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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Späher. Leichtschnäbler. Lieste.

Einige neuholländische Arten sind wegen ihrer prachtvollen Färbung von den Waldliesten
getrennt und Blaulieste (Cyanalcyon) genannt worden. Der Blauliest (Cyanalcyon Macleayi)
ist einer der schönsten Vögel Neuhollands. Der Oberkopf bis zum Genick ist schwarzblau; Rücken
und Mantel sind lasurblau, Flügel und Schwanz schwarz, indigoblau überlaufen; die ganze Unter-
seite, die Wurzel der Hand- und Armschwingen, ein Halsband und ein länglicher Flecken hinter den
Nasenlöchern sind weiß. Die Jris ist dunkelbraun, der Schnabel schwarz, der Lauf schwärzlichgrau.
Das Weibchen ist minder schön gefärbt, und das weiße Halsband ist unterbrochen. Die Länge
beträgt 7, die Fittiglänge 3 1/6 , die Schwanzlänge 2 Zoll.

"Jn Australien", sagt Gould, "ist bis jetzt kein Eisvogel oder Liest entdeckt worden, welcher
dem zu Ehren Mac Leays benannten an Schönheit gleichkäme. Die außerordentliche Pracht des
Gefieders scheint auf ein heißeres Klima als auf das von Neusüdwales hinzudeuten, und die
Richtigkeit dieser Ansicht wird unterstützt durch die Thatsache, daß der Vogel bis zum äußersten
Norden des australischen Festlandes verbreitet ist. Gleich andern Liesten findet er sich selten nahe am
Wasser, bevorzugt vielmehr offene Wälder im Jnnern des Landes, sodaß man ihn in Port Essington
den "Waldvogel" nennt. Gewöhnlich trifft man ihn paarweise an, hier und da vereinzelt. Er nährt
sich von kleinen Lurchen, Kerbthieren und deren Larven. Sein gewöhnlicher Ruf ist ein lautes, heftig
hervorgestoßenes "Pipi". Er brütet im November und Dezember und baut sein Nest manchmal in
Baumhöhlen, manchmal wieder in die Nester der Baumameisen, welche eine so hervorstechende und
eigenthümliche Erscheinung dieser Gegend bilden. Da er bei Annäherung eines Menschen ängstlich
abfliegt und ein durchdringendes Geschrei vernehmen läßt, wird das Nest von dem Kundigen leicht
entdeckt. Das Gelege besteht aus drei bis vier perlweißen Eiern."



Die Riesenlieste (Paralcyon oder Dacelo) kennzeichnen sich nicht blos durch ihre bedeutende
Größe, sondern auch durch den großen, langen und dicken Schnabel, welcher an der Wurzel breit und flach
gedrückt, längs der Firste gerade, an der Spitze seitlich zusammengedrückt und schwachhakig über den
Unterkiefer herabgebogen ist. Die Füße sind kurzläufig, aber verhältnißmäßig stark, die Zehen lang
und ziemlich dick, die Flügel mittellang und stumpfspitzig, in ihnen die dritte Schwinge die längste,
die zweite aber nur wenig kürzer als diese. Der Schwanz ist mittellang und breit. Das Gefieder
ist reich, locker anliegend und seine Färbung eine ziemlich unscheinbare.

