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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Paradiesliest. Poditti.
Gillivray enthalten alle Nachrichten, welche Gould über die Lebensweise sammeln konnte. "Der
Poditti, wie der Vogel von den Eingebornen genannt wird", sagt jener Beobachter, "scheint selten zu
sein; denn obgleich wir sehr nach ihm suchten, konnten wir doch nicht mehr als vier oder fünf Stück von
ihnen erhalten. Wie der Paradiesliest ist er ein Bewohner der Buschwaldungen, während sein Ver-
wandter, der Torotoro von Neuguinea (Syma Torotoro), die Mangroven belebt. Jch meinestheils
habe nur einen einzigen lebend gesehen und zwar in einer Gruppe hoher Bäume mit dichtem Unter-
holz, welche ein kleiner Strom umsäumte. Angezogen durch seinen Ruf, an dem ihn die begleitenden
Eingebornen als den geschätzten Poditti erkannten, schlichen sich drei bis vier von uns herzu; es
währte aber wenigstens zehn Minuten, bevor einer zum Schuß kommen konnte, denn der Vogel saß
in einer Höhe außer aller Schußweite für Vogeldunst. Doch er fiel und kam so in unsern Besitz.
Die Eingebornen versicherten, daß er in derselben Weise niste, wie der Paradiesliest, und ebenfalls
weiße Eier lege."



Die Zunft der Faulvögel (Agornithes) kennzeichnet sich, laut Cabanis, welcher die Gruppe
benannt hat, durch drei gemeinsame Merkmale: steife, mehr oder weniger verlängerte, nach vorn
gerichtete Bartborstenfedern, eine äußerst zarte Haut, in welcher die breiten, weichen, dünnschaftigen
Federn meist nur locker befestigt sind, und einen entschieden kukuksartigen Bau des Jnnern, mehr aber
noch durch ihr träges, träumerisches Wesen.

Als neuweltliche Vertreter der Bienenfresser darf man, wenn man sonst will, die Glanzvögel
(Galbulae) ansehen; man kann aber auch ebenso gut annehmen, daß sie Verbindungsglieder seien
zwischen den Bienenfressern, Eisvögeln oder Liesten und den Bartvögeln, denn sie vereinigen Merkmale
von allen diesen. Reichenbach reiht sie seinen Bienenfressern ein, Burmeister sieht in ihnen nur
eine Unterfamilie der Bartvögel, und auch Cabanis erkennt diese als nahe Verwandte von ihnen an.
Die Kennzeichen der Gruppe sind ein gestreckter Leib, ein langer, gerader, hoher, scharfkantiger,
pfriemenartiger Schnabel, kleine, schwache, zarte, paarzehige Füßchen, kurze Flügel, ein langer, stark-
fedriger Schwanz und ein weiches, lockeres, prächtig goldglänzendes Gefieder, welches sich am Schnabel-
grunde zu Borsten umgestaltet.

Die wenigen Arten der Glanzvögel, welche man kennt, bewohnen Südamerika und halten sich
hier vorzugsweise in den feuchten Urwaldungen auf. Jhre Lebensweise scheint eine sehr einförmige
und langweilige zu sein, weil alle Naturforscher, welche über sie berichten, uns nur höchst wenig
von ihnen mittheilen. Die Glanzvögel sind, den übereinstimmenden Mittheilungen zufolge, unkluge,
träge, gleichgiltige Geschöpfe, welche den brasilianischen Spottnamen "dummer Haus" mit vollem
Rechte tragen.



Für uns würde es unfruchtbar sein, die verschiedenen Sippen, in welche die Familie zerfällt
worden ist, ausführlicher zu behandeln. Es mag genügen, wenn ich sage, daß einzelne Glanzvögel an
die Bienenfresser, andere an die Eisvögel, andere wiederum an die Kolibris erinnern, und daß die
Füße bei einigen vier-, d. h. paarzehig, bei andern nur dreizehig sind.

Die Jacamars (Galbula) kennzeichnen sich durch langen, dünnen, hohen, scharfkantigen, sanft
gebogenen Schnabel, verhältnißmäßig lange Flügel, in denen die vierte und fünfte Schwungfeder die
längsten sind, einen starken, langen und abgestuften Schwanz, dessen zwölf Federn am Ende schmal
abgerundet und dessen äußere Federn bedeutend kürzer als die mittleren sind, durch kurze, zarte Füßchen,
deren beide vordere Zehen größtentheils verwachsen und nur an der Spitze frei und deren Hinterzehen
sehr kurz sind, sowie endlich durch ein sehr weiches, lockeres, zerschlissenes Gefieder.

