Jn den Schweizeralpen hält es sich, wie Tschudi berichtet, vorzugsweise in dem unteren und mittleren Waldgürtel der Gebirge auf, selten auf den Vorbergen und in den Forsten der Ebene. Es ist oft der Begleiter des Auerhuhnes, scheint aber ausnahmsweise höher zu gehen. Auch hier zieht es die Mittagsseite dicht bewaldeter einsamer Berghalden allen übrigen Orten vor und findet sich vorzugsweise in steinigten, mit Wachholder-, Hasel- und Erlenbüschen bewachsenen, von Bächen durchflossenen, mit Tannen und Birken besetzten Gebieten. Jm Norden siedelt es sich im Gebirge, wie in der Ebene, in Skandinavien am häufigsten am Fuße der nordischen Alpen an.
Das Haselhuhn lebt in Einweibigkeit, hält sich gern versteckt und macht sich deshalb wenig bemerklich. Nur selten und blos zufällig, oder wenn man sich dabei still und versteckt hält, gewahrt man es am häufigsten noch im Laufen, wenn es, von einem Gebüsche nach dem andern rennend, einmal über eine freie Stelle hinweg muß, oder in der rauhen Jahreszeit auch auf den Aesten eines Baumes sitzend, wo es sich, wie auf dem Erdboden, wenn es ihm zum Entfliehen zu spät dünkt, auf stärkeren Aesten der Länge nach hindrückt und auch den Kopf darauf hinstreckt, sodaß es sich dem Uneingeweiheten recht oft verbirgt. Von dünnen Zweigen aus ergreift es gewöhnlich ein anderes Rettungsmittel: es fliegt schnell weg und verbirgt sich im Gesträuche am Boden. Jm ruhigen Zustande sitzt und geht es sehr geduckt, wie ein Rebhuhn, wenn es unsicher ist, aber mit mehr erhobenem und im Laufen mit vorgestrecktem Halse. Jm Laufe ist es ungemein schnell und gewandt, auch kann es vortrefflich springen. "Jch belauschte eins", erzählt Naumann, "beim Ausbeeren einer Dohne, welches mit Hilfe der Flügel über vier Fuß senkrecht in die Höhe sprang, die erschnappten Beerenbüschel in die Höhe riß, und als es mich in demselben Augenblicke gewahr wurde, schnell damit unter die nahen Wachholderbeerbüsche rannte." Die Henne trägt im Laufen die wenig verlängerten Scheitelfedern glatt niedergelegt, während der mit mehr Anstand einher- schreitende Hahn die Haube lüftet.
"Der Flug ist, wie bei andern Waldhühnern, anstrengend und, wegen der schnurrenden, sehr geschwinden Bewegung der kurzen, runden Flügel, mit starkem Geräusch verbunden, geht aber schneller von statten als der des Auer- und Birkhuhnes. Das Haselhuhn übt ihn nicht ohne Noth, sendern läuft lieber solange als möglich auf dem mit Gras und Kräutern bedeckten Boden fort, ja es sucht selbst von den Bäumen herab nach kurzem Fluge sein Versteck wieder auf. Jm übrigen hat der Flug große Aehnlichkeit mit dem der Rebhühner."
