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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Späher. Leichtschnäbler. Kukuke.
ferner, daß, nachdem die Jungen von den Pflegeeltern herausgeworfen sind, die echte Mutter sie
noch einen oder einige Tage füttert."

Hierzu bemerkt Jerdon das Nachstehende. "Das Koelweibchen legt, wie in Jndien längst
bekannt, seine Eier fast ausschließlich in das Nest der Glanzkrähe, viel seltener in das der Aaskrähe.
Gewöhnlich legt es nur ein Ei in jedes Nest und meist, aber nicht immer, zerstört es gleichzeitig eines
der Kräheneier. Es ist ein Volksglaube in Jndien, daß die Krähe den Betrug merke, wenn der
junge Koel fast ausgewachsen ist und ihn dann aus dem Neste stoße. Die Regel kann Dies aber in
Wahrheit nicht sein, denn ich habe den jungen Vogel oft von Krähen füttern sehen, nachdem er schon
das Nest verlassen hatte .... Uebrigens scheinen es die Krähen recht wohl zu merken, wenn sie
durch den Koel zum Hahnrei gemacht werden."

Zu meiner Freude sah ich bei meinem letzten Besuche des londoner Thiergartens noch einen der
Koels, welche Babu Rajendra Mulik, ein indischer Vogelliebhaber, der genannten Anstalt
geschenkt hatte. Der Vogel war bereits seit zwei Jahren in London und befand sich so wohl, daß
man mit Recht hoffen durfte, ihn noch Jahre lang am Leben zu erhalten. Seine Gefangenkost
besteht aus gekochtem Reis und verschiedenen Früchten und Beeren, frischen wie gedörrten. Leider
nahm mich der Thierreichthum des Gartens so in Anspruch, daß ich zu einer eingehenden Beobachtung
des berühmten Vogels keine Zeit gewinnen konnte. Es schien mir übrigens, als ob sich der Koel in der
Gefangenschaft durch große Lebhaftigkeit auszeichne und dadurch von seinen europäischen Verwandten
sehr zu seinem Vortheil unterscheide.



Die prachtvollsten aller Kukuke bewohnen die Gleicherländer Afrikas, Asiens und Neuhollands.
Der Name Goldkukuke (Chrysococcyx) ist für ihre Schönheit noch nicht bezeichnend genug; denn
ihr Gefieder schimmert in so prachtvollen Farben, wie sie keine Metallverbindung hervorbringen kann.
Diese Farbenpracht ist eins ihrer wesentlichsten, vielleicht das wesentlichste aller Kennzeichen. Sie
sind sehr klein, gestreckt gebaut, langflügelig und langschwänzig. Der Schnabel ist mittellang, noch
ziemlich schwach und im ganzen wie bei unserm Kukuk gebildet, der Fuß kurzläufig und langzehig,
der Fittig ziemlich spitzig, in ihm die dritte Schwungfeder die längste, der Schwanz mehr als mittel-
lang, seitlich etwas abgerundet, das Gefieder knapp, aber großfedrig.

Der Goldkukuk oder Didrik (Chrysococcyx auratus) ist auf der ganzen Oberseite, mit Aus-
nahme einiger lichten Stellen, glänzend metallisch grün, kupferig schillernd; doch zeigen viele von den
Federn auch einen bläulichen Schiller an ihren Rändern, und einzelne einen oder zwei derartige
Flecken. Vor und hinter dem Auge verlaufen weiße Streifen, und ein gleichfarbiger Flecken ziert die
Stirngegend. Die ganze Unterseite ist lichtbräunlich oder gilblichweiß; aber die Farbe ist hier so zart,
daß sie sich blos unmittelbar nach der Mauser in voller Schönheit zeigt, durch das Sonnenlicht jedoch
auch beim lebenden Vogel bald in Weiß ausgebleicht wird. Die Seiten-, die Schwanz- und Unter-
flügeldeckfedern sind grünlich, die ersten Hand- und die Armschwingen, sowie die äußeren Steuer-
federn auf dunkelgrünem Grunde weiß gebändert. Das Auge ist lebhaft gelbbraun, während der
Paarungszeit beim Männchen cochenilleroth, das Augenlid korallenroth, der Schnabel dunkelblau,
der Fuß lichtgraublau. Die Länge beträgt 71/2, die Breite 123/4, die Fittiglänge 4 1/6 , die Schwanz-
länge 31/4 Zoll. Das Weibchen ist ein wenig kleiner und minder schön, unterscheidet sich auch leicht
durch seine gefleckte Unterseite. Das Jugendkleid ist dem der alten Vögel sehr ähnlich, die Unterseite
ist aber gelb angeflogen, Brust und Kehle sind metallgrün, dicht geschuppt, die Federn der Oberseite
rostgelb gerandet und die Schwingen rostgelb gefleckt.