Unter den Mitgliedern dieser Sippe, welche ausschließlich dem Festlande Neuhollands angehört,
ist der Jägerliest oder Riesenfischer (Paralcyon gigas oder Dacelo gigantea) das bekannteste; denn
dieser Vogel stellt sich nicht blos jedem Europäer, welcher Australien betritt, persönlich vor, sondern ist
auch und namentlich in der neueren Zeit so oft nach Europa gekommen, daß er gegenwärtig keiner
größern Thiersammlung fehlt. Das Gefieder der Oberseite ist dunkelbraun, das der Unterseite
schmuzigfahlweißlich; der Hinterrücken und die Flügeldeckfedern sind bergblau, die Schwanzdeckfedern
rostroth, schwarz gebändert, die langen, zugespitzten Kopffedern längs ihrer Schäfte braun gestrichelt,
die borstigen Ohrfedern schwarz, sodaß ein Zügelstreifen entsteht, die Vorderschwingen schwarzbraun,
am Grunde aber weiß, die Steuerfedern auf rostrothem Grunde schwarz gebändert, die äußeren
größtentheils, die übrigen wenigstens an der Spitze und Jnnenfahne weißlich. Beim Weibchen sind
die Farben minder lebhaft und weniger hervorstechend; auch sind das Braun der Scheitelmitte und
der Zügel blässer. Die Länge beträgt 17 bis 18 Zoll, die Breite über 2 Fuß, die Fittiglänge 8,
die Schwanzlänge 6 Zoll.

Der Jägerliest ist schon den ersten Reisenden und Forschern, welche Australien berührten, auf-
gefallen, aber erst durch neuere Forschungen und namentlich durch Gould's Beobachtungen bekannt

Die Späher. Leichtſchnäbler. Lieſte.

Einige neuholländiſche Arten ſind wegen ihrer prachtvollen Färbung von den Waldlieſten
getrennt und Blaulieſte (Cyanalcyon) genannt worden. Der Blaulieſt (Cyanalcyon Macleayi)
iſt einer der ſchönſten Vögel Neuhollands. Der Oberkopf bis zum Genick iſt ſchwarzblau; Rücken
und Mantel ſind laſurblau, Flügel und Schwanz ſchwarz, indigoblau überlaufen; die ganze Unter-
ſeite, die Wurzel der Hand- und Armſchwingen, ein Halsband und ein länglicher Flecken hinter den
Naſenlöchern ſind weiß. Die Jris iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, der Lauf ſchwärzlichgrau.
Das Weibchen iſt minder ſchön gefärbt, und das weiße Halsband iſt unterbrochen. Die Länge
beträgt 7, die Fittiglänge 3⅙, die Schwanzlänge 2 Zoll.

„Jn Auſtralien“, ſagt Gould, „iſt bis jetzt kein Eisvogel oder Lieſt entdeckt worden, welcher
dem zu Ehren Mac Leays benannten an Schönheit gleichkäme. Die außerordentliche Pracht des
Gefieders ſcheint auf ein heißeres Klima als auf das von Neuſüdwales hinzudeuten, und die
Richtigkeit dieſer Anſicht wird unterſtützt durch die Thatſache, daß der Vogel bis zum äußerſten
Norden des auſtraliſchen Feſtlandes verbreitet iſt. Gleich andern Lieſten findet er ſich ſelten nahe am
Waſſer, bevorzugt vielmehr offene Wälder im Jnnern des Landes, ſodaß man ihn in Port Eſſington
den „Waldvogel“ nennt. Gewöhnlich trifft man ihn paarweiſe an, hier und da vereinzelt. Er nährt
ſich von kleinen Lurchen, Kerbthieren und deren Larven. Sein gewöhnlicher Ruf iſt ein lautes, heftig
hervorgeſtoßenes „Pipi“. Er brütet im November und Dezember und baut ſein Neſt manchmal in
Baumhöhlen, manchmal wieder in die Neſter der Baumameiſen, welche eine ſo hervorſtechende und
eigenthümliche Erſcheinung dieſer Gegend bilden. Da er bei Annäherung eines Menſchen ängſtlich
abfliegt und ein durchdringendes Geſchrei vernehmen läßt, wird das Neſt von dem Kundigen leicht
entdeckt. Das Gelege beſteht aus drei bis vier perlweißen Eiern.“



