schaftsraum, ein Wach- und Speisezimmer enthält, zu diesen unter anderen die Spechte, welche immer in Baumhöhlen schlafen, oder unsere Sperlinge, welche während des Winters in dem warm aus- gefütterten Neste Nachtruhe halten.
Das Weibchen baut, das Männchen trägt zu. Dies ist die Regel; aber auch das Umgekehrte findet statt. Bei den Webervögeln bauen die Männchen mindestens ebenso eifrig als die Weibchen, wenn mich meine Beobachtungen nicht getäuscht haben, sogar fast allein. Bei den meisten übrigen Vögeln übernimmt das Männchen wenigstens das Amt des Wächters am Neste, und nur diejenigen, welche in Vielehigkeit leben, bekümmern sich gar nicht um dasselbe. Während des Baues selbst macht sich das Männchen vieler Vögel auch noch in anderer Weise verdient, indem es mit seinen Liedern oder mit seinem Geschwätz die arbeitende Gattin unterhält. Einige Vögel errichten sich gemeinschaftlich Nester, und die verschiedenen Mütter legen in diesen zusammen ihre Eier ab, brüten wohl auch auf denselben abwechselnd; andere theilen einen gesellschaftlich ausgeführten Hauptbau in verschiedene Kämmerchen, von denen je eines einer Familie zur Wohnung dient.
Mit Beginn des Eierlegens erhöht sich die Brutwärme des Vogels; der erwähnte fieberhafte Zustand tritt ein und bekundet sich bei vielen auch dadurch, daß auf gewissen Stellen des Körpers Federn ausfallen, wodurch die sogenannten Brutflecken sich bilden. Der Mutter fällt fast ausnahmslos der Haupttheil des Brütens zu: sie sitzt von Nachmittag an bis zum nächsten Vormittag ununterbrochen auf den Eiern, und der Vater löst sie blos so lange ab, als sie bedarf, um sich zu ernähren. Bei anderen wird die Arbeit gleichmäßiger vertheilt; bei einzelnen, beispielsweise bei den Straußen, brütet nur der Vater. Das Geschäft wird mit größter Sorgfalt und mit vielem Verständniß ausgerichtet, jedes Ei täglich gewendet, das Gelege von vielen beim Weggehen mit Dunen oder mit Sand bedeckt, bei anderen den Strahlen der Sonne preisgegeben; sogar die Wallnister, welche gar nicht mehr brüten, sondern gährenden Pflanzenstoffen die Zeitigung ihrer Eier anheim geben, sind bemüht, diesen den nöthigen Stoffwechsel zu verschaffen. Während des Ausschlüpfens leisten die Eltern der Brut keine Hilfe, nehmen sich aber sofort, nachdem das Küchlein dem Eie entschlüpft ist, seiner insofern an, als sie es abtrocknen und erwärmen. Nunmehr beginnt die Azung, welche ebenfalls höchst verständig besorgt wird. Anfänglich erhalten die zarten Kleinen nur die zartesten Speisestoffe, nach und nach immer derbere Kost, bis sie endlich das Futter ihrer Eltern verdauen können. Sind sie erst einmal ausgeflogen, so werden sie noch im Gewerbe unterrichtet und belehrt, sich selbst die Nahrung zu suchen, und erst, wenn sie Dies vermögen, von den Eltern verlassen. Alle Vögel lieben ihre Brut überaus zärtlich, vertheidigen sie nach besten Kräften gegen jede Gefahr, wenden alle ihnen mögliche Mittel an, um den Feind abzulenken, und setzen ihr eigenes Leben zu Gunsten der Kinder rücksichtslos auf's Spiel. Die Kinder ihrerseits hängen mit eben derselben Liebe an ihren Eltern und achten gehorsam auf jeden Ruf oder Lockton von ihnen.
