüdlichen Länder dieſes Erd- theils hinab. Jn Afrika iſt der Krammtsvogel meines Wiſſens noch nicht beobachtet worden: Rüppell behauptet zwar das Gegentheil; ich aber habe gerechten Grund, ſeine Angabe zu bezweifeln.
Die Rothdroſſel endlich (Turdus iliacus), welche auch Wein-, Winter-, Berg-, Haide-, Blut- und Buntdroſſel, Zippe und Ziemer, Weißlich, Wineſel, Gererle, Bitter, Böhmle und Bäuerling genannt wird, iſt 8½ Zoll lang, 13½ Zoll breit; ihr Fittig mißt 4½, ihr Schwanz 3⅙ Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt olivengrünbraun, das der Unterſeite weißlich, an den Bruſtſeiten hochroſtroth, am Halſe gelblich, überall mit dunkelbraunen, dreieckigen und runden Längs- flecken gezeichnet. Das Weibchen iſt bläſſer als das Männchen. Bei den Jungen iſt der grünlich- braune Oberkörper gelb gefleckt, und die Unterflügeldeckfedern ſind roſtroth. Das Auge iſt kaffee- braun, der Schnabel ſchwarz, am Grunde des Unterſchnabels horngelb, der Fuß röthlich.
Auch die Rothdroſſel bewohnt als Brutvogel den hohen Norden Europas und niſtet nur aus- nahmsweiſe in ſüdlicheren Breiten. Sie erſcheint mit dem Krammtsvogel bei uns zu Lande und wandert bis Nordafrika, obwohl die große Mehrzahl bereits im Süden Europas für die Winterzeit Herberge nimmt. Jn Aſien iſt ſie ebenfalls gefunden worden, ſie ſcheint jedoch öſtlich von Jrkutzk nicht vorzukommen.
Auf allen Hochgebirgen Nord- und Mitteleuropas, und vorzugsweiſe auf den Steinhalden, in deren Nähe Buſchwerk ſteht, lebt die Ringdroſſel oder Ringamſel, ſonſt auch Schild-, Roſt-, Schneedroſſel, oder Dianen-, Erd-, Strauch-, Berg-, Meer- und Seeamſel, Stick- und Stabziemer genannt (Turdus torquatus). Sie iſt 10 Zoll lang, 16 Zoll breit; ihr Fittig mißt gegen 5½, ihr Schwanz etwas über 4 Zoll. Das Gefieder des Männchens iſt, bis auf ein breites, halbmondförmiges, weißes Bruſtband, auf mattſchwarzem Grunde mit lichten, halbmondförmigen Flecken gezeichnet, welche durch die Federränder gebildet werden; die Schwingen und Flügeldeckfedern ſind graulich überlaufen und bräunlichgrau geſäumt; die Schwanzfedern ſind einfarbig rußſchwarz; das äußerſte Paar derſelben iſt durch ein ſchmales, feines, weißgraues Säumchen geziert. Das Weibchen iſt düſterfarbiger, mehr graulich, alle Federſäume ſind breiter, und das Bruſtband iſt nur angedeutet: es ſieht nicht weiß, ſondern ſchmuziggrau aus. Das Jugendkleid der Ringamſel erinnert an die Tracht der Wachholderdroffel, iſt aber dunkler, wie verräuchert; die Federn der Oberſeite ſind tief- braun, lichter gerandet und theilweiſe mit weißlich roſtgelben Schaftflecken geziert; Kehle und Gurgel ſind lichtroſtgelb, ſeitlich dunkler in die Länge gefleckt; die Bruſt iſt auf roſtfarbenem Grunde mit runden, der Bauch auf lichtgraugelbem mit halbmondförmigen Flecken beſetzt. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſchwarz, der Unterkiefer am Grunde aber rothgelb; der Fuß iſt ſchwarzbraun.
Die Ringamſel iſt nur Gebirgsvogel und findet ſich deshalb am häufigſten in unſern Hochge- birgen, ſeltener ſchon im Mittelgebirge. Jn Skandinavien iſt ſie ebenſo gemein wie in der Schweiz. Auf ihrem Zuge durchſtreift ſie alle von Skandinavien ſüdlich gelegenen Länder Europas und dehnt ihre Reiſe bis zum Atlas aus.
Man betrachtet die Ringamſel oft als die nächſte Verwandte unſerer gewöhnlichen Amſel, hat ſie auch zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben und dieſer den Namen Thoracocincla gegeben. Das Eine wie das Andere ſcheint mir ungerechtfertigt zu ſein, da ſich unſer Vogel in ſeiner Geſtalt durchaus nicht von andern Droſſeln unterſcheidet und dieſen auch in der Lebensweiſe vollſtändig ähnelt. Doch kann man ſie als ein Verbindungsglied anſehen zwiſchen den Droſſeln und der Amſel.
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Die Fänger. Singvögel. Droſſeln.