Ueber das Leben hat zuerst Vaillant Einiges berichtet. "Jch fand den Didrik", sagt er, "im
größten Theile Südafrikas, vom Elefantenflusse an bis zum Land der kleinen Namaken, und zwar so

Die Späher. Leichtſchnäbler. Kukuke.
ferner, daß, nachdem die Jungen von den Pflegeeltern herausgeworfen ſind, die echte Mutter ſie
noch einen oder einige Tage füttert.“

Hierzu bemerkt Jerdon das Nachſtehende. „Das Koelweibchen legt, wie in Jndien längſt
bekannt, ſeine Eier faſt ausſchließlich in das Neſt der Glanzkrähe, viel ſeltener in das der Aaskrähe.
Gewöhnlich legt es nur ein Ei in jedes Neſt und meiſt, aber nicht immer, zerſtört es gleichzeitig eines
der Kräheneier. Es iſt ein Volksglaube in Jndien, daß die Krähe den Betrug merke, wenn der
junge Koel faſt ausgewachſen iſt und ihn dann aus dem Neſte ſtoße. Die Regel kann Dies aber in
Wahrheit nicht ſein, denn ich habe den jungen Vogel oft von Krähen füttern ſehen, nachdem er ſchon
das Neſt verlaſſen hatte .... Uebrigens ſcheinen es die Krähen recht wohl zu merken, wenn ſie
durch den Koel zum Hahnrei gemacht werden.“

Zu meiner Freude ſah ich bei meinem letzten Beſuche des londoner Thiergartens noch einen der
Koels, welche Babu Rajendra Mulik, ein indiſcher Vogelliebhaber, der genannten Anſtalt
geſchenkt hatte. Der Vogel war bereits ſeit zwei Jahren in London und befand ſich ſo wohl, daß
man mit Recht hoffen durfte, ihn noch Jahre lang am Leben zu erhalten. Seine Gefangenkoſt
beſteht aus gekochtem Reis und verſchiedenen Früchten und Beeren, friſchen wie gedörrten. Leider
nahm mich der Thierreichthum des Gartens ſo in Anſpruch, daß ich zu einer eingehenden Beobachtung
des berühmten Vogels keine Zeit gewinnen konnte. Es ſchien mir übrigens, als ob ſich der Koel in der
Gefangenſchaft durch große Lebhaftigkeit auszeichne und dadurch von ſeinen europäiſchen Verwandten
ſehr zu ſeinem Vortheil unterſcheide.



Die prachtvollſten aller Kukuke bewohnen die Gleicherländer Afrikas, Aſiens und Neuhollands.
Der Name Goldkukuke (Chrysococcyx) iſt für ihre Schönheit noch nicht bezeichnend genug; denn
ihr Gefieder ſchimmert in ſo prachtvollen Farben, wie ſie keine Metallverbindung hervorbringen kann.
Dieſe Farbenpracht iſt eins ihrer weſentlichſten, vielleicht das weſentlichſte aller Kennzeichen. Sie
ſind ſehr klein, geſtreckt gebaut, langflügelig und langſchwänzig. Der Schnabel iſt mittellang, noch
ziemlich ſchwach und im ganzen wie bei unſerm Kukuk gebildet, der Fuß kurzläufig und langzehig,
der Fittig ziemlich ſpitzig, in ihm die dritte Schwungfeder die längſte, der Schwanz mehr als mittel-
lang, ſeitlich etwas abgerundet, das Gefieder knapp, aber großfedrig.