Mehrere Vögel treten unmittelbar nach vollendeter Brutzeit eine Reise an, je nach Art und Familie oder nach Heimat und Wohnkreis eine länger oder kürzer währende, ausgedehntere oder beschränktere. Wir unterscheiden diese Reisen als Zug, Wanderschaft und Streichen. Unter Zug verstehen wir diejenige Art der Wanderung, welche alljährlich zu bestimmter Zeit stattfindet und in bestimmter Richtung geschieht, unter Wandern ein Reisen, welches bedingt wird durch die Nothwendig- keit, also weder eine bestimmte Zeit, noch Richtung hat, nicht alljährlich geschieht und endet, wenn seine Ursache aufgehoben wurde, unter Streichen endlich eine Wanderschaft in engeren Grenzen, hervorgerufen durch den Wunsch, einen früheren Wohnsitz durch einen anderen umzutauschen, von einer gewissen, gerade jetzt in Fülle sich findenden Nahrung Vortheil zu ziehen.
Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
ſchaftsraum, ein Wach- und Speiſezimmer enthält, zu dieſen unter anderen die Spechte, welche immer in Baumhöhlen ſchlafen, oder unſere Sperlinge, welche während des Winters in dem warm aus- gefütterten Neſte Nachtruhe halten.
Das Weibchen baut, das Männchen trägt zu. Dies iſt die Regel; aber auch das Umgekehrte findet ſtatt. Bei den Webervögeln bauen die Männchen mindeſtens ebenſo eifrig als die Weibchen, wenn mich meine Beobachtungen nicht getäuſcht haben, ſogar faſt allein. Bei den meiſten übrigen Vögeln übernimmt das Männchen wenigſtens das Amt des Wächters am Neſte, und nur diejenigen, welche in Vielehigkeit leben, bekümmern ſich gar nicht um daſſelbe. Während des Baues ſelbſt macht ſich das Männchen vieler Vögel auch noch in anderer Weiſe verdient, indem es mit ſeinen Liedern oder mit ſeinem Geſchwätz die arbeitende Gattin unterhält. Einige Vögel errichten ſich gemeinſchaftlich Neſter, und die verſchiedenen Mütter legen in dieſen zuſammen ihre Eier ab, brüten wohl auch auf denſelben abwechſelnd; andere theilen einen geſellſchaftlich ausgeführten Hauptbau in verſchiedene Kämmerchen, von denen je eines einer Familie zur Wohnung dient.
Mit Beginn des Eierlegens erhöht ſich die Brutwärme des Vogels; der erwähnte fieberhafte Zuſtand tritt ein und bekundet ſich bei vielen auch dadurch, daß auf gewiſſen Stellen des Körpers Federn ausfallen, wodurch die ſogenannten Brutflecken ſich bilden. Der Mutter fällt faſt ausnahmslos der Haupttheil des Brütens zu: ſie ſitzt von Nachmittag an bis zum nächſten Vormittag ununterbrochen auf den Eiern, und der Vater löſt ſie blos ſo lange ab, als ſie bedarf, um ſich zu ernähren. Bei anderen wird die Arbeit gleichmäßiger vertheilt; bei einzelnen, beiſpielsweiſe bei den Straußen, brütet nur der Vater. Das Geſchäft wird mit größter Sorgfalt und mit vielem Verſtändniß ausgerichtet, jedes Ei täglich gewendet, das Gelege von vielen beim Weggehen mit Dunen oder mit Sand bedeckt, bei anderen den Strahlen der Sonne preisgegeben; ſogar die Wallniſter, welche gar nicht mehr brüten, ſondern gährenden Pflanzenſtoffen die Zeitigung ihrer Eier anheim geben, ſind bemüht, dieſen den nöthigen Stoffwechſel zu verſchaffen. Während des Ausſchlüpfens leiſten die Eltern der Brut keine Hilfe, nehmen ſich aber ſofort, nachdem das Küchlein dem Eie entſchlüpft iſt, ſeiner inſofern an, als ſie es abtrocknen und erwärmen. Nunmehr beginnt die Azung, welche ebenfalls höchſt verſtändig beſorgt wird. Anfänglich erhalten die zarten Kleinen nur die zarteſten Speiſeſtoffe, nach und nach immer derbere Koſt, bis ſie endlich das Futter ihrer Eltern verdauen können. Sind ſie erſt einmal ausgeflogen, ſo werden ſie noch im Gewerbe unterrichtet und belehrt, ſich ſelbſt die Nahrung zu ſuchen, und erſt, wenn ſie Dies vermögen, von den Eltern verlaſſen. Alle Vögel lieben ihre Brut überaus zärtlich, vertheidigen ſie nach beſten Kräften gegen jede Gefahr, wenden alle ihnen mögliche Mittel an, um den Feind abzulenken, und ſetzen ihr eigenes Leben zu Gunſten der Kinder rückſichtslos auf’s Spiel. Die Kinder ihrerſeits hängen mit eben derſelben Liebe an ihren Eltern und achten gehorſam auf jeden Ruf oder Lockton von ihnen.