Die Stimme darf reichhaltig genannt werden. Männchen und Weibchen unterscheiden sich durch sie nicht unwesentlich, und namentlich die Hennen lassen vielfach wechselnde Laute vernehmen. Die jungen einjährigen Hühner ändern, wie Leyen behauptet, ihren Lockruf mit dem zunehmenden Alter bis zum September des ersten Jahres fünfmal. Es ist schwer, diesen Ruf mit Worten wiederzugeben. Er beginnt im hohen auf- und absteigenden Diskant und endet in derselben Tonart mit einem kürzeren oder längeren Triller. Die erstjährigen Haselhühner locken, solange sie zusammen in der Kette leben, einfach: "Pi, pi, pi, pi", und zwar die Hähne ebenso wie die Hennen. Sind die Jungen schon paarungsfähig, wenn auch noch in der Kette, so lassen sie einen Ton vernehmen, welcher etwa durch "Tih" oder "tihti" ausgedrückt werden kann, später fügen sie noch einen dritten zu, sodaß der ganze Stimmlaut "Tih tih -- titi" oder "Tih tih -- tite" klingt. Der ausgebildete Hahn pfeift ein förmliches Liedchen, welches man durch die Silben "Tih tih -- titi diri" wieder- zugeben versucht hat. Dieser Ruf wird übrigens mehrfach verändert und zwar ebensowohl im Anfange, als am Ende. Die alte Henne unterscheidet sich durch ihre Stimme von dem Hahne auffallend und läßt, namentlich wenn sie davonfliegt, einen sogenannten Läufer hören, welcher sehr fein und leise beginnt, immer lauter und breiter wird und endlich in möglichst schnell auf einander folgenden Tönen endigt. Leyen versucht das Ganze durch die Silben "Tititititititititikiulkiul- kiulkiulkiul" auszudrücken, und Kobell bemerkt, daß ihn die Jäger Oberbayerns durch die Worte "Zieh, zieh, zieh, bei der Hitz in die Höh" zu übersetzen pflegen.
Die Läufer. Scharrvögel. Rauchfußhühner.
Jn den Schweizeralpen hält es ſich, wie Tſchudi berichtet, vorzugsweiſe in dem unteren und mittleren Waldgürtel der Gebirge auf, ſelten auf den Vorbergen und in den Forſten der Ebene. Es iſt oft der Begleiter des Auerhuhnes, ſcheint aber ausnahmsweiſe höher zu gehen. Auch hier zieht es die Mittagsſeite dicht bewaldeter einſamer Berghalden allen übrigen Orten vor und findet ſich vorzugsweiſe in ſteinigten, mit Wachholder-, Haſel- und Erlenbüſchen bewachſenen, von Bächen durchfloſſenen, mit Tannen und Birken beſetzten Gebieten. Jm Norden ſiedelt es ſich im Gebirge, wie in der Ebene, in Skandinavien am häufigſten am Fuße der nordiſchen Alpen an.
Das Haſelhuhn lebt in Einweibigkeit, hält ſich gern verſteckt und macht ſich deshalb wenig bemerklich. Nur ſelten und blos zufällig, oder wenn man ſich dabei ſtill und verſteckt hält, gewahrt man es am häufigſten noch im Laufen, wenn es, von einem Gebüſche nach dem andern rennend, einmal über eine freie Stelle hinweg muß, oder in der rauhen Jahreszeit auch auf den Aeſten eines Baumes ſitzend, wo es ſich, wie auf dem Erdboden, wenn es ihm zum Entfliehen zu ſpät dünkt, auf ſtärkeren Aeſten der Länge nach hindrückt und auch den Kopf darauf hinſtreckt, ſodaß es ſich dem Uneingeweiheten recht oft verbirgt. Von dünnen Zweigen aus ergreift es gewöhnlich ein anderes Rettungsmittel: es fliegt ſchnell weg und verbirgt ſich im Geſträuche am Boden. Jm ruhigen Zuſtande ſitzt und geht es ſehr geduckt, wie ein Rebhuhn, wenn es unſicher iſt, aber mit mehr erhobenem und im Laufen mit vorgeſtrecktem Halſe. Jm Laufe iſt es ungemein ſchnell und gewandt, auch kann es vortrefflich ſpringen. „Jch belauſchte eins“, erzählt Naumann, „beim Ausbeeren einer Dohne, welches mit Hilfe der Flügel über vier Fuß ſenkrecht in die Höhe ſprang, die erſchnappten Beerenbüſchel in die Höhe riß, und als es mich in demſelben Augenblicke gewahr wurde, ſchnell damit unter die nahen Wachholderbeerbüſche rannte.“ Die Henne trägt im Laufen die wenig verlängerten Scheitelfedern glatt niedergelegt, während der mit mehr Anſtand einher- ſchreitende Hahn die Haube lüftet.