Brehm, Thierleben. IV. 12

Paradieslieſt. Poditti.
Gillivray enthalten alle Nachrichten, welche Gould über die Lebensweiſe ſammeln konnte. „Der
Poditti, wie der Vogel von den Eingebornen genannt wird“, ſagt jener Beobachter, „ſcheint ſelten zu
ſein; denn obgleich wir ſehr nach ihm ſuchten, konnten wir doch nicht mehr als vier oder fünf Stück von
ihnen erhalten. Wie der Paradieslieſt iſt er ein Bewohner der Buſchwaldungen, während ſein Ver-
wandter, der Torotoro von Neuguinea (Syma Torotoro), die Mangroven belebt. Jch meinestheils
habe nur einen einzigen lebend geſehen und zwar in einer Gruppe hoher Bäume mit dichtem Unter-
holz, welche ein kleiner Strom umſäumte. Angezogen durch ſeinen Ruf, an dem ihn die begleitenden
Eingebornen als den geſchätzten Poditti erkannten, ſchlichen ſich drei bis vier von uns herzu; es
währte aber wenigſtens zehn Minuten, bevor einer zum Schuß kommen konnte, denn der Vogel ſaß
in einer Höhe außer aller Schußweite für Vogeldunſt. Doch er fiel und kam ſo in unſern Beſitz.
Die Eingebornen verſicherten, daß er in derſelben Weiſe niſte, wie der Paradieslieſt, und ebenfalls
weiße Eier lege.“



Die Zunft der Faulvögel (Agornithes) kennzeichnet ſich, laut Cabanis, welcher die Gruppe
benannt hat, durch drei gemeinſame Merkmale: ſteife, mehr oder weniger verlängerte, nach vorn
gerichtete Bartborſtenfedern, eine äußerſt zarte Haut, in welcher die breiten, weichen, dünnſchaftigen
Federn meiſt nur locker befeſtigt ſind, und einen entſchieden kukuksartigen Bau des Jnnern, mehr aber
noch durch ihr träges, träumeriſches Weſen.

Als neuweltliche Vertreter der Bienenfreſſer darf man, wenn man ſonſt will, die Glanzvögel
(Galbulae) anſehen; man kann aber auch ebenſo gut annehmen, daß ſie Verbindungsglieder ſeien
zwiſchen den Bienenfreſſern, Eisvögeln oder Lieſten und den Bartvögeln, denn ſie vereinigen Merkmale
von allen dieſen. Reichenbach reiht ſie ſeinen Bienenfreſſern ein, Burmeiſter ſieht in ihnen nur
eine Unterfamilie der Bartvögel, und auch Cabanis erkennt dieſe als nahe Verwandte von ihnen an.
Die Kennzeichen der Gruppe ſind ein geſtreckter Leib, ein langer, gerader, hoher, ſcharfkantiger,
pfriemenartiger Schnabel, kleine, ſchwache, zarte, paarzehige Füßchen, kurze Flügel, ein langer, ſtark-
fedriger Schwanz und ein weiches, lockeres, prächtig goldglänzendes Gefieder, welches ſich am Schnabel-
grunde zu Borſten umgeſtaltet.

Die wenigen Arten der Glanzvögel, welche man kennt, bewohnen Südamerika und halten ſich
hier vorzugsweiſe in den feuchten Urwaldungen auf. Jhre Lebensweiſe ſcheint eine ſehr einförmige
und langweilige zu ſein, weil alle Naturforſcher, welche über ſie berichten, uns nur höchſt wenig
von ihnen mittheilen. Die Glanzvögel ſind, den übereinſtimmenden Mittheilungen zufolge, unkluge,
träge, gleichgiltige Geſchöpfe, welche den braſilianiſchen Spottnamen „dummer Haus“ mit vollem
Rechte tragen.



Für uns würde es unfruchtbar ſein, die verſchiedenen Sippen, in welche die Familie zerfällt
worden iſt, ausführlicher zu behandeln. Es mag genügen, wenn ich ſage, daß einzelne Glanzvögel an
die Bienenfreſſer, andere an die Eisvögel, andere wiederum an die Kolibris erinnern, und daß die
Füße bei einigen vier-, d. h. paarzehig, bei andern nur dreizehig ſind.

Die Jacamars (Galbula) kennzeichnen ſich durch langen, dünnen, hohen, ſcharfkantigen, ſanft
gebogenen Schnabel, verhältnißmäßig lange Flügel, in denen die vierte und fünfte Schwungfeder die
längſten ſind, einen ſtarken, langen und abgeſtuften Schwanz, deſſen zwölf Federn am Ende ſchmal
abgerundet und deſſen äußere Federn bedeutend kürzer als die mittleren ſind, durch kurze, zarte Füßchen,
deren beide vordere Zehen größtentheils verwachſen und nur an der Spitze frei und deren Hinterzehen
ſehr kurz ſind, ſowie endlich durch ein ſehr weiches, lockeres, zerſchliſſenes Gefieder.