Der Goldkukuk oder Didrik (Chrysococcyx auratus) iſt auf der ganzen Oberſeite, mit Aus-
nahme einiger lichten Stellen, glänzend metalliſch grün, kupferig ſchillernd; doch zeigen viele von den
Federn auch einen bläulichen Schiller an ihren Rändern, und einzelne einen oder zwei derartige
Flecken. Vor und hinter dem Auge verlaufen weiße Streifen, und ein gleichfarbiger Flecken ziert die
Stirngegend. Die ganze Unterſeite iſt lichtbräunlich oder gilblichweiß; aber die Farbe iſt hier ſo zart,
daß ſie ſich blos unmittelbar nach der Mauſer in voller Schönheit zeigt, durch das Sonnenlicht jedoch
auch beim lebenden Vogel bald in Weiß ausgebleicht wird. Die Seiten-, die Schwanz- und Unter-
flügeldeckfedern ſind grünlich, die erſten Hand- und die Armſchwingen, ſowie die äußeren Steuer-
federn auf dunkelgrünem Grunde weiß gebändert. Das Auge iſt lebhaft gelbbraun, während der
Paarungszeit beim Männchen cochenilleroth, das Augenlid korallenroth, der Schnabel dunkelblau,
der Fuß lichtgraublau. Die Länge beträgt 7½, die Breite 12¾, die Fittiglänge 4⅙, die Schwanz-
länge 3¼ Zoll. Das Weibchen iſt ein wenig kleiner und minder ſchön, unterſcheidet ſich auch leicht
durch ſeine gefleckte Unterſeite. Das Jugendkleid iſt dem der alten Vögel ſehr ähnlich, die Unterſeite
iſt aber gelb angeflogen, Bruſt und Kehle ſind metallgrün, dicht geſchuppt, die Federn der Oberſeite
roſtgelb gerandet und die Schwingen roſtgelb gefleckt.

Ueber das Leben hat zuerſt Vaillant Einiges berichtet. „Jch fand den Didrik“, ſagt er, „im
größten Theile Südafrikas, vom Elefantenfluſſe an bis zum Land der kleinen Namaken, und zwar ſo