„Der Flug iſt, wie bei andern Waldhühnern, anſtrengend und, wegen der ſchnurrenden, ſehr geſchwinden Bewegung der kurzen, runden Flügel, mit ſtarkem Geräuſch verbunden, geht aber ſchneller von ſtatten als der des Auer- und Birkhuhnes. Das Haſelhuhn übt ihn nicht ohne Noth, ſendern läuft lieber ſolange als möglich auf dem mit Gras und Kräutern bedeckten Boden fort, ja es ſucht ſelbſt von den Bäumen herab nach kurzem Fluge ſein Verſteck wieder auf. Jm übrigen hat der Flug große Aehnlichkeit mit dem der Rebhühner.“
Die Stimme darf reichhaltig genannt werden. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich durch ſie nicht unweſentlich, und namentlich die Hennen laſſen vielfach wechſelnde Laute vernehmen. Die jungen einjährigen Hühner ändern, wie Leyen behauptet, ihren Lockruf mit dem zunehmenden Alter bis zum September des erſten Jahres fünfmal. Es iſt ſchwer, dieſen Ruf mit Worten wiederzugeben. Er beginnt im hohen auf- und abſteigenden Diskant und endet in derſelben Tonart mit einem kürzeren oder längeren Triller. Die erſtjährigen Haſelhühner locken, ſolange ſie zuſammen in der Kette leben, einfach: „Pi, pi, pi, pi“, und zwar die Hähne ebenſo wie die Hennen. Sind die Jungen ſchon paarungsfähig, wenn auch noch in der Kette, ſo laſſen ſie einen Ton vernehmen, welcher etwa durch „Tih“ oder „tihti“ ausgedrückt werden kann, ſpäter fügen ſie noch einen dritten zu, ſodaß der ganze Stimmlaut „Tih tih — titi“ oder „Tih tih — tite“ klingt. Der ausgebildete Hahn pfeift ein förmliches Liedchen, welches man durch die Silben „Tih tih — titi diri“ wieder- zugeben verſucht hat. Dieſer Ruf wird übrigens mehrfach verändert und zwar ebenſowohl im Anfange, als am Ende. Die alte Henne unterſcheidet ſich durch ihre Stimme von dem Hahne auffallend und läßt, namentlich wenn ſie davonfliegt, einen ſogenannten Läufer hören, welcher ſehr fein und leiſe beginnt, immer lauter und breiter wird und endlich in möglichſt ſchnell auf einander folgenden Tönen endigt. Leyen verſucht das Ganze durch die Silben „Tititititititititikiulkiul- kiulkiulkiul“ auszudrücken, und Kobell bemerkt, daß ihn die Jäger Oberbayerns durch die Worte „Zieh, zieh, zieh, bei der Hitz in die Höh“ zu überſetzen pflegen.
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Die Läufer. Scharrvögel. Rauchfußhühner.
Jn den Schweizeralpen hält es ſich, wie Tſchudi berichtet, vorzugsweiſe in dem unteren und
mittleren Waldgürtel der Gebirge auf, ſelten auf den Vorbergen und in den Forſten der Ebene. Es
iſt oft der Begleiter des Auerhuhnes, ſcheint aber ausnahmsweiſe höher zu gehen. Auch hier zieht es
die Mittagsſeite dicht bewaldeter einſamer Berghalden allen übrigen Orten vor und findet ſich
vorzugsweiſe in ſteinigten, mit Wachholder-, Haſel- und Erlenbüſchen bewachſenen, von Bächen
durchfloſſenen, mit Tannen und Birken beſetzten Gebieten. Jm Norden ſiedelt es ſich im Gebirge,
wie in der Ebene, in Skandinavien am häufigſten am Fuße der nordiſchen Alpen an.
