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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Wasser- und Brachpieper.
Familie, welches regelmäßig bei uns gefunden wird. Seine Länge beträgt 63/4 bis 7 Zoll, die Breite
101/2 bis 103/4, die Fittiglänge 31/4, die Schwanzlänge 2 5/6 Zoll. Das Gefieder der Oberseite ist licht-
gelblichgrau, durch wenig deutliche, dunkle, spärlich stehende Flecken gezeichnet; die Unterseite ist trüb-
gelblichweiß, am Kropfe mit einigen dunkeln Schaftstrichen; über das Auge zieht sich ein lichtgelblicher
Streifen; die Flügel sind zweimal gelblichweiß gebändert. Bei den Jungen ist die Oberseite dunkler,
und die Federn sind gelblich gerandet; die Unterseite aber ist am Kropfe stark gefleckt.

Der Brachpieper nimmt diejenigen Oertlichkeiten in Besitz, welche andere Mitglieder seiner
Familie meiden. Er zieht unfruchtbare, dürre, steinigte, wüstenhafte Gegenden allen andern unbe-
dingt vor und findet sich deshalb im Süden Europas viel häufiger, als im Norden. Jn Deutschland
ist er hier und da nicht selten, in andern Gauen hingegen eine sehr vereinzelte Erscheinung. Jn
Thüringen und in Anhalt, noch mehr aber in dem sandigen Brandenburg trifft man ihn einzeln aller-
orten an; in fruchtbaren Strichen fehlt er gänzlich. Er geht nicht weit nach Norden hinauf, dafür

[Abbildung] Der Brachpieper (Agrodroma campestris).
aber um so weiter nach Süden hinab. Es scheint jedoch, als ob er ganz besonders Jnseln bewohne.
So traf ihn Bolle auf den Canaren in Menge an. "Je ebener, kahler und heißer der Boden",
sagt er, "desto zahlreicher tritt er auf. Jn Canaria gehört er zu den allergewöhnlichsten Erscheinungen;
seinen Lockton hört man bis zum Ueberdruß." Ganz Dasselbe berichtet A. von Homeyer bezüglich
der Balearen; auch dort ist der Brachpieper überall häufig anzutreffen. "Nur den ganz
geschlossenen Wald und die Nähe des Prat meidet er. Seine Lieblingsplätze sind die mäßig
bewachsenen, unmittelbar zur See abhängenden Fels- und Bergabhänge, dann auch die dürren, nur
mit kurzem Gras und dem Stechapfel dürftig bewachsenen Sandfelder und endlich hoch oben im
Gebirge alle geeigneten Oertlichkeiten." Jn Nordostafrika fehlt er nirgends, und nach meinen
Beobachtungen kommt er wenigstens im Winter noch im Sudahn vor. Durch Jerdon erfahren wir, daß
er während des Winters auf allen seiner Neigung entsprechenden Plätzen Jndiens beobachtet wird. Auf-
fallend muß es erscheinen, daß derselbe Vogel, welcher auf den Balearen so gemein ist, auf dem Fest-

Waſſer- und Brachpieper.
Familie, welches regelmäßig bei uns gefunden wird. Seine Länge beträgt 6¾ bis 7 Zoll, die Breite
10½ bis 10¾, die Fittiglänge 3¼, die Schwanzlänge 2⅚ Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt licht-
gelblichgrau, durch wenig deutliche, dunkle, ſpärlich ſtehende Flecken gezeichnet; die Unterſeite iſt trüb-
gelblichweiß, am Kropfe mit einigen dunkeln Schaftſtrichen; über das Auge zieht ſich ein lichtgelblicher
Streifen; die Flügel ſind zweimal gelblichweiß gebändert. Bei den Jungen iſt die Oberſeite dunkler,
und die Federn ſind gelblich gerandet; die Unterſeite aber iſt am Kropfe ſtark gefleckt.

Der Brachpieper nimmt diejenigen Oertlichkeiten in Beſitz, welche andere Mitglieder ſeiner
Familie meiden. Er zieht unfruchtbare, dürre, ſteinigte, wüſtenhafte Gegenden allen andern unbe-
dingt vor und findet ſich deshalb im Süden Europas viel häufiger, als im Norden. Jn Deutſchland
iſt er hier und da nicht ſelten, in andern Gauen hingegen eine ſehr vereinzelte Erſcheinung. Jn
Thüringen und in Anhalt, noch mehr aber in dem ſandigen Brandenburg trifft man ihn einzeln aller-
orten an; in fruchtbaren Strichen fehlt er gänzlich. Er geht nicht weit nach Norden hinauf, dafür