Mehrere Vögel treten unmittelbar nach vollendeter Brutzeit eine Reiſe an, je nach Art und Familie oder nach Heimat und Wohnkreis eine länger oder kürzer währende, ausgedehntere oder beſchränktere. Wir unterſcheiden dieſe Reiſen als Zug, Wanderſchaft und Streichen. Unter Zug verſtehen wir diejenige Art der Wanderung, welche alljährlich zu beſtimmter Zeit ſtattfindet und in beſtimmter Richtung geſchieht, unter Wandern ein Reiſen, welches bedingt wird durch die Nothwendig- keit, alſo weder eine beſtimmte Zeit, noch Richtung hat, nicht alljährlich geſchieht und endet, wenn ſeine Urſache aufgehoben wurde, unter Streichen endlich eine Wanderſchaft in engeren Grenzen, hervorgerufen durch den Wunſch, einen früheren Wohnſitz durch einen anderen umzutauſchen, von einer gewiſſen, gerade jetzt in Fülle ſich findenden Nahrung Vortheil zu ziehen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1046"n="992"/><fwplace="top"type="header">Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.</fw><lb/>ſchaftsraum, ein Wach- und Speiſezimmer enthält, zu dieſen unter anderen die Spechte, welche immer<lb/>
in Baumhöhlen ſchlafen, oder unſere Sperlinge, welche während des Winters in dem warm aus-<lb/>
gefütterten Neſte Nachtruhe halten.</p><lb/><p>Das Weibchen baut, das Männchen trägt zu. Dies iſt die Regel; aber auch das Umgekehrte<lb/>
findet ſtatt. Bei den Webervögeln bauen die Männchen mindeſtens ebenſo eifrig als die Weibchen,<lb/>
wenn mich meine Beobachtungen nicht getäuſcht haben, ſogar faſt allein. Bei den meiſten übrigen<lb/>
Vögeln übernimmt das Männchen wenigſtens das Amt des Wächters am Neſte, und nur diejenigen,<lb/>
welche in Vielehigkeit leben, bekümmern ſich gar nicht um daſſelbe. Während des Baues ſelbſt<lb/>
macht ſich das Männchen vieler Vögel auch noch in anderer Weiſe verdient, indem es mit ſeinen<lb/>
Liedern oder mit ſeinem Geſchwätz die arbeitende Gattin unterhält. Einige Vögel errichten ſich<lb/>
gemeinſchaftlich Neſter, und die verſchiedenen Mütter legen in dieſen zuſammen ihre Eier ab, brüten<lb/>
wohl auch auf denſelben abwechſelnd; andere theilen einen geſellſchaftlich ausgeführten Hauptbau in<lb/>
verſchiedene Kämmerchen, von denen je eines einer Familie zur Wohnung dient.</p><lb/><p>Mit Beginn des Eierlegens erhöht ſich die Brutwärme des Vogels; der erwähnte fieberhafte<lb/>
Zuſtand tritt ein und bekundet ſich bei vielen auch dadurch, daß auf gewiſſen Stellen des Körpers<lb/>
Federn ausfallen, wodurch die ſogenannten Brutflecken ſich bilden. Der Mutter fällt faſt ausnahmslos<lb/>
der Haupttheil des Brütens zu: ſie ſitzt von Nachmittag an bis zum nächſten Vormittag ununterbrochen<lb/>
auf den Eiern, und der Vater löſt ſie blos ſo lange ab, als ſie bedarf, um ſich zu ernähren. Bei<lb/>
anderen wird die Arbeit gleichmäßiger vertheilt; bei einzelnen, beiſpielsweiſe bei den Straußen, brütet<lb/>
nur der Vater. Das Geſchäft wird mit größter Sorgfalt und mit vielem Verſtändniß ausgerichtet,<lb/>
jedes Ei täglich gewendet, das Gelege von vielen beim Weggehen mit Dunen oder mit Sand bedeckt,<lb/>
bei anderen den Strahlen der Sonne preisgegeben; ſogar die Wallniſter, welche gar nicht mehr brüten,<lb/>ſondern gährenden Pflanzenſtoffen die Zeitigung ihrer Eier anheim geben, ſind bemüht, dieſen den<lb/>