Als die eigentliche Heimat der Wachholderdroſſel hat man die großen Birkenwaldungen des
Nordens anzuſehen; ſie ſind wenigſtens faſt immer die Brutplätze der Alten. Diejenigen Krammts-
vögel, welche bei uns gebrütet haben, ſind allerdings auch in Eichen- und Kiefernwaldungen niſtend
angetroffen worden; es ſcheint jedoch, daß ſie ſich hier nur in Ermanglung der ihnen ſo zuſagenden
Birkenbeſtände angeſiedelt haben. Die Zugſcharen erſcheinen bei uns im Spätherbſt, vertheilen ſich
über ganz Mitteleuropa, ſtreifen vielleicht auch, obſchon ſelten bis in die ſüdlichen Länder dieſes Erd-
theils hinab. Jn Afrika iſt der Krammtsvogel meines Wiſſens noch nicht beobachtet worden:
Rüppell behauptet zwar das Gegentheil; ich aber habe gerechten Grund, ſeine Angabe zu bezweifeln.
Die Rothdroſſel endlich (Turdus iliacus), welche auch Wein-, Winter-, Berg-, Haide-,
Blut- und Buntdroſſel, Zippe und Ziemer, Weißlich, Wineſel, Gererle, Bitter,
Böhmle und Bäuerling genannt wird, iſt 8½ Zoll lang, 13½ Zoll breit; ihr Fittig mißt 4½, ihr
Schwanz 3⅙ Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt olivengrünbraun, das der Unterſeite weißlich, an
den Bruſtſeiten hochroſtroth, am Halſe gelblich, überall mit dunkelbraunen, dreieckigen und runden Längs-
flecken gezeichnet. Das Weibchen iſt bläſſer als das Männchen. Bei den Jungen iſt der grünlich-
braune Oberkörper gelb gefleckt, und die Unterflügeldeckfedern ſind roſtroth. Das Auge iſt kaffee-
braun, der Schnabel ſchwarz, am Grunde des Unterſchnabels horngelb, der Fuß röthlich.
Auch die Rothdroſſel bewohnt als Brutvogel den hohen Norden Europas und niſtet nur aus-
nahmsweiſe in ſüdlicheren Breiten. Sie erſcheint mit dem Krammtsvogel bei uns zu Lande und
wandert bis Nordafrika, obwohl die große Mehrzahl bereits im Süden Europas für die Winterzeit
Herberge nimmt. Jn Aſien iſt ſie ebenfalls gefunden worden, ſie ſcheint jedoch öſtlich von Jrkutzk
nicht vorzukommen.
Auf allen Hochgebirgen Nord- und Mitteleuropas, und vorzugsweiſe auf den Steinhalden, in
deren Nähe Buſchwerk ſteht, lebt die Ringdroſſel oder Ringamſel, ſonſt auch Schild-, Roſt-,
Schneedroſſel, oder Dianen-, Erd-, Strauch-, Berg-, Meer- und Seeamſel, Stick-
und Stabziemer genannt (Turdus torquatus). Sie iſt 10 Zoll lang, 16 Zoll breit; ihr Fittig
mißt gegen 5½, ihr Schwanz etwas über 4 Zoll. Das Gefieder des Männchens iſt, bis auf ein breites,
halbmondförmiges, weißes Bruſtband, auf mattſchwarzem Grunde mit lichten, halbmondförmigen Flecken
gezeichnet, welche durch die Federränder gebildet werden; die Schwingen und Flügeldeckfedern ſind
graulich überlaufen und bräunlichgrau geſäumt; die Schwanzfedern ſind einfarbig rußſchwarz; das
äußerſte Paar derſelben iſt durch ein ſchmales, feines, weißgraues Säumchen geziert. Das Weibchen
iſt düſterfarbiger, mehr graulich, alle Federſäume ſind breiter, und das Bruſtband iſt nur angedeutet:
es ſieht nicht weiß, ſondern ſchmuziggrau aus. Das Jugendkleid der Ringamſel erinnert an die
Tracht der Wachholderdroffel, iſt aber dunkler, wie verräuchert; die Federn der Oberſeite ſind tief-
braun, lichter gerandet und theilweiſe mit weißlich roſtgelben Schaftflecken geziert; Kehle und Gurgel
ſind lichtroſtgelb, ſeitlich dunkler in die Länge gefleckt; die Bruſt iſt auf roſtfarbenem Grunde mit
runden, der Bauch auf lichtgraugelbem mit halbmondförmigen Flecken beſetzt. Das Auge iſt braun,
der Schnabel ſchwarz, der Unterkiefer am Grunde aber rothgelb; der Fuß iſt ſchwarzbraun.
Die Ringamſel iſt nur Gebirgsvogel und findet ſich deshalb am häufigſten in unſern Hochge-
birgen, ſeltener ſchon im Mittelgebirge. Jn Skandinavien iſt ſie ebenſo gemein wie in der Schweiz.
Auf ihrem Zuge durchſtreift ſie alle von Skandinavien ſüdlich gelegenen Länder Europas und dehnt
ihre Reiſe bis zum Atlas aus.
Man betrachtet die Ringamſel oft als die nächſte Verwandte unſerer gewöhnlichen Amſel, hat ſie
auch zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben und dieſer den Namen Thoracocincla gegeben.
Das Eine wie das Andere ſcheint mir ungerechtfertigt zu ſein, da ſich unſer Vogel in ſeiner Geſtalt
durchaus nicht von andern Droſſeln unterſcheidet und dieſen auch in der Lebensweiſe vollſtändig ähnelt.
Doch kann man ſie als ein Verbindungsglied anſehen zwiſchen den Droſſeln und der Amſel.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 798. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/842>, abgerufen am 22.11.2024.
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