Das Haſelhuhn lebt in Einweibigkeit, hält ſich gern verſteckt und macht ſich deshalb wenig
bemerklich. Nur ſelten und blos zufällig, oder wenn man ſich dabei ſtill und verſteckt hält, gewahrt
man es am häufigſten noch im Laufen, wenn es, von einem Gebüſche nach dem andern rennend,
einmal über eine freie Stelle hinweg muß, oder in der rauhen Jahreszeit auch auf den Aeſten eines
Baumes ſitzend, wo es ſich, wie auf dem Erdboden, wenn es ihm zum Entfliehen zu ſpät dünkt,
auf ſtärkeren Aeſten der Länge nach hindrückt und auch den Kopf darauf hinſtreckt, ſodaß es
ſich dem Uneingeweiheten recht oft verbirgt. Von dünnen Zweigen aus ergreift es gewöhnlich ein
anderes Rettungsmittel: es fliegt ſchnell weg und verbirgt ſich im Geſträuche am Boden. Jm
ruhigen Zuſtande ſitzt und geht es ſehr geduckt, wie ein Rebhuhn, wenn es unſicher iſt, aber mit
mehr erhobenem und im Laufen mit vorgeſtrecktem Halſe. Jm Laufe iſt es ungemein ſchnell und
gewandt, auch kann es vortrefflich ſpringen. „Jch belauſchte eins“, erzählt Naumann, „beim
Ausbeeren einer Dohne, welches mit Hilfe der Flügel über vier Fuß ſenkrecht in die Höhe ſprang,
die erſchnappten Beerenbüſchel in die Höhe riß, und als es mich in demſelben Augenblicke gewahr
wurde, ſchnell damit unter die nahen Wachholderbeerbüſche rannte.“ Die Henne trägt im Laufen
die wenig verlängerten Scheitelfedern glatt niedergelegt, während der mit mehr Anſtand einher-
ſchreitende Hahn die Haube lüftet.
„Der Flug iſt, wie bei andern Waldhühnern, anſtrengend und, wegen der ſchnurrenden, ſehr
geſchwinden Bewegung der kurzen, runden Flügel, mit ſtarkem Geräuſch verbunden, geht aber ſchneller
von ſtatten als der des Auer- und Birkhuhnes. Das Haſelhuhn übt ihn nicht ohne Noth, ſendern
läuft lieber ſolange als möglich auf dem mit Gras und Kräutern bedeckten Boden fort, ja es ſucht
ſelbſt von den Bäumen herab nach kurzem Fluge ſein Verſteck wieder auf. Jm übrigen hat der
Flug große Aehnlichkeit mit dem der Rebhühner.“
Die Stimme darf reichhaltig genannt werden. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich
durch ſie nicht unweſentlich, und namentlich die Hennen laſſen vielfach wechſelnde Laute vernehmen.
Die jungen einjährigen Hühner ändern, wie Leyen behauptet, ihren Lockruf mit dem zunehmenden
Alter bis zum September des erſten Jahres fünfmal. Es iſt ſchwer, dieſen Ruf mit Worten
wiederzugeben. Er beginnt im hohen auf- und abſteigenden Diskant und endet in derſelben Tonart
mit einem kürzeren oder längeren Triller. Die erſtjährigen Haſelhühner locken, ſolange ſie zuſammen
in der Kette leben, einfach: „Pi, pi, pi, pi“, und zwar die Hähne ebenſo wie die Hennen. Sind
die Jungen ſchon paarungsfähig, wenn auch noch in der Kette, ſo laſſen ſie einen Ton vernehmen,
welcher etwa durch „Tih“ oder „tihti“ ausgedrückt werden kann, ſpäter fügen ſie noch einen dritten
zu, ſodaß der ganze Stimmlaut „Tih tih — titi“ oder „Tih tih — tite“ klingt. Der ausgebildete
Hahn pfeift ein förmliches Liedchen, welches man durch die Silben „Tih tih — titi diri“ wieder-
zugeben verſucht hat. Dieſer Ruf wird übrigens mehrfach verändert und zwar ebenſowohl im
Anfange, als am Ende. Die alte Henne unterſcheidet ſich durch ihre Stimme von dem Hahne
auffallend und läßt, namentlich wenn ſie davonfliegt, einen ſogenannten Läufer hören, welcher ſehr
fein und leiſe beginnt, immer lauter und breiter wird und endlich in möglichſt ſchnell auf einander
folgenden Tönen endigt. Leyen verſucht das Ganze durch die Silben „Tititititititititikiulkiul-
kiulkiulkiul“ auszudrücken, und Kobell bemerkt, daß ihn die Jäger Oberbayerns durch die Worte
„Zieh, zieh, zieh, bei der Hitz in die Höh“ zu überſetzen pflegen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/386>, abgerufen am 21.11.2024.
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