nöthigen Stoffwechſel zu verſchaffen. Während des Ausſchlüpfens leiſten die Eltern der Brut keine<lb/>
Hilfe, nehmen ſich aber ſofort, nachdem das Küchlein dem Eie entſchlüpft iſt, ſeiner inſofern an, als<lb/>ſie es abtrocknen und erwärmen. Nunmehr beginnt die Azung, welche ebenfalls höchſt verſtändig<lb/>
beſorgt wird. Anfänglich erhalten die zarten Kleinen nur die zarteſten Speiſeſtoffe, nach und nach<lb/>
immer derbere Koſt, bis ſie endlich das Futter ihrer Eltern verdauen können. Sind ſie erſt einmal<lb/>
ausgeflogen, ſo werden ſie noch im Gewerbe unterrichtet und belehrt, ſich ſelbſt die Nahrung zu ſuchen,<lb/>
und erſt, wenn ſie Dies vermögen, von den Eltern verlaſſen. Alle Vögel lieben ihre Brut überaus<lb/>
zärtlich, vertheidigen ſie nach beſten Kräften gegen jede Gefahr, wenden alle ihnen mögliche Mittel an,<lb/>
um den Feind abzulenken, und ſetzen ihr eigenes Leben zu Gunſten der Kinder rückſichtslos auf’s<lb/>
Spiel. Die Kinder ihrerſeits hängen mit eben derſelben Liebe an ihren Eltern und achten gehorſam<lb/>
auf jeden Ruf oder Lockton von ihnen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Mehrere Vögel treten unmittelbar nach vollendeter Brutzeit eine Reiſe an, je nach Art und<lb/>
Familie oder nach Heimat und Wohnkreis eine länger oder kürzer währende, ausgedehntere oder<lb/>
beſchränktere. Wir unterſcheiden dieſe Reiſen als Zug, Wanderſchaft und Streichen. Unter Zug<lb/>
verſtehen wir diejenige Art der Wanderung, welche alljährlich zu beſtimmter Zeit ſtattfindet und in<lb/>
beſtimmter Richtung geſchieht, unter Wandern ein Reiſen, welches bedingt wird durch die Nothwendig-<lb/>
keit, alſo weder eine beſtimmte Zeit, noch Richtung hat, nicht alljährlich geſchieht und endet, wenn<lb/>ſeine Urſache aufgehoben wurde, unter Streichen endlich eine Wanderſchaft in engeren Grenzen,<lb/>
hervorgerufen durch den Wunſch, einen früheren Wohnſitz durch einen anderen umzutauſchen, von<lb/>
einer gewiſſen, gerade jetzt in Fülle ſich findenden Nahrung Vortheil zu ziehen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[992/1046]
Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
ſchaftsraum, ein Wach- und Speiſezimmer enthält, zu dieſen unter anderen die Spechte, welche immer
in Baumhöhlen ſchlafen, oder unſere Sperlinge, welche während des Winters in dem warm aus-
gefütterten Neſte Nachtruhe halten.
Das Weibchen baut, das Männchen trägt zu. Dies iſt die Regel; aber auch das Umgekehrte
findet ſtatt. Bei den Webervögeln bauen die Männchen mindeſtens ebenſo eifrig als die Weibchen,
wenn mich meine Beobachtungen nicht getäuſcht haben, ſogar faſt allein. Bei den meiſten übrigen
Vögeln übernimmt das Männchen wenigſtens das Amt des Wächters am Neſte, und nur diejenigen,
welche in Vielehigkeit leben, bekümmern ſich gar nicht um daſſelbe. Während des Baues ſelbſt
macht ſich das Männchen vieler Vögel auch noch in anderer Weiſe verdient, indem es mit ſeinen
Liedern oder mit ſeinem Geſchwätz die arbeitende Gattin unterhält. Einige Vögel errichten ſich
gemeinſchaftlich Neſter, und die verſchiedenen Mütter legen in dieſen zuſammen ihre Eier ab, brüten
wohl auch auf denſelben abwechſelnd; andere theilen einen geſellſchaftlich ausgeführten Hauptbau in
verſchiedene Kämmerchen, von denen je eines einer Familie zur Wohnung dient.