Brehm, Thierleben. IV. 12
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[177/0195] Paradieslieſt. Poditti. Gillivray enthalten alle Nachrichten, welche Gould über die Lebensweiſe ſammeln konnte. „Der Poditti, wie der Vogel von den Eingebornen genannt wird“, ſagt jener Beobachter, „ſcheint ſelten zu ſein; denn obgleich wir ſehr nach ihm ſuchten, konnten wir doch nicht mehr als vier oder fünf Stück von ihnen erhalten. Wie der Paradieslieſt iſt er ein Bewohner der Buſchwaldungen, während ſein Ver- wandter, der Torotoro von Neuguinea (Syma Torotoro), die Mangroven belebt. Jch meinestheils habe nur einen einzigen lebend geſehen und zwar in einer Gruppe hoher Bäume mit dichtem Unter- holz, welche ein kleiner Strom umſäumte. Angezogen durch ſeinen Ruf, an dem ihn die begleitenden Eingebornen als den geſchätzten Poditti erkannten, ſchlichen ſich drei bis vier von uns herzu; es währte aber wenigſtens zehn Minuten, bevor einer zum Schuß kommen konnte, denn der Vogel ſaß in einer Höhe außer aller Schußweite für Vogeldunſt. Doch er fiel und kam ſo in unſern Beſitz. Die Eingebornen verſicherten, daß er in derſelben Weiſe niſte, wie der Paradieslieſt, und ebenfalls weiße Eier lege.“ Die Zunft der Faulvögel (Agornithes) kennzeichnet ſich, laut Cabanis, welcher die Gruppe benannt hat, durch drei gemeinſame Merkmale: ſteife, mehr oder weniger verlängerte, nach vorn gerichtete Bartborſtenfedern, eine äußerſt zarte Haut, in welcher die breiten, weichen, dünnſchaftigen Federn meiſt nur locker befeſtigt ſind, und einen entſchieden kukuksartigen Bau des Jnnern, mehr aber noch durch ihr träges, träumeriſches Weſen. Als neuweltliche Vertreter der Bienenfreſſer darf man, wenn man ſonſt will, die Glanzvögel (Galbulae) anſehen; man kann aber auch ebenſo gut annehmen, daß ſie Verbindungsglieder ſeien zwiſchen den Bienenfreſſern, Eisvögeln oder Lieſten und den Bartvögeln, denn ſie vereinigen Merkmale von allen dieſen. Reichenbach reiht ſie ſeinen Bienenfreſſern ein, Burmeiſter ſieht in ihnen nur eine Unterfamilie der Bartvögel, und auch Cabanis erkennt dieſe als nahe Verwandte von ihnen an. Die Kennzeichen der Gruppe ſind ein geſtreckter Leib, ein langer, gerader, hoher, ſcharfkantiger, pfriemenartiger Schnabel, kleine, ſchwache, zarte, paarzehige Füßchen, kurze Flügel, ein langer, ſtark- fedriger Schwanz und ein weiches, lockeres, prächtig goldglänzendes Gefieder, welches ſich am Schnabel- grunde zu Borſten umgeſtaltet. Die wenigen Arten der Glanzvögel, welche man kennt, bewohnen Südamerika und halten ſich hier vorzugsweiſe in den feuchten Urwaldungen auf. Jhre Lebensweiſe ſcheint eine ſehr einförmige und langweilige zu ſein, weil alle Naturforſcher, welche über ſie berichten, uns nur höchſt wenig von ihnen mittheilen. Die Glanzvögel ſind, den übereinſtimmenden Mittheilungen zufolge, unkluge, träge, gleichgiltige Geſchöpfe, welche den braſilianiſchen Spottnamen „dummer Haus“ mit vollem Rechte tragen. Für uns würde es unfruchtbar ſein, die verſchiedenen Sippen, in welche die Familie zerfällt worden iſt, ausführlicher zu behandeln. Es mag genügen, wenn ich ſage, daß einzelne Glanzvögel an die Bienenfreſſer, andere an die Eisvögel, andere wiederum an die Kolibris erinnern, und daß die Füße bei einigen vier-, d. h. paarzehig, bei andern nur dreizehig ſind. Die Jacamars (Galbula) kennzeichnen ſich durch langen, dünnen, hohen, ſcharfkantigen, ſanft gebogenen Schnabel, verhältnißmäßig lange Flügel, in denen die vierte und fünfte Schwungfeder die längſten ſind, einen ſtarken, langen und abgeſtuften Schwanz, deſſen zwölf Federn am Ende ſchmal abgerundet und deſſen äußere Federn bedeutend kürzer als die mittleren ſind, durch kurze, zarte Füßchen, deren beide vordere Zehen größtentheils verwachſen und nur an der Spitze frei und deren Hinterzehen ſehr kurz ſind, ſowie endlich durch ein ſehr weiches, lockeres, zerſchliſſenes Gefieder. Brehm, Thierleben. IV. 12

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/195>, abgerufen am 21.11.2024.