Die Rieſenlieſte (Paralcyon oder Dacelo) kennzeichnen ſich nicht blos durch ihre bedeutende
Größe, ſondern auch durch den großen, langen und dicken Schnabel, welcher an der Wurzel breit und flach
gedrückt, längs der Firſte gerade, an der Spitze ſeitlich zuſammengedrückt und ſchwachhakig über den
Unterkiefer herabgebogen iſt. Die Füße ſind kurzläufig, aber verhältnißmäßig ſtark, die Zehen lang
und ziemlich dick, die Flügel mittellang und ſtumpfſpitzig, in ihnen die dritte Schwinge die längſte,
die zweite aber nur wenig kürzer als dieſe. Der Schwanz iſt mittellang und breit. Das Gefieder
iſt reich, locker anliegend und ſeine Färbung eine ziemlich unſcheinbare.

Unter den Mitgliedern dieſer Sippe, welche ausſchließlich dem Feſtlande Neuhollands angehört,
iſt der Jägerlieſt oder Rieſenfiſcher (Paralcyon gigas oder Dacelo gigantea) das bekannteſte; denn
dieſer Vogel ſtellt ſich nicht blos jedem Europäer, welcher Auſtralien betritt, perſönlich vor, ſondern iſt
auch und namentlich in der neueren Zeit ſo oft nach Europa gekommen, daß er gegenwärtig keiner
größern Thierſammlung fehlt. Das Gefieder der Oberſeite iſt dunkelbraun, das der Unterſeite
ſchmuzigfahlweißlich; der Hinterrücken und die Flügeldeckfedern ſind bergblau, die Schwanzdeckfedern
roſtroth, ſchwarz gebändert, die langen, zugeſpitzten Kopffedern längs ihrer Schäfte braun geſtrichelt,
die borſtigen Ohrfedern ſchwarz, ſodaß ein Zügelſtreifen entſteht, die Vorderſchwingen ſchwarzbraun,
am Grunde aber weiß, die Steuerfedern auf roſtrothem Grunde ſchwarz gebändert, die äußeren
größtentheils, die übrigen wenigſtens an der Spitze und Jnnenfahne weißlich. Beim Weibchen ſind
die Farben minder lebhaft und weniger hervorſtechend; auch ſind das Braun der Scheitelmitte und
der Zügel bläſſer. Die Länge beträgt 17 bis 18 Zoll, die Breite über 2 Fuß, die Fittiglänge 8,
die Schwanzlänge 6 Zoll.

Der Jägerlieſt iſt ſchon den erſten Reiſenden und Forſchern, welche Auſtralien berührten, auf-
gefallen, aber erſt durch neuere Forſchungen und namentlich durch Gould’s Beobachtungen bekannt