Mit Beginn des Eierlegens erhöht ſich die Brutwärme des Vogels; der erwähnte fieberhafte
Zuſtand tritt ein und bekundet ſich bei vielen auch dadurch, daß auf gewiſſen Stellen des Körpers
Federn ausfallen, wodurch die ſogenannten Brutflecken ſich bilden. Der Mutter fällt faſt ausnahmslos
der Haupttheil des Brütens zu: ſie ſitzt von Nachmittag an bis zum nächſten Vormittag ununterbrochen
auf den Eiern, und der Vater löſt ſie blos ſo lange ab, als ſie bedarf, um ſich zu ernähren. Bei
anderen wird die Arbeit gleichmäßiger vertheilt; bei einzelnen, beiſpielsweiſe bei den Straußen, brütet
nur der Vater. Das Geſchäft wird mit größter Sorgfalt und mit vielem Verſtändniß ausgerichtet,
jedes Ei täglich gewendet, das Gelege von vielen beim Weggehen mit Dunen oder mit Sand bedeckt,
bei anderen den Strahlen der Sonne preisgegeben; ſogar die Wallniſter, welche gar nicht mehr brüten,
ſondern gährenden Pflanzenſtoffen die Zeitigung ihrer Eier anheim geben, ſind bemüht, dieſen den
nöthigen Stoffwechſel zu verſchaffen. Während des Ausſchlüpfens leiſten die Eltern der Brut keine
Hilfe, nehmen ſich aber ſofort, nachdem das Küchlein dem Eie entſchlüpft iſt, ſeiner inſofern an, als
ſie es abtrocknen und erwärmen. Nunmehr beginnt die Azung, welche ebenfalls höchſt verſtändig
beſorgt wird. Anfänglich erhalten die zarten Kleinen nur die zarteſten Speiſeſtoffe, nach und nach
immer derbere Koſt, bis ſie endlich das Futter ihrer Eltern verdauen können. Sind ſie erſt einmal
ausgeflogen, ſo werden ſie noch im Gewerbe unterrichtet und belehrt, ſich ſelbſt die Nahrung zu ſuchen,
und erſt, wenn ſie Dies vermögen, von den Eltern verlaſſen. Alle Vögel lieben ihre Brut überaus
zärtlich, vertheidigen ſie nach beſten Kräften gegen jede Gefahr, wenden alle ihnen mögliche Mittel an,
um den Feind abzulenken, und ſetzen ihr eigenes Leben zu Gunſten der Kinder rückſichtslos auf’s
Spiel. Die Kinder ihrerſeits hängen mit eben derſelben Liebe an ihren Eltern und achten gehorſam
auf jeden Ruf oder Lockton von ihnen.
Mehrere Vögel treten unmittelbar nach vollendeter Brutzeit eine Reiſe an, je nach Art und
Familie oder nach Heimat und Wohnkreis eine länger oder kürzer währende, ausgedehntere oder
beſchränktere. Wir unterſcheiden dieſe Reiſen als Zug, Wanderſchaft und Streichen. Unter Zug
verſtehen wir diejenige Art der Wanderung, welche alljährlich zu beſtimmter Zeit ſtattfindet und in
beſtimmter Richtung geſchieht, unter Wandern ein Reiſen, welches bedingt wird durch die Nothwendig-
keit, alſo weder eine beſtimmte Zeit, noch Richtung hat, nicht alljährlich geſchieht und endet, wenn
ſeine Urſache aufgehoben wurde, unter Streichen endlich eine Wanderſchaft in engeren Grenzen,
hervorgerufen durch den Wunſch, einen früheren Wohnſitz durch einen anderen umzutauſchen, von
einer gewiſſen, gerade jetzt in Fülle ſich findenden Nahrung Vortheil zu ziehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 992. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/1046>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.