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[206/0228] Die Späher. Leichtſchnäbler. Kukuke. ferner, daß, nachdem die Jungen von den Pflegeeltern herausgeworfen ſind, die echte Mutter ſie noch einen oder einige Tage füttert.“ Hierzu bemerkt Jerdon das Nachſtehende. „Das Koelweibchen legt, wie in Jndien längſt bekannt, ſeine Eier faſt ausſchließlich in das Neſt der Glanzkrähe, viel ſeltener in das der Aaskrähe. Gewöhnlich legt es nur ein Ei in jedes Neſt und meiſt, aber nicht immer, zerſtört es gleichzeitig eines der Kräheneier. Es iſt ein Volksglaube in Jndien, daß die Krähe den Betrug merke, wenn der junge Koel faſt ausgewachſen iſt und ihn dann aus dem Neſte ſtoße. Die Regel kann Dies aber in Wahrheit nicht ſein, denn ich habe den jungen Vogel oft von Krähen füttern ſehen, nachdem er ſchon das Neſt verlaſſen hatte .... Uebrigens ſcheinen es die Krähen recht wohl zu merken, wenn ſie durch den Koel zum Hahnrei gemacht werden.“ Zu meiner Freude ſah ich bei meinem letzten Beſuche des londoner Thiergartens noch einen der Koels, welche Babu Rajendra Mulik, ein indiſcher Vogelliebhaber, der genannten Anſtalt geſchenkt hatte. Der Vogel war bereits ſeit zwei Jahren in London und befand ſich ſo wohl, daß man mit Recht hoffen durfte, ihn noch Jahre lang am Leben zu erhalten. Seine Gefangenkoſt beſteht aus gekochtem Reis und verſchiedenen Früchten und Beeren, friſchen wie gedörrten. Leider nahm mich der Thierreichthum des Gartens ſo in Anſpruch, daß ich zu einer eingehenden Beobachtung des berühmten Vogels keine Zeit gewinnen konnte. Es ſchien mir übrigens, als ob ſich der Koel in der Gefangenſchaft durch große Lebhaftigkeit auszeichne und dadurch von ſeinen europäiſchen Verwandten ſehr zu ſeinem Vortheil unterſcheide. Die prachtvollſten aller Kukuke bewohnen die Gleicherländer Afrikas, Aſiens und Neuhollands. Der Name Goldkukuke (Chrysococcyx) iſt für ihre Schönheit noch nicht bezeichnend genug; denn ihr Gefieder ſchimmert in ſo prachtvollen Farben, wie ſie keine Metallverbindung hervorbringen kann. Dieſe Farbenpracht iſt eins ihrer weſentlichſten, vielleicht das weſentlichſte aller Kennzeichen. Sie ſind ſehr klein, geſtreckt gebaut, langflügelig und langſchwänzig. Der Schnabel iſt mittellang, noch ziemlich ſchwach und im ganzen wie bei unſerm Kukuk gebildet, der Fuß kurzläufig und langzehig, der Fittig ziemlich ſpitzig, in ihm die dritte Schwungfeder die längſte, der Schwanz mehr als mittel- lang, ſeitlich etwas abgerundet, das Gefieder knapp, aber großfedrig. Der Goldkukuk oder Didrik (Chrysococcyx auratus) iſt auf der ganzen Oberſeite, mit Aus- nahme einiger lichten Stellen, glänzend metalliſch grün, kupferig ſchillernd; doch zeigen viele von den Federn auch einen bläulichen Schiller an ihren Rändern, und einzelne einen oder zwei derartige Flecken. Vor und hinter dem Auge verlaufen weiße Streifen, und ein gleichfarbiger Flecken ziert die Stirngegend. Die ganze Unterſeite iſt lichtbräunlich oder gilblichweiß; aber die Farbe iſt hier ſo zart, daß ſie ſich blos unmittelbar nach der Mauſer in voller Schönheit zeigt, durch das Sonnenlicht jedoch auch beim lebenden Vogel bald in Weiß ausgebleicht wird. Die Seiten-, die Schwanz- und Unter- flügeldeckfedern ſind grünlich, die erſten Hand- und die Armſchwingen, ſowie die äußeren Steuer- federn auf dunkelgrünem Grunde weiß gebändert. Das Auge iſt lebhaft gelbbraun, während der Paarungszeit beim Männchen cochenilleroth, das Augenlid korallenroth, der Schnabel dunkelblau, der Fuß lichtgraublau. Die Länge beträgt 7½, die Breite 12¾, die Fittiglänge 4⅙, die Schwanz- länge 3¼ Zoll. Das Weibchen iſt ein wenig kleiner und minder ſchön, unterſcheidet ſich auch leicht durch ſeine gefleckte Unterſeite. Das Jugendkleid iſt dem der alten Vögel ſehr ähnlich, die Unterſeite iſt aber gelb angeflogen, Bruſt und Kehle ſind metallgrün, dicht geſchuppt, die Federn der Oberſeite roſtgelb gerandet und die Schwingen roſtgelb gefleckt. Ueber das Leben hat zuerſt Vaillant Einiges berichtet. „Jch fand den Didrik“, ſagt er, „im größten Theile Südafrikas, vom Elefantenfluſſe an bis zum Land der kleinen Namaken, und zwar ſo

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/228>, abgerufen am 21.11.2024.