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[172/0190] Die Späher. Leichtſchnäbler. Lieſte. Einige neuholländiſche Arten ſind wegen ihrer prachtvollen Färbung von den Waldlieſten getrennt und Blaulieſte (Cyanalcyon) genannt worden. Der Blaulieſt (Cyanalcyon Macleayi) iſt einer der ſchönſten Vögel Neuhollands. Der Oberkopf bis zum Genick iſt ſchwarzblau; Rücken und Mantel ſind laſurblau, Flügel und Schwanz ſchwarz, indigoblau überlaufen; die ganze Unter- ſeite, die Wurzel der Hand- und Armſchwingen, ein Halsband und ein länglicher Flecken hinter den Naſenlöchern ſind weiß. Die Jris iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, der Lauf ſchwärzlichgrau. Das Weibchen iſt minder ſchön gefärbt, und das weiße Halsband iſt unterbrochen. Die Länge beträgt 7, die Fittiglänge 3⅙, die Schwanzlänge 2[FORMEL] Zoll. „Jn Auſtralien“, ſagt Gould, „iſt bis jetzt kein Eisvogel oder Lieſt entdeckt worden, welcher dem zu Ehren Mac Leays benannten an Schönheit gleichkäme. Die außerordentliche Pracht des Gefieders ſcheint auf ein heißeres Klima als auf das von Neuſüdwales hinzudeuten, und die Richtigkeit dieſer Anſicht wird unterſtützt durch die Thatſache, daß der Vogel bis zum äußerſten Norden des auſtraliſchen Feſtlandes verbreitet iſt. Gleich andern Lieſten findet er ſich ſelten nahe am Waſſer, bevorzugt vielmehr offene Wälder im Jnnern des Landes, ſodaß man ihn in Port Eſſington den „Waldvogel“ nennt. Gewöhnlich trifft man ihn paarweiſe an, hier und da vereinzelt. Er nährt ſich von kleinen Lurchen, Kerbthieren und deren Larven. Sein gewöhnlicher Ruf iſt ein lautes, heftig hervorgeſtoßenes „Pipi“. Er brütet im November und Dezember und baut ſein Neſt manchmal in Baumhöhlen, manchmal wieder in die Neſter der Baumameiſen, welche eine ſo hervorſtechende und eigenthümliche Erſcheinung dieſer Gegend bilden. Da er bei Annäherung eines Menſchen ängſtlich abfliegt und ein durchdringendes Geſchrei vernehmen läßt, wird das Neſt von dem Kundigen leicht entdeckt. Das Gelege beſteht aus drei bis vier perlweißen Eiern.“ Die Rieſenlieſte (Paralcyon oder Dacelo) kennzeichnen ſich nicht blos durch ihre bedeutende Größe, ſondern auch durch den großen, langen und dicken Schnabel, welcher an der Wurzel breit und flach gedrückt, längs der Firſte gerade, an der Spitze ſeitlich zuſammengedrückt und ſchwachhakig über den Unterkiefer herabgebogen iſt. Die Füße ſind kurzläufig, aber verhältnißmäßig ſtark, die Zehen lang und ziemlich dick, die Flügel mittellang und ſtumpfſpitzig, in ihnen die dritte Schwinge die längſte, die zweite aber nur wenig kürzer als dieſe. Der Schwanz iſt mittellang und breit. Das Gefieder iſt reich, locker anliegend und ſeine Färbung eine ziemlich unſcheinbare. Unter den Mitgliedern dieſer Sippe, welche ausſchließlich dem Feſtlande Neuhollands angehört, iſt der Jägerlieſt oder Rieſenfiſcher (Paralcyon gigas oder Dacelo gigantea) das bekannteſte; denn dieſer Vogel ſtellt ſich nicht blos jedem Europäer, welcher Auſtralien betritt, perſönlich vor, ſondern iſt auch und namentlich in der neueren Zeit ſo oft nach Europa gekommen, daß er gegenwärtig keiner größern Thierſammlung fehlt. Das Gefieder der Oberſeite iſt dunkelbraun, das der Unterſeite ſchmuzigfahlweißlich; der Hinterrücken und die Flügeldeckfedern ſind bergblau, die Schwanzdeckfedern roſtroth, ſchwarz gebändert, die langen, zugeſpitzten Kopffedern längs ihrer Schäfte braun geſtrichelt, die borſtigen Ohrfedern ſchwarz, ſodaß ein Zügelſtreifen entſteht, die Vorderſchwingen ſchwarzbraun, am Grunde aber weiß, die Steuerfedern auf roſtrothem Grunde ſchwarz gebändert, die äußeren größtentheils, die übrigen wenigſtens an der Spitze und Jnnenfahne weißlich. Beim Weibchen ſind die Farben minder lebhaft und weniger hervorſtechend; auch ſind das Braun der Scheitelmitte und der Zügel bläſſer. Die Länge beträgt 17 bis 18 Zoll, die Breite über 2 Fuß, die Fittiglänge 8, die Schwanzlänge 6 Zoll. Der Jägerlieſt iſt ſchon den erſten Reiſenden und Forſchern, welche Auſtralien berührten, auf- gefallen, aber erſt durch neuere Forſchungen und namentlich durch Gould’s Beobachtungen bekannt

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/190>, abgerufen am 21.11.2024.