[Abbildung] Der Brachpieper (Agrodroma campestris).
aber um ſo weiter nach Süden hinab. Es ſcheint jedoch, als ob er ganz beſonders Jnſeln bewohne.
So traf ihn Bolle auf den Canaren in Menge an. „Je ebener, kahler und heißer der Boden‟,
ſagt er, „deſto zahlreicher tritt er auf. Jn Canaria gehört er zu den allergewöhnlichſten Erſcheinungen;
ſeinen Lockton hört man bis zum Ueberdruß.‟ Ganz Daſſelbe berichtet A. von Homeyer bezüglich
der Balearen; auch dort iſt der Brachpieper überall häufig anzutreffen. „Nur den ganz
geſchloſſenen Wald und die Nähe des Prat meidet er. Seine Lieblingsplätze ſind die mäßig
bewachſenen, unmittelbar zur See abhängenden Fels- und Bergabhänge, dann auch die dürren, nur
mit kurzem Gras und dem Stechapfel dürftig bewachſenen Sandfelder und endlich hoch oben im
Gebirge alle geeigneten Oertlichkeiten.‟ Jn Nordoſtafrika fehlt er nirgends, und nach meinen
Beobachtungen kommt er wenigſtens im Winter noch im Sudahn vor. Durch Jerdon erfahren wir, daß
er während des Winters auf allen ſeiner Neigung entſprechenden Plätzen Jndiens beobachtet wird. Auf-
fallend muß es erſcheinen, daß derſelbe Vogel, welcher auf den Balearen ſo gemein iſt, auf dem Feſt-

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[895/0943] Waſſer- und Brachpieper. Familie, welches regelmäßig bei uns gefunden wird. Seine Länge beträgt 6¾ bis 7 Zoll, die Breite 10½ bis 10¾, die Fittiglänge 3¼, die Schwanzlänge 2⅚ Zoll. Das Gefieder der Oberſeite iſt licht- gelblichgrau, durch wenig deutliche, dunkle, ſpärlich ſtehende Flecken gezeichnet; die Unterſeite iſt trüb- gelblichweiß, am Kropfe mit einigen dunkeln Schaftſtrichen; über das Auge zieht ſich ein lichtgelblicher Streifen; die Flügel ſind zweimal gelblichweiß gebändert. Bei den Jungen iſt die Oberſeite dunkler, und die Federn ſind gelblich gerandet; die Unterſeite aber iſt am Kropfe ſtark gefleckt. Der Brachpieper nimmt diejenigen Oertlichkeiten in Beſitz, welche andere Mitglieder ſeiner Familie meiden. Er zieht unfruchtbare, dürre, ſteinigte, wüſtenhafte Gegenden allen andern unbe- dingt vor und findet ſich deshalb im Süden Europas viel häufiger, als im Norden. Jn Deutſchland iſt er hier und da nicht ſelten, in andern Gauen hingegen eine ſehr vereinzelte Erſcheinung. Jn Thüringen und in Anhalt, noch mehr aber in dem ſandigen Brandenburg trifft man ihn einzeln aller- orten an; in fruchtbaren Strichen fehlt er gänzlich. Er geht nicht weit nach Norden hinauf, dafür [Abbildung Der Brachpieper (Agrodroma campestris).] aber um ſo weiter nach Süden hinab. Es ſcheint jedoch, als ob er ganz beſonders Jnſeln bewohne. So traf ihn Bolle auf den Canaren in Menge an. „Je ebener, kahler und heißer der Boden‟, ſagt er, „deſto zahlreicher tritt er auf. Jn Canaria gehört er zu den allergewöhnlichſten Erſcheinungen; ſeinen Lockton hört man bis zum Ueberdruß.‟ Ganz Daſſelbe berichtet A. von Homeyer bezüglich der Balearen; auch dort iſt der Brachpieper überall häufig anzutreffen. „Nur den ganz geſchloſſenen Wald und die Nähe des Prat meidet er. Seine Lieblingsplätze ſind die mäßig bewachſenen, unmittelbar zur See abhängenden Fels- und Bergabhänge, dann auch die dürren, nur mit kurzem Gras und dem Stechapfel dürftig bewachſenen Sandfelder und endlich hoch oben im Gebirge alle geeigneten Oertlichkeiten.‟ Jn Nordoſtafrika fehlt er nirgends, und nach meinen Beobachtungen kommt er wenigſtens im Winter noch im Sudahn vor. Durch Jerdon erfahren wir, daß er während des Winters auf allen ſeiner Neigung entſprechenden Plätzen Jndiens beobachtet wird. Auf- fallend muß es erſcheinen, daß derſelbe Vogel, welcher auf den Balearen ſo gemein iſt, auf dem Feſt-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 895. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/943>, abgerufen am 22.11.2024.